34. Finde dich selbst
Hi meine Lieben,
erst Mal ein riesen Danke an alle da draußen, welche jeden Monat erneut so viel Geduld aufbringen und auf meine Kapitel warten. Sich dann jedes Mal total freuen und so unglaublich süße Kommentare hinterlassen. Ihr seid meine größte Motivation und ich bin sehr dankbar das ihr da draußen seid.
Nun ist endlich, trotz dem Albtraum der Oberstufe (bitte Dumbledore hohl mich nach Hogwarts) ein neues Kapitel draußen und ich hoffe es gefällt euch.
Hab euch lieb
Luna <3
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34.Kapitel. Finde dich selbst
Ich hatte keinen genauen Gedanken gehabt als ich disappariert war, keinen bestimmten Ort an dem es nützlich wäre zu sein vor Augen gesehen, kein Schutzgebiet hatte ich im Sinn gehabt. Nein, das einzige an was ich gedacht hatte, war Tonks Wohnung gewesen. Ihr Geruch, die verrückten Vorhänge und die warme und herzliche Atmosphäre welche mich dort empfing. Die erste Person die mir einfiel und die einzige zu welcher ich gehen würde.
Innerlich hatte ich mich schon darauf vorbereitet gleich in goldenen Flammen in ihrem Wohnzimmer zu erscheinen, bevor ich einen weichen Kuschelteppich unter meinen Füßen spüren und Tonks überraschter Aufschrei ertönen würde.
Hier jedoch roch es ganz und gar nicht wie in Tonks Wohnung, viel zu Herb und es schien viel zu kalt zu sein. Langsam öffnete ich die Augen und sah mich um. Meterhohe Bäume schossen um mich herum wie Pilze aus dem Boden und versperrten fast vollkommen meine Sicht. Ihre Äste waren so dicht das kaum ein Fleck des Himmels zu sehen war und ihre Wurzeln so lang das jeder unaufmerksame Wanderer darüber fallen musste. Kaum ein Laut war zu hören, nur die Geräusche des Waldes um mich herum.
Keinem von denen die in Märchen ihren Platz fanden, nein ein düsterer schauriger Wald. Aus jeder Ecke drang ein Knacken und ein Knistern und nur eine Sekunde nach meiner Ankunft waren meine Muskeln bis zum äußersten angespannt.
Jede Sekunde erwartete ich angegriffen zu werden, von Mensch oder Tier, hier schien es gleich wahrscheinlich zu sein.
„Was tue ich hier?", völlig verwirrt fing ich schon an mit mir selbst zu sprechen.
Wieder ein Knacken. Ich spürte wie sich Mimis scharfe Krallen angstvoll in meine Schulter krallten und sicherlich tiefe Furchen in meiner bleichen Haut hinterließen.
Unsicher biss ich mir in die Lippe, dieser Wald war sicher kein Ort an dem ich noch länger bleiben wollte. Ich konzentrierte mich erneut, diesmal intensiver auf meine Beste Freundin und ihre Wohnung. Ich schloss die Augen und hoffte fast schon auf Eintretenden Schwindel, sowie das stetige Rauschen des apparierens. Doch nichts geschah.
Erneut öffnete ich die Augen und meine Vermutung wurde bestätigt. Ich war noch immer in diesem schrecklichem Wald mitten im Nirgendwo. Keinen Zentimeter hatte ich mich bewegt.
Genervt fuhr ich mir durch die Haare: „Was stimmt den nicht? Warum klappt das nicht!"
Während ich fahrig über Mimis Fell fuhr, begann ich langsam einen Schritt vorwärts zu gehen. Tiefer in den Urwald vor mir hinein. Doch etwas war anders, mein Sichtfeld schien kleiner zu werden, schien zu verschwimmen und meine Umgebung begann langsam in der Dunkelheit zu verschwinden.
Hatte ich einen Fehler beim Apparieren gemacht, war ich irgendwie gesplinterte? Oder hatte ich mich verletzt? Ich konnte es mir nicht erklärt.
Als ein milchiger Schleier sich vor meine Sicht legte begann Panik in mir aufzusteigen. Ich konnte spüren wie mein Herz in meiner Brust zu hämmern begann, mein Atem beschleunigte sich rasend schnell und meine Hände begannen zu zittern.
