Kapitel 15

Ja, ich würde meinen Eltern einen Brief schreiben, besser noch zwei, für jeden einen.

Das Vorhaben stimmte mich wieder glücklicher und mit einem Lächeln auf den Lippen schlief ich ein.

Wach wurde ich von alleine, ganz ohne Wecker. Ich hatte Bauchschmerzen...

Hunger...

Und das dringende Bedürfnis mal im Bad zu verschwinden.

Nachdem das schnell erledigt war putzte ich mir gleich die Zähne und weckte noch währenddessen Lissa, indem ich sie mit meinem Kissen abwarf.

Naja, ich versuchte es zumindest, doch das Mädchen schüttelte nur das Kissen ab und drehte sich um.

Also zog ich ihr, noch immer mit Zahnbürste im Mund, die Decke weg.

Daraufhin drapierte ich diese dann auf dem Schreibtischstuhl und rollte diesen in der anderen Ecke des Zimmers, sodass Lissa mindestens Aufstehen musste um sie zurück zu bekommen.

Und dann konnte sie sich ja auch direkt fertigmachen. So war zumindest mein Plan.

Doch als ich frisch geduscht wieder aus dem Bad trat, fand ich etwas vor, was ich nicht so ganz geplant hatte.

Lissa lag wieder zugedeckt mit dem Rücken zu mir auf dem Bett, Waschbär Benny eingerollt an ihrem Fußende.

„Bist du ernsthaft aufgestanden, hast dir die Decke geholt, und dich wieder hingelegt?", fragte ich belustigt.

„Nope."

„Und wie kommt die Decke dann auf dein Bett?" Nun war ich etwas verwirrt, Lissa hatte schließlich keine telekinetischen Fähigkeiten oder Luftmagie, mit der sowas theoretisch möglich wäre.

Doch meine Freundin deutete nur auf Benny. „Er wars."

Ein wenig ungläubig besah ich den Waschbären. „Der ist doch viel zu faul. Oder was hast du ihm versprochen?"

„Wir gehen nachher Regenwürmer und Heuschrecken suchen."

Ich lachte auf und auch Lissa konnte nicht anders als ihre Mundwinkel belustigt zu verziehen.

In meinem Kopf hatte sich ein Bild von einer Lissa breitgemacht, die mit einem Waschbären fluchend einer Heuschrecke hinterherjagte.

Ich zog Lissa an den Füßen aus ihrem Bett bis wir beide mit Lachkrampf auf dem Boden saßen.

Wir fanden uns dann etwa fünfzehn Minuten später im Speisesaal wieder, wo noch nicht so viel los war.

Es war ja auch noch früh, eine Stunde vor Unterrichtsbeginn.

Also staffierten wir uns am kleinen Frühstücksbuffet mit Brötchen, Aufstrich und Kakao aus. Ich hätte die Auswahl ursprünglich nie so groß erwartet, die Mensa hier überraschte einen immer wieder.

Nach etwa zwanzig Minuten gesellten sich Tom und Levin sowie Alina zu uns. Max schien sich mit an den Tisch einiger Jungs aus der Parallelklasse gesetzt haben.

Alle hier schienen noch verdammt müde, außer Lissa und mir wir saßen ja nun schon eine Weile hier und ich war bei meinem fünften Brötchen angekommen.

„Shayna frisst der Mensafrau noch die Haare vom Kopf, passt mal auf.", kommentierte Tom mehr an die anderen gewandt.

Auch Alina gab sich ungläubig. „Ey, du hast doch gestern schon so viel gegessen, du kannst doch jetzt nicht schonwieder Hunger haben!"

„Gestern auch so viel?", erkundigte Lissa sich, sie war ja nicht dabei gewesen, und meine anderen anwesenden Freunde nickten.

Levin hatte heute Morgen noch nichts gesagt, besser für mich um ihm aus dem Weg zu gehen.

Als erstes Unterrichtsfach stellte sich heute bei uns Verwandlungs- und Kommunikationsunterricht heraus, und meine Laune sank etwas.

