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Es war ein regnerischer Tag. Alle hatten sich in ihre Gemeinschaftsräume zurück gezogen oder waren nicht mehr hier. Schließlich waren Weihnachtsferien.
Hätte ich meine Familie noch, wäre ich auch nicht hier; in Hogwarts.

Verträumt lief ich durch die kalten Korridore und drückte meine dicke Winterjacke noch näher an meinen Körper. Man könnte erwarten im Schloss sei es warm und gemütlich, aber nichts da. Es war schweinekalt! Die Gemeinschaftsräume, Klassenzimmer und die Große Halle waren zwar beheizt, der Rest jedoch nicht. So eine Scheiße! Mein Entschluss stand fest und ich bog in den nächstgelegenen Raum ein.

Da ich nahe der Kellerräume war fand ich mich letztlich in einem Zaubertränke Klassenzimmer wieder.

,,Riddle?"fragte ich ungläubig, als ich unseren Vertrauensschüler erblickte. Dieser mischte gerade irgendwelche Zutaten zusammen und war voll in seinem Element. Das brachte mich zum Schmunzeln. ,,Was suchst du hier?"fuhr er mich an, nachdem ich mich ihm genährt hatte. Ach ja, da ist er wieder. Unser hilfsbereiter, fürsorglicher und besonders freundlicher Tom Riddle. Ironie lässt grüßen. ,,Die Flure sind kalt , deswegen wollte ich mich etwas wärmen."erklärte ich und trat näher an ihn heran. Welchen Trank er wohl braute? ,,Kannst du das nicht wo anders machen?" fragte er monoton und ohne von der Flüssigkeit wegzusehen. ,,Nein."antwortete ich sofort. Nun starrte er mich mit seinen kalten, undurchdringlichen und wunderschönen grünen Augen an. Niemand außer mir sagte zu ihm nein. Das traute sich keiner. Ich wusste nicht mal wieso ich es mir erlauben konnte, so mit ihm zu sprechen. Aber ich konnte es. ,,Du gehst jetzt."befahl er und sah mich längst nicht mehr an. ,,Warum sollte ich?"war das Einzige was ich dazu sagen konnte. Allein, weil er wollte das ich gehe, würde ich bleiben. ,,Weil ich das nett gesagt habe. Du bist aus meinem Haus, die Schwester einer meiner Anhänger und stammst aus einer mächtigen Reinblutfamilie, also gib mir keinen Grund dich mit Gewalt hier raus zu werfen." fauchte er mich an. ,,Das funktioniert vielleicht bei allen anderen, aber nicht bei mir und das weißt du. Was ist das für ein Trank?"antwortete ich und trat neben ihn um in sein Buch sehen zu können.

,,Felix Felicis."beantwortete ich meine eigene Frage. ,,Oh du kannst lesen. Respekt. Hast du dich jetzt genug aufgewärmt? Zum Gemeinschaftsraum ist es nicht mehr weit. Lass mich endlich in Ruhe diesen Trank brauen. Selbst für mich ist es ein anspruchsvolles Gebräu."murmelte er und rührte die Flüssigkeit sorgfältig um. ,,Gut, dass ich besser in Zaubertränke bin als du. Du hast was falsch gemacht, die Farbe ist zu dunkel."belehrte ich den dunkelhaarigen Zauberer. Erneut schaute er mir tief in die Augen. Als ob er dadurch in meine Seele blicken könnte. ,,Niemand ist besser als ich. Auch nicht du. Es war nur ein Ausnahmefall, dass du einen Punkt mehr in den Prüfungen hattest als ich letztes Jahr." Wie kann er so gelassen bleiben obwohl der Trank jeden Moment explodieren könnte? Doch schon wenige Sekunden später färbte sich das Gebräu in den perfekten Goldton. Bei Merlin ,wie hat er das gemacht? Das ist doch unmöglich!

,,Siehst du. Versuche niemals wieder mich zu belehren, es bringt nichts. Tom Marvolo Riddle macht niemals einen Fehler, merk dir das."sagte er und lächelte dabei ganz leicht. In den ganzen sechs Jahren hier hatte ich ihn nicht einmal ehrlich Lächeln sehen. Es stand ihm wahnsinnig gut.

,,Ist notiert."antwortete ich und ließ mich von seinem Lächeln mitreißen.

,,Gut so. Jetzt können wir auch gleich zusammen weiter gehen, wenn du willst." meinte Tom und stellte den Trank in einen Lagerraum. Dannach gingen wir nebeneinander durch das Schloss.

,,Warum bist du eigentlich nicht bei deiner Familie in den Ferien? So wie Antonin."fragte mein Gegenüber nachdem wir eine ganze Weile durch die kalten und dunklen Gänge gelaufen waren. ,,Sie sind tot, Riddle."antwortete ich und blieb aprubt stehen. Erinnerungen kamen hoch und eine einzelne Träne lief meine Wange hinab.

Es war erst einige Monate her, dass sie an einer Muggelkrankheit erkrankten und an den Folgen starben. Und ich vermisste sie so sehr. Die gemeinsamen Ferientage an den unterschiedlichsten Orten der Welt. Dieses Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit und das dich jemand unendlich liebt. Jeden einzelnen Moment. Sogar die Streitereien und Auseinandersetzungen. Ich sehnte mich so sehr danach ihre Stimme zu hören und sie in den Arm zu nehmen.