Ich rieb meine Augen, zwinkerte verzweifelt und riss mir beim versuch etwas aus einem Gesicht zu reiben das nicht dort war fast die Wimpern aus.
Ich konnte nichts mehr sehen. Um mich herrschte tiefste Dunkelheit. Hilfesuchend umklammerte ich meinen Zauberstab und richtete ihn auf das nichts vor mir.
„Was passiert mit mir?!", Panik stieg in mir auf und ich begann am ganzen Leib zu zittern.
Ich wusste nicht mal wen oder war ich fragte, doch diesmal erhielt ich mehr als nur ein Knacken im Unterholz als Antwort. Eine Wohlbekannte und mächtige Stimme begann in meinem Kopf zu sprechen. Dröhnte in dessen Schädel und verursachte schon jetzt wieder mörderische Kopfschmerzen.
„Mach dir keine Sorgen meine Tochter, es ist alles in bester Ordnung, du bist aus einem bestimmten Grund hier!"
„So und warum bitte!", etwas angesäuert wünschte ich mir ihm einfach einen Fluch aufhalsen zu können. Doch die Angst in meinem Inneren und die Neugier nach seiner Antwort, hielten mich davon ab völlig die Beherrschung zu verlieren. Mal Abgesehen davon, es sowieso nichts bringen würde.
„Du hast deine Bestimmung verloren, du bist schwächer geworden, merkst du es nicht. Deine Instinkte sind geschwächt, deine Magie ist zu größerem bestimmt, als auf hirnlose Zaubersprüche zu hören und auf einfache Befehle zu reagieren. Merkst du es nicht Emily, du bist bequem geworden!!", seine Stimme dröhnte mächtig durch meinen Kopf und schien von dessen Innenwänden widerzuhallen.
„Soll ich wieder alleine durch den Wald hetzen, verfolgt von Todessern und meinen Bruder im Stich lassen oder wie?", ich wurde nun deutlich gereizter. Nur weil ich einmal glücklich war, musste er es denn nun sofort kaputt machen?
„Emily, du musst besser vorbereitet sein! Ich werde dir dabei helfen und irgendwann wirst du es verstehen.", wieder die dröhnende Stimme in meinem Schädel und langsam bekam ich es wirklich mit der Angst zu tun. Er konnte, nein durfte mich nicht so hilflos hier zurück lassen.
„Was, nein bitte!", ich musste ihnen doch helfen, hier würde ich zugrunde gehen.
„Verlasse dich auf deine innere Stimme .!", damit verschwand er ins nichts und ich war Mutter Seelen alleine.
„Warte!", schrie ich noch ein letztes Mal in Gedanken, doch ich wusste dass es sinnlos war. Er würde nicht antworten.
Er, Merlin kam und ging wie er wollte, ich konnte keinen Kontakt zu ihm aufnehmen oder ihn um etwas bitten. Merlin tat was er für richtig erachtete und niemand konnte sich gegen seine Entscheidungen wehren, nicht mal seine eigene Erbin. Nicht mal ich.
Aber in diesem Moment hatte ich einfach nur Angst.
Tiefe undurchdringliche Angst.
Sie schien mein gesamtes Bewusstsein einzunehmen und jegliche Empfindung in mir zu übernehmen, mich jetzt schon zu kontrollieren wie ein dunkles inneres Wesen das von mir Besitz ergriffen hatte.
Ohne dass ich etwas dagegen tun konnte, begann ich zu zittern. Noch nie hatte ich mich dermaßen Hilflos gefühlt.
Ich wünschte mir meine Gefühllosigkeit zurück, meine Kälte. Vor ein paar Monaten noch hätte ich niemals so reagiert. Nicht ich. Nicht nachdem was ich alles überstanden hatte. Dafür war ich zu stark. Doch jetzt war ich verletzlich, schwach, von den eigenen Gefühlen kontrolliert wie ein kleines Kind.
Selbst atmen schien mir zu gefährlich, weshalb ich für einen Moment die Luft anhielt, bevor meine Lungen mich wieder zwangen sie wieder mit Sauerstoff zu füllen.