Ich konnte mich schließlich noch immer nicht verwandeln, mit Tieren reden oder sonstiges. Ich hatte das Gefühl als würde ich gar nicht in diese Welt gehören.

Ich war schließlich absolut neu auf diesem Gebiet und konnte es mir auch nicht mal sonderlich gut vorstellen, mich in irgendein Tier zu verwandeln oder dergleichen.

***

Wir befanden und wieder in Gruppen, dieses Mal jedoch etwas anders aufgeteilt.

Es gab eine Gruppe mit Wandlern, eine mit Kommunikatoren und die letzte war mit denen, welche noch unbestimmt sind.

Natürlich war ich in der Gruppe ‚unbestimmt' und Max und Alina sowie zwei weitere Mädchen leisteten mir Gesellschaft.

„Krass, wie viele schon ihre Fähigkeiten in so kurzer Zeit gefunden haben.", meinte ich zu Alina, welche mit dem schwarzen Lämmchen, was sie Nightmare getauft hatte, neben mir stand.

Den Namen hatte sie uns nach dem Frühstück auf dem Weg zum Sportplatz verkündet und ‚Nightmare', auf Deutsch ‚Albtraum' passte meiner Meinung nach ja nun wirklich nicht zu diesem niedlichen Geschöpf.

Max hatte noch keinen Namen für die Tarantel, sich jedoch scheinbar mit dem Wesen angefreundet, denn jetzt trug er sie in seiner offenen Jackentasche mit umher.

Wir sollten wieder meditieren, versuchen alle Gedanken verschwinden zu lassen, da dann im Kopf alle Ablenkungen entfernt würden und es so für uns leichter wäre die Magie zu finden.

Ich fragte mich ob das überhaupt bei irgendjemanden funktioniert, Sara hatte bestimmt nicht ihren Kopf bereinigt um sich zu verwandeln.

Also bei mir tat sich wirklich gar nichts.

Mein Kopf war zwar leer, dennoch fand ich keine Magie.

Ist auch schwierig, wenn man nicht weiß wonach man suchen soll.

„Magie ist bei jedem anders und einzigartig.", rief ich mir die Worte der Praktikantin, die uns unterrichtete ins Gedächtnis. Ihren Namen hatte ich schon wieder vergessen.

Elisa, fiel es mir dann wieder ein und ich wunderte mich nicht Mal über die Stimme in meinem Kopf.

Ich schielte zu der Gruppe der Wandler hinüber. Die Gruppe hatte sich scheinbar nochmal in Untergruppen aufgeteilt.

Auf der einen Seite die Vögel, die Flugübungen zu machen schienen, Saras rötliches Federkleid konnte ich nur mäßig erkennen, denn vor ihr befand sich noch ein anderer Vogel.

Die andere Untergruppe machte eine Art Hürdenlauf, diejenigen, die nicht hinüberspringen konnten, rannten einfach daran vorbei.

Ich staunte über die Artenvielfalt. Wir hatten zwar am meisten Waldtiere in der Klasse, jedoch gab es auch Haustiere und Reptilien. Sogar eine Giraffe war dabei, und ich fragte mich wer das wohl war.

Die Kommunikatoren hingegen schienen gerade etwas vom Lehrer erzählt zu bekommen, denn sie saßen in einem Kreis und hörten Herrn Walker zu.

Von einem überraschten Keuchen wurde ich gedanklich wieder in unsere kleine Gruppe gerissen. Alina hatte ihre Augen aufgerissen, man konnte jetzt dabei zusehen wie sich ihre Augen veränderten.

Ihre Pupillen dehnten sich aus, die Iris wurde dunkler bis sie ein Dunkelblau angenommen hatte.

Dann bildete sich der Wirbel, den ich auch bei Sara und Levin gesehen hatte, er bewegte jedoch langsamer, beinahe wellenförmig.

Allerdings hatte Alinas Wirbel auch eine andere Farbe.

Er war weder lila wie bei Sara, noch orange-rot wie bei Levin, sondern blau.

Wenn mich meine Augen nicht täuschten, flogen in dem Wirbel, in den sich jetzt auch Lämmchen Nightmare löste, Wassertröpfchen herum.

