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Ein Jahr ist es nun schon her und ohne das ich es mir eingestehen will trauere ich dieser Zeit nach.
Damals war es schwer, aber nicht so schlimm wie heute. Sheà war mit ihren Eltern in den Sommerferien nach Amerika gezogen und Lilith hatte nun einen Freund. Diesen nervigen Trottel von Malfoy. Endlich hatte ich mit meinem Bruder alles geklärt und wir verstanden uns wieder prächtig, doch leider wird dieser viel zu oft von Tom in Anspruch genommen.

,,Hallo."riss mich eine Stimme aus meinen Gedanken. Seit 2 Wochen verbrachte ich fast mein ganzes Leben in der Bibliothek mit lernen und nicht einmal hatte ich Riddle hier getroffen. ,,Äh hey."kam es von mir etwas irritiert. Er war nun Schülersprecher und wohnte nicht mehr in unseren Slytherinräumen. Daher hatte ich ihn ewig nicht gesehen; geschweige denn mit ihm gesprochen. ,,Muggelkunde für Fortgeschrittene."laß der junge Mann den Titel meines Buches vor und musterte mich mit einem abwertenden Blick. ,,Was denn? Das Fach ist leicht so dumm wie die alle sind. Dachte ich zumindest als ich das gewählt habe."rechtfertigte ich mich sofort und hoffte sein misswilliger Blick würde verschwinden. ,,Ist es scheinbar nicht."stellte Tom amüsiert fest und setzte sich zu mir um auf die Seiten des Lehrbuches schauen zu können. ,,Du scheiterst an Telefonen?"fügte der Slytherin hinzu und sah mich belustigt an.
,,Ja ich versteh diese Dinger nicht und auch nicht den Sinn dahinter. Man kann sich doch einfach durch Zauberei eine Nachricht zukommen lassen. Oder Briefe schreiben. Dafür müssen diese einfältigen Wesen doch im Stande sein, oder nicht?"regte ich mich auf und lehnte mich entgeistert nach hinten. Von der ganzen Lernerei war ich müde und schwach gewurden. Mit Sicherheit war mein Gesicht mit Augenringen bis zum geht nicht mehr geschmückt. ,,Sie wollen es sich leichter machen. Im Grunde würden sie es gerne so können wie wir, aber das geht nunmal nicht. Daher müssen wir die Magie auch vor ihnen verstecken. Menschen sind erfüllt von Neid und Eifersucht. Hast du was das sie möchten tun sie alles um es zu bekommen und ist das nicht möglich versuchen sie alles damit du es nicht mehr willst."erklärte er mit den Gedanken ganz woanders.
,,Bei Merlin, in sieben Jahren hab ich dich selten so viel sagen hören. Woher weißt du das alles?"wollte ich nun völlig beeindruckt wissen. Wie kann es eigentlich sein, dass Tom, der dieses Fach nie belegt hat, sich besser auskennt als ich, die diesen Scheiß seit 5 Jahren macht?
,,Hab es gelesen. Solltest du auch mal versuchen."kam es monoton und abweisend von unserem Schulsprecher und nach einem Blick von seiner Seite auf die Uhr sprang er förmlich auf und ging. Jedoch nicht ohne ein schnelles, runtergerattertes ,,Wiedersehen."
Kurz sah ich ihm irritiert nach, aber widmete mich dann wieder meinem Buch. Dieser Junge ist echt ein Rätsel.

Erst als es schon dunkel wurde und die Spärstunde nahte suchte ich den Weg zu den Kellern auf. Völlig übermüdet schlich ich durch die rießigen Korridore des Schlosses und ließ deren Erscheinung auf mich wirken. Wenn ich so darüber nachdachte, dass jemand dieses Gebäude Stein um Stein erbaut hatte, war ich echt froh nicht an dessen Stelle gewesen zu sein. Selbst mit Zauberei ist das eine harte Arbeit und kostet unheimlich viel Energie.
Vorsichtig fuhr ich mit meinen Fingern über die kalten, festen Steine.
So viel hatten sie schon erlebt und sie würden noch etliche Jahre erleben. Viel mehr als jeder Einzelne der auf ihnen geht und in deren Schutz lebt.
Wenn wir gehen, werden sie überdauern. Wenn wir fallen stehen sie. So war es immer und so wird es immer sein.