Mein ganzes Leben hatte mich nichts und niemand runterziehen können, doch an jenem Tag habe ich mich selbst verloren. Heute laufe ich durch die Gänge von Hogwarts und versuche zweifelhaft dies als neues Zuhause zu sehen. Doch das ist es nicht. Zuhause ist da wo du glücklich bist. Aber das war ich nicht mehr. Ich hatte verlernt wie es sich anfühlt.

,,Tut mir leid für dich."meinte er nach einer ganzen Weile. Ich starrte ihn irritiert an. Tut mir leid für dich. Sein Ernst? ,,Wie kannst du du sein?"fragte ich völlig entgeistert. ,,Was meinst du?" antwortete dieser verwirrt. ,,Naja wie kannst du so gefühlskalt sein?" wollte ich wissen.
Tom zuckte nur mit den Schultern anstatt mir eine Antwort zu schenken. Können wir bitte tauschen? Sowas will ich auch können.

,,Lass uns weiter gehen."meinte ich irgendwann und hakte mich bei ihm ein. ,,Wohin soll's gehen?"fragte Tom und ganz kurz war da dieses Funkeln in seinen Augen. So hatte ich Tom Marvolo Riddle noch nie erlebt. Sonst war er kalt, abweisend und alles andere als die Person mit der ich einen Ferientag verbringen wollte, doch heute war er anders. Er lachte, scherzte und war nicht so abweisend wie sonst. Ein guter Gefährte an solch kalten und einsamen Tagen. Vielleicht würden das ja doch noch gute Ferien werden. ,,Essen."murmelte ich und genau in diesem Moment knurrte mein Magen. ,,Na dann lass uns gehen. Hier draußen ist es echt ein bisschen kühl."bemerkte der beliebteste Schüler Hogwarts und rieb sich die Hände um sie warm zu halten. ,,Kühl? Es ist arschkalt!"regte ich mich auf und fuchtelte wild mit den Armen. ,,Wenn du meinst. Aber immerhin ist dann die Wahrscheinlichkeit größer das es eine weiße Weihnacht gibt."erklärte Tom. ,,Was macht das für einen Unterschied? Weihnachten macht doch nicht der Schnee sondern die Zeit mit den Liebsten aus."sagte ich meine Meinung und sah zu ihm rauf. Er war fast anderthalb Köpfe größer als ich, dass war aber auch kein Kunststück. Ich war schließlich nur 1,58 m groß. ,,Nicht für mich. Manchmal ist der einzige Lichtblick zu dieser Jahreszeit die Schneeflocken welche vom Himmel fallen um dann auf deiner Hand schmelzen. Sie haben ein kurzes, aber dafür sorgenfreies Leben. Manchmal würde ich gerne mit Ihnen tauschen." erzählte mir Tom und klang dabei anders als sonst. In seiner Stimme fehlte dieses abweisende und geheuchelte. Sprach er gerade mit mir über seine Gedanken und womöglich Gefühle? Oder interpretierte ich in das Ganze zu viel rein? Wäre nicht das erste Mal.

,,Warum bist du eigentlich die Ferien über hier und nicht bei dir Zuhause?"fragte ich ihn vorsichtig.

Was ich über Tom in all den Jahren erfahren habe?

1. Er ist beliebt bei Schülern und Lehrern, aber keineswegs der nette Junge von neben an.

2. Er kann verdammt sauer werden und man sollte sich nicht mit ihm anlegen.

3. Er hat eine unbeschreibliche Anziehungskraft auf Mädchen . Nicht nur wegen seines perfekten Aussehens, sondern auch wegen seiner Art.

Und 4. Er hasst Muggle und alle nicht reinblütigen Zauber. Warum weiß ich nicht. Aber ich wollte es schon immer mal fragen. War das der passende Zeitpunkt?

,,Hogwarts ist mein Zuhause." Wie schon so oft an diesem Tag sah er mich für einen kurzen Moment an und es schien als würde seine Maske bröckeln. ,,Aber was ist mit deiner Familie? Vermisst du sie nicht?"ging meine Fragerei weiter. Jetzt war ich neugierig geworden. ,,Ich habe keine."flüsterte der Slytherin so leise, dass ich es nur mit viel Mühe verstand. Und mal wieder herrschte eine Zeit lang Stille. Mittlerweile waren wir fast an der Großen Halle angekommen. Ich konnte die rießige Tür schon sehen. ,,Jeder hat eine Familie. Jeder braucht eine Familie."meinte ich kurz bevor wir ankamen. ,,Ich nicht."und da war seine kalte, abweisende Art plötzlich wieder da. Vom einen zum anderen Moment hatte Riddle seine perfekte Maske aufgesetzt und schritt stolz, mit erhobenem Kopf, an mir vorbei und zu zwei anderen Slytherins.

Sie waren 7. Klässler. Der eine war unser Sucher beim Quidditsch und der andere war der Typ mit der Blume. Bei dem Gedanken an die Geschichte musste ich schmunzeln. Zu oft hatte uns Dumbledore diese Geschichte erzählt. Der Junge hatte in seinen ersten beiden Jahren in Verwandlung alles mögliche in ein kleines, süßes Gänseblümchen verzaubert. Egal was.

Aber nun war es erstmal wichtiger was zu Essen aufzutreiben.

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