Ich war mir sicher das Alina Wasser als Element hatte.

Alinas Verwandung ging deutlich schneller als Saras und sie schien auch keine Schmerzen zu haben.

Nach 20 Sekunden befand sich dann an Alinas Stelle eine schwarze Robbe vor mir.

Sie lag auf der Seite und besah etwas entgeistert ihre Flossen, wackelte zur Probe mit der Schwanzflosse und ließ darauf blökende Geräusche hören, die fast so schienen als würde sie Fluchen.

Beschweren schien die Alina-Robbe sich aber auf jeden Fall.

Alina wurde mit Glückwünschen von uns zur Wandlergruppe geschickt, welche sie lautstark mit launischem Blöken kommentierte.

***

Ich saß an meinem Schreibtisch und überlegte was ich schreiben könnte.

Der Rest des Schultags lief mit Sprachen, Mathe und Geschichte relativ unspektakulär ab.

Ich hatte mich gleich danach in unser Zimmer verzogen um die Briefe an meine Eltern zu schreiben.

Hallo Mama,

ich vermisse dich sooo sehr! Ich freue mich schon sehr, wenn wir uns endlich wiedersehen und es zerbricht mir mein Herz das das erst in den Ferien stattfinden kann. Ich liebe dich

Bis dahin hatte ich geschrieben als ich gemerkt hatte, das ich weinte.

Zwei dicke, jetzt rote Tränen liefen brennend meine Wangen herunter.

Warum weinte ich in letzter Zeit so unglaublich oft? Ich war zwar nie der emotional stabilste Mensch gewesen, so heftig war es aber noch nie.

Die Tränen hatten etwas von der Schrift verwischt, die Anrede war nicht mehr zu lesen, ich würde sie wohl neu schreiben müssen.

Doch gerade als ich den Stift ansetzen wollte, um das zu korrigieren öffnete sich die Tür und Sara blickte herein.

Ich hielt in meiner Bewegung inne.

„Shayna komm schnell, das musst du sehen!", lachte Sara und hinter ihr erschien ein ebenfalls grinsender Max.

Ich faltete schnell den Brief und steckte ihn in meine Hosentasche.

Ich weiß, nicht die eleganteste Lösung, offen liegenlassen würde ich hier aber nichts mehr.

Also folgte ich den Beiden nach draußen auf die kleine Wiese, welche sich vor unserem Mädchentrakt befand.

Scheinbar hatten sie hier ein Stückchen verwildern lassen, denn bunte Blumen schmückten das lange Gras.

Etwas weiter hinten befand sich ein verwachsener Apfelbaum, auf welchen wir nun scheinbar zusteuerten. Im Schatten saßen noch mehr Leute, die sich als Alina, Tom und Levin entpuppten.

Ihre Augen lagen auf einer durch die Wiese hüpfenden und fluchenden Lissa.

Meine anderen Freunde schienen sich darüber zu amüsieren.

Es war genauso wie ich mir Lissas Heuschreckenjagt vorgestellt hatte.

„Sie hat ihrem Waschbären versprochen Heuschrecken zu jagen!", erklärte Alina schnell lachend das, was ich schon wusste.

„Ich weiß, und das nur weil sie zwei Minuten länger im Bett liegen bleiben wollte und dann auch noch zu faul war um die Bettdecke zu holen.", fügte ich hinzu.

„Vielleicht ist das ein Ausgleich der Bewegung, den das Universum von ihr wollte.", spekulierte Sara lachend.

„Eyy, was sitzt ihr da so blöd rum helft mir lieber, ihr faulen Säcke!", schrie Lissa in unsere Richtung.

So kam es dann, dass wir alle sieben mit unseren Tieren durch die Wiese sprangen und lachten bis es wehtat.

Erst später bemerkte ich, dass der Brief weg war...

Hi, jap sorry, das ich das Kapitel hier gestern nicht mehr geschafft habe.

Denkt dran, das ihr gerne Fragen an die Charaktere stellen könnt.😆

Ich wünsche einen schönen Morgen/Tag/Abend/Nacht/Geburtstag/Feiertag oder whatever!♡

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