Kapitel 18
„Shayna ich...", er hielt inne, schien zu zögern, doch dann passierte etwas womit ich nie gerechnet hätte.
Er presste seine Lippen auf meine.
Überrascht riss ich die Augen auf. In mir explodierten die Gefühle, da war diese unglaubliche Leichtigkeit und gleichzeitig das Gefühl als wären gerade tausende Schmetterlinge in meinem Bauch.
Oh Gott was soll ich bloß tun? Ich war komplett überfordert mit der Situation, also erstarrte ich wie Eis.
Das war wahrscheinlich das dümmste, was ich hätte tun können, denn er löste sich von mir.
Ich hatte es verkackt! Mich überkam eine Welle der Panik und der Fluchtinstinkt setzte ein.
Damit das ich aufstand und davonrannte, hatte ich den Vogel wahrscheinlich komplett abgeschossen.
Alles in mir schrie ich solle umkehren, doch meine Beine waren wie ferngesteuert. Ich rannte ins Gebäude, durch die Flure, in den Mädchentrakt die Treppe hoch und machte erst halt als ich mich auf mein Bett schmiss. Die Tränen rannen schon meine Wangen herunter.
Sag mal wie dumm bist du eigentlich?! Du bist fast 16, aber verhältst dich wie ein Kleinkind!
Da war tatsächlich eine Stimme in meinem Kopf, die mit mir schimpfte, aber sie hatte verdammt nochmal Recht!
Die Tür ging auf und für den Bruchteil einer Sekunde keimte in mir die Hoffnung auf, es könnte Levin sein, der da zur Tür hereintrat, jedoch verflog diese schnell wieder, denn schon hörte ich Lissas besorgte Stimme.
Sie hatte sich zuerst noch mit einer anderen Person unterhalten, schien dann aber mich zu bemerken.
„Shayna, alles in Ordnung?", fragte sie und ich blickte auf.
Lissa und Sara standen vor mir und zogen beide scharf die Luft ein, als sie in mein blutendes Gesicht sahen. Ja schon wieder die alte Tränen-bringen-mein-Gesicht-zum-Bluten Nummer, was echt nicht normal war.
„Oh Gott, Shayna, was ist mit deinem Gesicht?", quietschte Sara, deren Stimme bestimmt eine Oktave nach oben gerutscht war, „Wir müssen Hilfe hol−"
„Er hat mich geküsst.", murmelte ich.
„Wer, doch nicht etwa Levin?", fragte Lissa und riss die Augen auf.
Ich nickte kaum merklich, doch beide hatten es bemerkt.
Lissa lief irgendwie merkwürdig rot an und sprang dann quiekend durchs Zimmer.
Sara sah sie ein wenig verstört an und dann wieder zu mir. „Aber Shayna, wieso weinst du dann?"
„Ich bin ein Idiot.", schluchzte ich.
Sara war verwirrt. „Wieso? Was hast du gemacht?"
„I-Ich bin einfach... weggerannt!"
„Du bist WAS?" Lissa war stehengeblieben und sah mich entgeistert an, „Aber du magst ihn doch auch?"
„Ja, ich mag ihn auch, sehr sogar, aber ich war einfach überfordert mit der Situation."
„Oh Shayna!", lachte Sara leicht, „Der Typ auf den du stehst küsst dich endlich und du rennst davon. Das kann auch nur dir passieren."
Ich drehte mich auf den Rücken und starrte nun auch dezent schmunzelnd an die Decke, meine Tränen waren versiegt. Sie hatte Recht, das konnte wirklich nur mir passieren, ich bin so ein Idiot.
Auch Lissas Mundwinkel zuckten verräterisch und sie prustete los.
Ich musste dann auch Lachen und so kam es das meine Freundinnen und ich uns bald vor Lachen auf dem Boden, beziehungsweise auf meinem Bett, kugelten. Irgendwie war es befreiend, mit meinen Freundinnen über meine Dummheit Lachen zu können.
„War es wenigstens schön?", keuchte Lissa, als wir uns wenigstens halbwegs beruhigt hatten.
„Ja schon...", antwortete ich ihr.
„Aber dann bist du abgehauen.", schloss Sara neutral, doch ihre Mundwinkel zuckten schonwieder.
Ich stöhnte. „Aber jetzt denkt er bestimmt, er hätte was falsch gemacht, oder ich mag ihn nicht."
„Ja, das wird er sogar sehr wahrscheinlich. Du solltest unbedingt mit ihm reden.", Lissa war wieder Ernst.
Ich seufzte, denn ich ahnte schon, dass das ganze schwierig für mich werden würde. Wieso konnte ich nicht einfach mal über meinen Schatten springen? Schließlich hatte ich es diesmal verbockt.