Während ich völlig in Gedanken vertieft war liefen ein paar von Riddles Anhängern an mir vorbei. Durch Zufall schnappte ich einige Fetzen ihres Gespräches auf.
,,Er hat vor dieses Muggeldorf zu überfallen. Heute, sobald es dunkel wird machen wir uns auf den Weg."sagte der Eine. ,,Wir werden sie also alle töten?"fragte ein Anderer.
Die vier Jungen scheinten mich nicht bemerkt zu haben, da sie mich nicht eines Blickes würdigten und wirkten als würden sie über Vertrauliches reden. Als mir klar wurde, dass sie von Tom sprachen spitze ich meine Ohren und begann ihren Worten zu lauschen. Scheinbar hatte unser ach so netter Slytherin vor ein kleines Dorf in der Nähe von Hogwarts zu überfallen und die Muggel darin ohne Ausnahme grausam abzuschlachten.
Ich dachte an unsere Begegnung vorhin in der Bibliothek und an das vergangene Jahr. Er war abgrundtief böse, dass war mir immer bewusst. Doch gleichzeitig zog er mich in seinen Bann. Tom war intelligent, gutaussehend und unheimlich talentiert. Die Meisten waren der festen Überzeugung er würde einmal Zauberminister werden, doch das würde nie passieren. Für den jungen Zauberer war ein düsterer Weg vorgesehen, dass wusste ich genau. Eines Tages würde Riddle an der Spitze stehen und alle würden sich ihm unterwerfen. Die Leute würden in Angst und Schrecken vor ihm niederknien und keiner würde ihn aufhalten können. Er machte mir Angst mit seiner bestimmenden Art und düsteren Erscheinung, doch gleichzeitig war es genau diese Dunkelheit die mich zum Strahlen brachte. Bei ihm fühlte ich mich wie ein guter und gerechter Mensch ohne Fehler. Beinahe wie ein Engel, auch wenn ich es bei weitem nicht war.

Meine Beine trugen mich fast von alleine zum Schulsprecherturm. Ich musste das Tom ausreden! Falls man ihn erwischen sollte, würde er von der Schule fliegen. Das wollte ich auf keinen Fall, schließlich war er einer der wenigen Menschen mit denen man sich auf dieser Schule unterhalten konnte. In dem letzten halben Jahr hatte sich mein Freundeskreis rapide verkleinert. Nicht das es mich störte, die meisten wollte ich nicht mehr in meinem Leben haben, doch langsam blieb keiner mehr übrig. Nur Merlin war nach wie vor treu an meiner Seite und hatte Zeit für mich. Nach meinem Rat hatte der Junge wirklich sein verborgenes Talent für Zaubertränke entdeckt und war schon lange nicht mehr mein Nachhilfeschüler. Dennoch saß er oft mit mir beim Essen um zu fragen wie es mir geht oder half mir dabei die passenden Lernmaterialien für meine Abschlussprüfungen zusammen zu suchen. Dafür war ich ihm besonders dankbar. Luna und ich hatten wieder ein bisschen mehr Kontakt, da sie ebenfalls eine der Wenigen war, die Muggelkunde gewählt hatte.
Und viel mehr blieben nicht übrig. Sheà war weg, Lilith hatte nur noch Augen für Malfoy und merkte nicht wie schlecht er für sie war und dann gab es nur noch Tom und Antonin. Die zwei waren die Einzigen mit denen ich offen und ehrlich über meine Probleme sprechen würde.
Also nein, ich würde auf keinen Fall zulassen, dass dieser arrogante Idiot wegen eines dummen Fehlers von der Schule fliegen würde!

