Epilog

Bedächtig öffnete ich meine Augen.

Weiß.

Alles, was ich sah, war nur weiß. Ich kniff meine Augen zu. Schnell versuchte ich meine Pupillen von dem grellen Licht zu schützen und hob meine Hand.

Langsam stand ich auf meine Beine und analysierte meine Umgebung.

Mit der Zeit erkannte ich dann den See vor mir, den Wald um mich und den Steg unter mir. Ich war am See von mir und Luna, doch wie kam ich hier her?

Ich erinnerte mich noch daran, wie ich in meinem Krankenbett eingeschlafen war, wie war das denn möglich?

«Ja», eine weibliche Stimme erklang hinter mir.

Nein.

Nein.

Nein... unmöglich.

Das konnte nicht sein.

Eine Stimme, die ich dachte nie mehr wieder hören zu werden, erklang hinter meinem Rücken. Langsam drehte ich mich um.

War sie es? War sie es wirklich?

Angst davor, das mir mein Kopf wieder einen streich spielen wollte, fingen meine Hände an zu zittern.

Als ich dann über meiner Schulter schaute, merkte ich, wie ich meinen Atem unbewusst angehalten hatte.

Ihre wunderschönen blauen Augen schauten in meine. Sie lächelte mich an und es war das Schönste, welches ich seit Jahren gesehen hatte.

Während sie nur lächelnd da stand, brach ich in Tränen aus. Ich wollte etwas sagen, doch aus meinem Mund kammem nichts außer Schluchzer.

Ich kniff meine Augen zusammen und wischte mir meine Tränen weg, sie wurden jedoch nur von mehreren anderen ersetzt. Ein Schauer lief meinen Rücken hinunter und ich bekam eine Gänsehaut, mein Körper reagierte immer noch gleich auf sie, darum wusste ich, sie war näher gekommen.

Als sie mich in ihren Armen zog und mir langsam und behutsam über meinen Rücken streichelte, wusste ich, dass sie es war.

Sie war es, mit Fleisch und Blut.

Ich hörte ihren Herzschlag.

Sie atmete.

Sie lebte.

Ich warf meine Arme um sie und drückte sie, aus lauter Angst sie wieder aus den Fängen zuverlieren, an mich.

Mit Tränen in den Augen, nahm ich ihr Gesicht in meine beiden Händen und beäugte sie akkurat.

Als alles an ihr meiner Erinnerung glich, brach ich wieder in Tränen aus, während ich meine Augen zukniff hielt ich mich an ihrem Körper aufrecht und legte meine Stirn auf ihre.

Ich konnte es einfach nicht fassen. Meine Gefühle die mir gerade erbarummungslos angeworfen wurden, konnte ich nicht wirklich irgendwo einordnen. In meinem Kopf härste wieder einmal ein lautes undeutbares Chaos aus;

Freude.
Schmerz.
Verwirrung.
Trauer.
Und Liebe.

So viele Gefühle, so viele Empfindungen und so viele Fragen.

Ich spürte wie ihre zierlichen Finger meiner Wange, die von den ganzen Tränen völlig durchnässt war, hoch und runter wischten und als ich dann meine Augen wieder öffnete, wollte ich sie nur noch Küssen.

Leidenschaftlich zog ich sie an mich heran und sog ihren Duft, ihren süsslichen Geschmack in mich hinein.

Wie lange hatte ich darauf gewartet sie wieder so spüren zu können? Wie lange wollte ich sie wieder sehen, sie an mich drücken und sie einfach mit voller Hingabe Küssen?

Noch fester presste ich unsere Lippen aufeinander, ich hatte sie vermisst und wie ich das tat.

Und endlich....endlich war sie bei mir. Endlich war sie wieder da, sie war zurückgekommen.

Bis mir klar wurde, dass nicht sie zurückgekommen war, sondern ich... Ich war zu ihr gegangen...

Ich... ich war gestorben.

Die Erkenntnis ließ mich frösteln. Und ich riss mich einwenig weg von ihr, unsere Atmung ging stockend und wir beide pumpten Luft in unsere Lungen.

Ein weiterer Schluchzer, meinerseits, erfüllte die Umgebung, bis ich mich nach einer gewissen Zeit beruhigte. Sie half mir dabei, in dem sie mich einfach in ihren Armen hielt, sie war nämlich mein Anker, mein Ruhepol, meine ruhigere Seite, in einer Welt die nie stillstand.

Wenn sie bei mir war, waren alle meine Sorgen wie vergessen.

Meine Stimme zerbrach, als ich eine Frage stellen wollte: «Wie... -» sie zog mich weg von sich und klammerte sich an meine Schultern fest.

Endlich sah ich wieder in ihr Gesicht. «Die Vorstellung vom Himmel und was nach dem Tod ist, ist nicht wirklich die Richtige von uns gewesen.» Sie lächelte.

Unfassbar, bei diesem absurdem Satz lächelte sie einfach.

Wieder drückte ich ihren Körper hastig an mich. «Endlich habe ich dich wieder!». Meine kleine Luna erwiderte die Umarmung.

«Komm...» sie löste sich von mir und streckte ihre Hand nach meiner aus.

Als ich dann zu unseren verschränkten Finger sah, konnte ich auch sehen, wie ich wieder jung war. All meine Falten waren verschwunden. «Ist schon gut.» Luna hatte wahrscheinlich mein ängstliches Gesicht gesehen.

«Wir haben uns viel zu erzählen, nicht war? Komm, wir gehen zu unserem kleinen Geheimnis.»

Die Hütte... In dieser hatte ich Jahre ohne sie verbracht. Nie wieder... Ich würde nie wieder ohne sie irgendwohin gehen.

Alles hier schien der echten Welt zu ähneln, ich schlussfolgerte also dass, wenn man starb, man zu seiner eigenen Welt hingeschickt wurde.

Auch wurde mir klar, dass Luna all die Jahre hier auf mich gewartet hatte, sie hatte gewartet... auf mich. Alleine..

Für die nächste Zeit wollte ich ruhig sein und sie beobachten, denn dies hatte ich schon lange nicht mehr getan. Eine letzte Frage hatte ich dennoch, langsam stieß ich die angestaute Luft aus «Was meintest du vorhin mit 'ja'?»

Sie schaute mich über ihre Schulter an und schien zuerst verwirrt, bis sie sich dann an ihr erstes Wort, nach Jahren an mich, erinnerte.

Und just in diesem Moment merkte ich erst, wie ich ihr Funkeln in den Augen vermisst hatte, wie ich ihr Gesicht vermisst hatte, wie ich einfach alles an ihr vermisst hatte.

«Ja... ja Ich will» Sie klang glücklich und vorerst verstand ich nicht wirklich, was sie damit sagen wollte, bis der Groschen bei mir fiel.

Sie hatte ja gesagt, sie wollte auch damals ja sagen... Und dieses Wissen zu haben, erfüllte mich mit der größten Erleichterung auf dieser Welt.

~~~~~~~~~~~~~~Ende~~~~~~~~~~~~~~

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