Langsam sank ich auf den Waldboden zu meinen Füßen. Mit meinen Fingern begann ich vor mich zu tasten. Laub und Dreck gruben sich unter meine Nägel und ich konnte den Duft des Waldes intensiver wahrnehmen als jemals zuvor. Jedes Rascheln klang in meinen Ohren wieder, jeder Windhauch der über meine Haut fuhr war ein Zeichen, ein Indiz das ich noch am Leben war.
Vorsichtig begann ich geradeaus zu kriechen, die Hände immer am Boden, wie ein Tier das sich im Unterholz vor seinen Feinden versteckt. Ich fühlte mich einfach nur erbärmlich.
Ein Druck auf meiner Schulter, ein Fauchen und die plötzliche Leere an meinem Nacken ließen mich aufschrecken. Verwirrt tastete ich an die Stelle wo eben noch Mimi gesessen und sich in mein T- Shirt gekrallt hatte. Sie war leer. Mein kleines weißes Frettchen war verschwunden.
„Mimi?", angsterfüllt flüsterte ich in die endlose Dunkelheit vor mich hinein.
Ich hatte nicht gedacht, dass mich meine kleine Freundin jemals verlassen würde. Sie war immer geblieben. Auf der Flucht vor Todessern, während sämtlichen Standortwechseln, illegalen Geschäften, magischen Ausbrüchen, Kontrollverlusten und selbst als ich im Koma lag, lief sie niemals davon. Und jetzt sollte sie einfach weg sein?
Ich spürte die Kälte auf meiner Schulter und augenblicklich lief mir ein Schauer über den Rücken.
Ich fühlte mich nun endgültig verlassen auf diesem verdammten Fleckchen Erde. Suchend tastete ich mich vorwärts, bis ich einen breiten Baum fühlte. Ich konnte seine raue Rinde unter meinen Händen fühlen und haltsuchend klammerte ich mich daran. Er schien mir Sicherheit zu bieten, zumindest bildete ich mir das ein und das war für den Moment genug.
...
Ich wusste nicht wie lange ich dort saß, den Rücken eng an den Baum gepresst und starr nach vorne in die Dunkelheit starrend. Die Geräusche um mich herum machten mir Angst. Jeder Windhauch ließ mich erschaudern, jedes Knacken mich zusammenzucken und jede Bewegung um mich herum ließ mich meine Finger tief in die Erde krallen.
Es schienen Stunden vergangen zu sein und langsam wurde es kälter, zitternd schlang ich meine dünne Jacke enger um meine Schultern. Erst jetzt bemerkte ich dass ich noch meine Schuluniform trug.
Kopfschüttelnd fuhr ich über das Hauswappen an meiner Weste welches sich deutlich von der weichen Wolle abhob. Gryffindor, mein Haus, es stand für Tapferkeit, Mut und Freundschaft, warum zur Hölle hatte ich dann solche Angst?
Ein Rascheln ertönte und ich zuckte zusammen. Einer Gewohnheit folgend drehte ich meinen Kopf suchend herum, obwohl ich doch eigentlich wusste, dass es mir in dieser Situation wenig nützen würde.
„Hallo!", meine Stimme war nur ein flüsterte und eine Antwort bekam ich auch nicht.
Das Rascheln schien währenddessen immer näher zu kommen und schließlich direkt vor mir zu sein.
Verwirrt drückte ich mich noch ein wenig mehr gegen den breiten Baumstamm, als plötzlich etwas an meinem Finger zu knabbern begann.
Im ersten Moment wollte ich aufschreien und meine Hand an meine Brust pressen, das etwas vor mir davon treten aber dann hielt ich inne.
So seltsam es auch zu sein schien, doch nach all den Jahren erkannte ich Mimi selbst an ihrem Knabbern. Das hieß wohl, dass sie mich doch nicht verlassen hatte. Sie war zurückgekehrt. Erleichtert lachte ich auf und bekam dafür die Zustimmung meiner kleinen Freundin, welche ihren kleinen Kopf an meiner Hand rieb.
„Wo warst du nur kleine!", behutsam ertastete ich sie und hob sie auf meinen Schoß, von dem sie jedoch sogleich wieder hinunter krabbelte, um mit ihren winzigen Zähnen an meinem Rock zu zerren.