,,Tom! Mach die blöde Tür endlich auf!" brüllte ich und klopfte wie eine Irre an die Tür. Nach 10 Minuten kam endlich jemand und machte mir auf. Es war Lilith. Verwirrt sah ich sie an.
,,Hab ich was verpasst?"fragte ich verwundert. ,,Nein alles gut. Abraxas und ich sind hier wegen einer Besprechung. Also nicht das du jetzt was flasches denkst. Moreen, ich soll dir von Tom sagen, dass du gehen sollst." rechtfertige sich Ambrose und war schon im Inbegriff die Tür vor meiner Nase zu zuschlagen.
Schnell huschte ich an ihr vorbei und sah mich erstmal um. Wow, richtiger Luxus ist das hier! Kann ich hier bitte auch einziehen? ,,Dolohow, verschwinde!" Riddle war mich noch nie so angegangen. Er schien ausgesprochen wütend zu sein.
,,Nein werd ich nicht. Du hörst mir jetzt mal zu! Ich will nicht das du deine ganze Zukunft aufs Spiel setzt um ein unwichtiges Dorf mit Muggeln auszulöschen. Das ist dumm!" Für diese Worte hatte ich meinen ganzen Mut zusammensammeln müssen.
Hoffentlich würde ich das nicht bereuen oder gar mit meinem Leben bezahlen. ,,Alle raus! Lasst mich mit Moreen alleine." Der Schulsprecher versuchte sich zu beherrschen und seine Wut unter Kontrolle zu halten, doch es fiel ihm sehr schwer. "Raus!" schrie er nun und seine Augen nahmen  eine rote Färbung an.
Und wenige Sekunden später waren die beiden verschwunden und wir alleine in dem Raum.

,,Bei Salazar, woher weißt du von dem Dorf?" fragte er nun ruhiger.
,,Ich hab deine Anhänger über deinen Plan reden hören."flüsterte ich und sah zu ihm rauf. ,,Welche von den Idioten genau? Ich muss wissen wen ich zu bestrafen habe." kam es von meinem Gegenüber. Noch immer bebte sein Brustkorb vor Wut.
,,Ich weiß es nicht genau. Die Korridore sind um diese Zeit dunkel und nur das schwache Licht der Fakeln hat nicht gereicht um ihre Gesichter zu erkennen." murmelte ich und senkte meinen Kopf. Ich wusste genau wer es gewesen war und ich wusste was Tom mit ihnen machen würde. ,,Sag mir die Namen!"befahl er und legte seine Hand unter mein Kinn, sodass ich gezwungen war ihn anzusehen. Kein Wort brachte ich mehr über meine Lippen, solche Angst hatte ich im Moment. Der Slytherin war aufgebracht und selbst ein blinder hätte die Mordlust in seinen Augen erkennen können.
,,Dolohow du bist nicht blöd, dass weiß ich genau. Antworte mir gefälligst, wenn dir dein Leben lieb ist! Sonst leistest du deinen Eltern gleich Gesellschaft."drohte der dunkelhaarige Zauberer mir und mal wieder war ich fasziniert von seiner Art. Diese Worte gingen ihm so leicht über die Lippen wie uns anderen die Lieder unserer Kindheit. Nichtmal richtig nachdenken musste er, ob es richtig ist. Tom drohte nie ohne Grund, dass wussten wir alle. Deshalb war das Ganze noch erschreckender als ohnehin schon. ,,Moreen." Meinen Namen flüsterte er schon beinahe. Nicht voller Wut, wie die Worte davor. Dieses eine Wort sagte er mit so einer Eiseskälte in der Stimme, dass sich selbst das kleine, letzte Bisschen von meinen Mut verabschiedete. ,,Rookwood, Rosier, Nott und Mulciber." antwortete ich mit brüchiger Stimme. Erst jetzt nahm er seine Hand unter meinem Kinn weg und sah zufrieden auf mich herab. ,,Geht doch, kleines." meinte Riddle und drehte sich von mir weg um aus einem der beiden großen Fenster schauen zu können.

