S I E B E N
Elara und Gawain stürmten durch die engen Gänge der Festung, das Licht der Fackel, die Elara immer noch fest umklammert hielt, tanzte unruhig an den Wänden. Ihre Schritte hallten laut wider, und das Echo ihrer Flucht ließ sie noch angespannter wirken. Die Zeit schien sich zu dehnen, während ihre Herzen wie Trommeln in ihren Ohren pochten. Jeder Moment fühlte sich an, als könnte es der letzte sein.
„Schneller!" zischte Gawain und zog Elara an der Hand, als sie um eine Ecke rannten. Hinter ihnen hörten sie bereits die ersten Schreie der Wachen.
„Sie kommen," keuchte Elara, ihr Atem flach und schnell, doch sie kämpfte gegen die Müdigkeit an. Ihre Beine brannten, aber sie wusste, dass Aufgeben keine Option war. Die dunklen Korridore von Grausturm schienen endlos, als würden sie in einem Labyrinth aus Stein und Schatten gefangen sein.
Gawain blieb plötzlich stehen und sah sich hastig um. „Wir müssen einen Weg nach draußen finden," murmelte er, während er die Wände und Türen prüfte. „Wir können nicht ewig hier herumrennen."
„Was ist mit dem Haupttor?" fragte Elara, die Augen weit vor Angst aufgerissen. Sie wusste, dass ihre Verfolger sie bald einholen würden.
„Zu bewacht," antwortete Gawain, während er ein altes Gitter auf der linken Seite entdeckte, das teilweise verrostet war. „Hier entlang!"
Sie rannten auf das Gitter zu, und Gawain trat mit aller Kraft dagegen. Der alte Stahl ächzte und brach schließlich unter dem Druck zusammen, der Weg hinter dem Gitter führte in einen schmalen, dunklen Tunnel. Ohne zu zögern schlüpften sie hindurch und tauchten in die undurchdringliche Dunkelheit ein.
Der Tunnel war feucht und eng, und die Luft roch nach modrigem Stein. Die Geräusche der Wachen wurden immer leiser, aber die Bedrohung schien trotzdem greifbar. Jeder Schritt fühlte sich an, als würde er sie tiefer in das Ungewisse führen.
„Wo führt das hin?" fragte Elara atemlos und blickte nervös über ihre Schulter, als würde sie erwarten, dass Arics Männer jeden Moment hinter ihnen auftauchen könnten.
„Ich weiß es nicht," gab Gawain zu und fuhr sich mit der Hand über die Stirn. „Aber es ist besser als hier zu bleiben."
Elara nickte. Sie hatten keine andere Wahl. Der Tunnel zog sich scheinbar endlos hin, bis sie schließlich eine enge Wendeltreppe erreichten, die aus dem dunklen Felsen herausgearbeitet war. Ohne zu zögern begannen sie, die Treppe hinaufzulaufen.
Doch kaum hatten sie ein paar Stufen hinter sich gelassen, als ein donnerndes Geräusch hinter ihnen erklang. Steine lösten sich und krachten die Treppe hinab. Elara stolperte, konnte sich aber gerade noch an der Wand festhalten.
„Vorsicht!" rief Gawain und packte ihren Arm, um sie hochzuziehen. „Die ganze Struktur scheint instabil zu sein."
„Perfekt," murmelte Elara und kämpfte darum, nicht zu fallen, als sie weiter die enge Treppe hinaufrannten. Jeder Schritt fühlte sich wie ein Wettlauf gegen die Zeit an. Die Decke über ihnen schien zu beben, und immer wieder lösten sich kleine Steine und Staub von den Wänden. Es war, als würde der Tunnel versuchen, sie lebendig zu begraben.
Doch plötzlich, nach was sich wie eine Ewigkeit anfühlte, erreichten sie das Ende der Treppe. Eine schwere Holztür ragte vor ihnen auf, halb verfallen und von der Zeit gezeichnet.
„Das muss ein Ausgang sein," flüsterte Gawain und trat zögernd auf die Tür zu.
„Beeil dich!" drängte Elara, während sie immer wieder über ihre Schulter spähte. Sie konnte sich kaum vorstellen, was passieren würde, wenn Arics Männer sie hier einholten.
Mit einem letzten kräftigen Stoß gegen die Tür brach diese schließlich auf. Ein blendendes Licht empfing sie – das Tageslicht. Endlich waren sie draußen.
Doch ihre Erleichterung währte nur einen Moment.
Sie standen auf einer zerklüfteten Klippe, unter ihnen tobte ein tosender Fluss, der sich wie ein dunkles Band durch die felsige Landschaft schlängelte. Die Sonne hing tief am Himmel, warf lange Schatten über das Tal, und der Wind peitschte ihnen ins Gesicht.
„Es gibt keinen anderen Weg," sagte Gawain und trat an den Rand der Klippe. Er sah hinab auf den reißenden Fluss, der weit unter ihnen war. „Wenn wir springen, könnten wir es schaffen."
„Springen?" Elara spürte, wie ihr Herz in ihre Kehle rutschte. Der Fluss unter ihnen sah alles andere als einladend aus. Die Strömung war stark, und Felsen ragten bedrohlich aus dem Wasser.
„Entweder das oder zurück in die Hände von Aric," sagte Gawain und sah ihr in die Augen. „Ich weiß, es ist gefährlich, aber wir haben keine Wahl."
Elara atmete tief durch und nickte schließlich. „Okay... Lass es uns tun."
Bevor sie jedoch springen konnten, ertönte hinter ihnen das laute Klirren von Schwertern und das Rufen der Wachen. Sie hatten sie eingeholt.
„Jetzt oder nie!" rief Gawain, packte Elaras Hand und zog sie mit sich, während sie gemeinsam von der Klippe sprangen.
Der Fall fühlte sich endlos an. Der Wind rauschte in ihren Ohren, und Elara spürte das Adrenalin in ihren Adern brennen. Die Welt verschwamm zu einem Wirbel aus Farben, und für einen Moment schien die Zeit stillzustehen.
Dann krachten sie ins Wasser. Der Aufprall war hart, und die kalte Strömung riss sie sofort mit sich. Elara kämpfte darum, an die Oberfläche zu gelangen, ihre Lungen brannten vor Anstrengung, als sie schließlich auftauchte und nach Luft schnappte.
Gawain war direkt neben ihr und kämpfte ebenfalls gegen die Strömung. „Halte dich fest!" rief er und deutete auf einen großen Felsen, der aus dem Wasser ragte. „Wir müssen uns dorthin retten!"
Mit letzter Kraft schwammen sie gegen die reißende Strömung an und griffen nach dem Felsen. Ihre Finger krallten sich in das raue Gestein, und sie zogen sich mühsam an Land. Keuchend und erschöpft lagen sie auf dem Felsen, während das Wasser um sie herum tobte.
„Das... war knapp," stieß Gawain schwer atmend hervor.
Elara nickte nur und versuchte, ihre Fassung zurückzugewinnen. Ihr Körper war schwer von der Erschöpfung, und das Wasser tropfte von ihren Kleidern. Doch sie hatten es geschafft – sie waren entkommen.
Doch noch während sie auf dem Felsen lagen und versuchten, zu Atem zu kommen, wussten sie, dass es noch lange nicht vorbei war. Aric war immer noch da draußen. Und er würde nicht ruhen, bis er das Königreich unterworfen hatte.
„Wir müssen weiter," sagte Gawain schließlich, seine Stimme fest. „Wir haben noch viel vor uns."
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