"Zu viel"

 Wieso? Wieso? Wieso? echote es in ihrem Kopf. Was hatte sie getan dass die Göttinnen sie so auf die Probe stellten?

Was sollte das? "Was wollt ihr von mir?", schrie Libellenpfote in die Stille des Waldes. Ich wusste das sie hier niemand hören konnte, aber trotzdem zuckte sie leicht ertappt zusammen, als ein paar Vögel aufflogen.

"Die hätte man noch fangen können!", miaute jemand hinter ihr. Erschrocken fuhr sie herum und ging in Kampfstellung.

"Sachte, sachte!", sagte der fremde Kater und fing seelenruhig an sich zu putzen. Was erlaubte der sich?

"Was willst du hier... Hauskätzchen!"

"Ja, ja, ja ihr Waldkatzen tut immer so, als wärt ihr die einzigen Katzen hier! Das nervt! Denkst du Hauskätzchen...", das Wort betonte er besonders, "... nicht jagen, oder kämpfen können?"

Verwirrt schüttelte sie den Kopf, fragte aber nach einer Weile: "Könnt ihr es?", sie war überrascht, als sie merkte das es sie wirklich interessierte.

"Natürlich du Ameisenhirn! Nicht alle, aber viele!"

Ameisenhirn? Was war das bitte für eine Beleidigung? Was erlaubte sich dieser Mistkäfer sie so zu nennen?

Mistkäfer... ja das passte zu ihm! Dieses Hauskätzchen sah aus, als hätte es sich in Kacke gewälzt und die Kacke nicht mehr rausbekommen. Dennoch war sein Fell seidig und glänzte im Licht der Sonne, die gerade erst hinter den Niemandshügeln aufging.

Der Clan müsste langsam wach werden, aber wenn sie nun los gehen würde, würde sie es vielleicht noch schaffen ungesehen in den Schülerbau zu kommen.

Wieder zog der fremde Kater ihren Blick auf sich. "Wie heißt du eigentlich?", fragte ich.

"Oreo! Und du?"

Was war denn bitte ein Oreo? Mit den schwarzen Flecken im Fell, die sich eigentlich kaum vom restlichen braun unterschied, hätte sie ihn eher Baumpfote, oder so genannt. "Ich bin Libellenpfote!"

Entsetzt blickte Oreo mich an. "Du arme!", miaute er was sie völlig verwirrte. Als er Libellenpfotes fragenden Gesichtsausdruck sah, fügte er hinzu, "Dein Name ist wirklich schrecklich! Meine Hausleute hätten dich vermutlich...", er beäugte sie kritisch, "Keks, oder Silver genannt!

Diesmal war es Libellenpfote die, die ihn entsetzt ansah. Silver ging ja noch! Hörte sich fast an wie Silber!

Sie hatte sich schon ihr Leben lang gewünscht silbernes Fell zu haben.

Silber, wie die Wellen im Licht, silbern wie das Licht des Mondes, oder die Flechten des Götterbaums der auf der Versammlungsinsel stand. Silbern wie die Perle der Austern, die Haiauge aus ihrer Heimat hierhergebracht hatte.

Aber Keks? Was war denn ein Keks? Hörte sich an wie eine Blumenart!

So begeistert musste ich Oreo wohl angestarrt haben und er zuckte mit den Schultern. "Naja...", meinte er, "Kann mir ja egal sein!" und so schnell wie er gekommen war, war er auch schon wieder weg.

Komischer Kauz, aber irgendwie sympathisch! "Oreopfote", murmelte sie vor sich hin und kicherte bei dieser absurden Vorstellung. Oreo war ein Hauskätzchen!

Müde trottete sie im Wald umher. Der Regen hatte schon lange aufgehört und ein süßer Geruch nach frischem Gras hing in der Luft.

Libellenpfote und Schneeherz hatten diesen Geruch schon immer geliebt und dies war nur eine ihrer Gemeinsamkeiten gewesen.

Beide mochten den Schnee

Beide zerbrachen fast daran Schwarzpfote abzuweisen, ihn nicht lieben zu dürfen

Beide waren hellgrau

Beide liebten es zu lachen

Beide...

Es machte sie traurig darüber nachzudenken...

Es war einmal...

Warum verließ Schwarzpfote sie?

Hatte sie was falsch gemacht?

Sollte sie fragen, ob sie mitkommen durfte?

Mit all diesen Fragen im Kopf lief Libellenpfote immer tiefer in den Wald. Knacken und Knirschen war zu hören und da sie so abgelenkt war merkte Libellenpfote nicht, dass jemand sich ihr nährte. 

Sie drehte sich erst um als es zu spät war und Otterzahn, Perlenjäger, Birkenfeder und Flockenstern bereits vor ihr stand.

"Da bist du ja!", rief Flockenstern, ihre Mentorin erleichtert, "weißt du, wo Schwarzpfote ist? Perlenjäger wollte ihm heute beibringen, wie man Eichhörnchen auf Bäumen fängt!"

Ausgerechnet Perlenjäger? Perlenjäger war die Schwester von Schneeherz gewesen und gab Schwarzpfote die Schuld an ihrem Tod. Zudem waren wir erst 6 ½ Monde alt und waren noch gar nicht bereit dafür! 

Doch Perlenjäger und die beiden anderen Kätzinnen schienen sehr überzeugt von diesem Plan, nur Otterzahn guckte grimmig, blieb aber gehorsam und sagte nichts.

Feigling, dachte sie grimmig, doch irgendwie verstand Libellenpfote ihn. Sie wollte auch nicht von ihren Geschwistern so zugerichtet werden, dass sie in den Heilerbau musste.

Es war wohl besser für ihn!

Also wagte sie es sich zu fragen: "Ist er überhaupt bereit dazu?" "Wenn er auch nur ein bisschen von eurer Mutter hat wird er es schaffen, Kleine!", ihre Stimme wurde härter, als sie sagte:

"Aber ich glaube der Düsterschatten in ihm schlägt durch!" Dieser eine Satz machte mich rasend. Wieso sprach sie so über meinen Vater? Auch Flockenstern gefiel dieser Kommentar wohl nicht, aber wegen der Gesetzten zwangen wir uns zu Gleichgültigen Gesichtern.

Doch nun fragte Flockenstern, die noch immer keine Antwort bekommen hatte noch einmal: "Weißt du jetzt, wo Schwarzpfote ist? Johannisbeerpfote möchte auch noch mit ihm trainieren!"

Fieberhaft suchte Libellenpfote nach einer Ausrede, denn egal was Schwarzpfote vorhatte, sie würde ihn nicht verraten! 

"Er ist...", begann sie zögerlich, "...jagen! Ich war so hungrig!" Ich hatte wohl zu lange gebraucht, denn es war offensichtlich, dass sie mir nicht glaubten. Was sollten sie auch von ihr denken? Sie spazierte nachts im Wald und erzählte irgendeinen Dung! 

Fast als ob Birkenfeder ihre Gedanken lesen könnte, fragte sie: "Und warum bist DU hier?" "Ich, als, äh...", stotterte sie und brach zusammen, es war zu viel! 

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