Aber irgendwas in mir hinderte mich daran. Es war fast, als würde ein verborgener Teil von mir es nicht einsehen wollen, dass ich schuld war.
Als wäre er einfach viel zu eitel, auch wenn ich es eigentlich nicht war.
Ich sah auf die Uhr. Eigentlich war es noch gar nicht so spät, erst in einer Stunde gab es Abendessen.
Lissa hatte meinen Blick richtig gedeutet, denn prompt fragte sie in die Runde, was wir jetzt machen wollten.
Wir zuckten mit den Schultern, ne Stunde wollte ich jetzt nicht unbedingt in Gedanken schwelgend einfach nur rumsitzen und mich selbst verfluchen.
Meine Freundinnen hatten mich ein wenig aufgeheitert.
„Wir könnten mal bei Alina vorbeigucken, ich glaube die wollte mit Max zum See."
„Hat der sich eigentlich mittlerweile verwandelt oder allgemein seine Fähigkeiten entdeckt?", fragte ich daraufhin.
„Keine Ahnung, aber wenn wir da jetzt hingehen kannst du ihn ja fragen.", sprach Sara.
„Okay, dann auf zum See!", wurde von meiner anderen Freundin beschlossen.
Aber ich musste vielleicht nochmal wo hin. „Wartet mal, ich muss auf jeden Fall nochmal ins Bad, mein Gesicht sieht echt nicht mehr normal aus, und außerdem muss ich Mal."
„Aber Shayna, dein Gesicht sieht schon nicht mehr ganz so übel aus."
„Na danke, das war ja ein tolles Kompliment.", meinte ich sarkastisch, woraufhin Lissa kicherte.
„Nein aber wirklich, was auch immer du hast, es scheint schnell zu heilen." Das meine Freundinnen das so locker sahen, dass irgendwas definitiv mit mir nicht zu stimmen schien, wunderte mich doch etwas.
Aber ich verschwand schnell im Bad, erledigte mein Geschäft, und wusch mich schnell.
Sara hatte Recht gehabt, es heilte zum Glück tatsächlich schnell. Zu einem Arzt wollte ich aber auf keinen Fall, ich hatte noch nie von ätzenden Tränen gehört, und mein Bauchgefühl sagte mir auch, ich solle es lieber lassen. Manchmal kann es ja ganz gut sein, auf das Bauchgefühl zu hören, oder?
Nach einem letzten prüfenden Blick in den Spiegel, verließ ich das Bad und machte mich mit meinen Freundinnen auf den Weg zum See.
Schon durch die Öffnungen, die sich stellenweise an der einen Seite der in den Fels gehauenen Treppe, welche zu dem kristallklarem unterirdischen See hinunterführte, befanden, versuchten wir Alina und Max auszumachen.
Das war tatsächlich gar nicht so schwer, heute war der See auch nicht so besucht wie sonst immer. Die Beiden lagen ziemlich am Rand der Felserhöhung, auf der wir sonst auch immer lagen.
Wir gingen direkt zu ihnen hin. Alina bemerkte uns zuerst. „Hey, wollt ihr Schwimmen gehen? Das Wasser ist voll warm!", rief sie uns zu, aber wir verneinten.
Nach Schwimmen war mir irgendwie heute nicht, den anderen schien es ähnlich zu gehen.
Alina zuckte mit den Schultern. „Na dann halt nicht."
Sie trug einen schwarzen Badeanzug und Max eine quietschgrüne Badehose mit gelben Streifen an der Seite.
Das Mädchen mit den schwarzen Haaren stand auf und lief barfuß in Richtung Wasser, mit großen Sprüngen folgte ihr Lämmchen ihr durch den Sand.
Max, welcher auf seinem Handtuch gelegen hatte setzte sich auf und fuhr sich mit der rechten Hand durch die kurzen Locken.
„Na, was führt euch zu uns?", fragte er etwas neugierig.
„Ach wir wollten nur Mal vorbeischauen, uns war langweilig und für Abendessen ist es ja noch zu früh."
„Achso, ich dachte schon ihr wollt irgendwas von uns.", entgegnete der Blonde lachend.
„Und Max, schon irgendwelche Kräfte entdeckt?", hakte ich nach. Schließlich hatte seine Zwillingsschwester sich ja schon verwandelt.
Max fing an breit zu grinsen.
„Also ja.", schloss Lissa daraus, „Was bist du?"
Hey Mal wieder ein neues Kapitel, zwar ganz und gar nicht pünklich, aber egal. XD
Ich hoffe, es hat euch trotzdem gefallen.
Habt noch einen schönen Morgen/Tag/Abend/Nacht/Geburtstag/Feiertag oder whatever!♡
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