„Was zum....", erneut wiederholte sie diesen Vorgang, solange bis ich mich endlich auf die Knie begab und den Versuch unternahm ihr zu folgen. Manchmal schien sie wohl einfach einen besseren Plan zu haben als ich.
Doch schon nach wenigen Momenten gab ich auf. Immer wieder kam das flauschige Etwas zurück, um an meinem Rock zu ziehen und ehrlich ich versuchte wirklich ihrem Rascheln zu folgen, wusste ich doch das auf sie verlass war, doch es klappte einfach nicht.
Enttäuscht ließ ich mich zurück auf die kalte Erde sinken, was sollte ich nur tun?
Dann jedoch, sehr sehr langsam kam ein Gedanke in mir auf und im nächsten Moment schallt ich mich selbst, wie dumm ich nur gewesen war. Das ich nichts sehen konnte bedeutete schließlich nicht das meine Magie weg war. Was war nur los mit mir, warum hatte ich nicht früher daran gedacht?
Tief durchatmend begann ich die Wärme tief in mir zu suchen, verborgen in meiner Seele, pulsierend und lebenserhaltend wie das Blut das durch meine Venen floss. Kontrolliert ergriff ich den Kern und leitete die Magie durch meine Arme hin zu meinen Fingerspitzen und für einen Moment genoss ich das Kribbeln als diese meinen Körper verließ.. Langsam begann sie meine Umgebung abzutasten und jede Pflanze, jedes Tier und jeden Gegenstand mit ihren Fühlern zu umfließen. Selbst als sie Meterweit von mir entfernt war spürte ich noch jeden einzelnen Funken ihrer Macht, welcher in kleinen Blitzen immer wieder in mich zurück zu zucken schien.
Es war ein unbeschreibliches Gefühl, ich konnte nichts sehen, doch ich wusste wo sich was befand, ich spürte die Präsenz jedes einzelnen Baumes, jedes Käfers der sich unter einer Schicht von Blättern vor mir verbarg. Und schlussendlich Mimi, welche für einen Moment inne zu halten schien, bevor sie weiterlief. Tief in den Wald hinein. Hatte sie es gespürt als die Magie über sie hinweg gekrochen war. Es schien fast so.
Und ohne zu Zögern stand ich auf. Erhob mich aus meiner gekrümmten Haltung und folgte ihr, meine Magie immer ein Stück vorausschickend rannte ich blind durch den Wald. Niemals streifte ich einen Baum, verletzte mich an einem Ast oder fiel über einen der vielen Steine zu meinen Füßen.
Jegliche Angst schien wie weg geblasen. Ich fühlte mich unerschütterlich wie ein Fels in der Brandung.
Erst nach einer endlosen Zeit blieben wir stehen.
Der Schweiß stand mir auf der Stirn und ich keuchte mir die Seele aus dem Leib, trotzdem war alles was ich fühlte ein unbeschreibliches Gefühl von Macht und innerer Stärke.
Nun war ich kein unsicheres kleines Mädchen mehr, nun war ich seine Erbin, ich war nicht mehr alleine und ich würde diese Zeit, wie lang es auch so bleiben mochte überstehen.
Wieder begann meine kleine weiße Freundin zu laufen, diesmal nur einige Meter und deutlich langsamer als zuvor. Wieder folgte ich ihr.
Ich konnte spüren das wir irgendetwas betraten und reflexartig duckte ich mich als ich den Eingang direkt über mir spüren konnte. Er schien schmäler und tiefer zu sein als der Innenraum des Etwas. Ob es wohl eine Hütte war?
Hauptsache war das es mir und Mimi Schutz bot. Der eiskalte Wind war von meinen Wangen verschwunden und es schien deutlich wärmer zu sein.
Die Magie vor mir hertreibend und die Arme weit ausgestreckt, tastete ich mich langsam nach vorne, bis ich an eine Wand stieß. Sie war rau und steinig, etwas Sand bröckelte von ihr ab, doch sie schien Stabil zu sein.
