Chapter 8
Losing the person you love is like drowning, you can't breathe anymore.
Ava lief gerade die Straße runter, mit einer Packung Teebeutel in der Hand, als zwei Officer auf sie aufmerksam wurden. "Ist sie das nicht?", hörte sie einen der Officer leise zu seinem Kollegen sagen. Ava schielte zu den beiden hinüber, welche konzentriert auf sie schauten. Dann setzten die beiden sich in Bewegung und gingen auf sie zu, sodass Ava ihre Schritte beschleunigte. Sie musste schnell wieder zu Liam. "Ma'am, bitte bleiben Sie kurz stehen." Ohne zurückzuschauen verschnellerte sie ihre Schritte weiter. "Ma'am!" Nach wenigen Sekunden wurde sie an der Schulter festgehalten und leicht nach hinten gerissen. Sie drehte sich automatisch zu dem Officer, welcher sie gepackt hatte und musste ihm ins Gesicht sehen. Ein junger Mann, vielleicht Anfang dreißig, welcher braune Augen hatte und dunkles Haar, das unter dem trüben Schein der Laternen schimmerte. "Kommen sie bitte mit uns mit", meinte er ernst und sie sah die Erkenntnis in seinen Augen, dass sie die ist nach der er anscheinend sucht. Sie schüttelte langsam den Kopf: "Tut mir leid, aber ich muss leider sofort nachhause." Sie sah, wie seine Hand zu seiner Pistole zuckte, ehe sein Kollege ihre Aufmerksamkeit gewann in dem er Handschellen herauszog. "Sie müssen mitkommen", meinte dieser nun, welcher genau das Gegenteil seines Kollegen war, blonde Haare und grüne Augen, welche wie Smaragde funkelten. Sie schüttelte wieder langsam den Kopf, ehe sie sich dem Griff des ersten Officers unauffällig entzog. Doch der blonde Mann, bemerkte es trotzdem und schnappte sich sofort ihre Arme im Versuch die Handschellen zu befestigen. Sofort fing Ava an wie wild herum zu zappeln und zu schlagen. Die Packung Teebeutel fiel ihr aus der Hand auf die nasse Straße und verursachte das einzige Geräusch in der Stille, bis Ava anfing zu schreien. Der dunkelhaarige Officer hielt ihr Oberkörper mit seinen Armen umschlungen und hinderte damit ihre Gegenwehr, sodass davon nur ihre Schreie übrigblieben. Als die Handschellen festgemacht waren, führten beide Officer sie zu ihrem Auto ab und drückten sie brutal hinein. Auf der Rückbank erstarb ihre Gegenwehr und hektisch atmend schaute sie auf das Gitter, welches Vordersitze von Rückbank trennte. Auf den Vordersitzen nahmen die beiden Polizisten Platz und warfen ihr kurz einen Blick zu. "Man, Stuart, sie muss noch angeschnallt werden", sagte der dunkelhaarige genervt zu seinem Kollegen, welcher dann wieder aufstand um sie hinten anzuschnallen. Als er sich dann wieder auf seinen Sitz fallen ließ, schnalzte er mit der Zunge: "Erledigt. Lass uns ins Revier fahren, mal sehen was die mit der anstellen werden." Ava beobachtete die beiden, welche sich so verhielten als wäre sie nicht einmal anwesend. "Wenn sie überhaupt Die Schwarze Elster ist", betonte der andere Officer lediglich und ignorierte damit die indirekte Frage von seinem Kollegen, dann gab er Vollgas und fuhr los. "Bestimmt ist sie es, so wie die sich gewehrt hat, wie eine Furie." Die braunen Augen des ersten Officers blitzten durch den Rückspiegel zu ihr hinüber, dann verdrehte er sie über die Worte seines Kollegen. Für die restliche Fahrt lang herrschte Ruhe, doch in Avas Kopf war pures Chaos. Denn sie konnte nur an Liam denken. An ihn wie er verschwitzt und krank im Bett lag und um ihre Anwesenheit gebettelt hat. Und daran, wie sie ihn verlassen hat, im Stich gelassen, alleine. Eine Träne rollte ihre Wange hinab, doch sie verbot sich selbst zu weinen, nicht vor denen. Keine Schwäche zeigen vor Leuten, die nur darauf warten, dass man es tut.
Im Revier angekommen lagen alle Blicke auf ihr. Wie ein Tier in Ketten wurde sie langgeführt und von der Menge begafft. Sie verschloss sich, zeigte keine Emotionen und zwang sich ihr Kinn stolz nach oben zu richten. Sie war kein Tier. Kein Monster. Sie war Ava Williams. Sie war die Schwarze Elster. Und sie hatte keine Angst. Das einzige worum sie sich insgeheim Gedanken machte, war Liam.
