Epilog

Die Straße vor mir ist endlos. Die dunklen Baumreihen, die links und rechts am Auto vorbeiziehen, wirken wie Schatten von einem anderen Leben. Wie Schatten von einem Leben, welches ich hinter mir lassen will, aber nicht kann. Meine Hände umklammern das Lenkrad so fest, dass meine Fingerknöchel weiß hervortreten. Jede Bewegung schmerzt. Die Verbände an meinen Handgelenken und Armen erinnern mich daran, wie nah ich dem Ende war. Das mich Schwester Lahela umbringen wollte.

Im Rückspiegel sehe ich Silas. Seine Arme und Beine sind gefesselt, der Gurt hält ihn auf dem Rücksitz. Sein Oberkörper ist ebenfalls verbunden, aber die Verletzung scheint nicht mehr lebensgefährlich zu sein, zumindest vorerst. Sein Mund ist mit Klebeband verschlossen, was mir einen Stich ins Herz versetzt. Es tut mir leid. So unglaublich leid.

Doch es gibt keine andere Wahl.

„Es muss so sein, Silas", flüstere ich, obwohl er mich nicht hören kann. Oder vielleicht doch, wenn Baal sich dazu herablässt.

Sein Blick bohrt sich in meinen Nacken. Diese grauen Augen... sie sind jetzt kalt und leer, als würden sie direkt durch mich hindurchsehen. Ich weiß nicht mehr, wie viel von Silas noch übrig ist, ob es überhaupt noch etwas ist.

Meine Gedanken sind ein einziges Chaos und ich weiß nur eines mit Sicherheit: Ich kann ihn nicht aufgeben. Nicht, solange ein Funken Hoffnung bleibt.

Nach etlichen Stunden halte ich auf einem verlassenen Parkplatz an. Der Motor verstummt und die plötzliche Stille ist fast schon ohrenbetäubend. Meine Hände zittern, als ich nach meinem Handy greife. Der Bildschirm leuchtet auf und ich starre darauf, ohne wirklich zu wissen, wonach ich suche.

Doch dann tippe ich in die Suchleiste: „Kloster für Exorzismen in meiner Nähe."
Das ist so banal, ich rechne gar nicht damit, dass ich etwas finden werde.

Die Ergebnisse sind unbefriedigend. Die meisten Orte scheinen viel zu weit weg zu sein, sie sind zu unbedeutend... zu schwach. Baal ist kein Dämon, den irgendein Priester mit ein paar Gebeten vertreiben könnte. Ich brauche mehr, ich brauche ein Kloster mit Erfahrung, mit Glauben.

Ich scrolle weiter und weiter, bis ich auf einen Ort stoße, der meine Aufmerksamkeit erregt. Sankt Augustinus, steht dort. Ein abgelegener Ort, bekannt für seine jahrhundertealte Tradition in der Dämonologie und spirituellen Reinigung.

30 Stunden entfernt.

Mein Blick wandert zurück in den Rückspiegel. Silas ist still, doch seine Augen verfolgen jede meiner Bewegungen.

„Das wird unser Ziel sein", murmle ich zu mir selbst.

Ich werfe einen letzten Blick auf den Bildschirm, bevor ich die Route starte und das Handy auf den Beifahrersitz lege. Dann starte ich den Motor.

Die Straße vor uns ist lang und dunkel, aber ich werde nicht anhalten. Nicht, bis wir angekommen sind. Nicht, bis ich ihn gerettet habe... oder bis es keine Hoffnung mehr gibt.



... Fortsetzung folgt ...

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