Langsam tastete ich mich an ihr herunter bis ich sicher am Boden saß. Langsam fuhr ich mit den Fingerspitzen an meiner Hüfte herum und leichterte erleichtert auf als ich meine kleine Tasche spürte.
Den Kopf starr nach vorne gerichtete, tastete ich hinein bis ich meinen Zauberstab und etwas Flauschiges Spürte. Meine Decke. Heilfroh keuchte ich auf und war im nächsten Moment dankbar das ich meine Tasche so gut wie nie aufräumte ,sodass diese von meinen letzten Waldausflügen noch zu finden war.
Ohne zu zögern kuschelte ich mich darin hinein und rief Mimi zu mir. Ich warf noch einen Wärmezauber über uns beide, dann lehnte ich mich den Zauberstab fest umklammert an die Wand hinter mir.
.....
Irgendwann musste ich wohl daran heruntergerutscht sein, denn als ich einige Stunden später wieder aufwachte lag ich am Boden, den Zauberstab immer noch fest umklammert. Nach einigem herumtasten im Dreck um mich herum fand ich auch eine zusammengerollte Mimi etwas entfernt von mir. Sachte fuhr ich einige male über ihr Fell, bevor ich mich schließlich mit einiger Mühe in eine sitzende Position erhob.
Tief atmete ich durch. Ob schon ein neuer Tag angebrochen war? Könnte ich noch etwas sehen wäre das keine der Fragen welche ich mir zusätzlich noch stellen musste. Aber anscheinend schien ich ja bis an mein Lebensende verflucht zu sein. Wie es Fred wohl ging? Bestimmt hatten er und Georg bereits etwas neues angestellt, ich war vergessen und die beiden hatten sich maßlos Ärger eingehandelt. Ein Grinsen trat auf mein Gesicht. Ich vermisste ihn unheimlich, er wüsste selbst in meiner Situation etwas zu sagen, was mich zum Lachen brächte.
Im nächsten Moment wurde mein Gesichtsausdruck jedoch wieder Ernst. Was wohl mit Harry war? Würde ihm jemand helfen können wenn er einen seiner Albträume hatte? Was war wenn er das Legilimentik Training nicht Ernst genug nahm und Voldemort die Kontrolle über ihn übernahm. Ich durfte nicht daran denken. Fahrig fuhr ich mir durch die Haare. Was definitiv nicht so einfach ging wie sonst. Dank den vergangenen Stunden waren sie verknotet, etwas Dreck hatte sich daran festgesetzt und ich war froh das ich sie jetzt nicht sehen musste.
Ein Knurren und ein Ziehen in meinem Magen erinnerte mich daran das es schon eine Weile her war das ich etwas gegessen hatte und stöhnend stellte ich fest das ich mir nun wohl oder übel was besorgen musste.
Mit einem Haargummi von meinem Handgelenk band ich meine Haare in einen Knoten fest, so waren sie mir wenigstens nicht im Weg. Nachdem ich anschließend meinen Zauberstab wieder gefunden hatte, stand ich vorsichtig mit zitternden Beinen auf.
In meiner Tasche fand ich tatsächlich noch etwas das sich wie eine Hose anfühlte, welche ich erleichtert anzog. Ein Rock in einem Wald war wirklich nicht das passende Bekleidungsstück.
Mein Orientierung war noch gut genug das ich den Ausgang der Höhle wiederfand. Ich hatte mich entschieden das ich mich in einer solchen befinden musste, welche Option blieb sonst übrig.
Sofort umfasste mich ein Schwall von Kälte und ich presste fest die Lippen auf einander um nicht zu zittern.
Wie schon am Tag zuvor ließ ich meine Magie aus meinem Körper hinaus strömen, ließ sie zwischen den Bäumen hindurch fließen, den Wald nach Gefahren absuchen und sie zu mir zurückkehren.
Dann lief ich los....
Zwischen Bäumen und Büschen hindurch, an Felsbrocken vorbei und über Bäche hinüber führte mich mein Weg. Doch das einzige Essbare was ich fand waren einige Beeren gewesen, an deren Blättern ich mich auch noch gestochen hatte. Nicht genug für Mimi und mich.