,,Du hättest das mit meinen Eltern nicht sagen müssen, dass war gemein." murmelte ich nachdem ich neue Kraft gesammelt hatte und meine Stimme wieder gefunden hatte.
Keine Reaktion. Wie ein Stein stand er da und regte sich nicht.
,,Tom, jetzt reichts! Als ich hier hergekommen bin war das nur, weil ich dir einen Rat geben wollte. Ich hab dir nichts böses gewollt und du drohst mir damit mich umzubringen?  Was erwartest du von mir? Wenn ich es gewollt hätte, dann hätte ich dich schon letztes Jahr verraten können. Ich kenne dich nicht gut genug um zu wissen warum du so bist, aber du kannst doch keinem, der dir nur das Beste will, so gegenübertreten. " belehrte ich den jungen Mann und trat näher an ihn heran. Gerade wollte ich mit meiner Hand seine Schulter berühren, als er sich umdrehte und sie wegschlug.
,,Ich kann." meinte Riddle mit fester Stimme und funkelte mich böse an.
,,Du bist doch genau wie alle anderen hier. Auch du Moreen, willst irgendwas von mir oder hast einfach Angst. Sonst hättest du mich längst verraten."meinte er und lief Richtung Tür. ,,Bei Merlin, hörst du mir eigentlich zu? Tom ich werde dich niemals verraten, einfach aus dem Grund, weil du mir mal geholfen hast, als ich nichtmal mehr selbst daran geglaubt habe, dass das geht." entgegnete ich ihm und weigerte mich auch nur eine  Fuß in Richtung Tür zu setzen. ,,Du lügst. Geh."kam es von dem Slytherin monoton.
Woher wusste er das? Ich hatte mich bemüht die Stimme ruhig zu halten und so wenig Blickkontakt wie möglich zu haben. Schließlich können Augen nicht Lügen. Abgesehen von Riddles. Manchmal schafften es sogar seine Augen geschickte Lügen zu verbreiten. Hinterhältig und blitzschnell führten sie einen in die Irre und liesen einen dort verderben.
,,Stimmt. Du hast Recht, ich habe Angst vor dir. Immerhin hast du mir gezeigt, dass du sogar im Kindesalter im Stande warst zu morden. Aber du faszinierst mich auch. Deine Art und Weise mit Dingen umzugehen; sie zu betrachten. Ich würde gerne lernen aus deinen Taten und dir helfen, so wie du mir letztes Jahr. Du willst die Wahrheit wissen? Ich würde dich nie verraten, weil ich dich mag. Und zwar alles was ich an dir kenne. Auch das Monster tief in dir drin würde ich gerne kennenlernen und versuchen zu verstehen. Ich möchte dein Freund sein, Tom. Jemand der dir hilft deine Ziele zu erreichen und der mit einem Rat an deiner Seite steht, solange bis du auch das letzte Bisschen dieser Welt in Angst und Schrecken versetzt hast." Nun drehte sich Riddle zu mir und sah mich mit großen Augen an. ,,Das ist die Wahrheit."stellte er fest. ,,Ist sie." stimmte ich zu. Langsam ging ich in seine Richtung. Ich hatte keine Ahnung wie er darauf reagieren würde, daher nährte ich mich ihm sehr vorsichtig. ,,Darf ich bleiben und dir meinen Rat geben?" fragte ich als ich vor ihm stand. Der Slytherin schloss die Tür, welche er vorhin geöffnet hatte, und nickte. ,,Tu das nicht. Zumindest nicht vor deinem Abschluss. Solang du unter Beobachtung der Lehrkräfte bist kannst du zu schnell entdeckt werden und landest, wenn das rauskommt, in Askaban. Damit wäre dein ganzes Talent vergoldet und du für den Rest deines Lebens hinter Gittern. Warte einfach die zwei Monate ab, wenn du dieses Dorf unbedingt überrennen willst." riet ich dem dunkelhaarigen Zauberer und wartete auf seine Reaktion. ,,Dumbledore beobachtet mich, daher können wir diesen Plan heute eh nicht durchführen." erklärte er nach einer Weile und blickte dramatisch in das brennende Kaminfeuer. ,,Warum das?" wollte ich wissen. ,,Im 5. Jahr hatte ich vor unsere Schule von dem nervigem Abschaum zu befreien, aber man hat Myrthes Leiche gefunden und ich musste mein Vorgehen abbrechen." erzählte der Slytherin leise und mit fester Stimme. ,,Du hast die Kammer geöffnet."schlussfolgerte ich aus seinen Worten und sah ihn leicht geschockt an. ,,Dieses Geheimnis nimmst du mit ins Grab, verstanden!" ging Riddle seiner Lieblingsbeschäftigung, dem Drohen und Einschüchtern, nach. ,, Darauf kannst du dich verlassen." sagte ich und unsere Blicke trafen sich.

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