Weiter liefen sie die Korridore entlang, als plötzlich eine Polizistin auf sie zu stürmte. Keiner konnte so schnell reagieren, da hatte sie Ava bereits geohrfeigt. Der Knall hallte durch das stille Revier und kaum hatten die anderen Polizisten begriffen, was passiert war, wurde die Frau von Ava weggerissen und Ava von ihr. Die Wange von Ava wurde rot und ihr Kopf war noch immer zur Seite gerichtet, zu der er durch den Schlag geschleudert wurde. Sie biss ihre Zähne aufeinander und versuchte ihre Wut unter Kontrolle zu bringen, zu gerne hätte sie sich revanchiert. Die Polizisten zu ihrer Rechten und Linken zogen sie sofort weiter und schließlich stießen sie sie in eine Zelle. Untersuchungshaft nennen sie es. Ava musste darüber fast lachen. Es wird nichts untersucht während man hier drin ist, es wird nur nach Beweisen gesucht, die sie hinter Gittern bringt, egal ob schuldig oder nicht. Ohne ein Wort verschlossen die Polizisten die Zelle und ließen sie alleine.
Seit mehreren Stunden saß Ava nun schon an der Zellenwand und starrte die gegenüber an. Man könnte meinen sie ist ruhig und gelassen, aber innerlich war sie in Panik. Wenn man genauer hinsah, erkannte man das Zittern ihrer Hände und das Verkrampfen ihrer Kiefermuskulatur. Sie wollte zu Liam. Wie es ihm wohl ginge? Weinte er, weil sie nicht zurückkam? Schritte rissen sie aus ihren Überlegungen, sie hörte wie die Person sich auf sie zubewegte und dann vor der Zellentür stehen blieb. Sie dreht sich nicht zu ihr, kein Zucken konnte man als Reaktion erkennen. "Hast dich ja schön in die Scheiße reingeritten", kam von der Person und sie erkannte Isaacs Stimme. Unvermittelt zuckten ihre Augen in seine Richtung. Mit verschränkten Armen stand er am Gitter und schaute unbeeindruckt zu ihr hinunter. Doch sie sah in seinen Augen einen Funken Besorgnis. "Bist du dafür verantwortlich? Hast du mich einsperren lassen? Und das obwohl du weißt, dass ich für einen kleinen Jungen sorgen muss?", kam von ihr zynisch, ihr Hände ballten sich zu Fäusten und ihre Augen verengten sich. Die Augenbrauen von Isaac zuckten ein kleines bisschen nach oben, überrascht von den Anschuldigungen. "Nein, ich hatte nichts gesagt, dafür bist alleine du Schuld. Und das weißt du auch, das ist es was dich so wütend macht, du hast ihn alleine gelassen und du kannst es auf niemand anderen schieben." Ava atmete tief durch um nicht vor Wut aufzuschreien. Seine Worte fachten das Feuer in ihr nur weiter an und es wollte alles um sich herum zerstören. Sie drehte sich von ihm weg und schlug dann mit ihrer Faust auf die Wand, was sofort einen Schmerz durch ihre Knöchel jagte. Die Wand trug keine Schäden davon, aber ihre Knöchel wurden blutig. Ihr Atem ging noch immer heftig, während Isaac sie nur schweigend beobachtete. "Das bringt dich hier auch nicht raus", meinte er gelangweilt zog eine Augenbraue hoch. Ava wirbelte herum: "Aber es hält mich davon ab dich umzubringen!" "Tun die Gitterstäbe auch", antwortete er und deutete mit einem Nicken auf das Gitter was die beiden voneinander trennte. Avas Wut wurde von seinen Kommentaren immer weiter genährt und ihr Hass auf ihn wuchs. Und trotzdem wusste sie, dass er ihr am ehesten helfen würde, weswegen sie versuchte sich zu beruhigen. "Bitte, Isaac, du musst mir helfen, ich muss zu Liam! Er ist krank und ich habe ihm versprochen, dass ich gleich wiederkomme. Er ist ein Kind!", flehte Ava nun und meinte jedes Wort bitter ernst. Isaac spannte seinen Kiefer an, er würde seine Prinzipien nicht für diese Diebin verraten. Niemals. Er hatte einen Schwur abgelegt, als Polizist und als Detective und er würde ihn nicht brechen, nicht für Ava. Und erstrecht nicht für Die Schwarze Elster.
Wortlos und mit ernster Miene drehte sich Isaac von der Zelle weg. "Bitte, Isaac!", rief Ava ihm flehend hinterher und Tränen lösten sich aus ihren Augen, während sie zusah wie Isaac ohne zurückzuschauen ging. Und dann brach sie weinend zusammen.