Ich hatte es vermeiden wollen, hatte mich einige Stunden noch davor gedrückt, doch letztlich schien es keine andere Alternative zu geben. Jedes Mal wenn ich es auf Grund von Hunger oder des Überlebens tat hatte ich ein schlechtes Gewissen, fühlte ich mich wie eine Mörderin. Todesser zu verletzen und zu bekämpfen war das eine, unschuldige Tiere zu töten etwas ganz anderes.
Das erste Mal als ich einen unschuldigen Hasen auf Grund von Hunger hatte töten müssen war ich 14 Jahre alt gewesen. Danach hatte ich drei Tage lang geweint und mir war so schlecht gewesen das ich gar nichts mehr hatte essen können.
Meine Magie schien anzuschlagen wie eine Alarmanlage als ein lebendes panisch pochendes Herz in ihr Feld einzudringen schien. Meine Schritte wurden langsamer, mein Bewegungen bedächtiger. Fast schon konnte ich das dumpfe Pochen des Hasen in meinen Ohren hören. Jetzt durfte ich nicht das kleinste Geräusch mehr von mir geben. Nicht einen Mucks.
Ich ließ meine Magie um das kleines Wesen herumgleiten, ließ sie ihn einlullen, es beruhigen.
Ganz langsam ging ich einen Schritt nach vorne. Immer darauf bedacht keinen Lärm zu machen näherte ich mich dem kleinen Wesen.
Wie ich es auch getan hätte wenn ich sehen könnte, ging ich in die Hocke. Blind streckte ich meine Arme aus und ertastete das weiche Fell des Tieres unter meinen Fingern . Bevor es mir entkommen konnte packte ich zu. Ich hörte ein quicken als ich den Hassen auf meinen Schoß hob und dort festhielt.
Könnte ich mit meinen Augen sehen, so würde ich sie nun trotzdem schließen. Fest biss ich meine Zähne auf einander, bevor ich mit meinen Fingern an den Hals des Hasen fuhr. Ich umklammerte das Genick des Tieres und im nächsten Moment machte ich eine ruckartige Bewegung. Ein Knacken ertönte, welches Ohrenbetäubend in der Stille widerzuhallen schien. Das Lebewesen in meinen Händen erschlaffte und sein lebloser Körper fiel tot zu Boden.
Für einen Moment spürte ich einen Stich in meinem Herzen, dann schluckte ich: „Es tut mir Leid!". Mein Stimme klang rau und belegt, doch ich ignorierte es, packte den Körper des Tieres und erhob mich. Den Weg zurück zu der Höhle ging ich schweigend, den Kopf gesenkt und die Lippen fest aufeinander gepresst. Ich achtete nicht auf meine Umgebung, nur auf meine aufgewühlte Magie und auf das Rauschen des Blutes in meinen Adern.
Nach einigen Minuten befand ich mich in der Nähe der Höhle und ließ mich ohne zu zögern auf dem Boden nieder. Ich würde mich jetzt sicher nicht dazu herablassen im Dreck nach einer Sitzgelegenheit zu suchen.
Ich hätte den Hasen in Sekundenschnelle mit Magie häuten können, doch manches musste eben auch eine Hexe mit bloßen Händen machen.
Es dauerte eine gefühlt endlose Zeit bis ich fertig war und danach fühlte ich mich kein bisschen besser. Meine Hände waren klebrig von all dem Blut und der einzige Gedanke der mich beruhigte war, das der Hase ein Opfer gewesen war, ein notwendiges und das er nicht hatte Leiden müssen.
Doch nun brauchte ich ein Feuer. Ein Feuer in einem Wald, eine gefährliche Angelegenheit und doch gab es hierfür keine Alternative.
Stumm streckte ich einen Arm aus: „Accio Stein!"
Ich hörte ein Summen und ein Sausen, dann einen Schmerzhaften Stich in meiner Hand als der Stein mit voller Geschwindigkeit hineinprallt und mir sicher einige Knochen zertrümmerte. Überrascht keuchte ich auf, das hatte ich nicht bedacht gehabt. Mit zusammengebissenen Zähnen ließ ich den Stein fallen und rieb mir die schmerzende Handfläche. Trotzdem streckte ich meine Hand erneut aus und rief erneut einen Stein zu mir. Diesmal vorsichtiger und mit dem Zusatz das er nicht in meine Hand krachte, mit der Gefahr sie ernsthaft zu verletzen.
