16. August 2023

Anderthalb Wochen, nachdem die Frist für die Räumung des Wegerechts abgelaufen war und in denen NICHTS passiert ist, hatten wir plötzlich die Verteidigungsschrift der Nachbarn im Briefkasten. Von ihrem Anwalt. Den sie anscheinend doch hatten. Seit sehr langer Zeit riefen sie schon "unser Anwalt hat gesagt, dass...", und "wir werden zu unserem Anwalt gehen", und wir haben konstant bezweifelt, ob sie überhaupt einen hatten. Aber da bei der Gerichtsverhandlung Anwaltspflicht war, war für die Schmierigers auch keine andere Wahl mehr geblieben. Bis heute glauben wir, dass sie erst in diesen anderthalb Wochen irgendwann den Anwalt zum ersten Mal aufgesucht haben, denn der gute Mann hatte auch absolut keine Ahnung von der Sachlage...

1. Es waren alles Missverständnisse, denn die Flurstücknummern der Grundstücke wurden ja geändert und der Antrag für das Wegerecht ist auch schon alt, deswegen dachten die Schmierigers es würde alles nicht mehr gelten.
Ist ja nicht so, als hätten wir ihnen das tausend Mal erklärt. Ich habe ernsthaft mit den Dokumenten in ihrem Haus gestanden und ihnen das zehn Mal erklärt: "die Flurstücknummern wurden im Laufe der Jahre geändert, aber die Rechte bleiben gleich, das haben wir sogar schon nachgefragt. Dass der Antrag alt ist und von einem alten Bewohner aufgestellt wurde? Ja, das ist egal. Es ist ein im Grundbuch eingetragenes Recht, das gilt für immer. Weil ihr neue Bewohner seid, die das einfach nicht wollen, gilt das jetzt nicht mehr? Nein, so funktioniert das nicht. Dieses Recht ist an das Grundstück gekoppelt, nicht an die Personen, die da wohnen." "Nein." "Doch."
Dieses Gespräch hatten wir vor Monaten und sie wollten einfach nicht zuhören. Es war so dermaßen frustrierend, dass ich ihnen ins Gesicht geklatscht habe ihr Verhalten sei kindisch. Naja egal, das war eine andere Geschichte.

2. Es ist die Sprachbarriere, deswegen verstehen die armen Schmierigers das alles nicht so gut.
Ja ja, die Sprachbarriere. Wir sind auch nicht Deutsch und gehen trotzdem höflich und respektvoll mit unseren Mitmenschen um. Dass sie Fakten nicht akzeptieren wollen hat nichts mit der Sprache zu tun, denn sie haben sehr wohl verstanden was wir ihnen gesagt haben. Außerdem haben sie beim Kauf des Hauses das Dokument unterschrieben, dass ihr Deutsch ausreicht, um diese Verträge zu verstehen und in der Lage zu sein ein Haus zu kaufen. Haben wir ja gemerkt.

3. Der Brief ihres Anwalts stand einfach voller Lügen. Zum Beispiel, dass sie unseren Zaun gar nicht in den Garten reingeworfen haben, weil es keinen Zaun gibt. Zu Fuß und mit Mülltonnen und Fahrrädern können wir locker von unserem Wegerecht Gebrauch machen, nur mit dem Auto im Moment nicht. Aber das ist ja auch kein Problem, denn mit einem Auto können wir da sowieso nicht durch, denn da stehen ja Pflanzen und Bäume.
Muss ich noch etwas dazu sagen? Es sind einfach dreiste Lügen und wir waren schockiert herauszufinden, dass ein Anwalt sich sowas überhaupt erlauben kann.

4. Es gibt da wohl noch ein paar Unklarheiten über die Grundstücksgrenze.
Also für uns nicht. Wir haben deutlich mehrmals gesagt und sogar gezeigt wo sie verläuft. Draußen an Ort und Stelle und auf Lageplänen der Grundstücke. Dass sie mal wieder diese Fakten nicht akzeptieren wollen, das ist nicht unser Problem.

5. Diese Leute wollen nur einen Garten machen und ihr Grundstück abschließen für Privatssphäre. Dann würden die Nachbarn natürlich einen Schlüssel für das Tor bekommen, damit sie trotzdem von ihrem Wegerecht Gebrauch machen können.
Auch das hatten wir bereits besprochen und mehrfach bei den Schmierigers abgelehnt. Es kann einfach nicht stattfinden. Da gibt es auch nicht zu bereden und überreden. Unser Wegerecht wird einfach nicht umzäunt und das ist unser vollstes Recht. Punkt.

6. Das Wegerecht wird fortan beachtet werden.
Das ist schön und gut, wenn der Anwalt das schreibt, aber die Blockade blieb bis zum Gerichtsverfahren am 29. August bestehen. Erst danach wurde alles endlich weggeräumt.

7. PS: es war kein Zelt, sondern ein Pavillon.
Anscheinend fand ihr Anwalt es sehr wichtig, dass das von unserem Anwalt "Zelt" genannte Gebilde in Wahrheit ein "Pavillon" ist. Denn dann ist es alles nur halb so schlimm? Oder so?

Unser Anwalt hat auch darauf wieder eine Reaktion geschrieben und es kam raus, dass er diesen anderen Anwalt wohl auch schon länger nicht so recht leiden konnte. Warum wohl. Jedenfalls hat er ihm auch da in dem Brief geschrieben, dass es unterstes Niveau ist jetzt mit "Spitzfindigkeiten" wie die Zelt-Pavillon-Sache von der Sachlage abzulenken.

Danach kam nichts mehr und wir mussten nochmal zwei Wochen warten bis zum Gerichtsverfahren.