Stunden vergingen während Ava stumm in der Zelle hockte, keiner kam und schon vor Ewigkeiten hatte sie aufgehört zu weinen und zu flehen. Ihre Augen wirkten stumpf und Augenringe der Sorge waren entstanden. Die Sorge einer Mutter ihr Kind zu verlieren, denn obwohl Ava nicht Liams Mutter war, fühlte sie sich wie seine. Er war ihr Ein und Alles, ihr Lebenssinn und ihr Grund zu atmen.
Schritte erklangen plötzlich in dem Korridor, Ava machte sich nicht die Mühe zu schauen wer es ist. Dann hörte sie Schlüssel klimpern und rascheln, so dass sie nun doch zu ihrer Zellentür blickte, in Erwartung Polizisten zu sehen, die sie nun abführten. Doch zu ihrem Erstaunen stand dort Isaac, welcher die Tür aufschloss. Langsam erhob sie sich von ihrem Platz und sah ihn fragend an. Als er die Tür öffnete wirkte er nervös und angespannt, er fuhr sich immer wieder durch seine Haare. Er begegnete ihrem Blick und musste schlucken: "Nun lauf! Bevor ich meine Meinung ändere all meine Kollegen und Prinzipien zu verraten." Sie bewegte sich zögernd auf die Tür zu, unsicher ob er es ernst meinte. "Und was passiert mit dir?", fragte sie und konnte nicht verhindern, dass sich Besorgnis in ihrer Stimme bemerkbar machte. "Mach dir darum keine Gedanken, ich sag einfach du konntest fliehen", er klang gleichgültig, aber sie konnte seine Angst förmlich riechen, Angst vor den Konsequenzen seines Verrats. "Aber wie komme ich hier hinaus? Auf dem Revier wimmelt es von Polizisten", sie überging seine Angst, denn wie nahe waren sie sich schon, dass sie so etwas sagen sollte oder gar konnte. "Benutzt die Hintertür und ich sorge für eine Ablenkung vorne, so dass hinten alles frei ist." Sie nickte stumm, aber konnte sich noch nicht von seinem Anblick lösen. Sollte sie danke sagen? Sollte sie ihm die Hand geben oder ihn sogar umarmen? Die Stille war erdrückend und beiden wurde immer unwohler zumute. "Willst du nicht langsam gehen? Es könnte jeden Moment jemand kommen und uns erwischen", fragte Isaac nun angespannt nach. Sie presste die Lippen resignierend zusammen und nickte dann. Also drehte Isaac sich um und ging Richtung Vorderseite des Gebäudes, ehe ihn eine leise Stimme kurz innehalten ließ: "Danke, Isaac." Er drehte sich nochmal zu Ava um, welche pure Dankbarkeit in ihren Augen hatte, ehe er weiter ging. Und auch Ava wendete sich nun von ihm ab und ging Richtung Hintertür.
Sie rannte förmlich die Straßen lang, auf dem Weg zu Liam. Sie riss ihre Wohnungstür auf und hastete in sein Zimmer. In der Wohnung war es still, kein Weinen oder Flehen. Sofort machte sich Hoffnung in ihr breit, dass es ihm wieder gut ginge. Sie huschte in sein Zimmer, wo er friedlich auf seinem Bett lag. Sein Körper war noch immer nass von seinem Schweiß, doch seine Augen waren zu und er gab keine Regung von sich. Erst dachte Ava er schläft, doch er war zu ruhig. Misstrauisch und von einer bösen Vorahnung getrieben ging sie auf ihn zu. Seine Brust zeigte kein Heben und Senken, was ihre Vorahnung immer mehr an Gestalt gewinnen ließ. Ihre Augen weiteten sich: "Nein, nein, nein." Sie ging vor seinem Bett auf die Knie und suchte nach einem Puls, erst am Handgelenk, dann am Hals. Nichts. Panisch hielt sie ihr Ohr vor seinen Mund und hoffte auf seinen Atem, doch es war keiner da. Liam war nicht mehr am Leben. Und die Erkenntnis traf sie mit voller Wucht, so dass sie strauchelnd aufstand, voller Entsetzten. Sie hatte ihn alleine gelassen. Er hat gelitten und ist alleine gestorben, voller Qualen. Wie könnte sie sich das jemals verzeihen? Sie stolperte aus seinem Zimmer, ließ ihn unberührt da liegen, so friedlich. Sie fühlte sich wie betäubt, als hätte jemand die Welt angehalten. Sie vergoss keine einzige Träne, denn wenn sie weinte, war es real. Und wenn es real war, dann war ihr kleiner Liam tot. Für immer von ihr gegangen. Sie würde nie wieder sein Lächeln sehen oder hören wie er voller Freude ihren Namen ruft und lacht. Nie wieder das Funkeln in seinen Augen bemerken. Nie wieder, denn der Tod war endgültig.
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