Dies wiederholte ich einige Male bis ich einen kleinen Haufen Steine am Boden fühlen konnte, welcher hoch genug war um einen kleinen Kreis am Boden bilden zu können. Es dauerte eine schiere Ewigkeit bis ich die Kiesel richtig angeordnet und fest genug in den Boden gedrückt hatte. Anschließend griff ich einfach blindlinks um mich und legte einige Zweige in die Mitte des Kreises.
Dann konzentrierte ich mich.
Langsam begann ich meine Hände über dem Holzhaufen aneinander zu reiben und Hitze zu erzeugen, meine Magie tat ihr übriges und bald wurden meine Hände brennend heiß. Langsam zählte ich von 3 herunter dann schnippte ich einmal mit beiden Händen. Ich fühlte wie Stückchen meiner Magie von mir absprangen und sich funkenerzeugend auf die Erde legten.
Das nächste was ich hörte war ein Knistern und anschließend ein leises Zischen bevor die Hitze sich von unten gegen meine Finger hob und ich schnell die Hand wegzog.
Ein Schauer fuhr mir über den Rücken als ich mich mit mechanischen Bewegungen an die Arbeit machte. Mein Finger bewegten sich stetig weiter, ich musste nicht einmal nachdenken was ich da tat, zu oft hatte ich es schon getan und zu eingeübt waren die Handgriffe.
Im nächsten Moment hieß es nur noch warten. Stumm saß ich da, ich fühlte mich einfach nur beschmutzt. Meine Hände waren klebrig und ich konnte spüren wie das Blut darauf langsam antrocknete. Allerdings weigerte ich mich standhaft das wenige Wasser das ich in meiner Tasche hatte ans Waschen zu verschwenden.
Langsam lehnte ich mich zurück, stützte mich mit beiden Händen auf den Waldboden auf und atmete einige Male tief durch. Ich wäre fast eingeschlafen als mir plötzlich rauch in der Nase brannte und ein herrlicher Geruch sich um mich legte.
Sofort war ich wieder hellwach.
Mit einem schnipsen ließ ich das Feuer vor mir erlöschen und beugte mich anschließend mit dem Gesicht nach vorne. Meine Hand hielt ich wie zum Luft Kuss vor mein Kinn, um nun einmal tief einzuatmen und den Kohlenstoffdioxid anschließend in einer Druckwelle hinausfahren zu lassen. Ich spürte wie sich der Magische Wind um mein Essen legte und es leicht abkühlte. Die Finger verbrennen wäre jetzt schließlich unpraktisch gewesen.
„Mimi!", mein Stimme war nur ein Flüstern, aber schon einen Moment hörte ich wie etwas durch das raschelnde Unterholz auf mich zu rannte.
Als sich etwas an meine Hand schmiegte riss ich etwas von dem Tier ab und hielt es meiner Kleinen vor die Schnauze, welche sich sofort wie eine hungrige Löwin darauf stürzte.
Ich riss mir ebenfalls ein Stück von dem triefenden Fleisch ab und begann langsam darauf herum zu kauen. Sofort stellte sich ein warmes Gefühl in meinem Magen ein und ein dankbares Seufzen entfuhr mir. Als ich gesättigt war schob ich den Rest des Hasen gut verpackt in meine Tasche zurück. Einzig mit dem Gedanken das ich nicht wusste, wie lange ich noch hier verweilen würde.
Auf wackeligen Beinen folgte ich meiner kleinen Mimi zurück in die Höhle, dem sichersten Ort den ich mir in diesem Moment vorstellen konnte.
Ich hatte nichts womit ich mich in den folgenden Stunden hätte beschäftigen können. Ich konnte keines meiner Bücher lese, keinen Zaubertrank brauen oder mich mit den Hinterlassenschaften meiner Mutter beschäftigen, wenn ich nicht einmal sah was um mich herum geschah.
Also lehnte ich meinen Kopf gegen die Wand und begann zu lauschen. Nicht auf etwas bestimmtes, einfach auf jedes einzelne Geräusch um mich herum. Mimis tapsen wenn sie sich die Beine vertrat, meinen eigenen Atem der mit Sicherheit kleine Wölkchen in der kalten Luft hinterließ, den Wind in den Baumwipfeln draußen und selbst als die ersten Tropfen welche zu fallen begann, bis plötzlich einen fürchterlicher Regenschauer losbrach.
Als der erste Donner langsam zu grollen begann, streckte ich sofort meinen Arm in Richtung Boden und flüsterte ein leises: „Komm her!"
Nicht eine Sekunde dauerte es bis Mimi an meinem Arm hinauf rannte und im nächsten Moment auf meiner Schulter saß, sich in meinem Dichten Haar versteckend. Schon seit sie klein war hatte sie schreckliche Angst vor Gewittern gehabt. Jedes Mal wenn die lauten Geräusche und das Blitzen begann hatte sie sich bei mir versteckt und jedes Mal hatte ich ihr so gutes eben ging Sicherheit gegeben.
Ich hatte keine Angst vor Gewittern. Hatte ich noch nie gehabt. In meinem Waisenhaus, hatte unsere Leiterin kleine Kinder welche Angst vor Donner hatten immer in den Keller eingesperrt. Ein Ort an welchem das Unwetter von draußen noch bedrohlicher zu Hallen schien und die Dunkelheit alles war was dich beschützen konnte. Ein einziges Mal hatte ich eine Nacht alleine dort Verbracht, eine grausame schreckliche Nacht. Ich war etwa 6 Jahre alt gewesen und daraufhin hatte ich mir geschworen niemals wieder Angst vor dem Gewitter zu haben.
Ein dröhnender Donner hallte von allen Wänden wieder und selbst mir fuhr ein Schauer über den Rücken. Mimis kleiner Körper, fest an meinen Hals gepresst begann zu zittern wie Espenlaub und vorsichtig versuchte ich sie zu beruhigen.
Ihr Atem schien gerade wieder leiser zu werden, ihr Herz wieder eine normale Geschwindigkeit erreicht zu haben, als ein gleisender Blitz die Nacht erhellte. So feurig leuchtend das selbst ich für einen Moment die Sterne sah und sich eine weiße Wand vor meine Augen zu schob. Als hätte ich zu lange in die Sonne geblickt.
Und meine Mimi. Die war vor Schreck einen Moment erstarr, dann krallte sie sich in meine Schulter und sprang mit einem gewaltigen Satz in Richtung Ausgang.
„Verdammt!"
Schon eine Sekunde später hatte ich mich aufgerappelt. Ohne zu zögern rannte ich ihr nach ins Ungewisse.
Kaum hatte ich meine sichere Unterkunft verlassen war ich klatsch nass. Der Regen trommelte unablässig auf mich herab und durchnässte von Minute zu Minute mehr mein Kleidung. Ließ mich frieren und zittern, bevor er sich in tropfen von meiner Haut löste und auf den Waldboden tropfte.
„Mimi!"
Keine Antwort, nur ein erneutes Donnern.
Wie schon so oft in diesem verfluchten Wald rannte ich los. Meine Magie strömte aus mir hinaus und bereitete den Weg für mich, führte mich um Hindernisse herum und umfloss mich wie ein Wolke in welcher mir nichts etwas anhaben konnte.
Irgendwann blieb ich stehen.
Es hatte keinen Sinn. Die einzigen Lebewesen welche meine Magie fand waren Regenwürmer, Schnecken und einige Lebensmüden Käfer. Alle anderen hatten sich verkrochen und vor dem Unwetter in Sicherheit gebracht.
Doch ich musste meine kleine Freundin einfach finden. Sollte ihr etwas passieren würde ich mir das niemals verzeihen können. Nein, es durfte einfach nichts geschehen.
Im nächsten Moment jedoch schien jeder Knochen in meinem Körper zu gefrieren.
Ein markerschütterndes bösartiges Knurren ertönte durch den Wald. Dunkler und gefährlicher als alles was ich bis dahin gehört hatte. Nur ein Monster, so war ich mir sicher konnte solch ein geräusch von sich geben.
Nun schien es direkt hinter mir zu sein.
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