Flurstücke & Mülltonnen

Mai - Juni 2023
Mein Vater ist immer derjenige mit einem kühlen Kopf, der die Ruhe bewahrt und nachforscht, Argumente sammelt und dann mit Wissen überzeugt. Also hat er sich informiert. Er hat angerufen und Mails geschrieben. Zu einem Bauunternehmen zum Beispiel, damit das Fällen des Baums schon mal aufgenommen werden kann für Oktober. Und mit dem Amtsgericht, um den Grundbuchauszug über unser Wegerecht zu bekommen. Und das haben wir. Damals war uns das alles noch nicht so ganz klar, uns wurde immer gesagt das Wegerecht beträgt 1,5 Meter, aber in dem Grundbuchauszug ging es sogar um 2,5 Meter. Also danke an die lieben Schmierigers, die so Druck gemacht haben, dass wir das herausfanden.
Eine kleine Erklärung zum Grundbuch: dort wird alles festgehalten, was irgendwie rechtlich gesehen mit Immobilien zu tun hat. Wenn man ein Haus kauft ist es also auch immer schlau sich den Grundbuchauszug zu besorgen, was die Schmierigers ganz deutlich nicht gemacht haben (wir aber damals auch nicht).
Irgendwann um das Jahr 1970 herum wurde unser Wegerecht von den damaligen Bewohnern festgelegt und eintragen lassen. Eine Kopie dieses Dokuments hat mein Vater ihnen dann persönlich an der Tür überreicht, es steht da ganz deutlich, dass wir 2,5 Meter Wegerecht haben. Das einzige Manko: es wurden die Flurstücknummern genannt und unser Flurstück (also unser gesamtes Grundstück) wurde irgendwann nach diesem Eintrag neu nummeriert, das heißt es hat jetzt (zum Beispiel in den Kaufverträgen) eine andere Nummer als auf dem Auszug steht. Das wurde einfach nie nachgearbeitet, aber das Amtsgericht hat darüber Auskunft gegeben, dass es trotzdem rechtlich gilt.

17. Juni 2023
Wisst ihr noch, dass die Schmierigers in ihrem Brief über Mülltonnen geschrieben haben? Die eine Mülltonne von ihnen, die um der Ecke auf unserem Grundstück stand, haben sie dann dort weggeholt und auf ihr eigenes gestellt, weswegen wir dachten sie hätten das verstanden, aber dem war nicht so.
Am 17. Juni um ca. 23 Uhr traten mein Vater und ich aus der Vordertür heraus, um die letzte Runde mit Mr. B zu laufen, als wir merkten, dass der Durchgang blockiert war von Mülltonnen. Diese standen auf dem Bürgersteig genau vor unserem Gartentor, sodass wir nicht mehr durch konnten. Erst hier wurde dann auch der Zusammenhang gesehen, zu unseren Mülltonnen, die damals hinten vor dem Gartentor standen. Es waren also die Schmierigers, denn laut ihnen durften ja unsere Mülltonnen nicht hinten stehen und sollten in unserem Vordergarten ihren Platz haben, weil sie ja auch auf diese Adresse registriert waren. Was sie nicht checken ist, dass der Bereich hinten auch zu unserer Adresse gehört, weil es ein ganzes Grundstück ist. Ich war wirklich fassungslos über diese Dummheit.
Mein Vater und ich mussten also mitten in der Nacht die Mülltonnen wieder über den Bürgersteig zurückbringen nach hinten und dazu wohl oder übel an ihr Haus vorbei, wo noch Licht brannte und wo auch direkt die Tür aufging. Herr und Frau Schmieriger kamen heraus und fragten was wir da machten. Mir klopfte wirklich das Herz bis zum Hals, weil ich mich so bedroht fühlte von ihnen. Ich hatte keine Ahnung was passieren würde, was sie jetzt machen würden. Sie holten das Dokument über das Wegerecht dazu und fingen an zu reden, dass es nicht stimmt und es nicht gültig ist und dass unsere Mülltonnen da nicht stehen dürfen und so weiter.
Mein Vater und ich blieben immer noch höflich, klar hatte ich irgendwie Angst, aber ich hatte trotzdem das Gefühl als wäre ich "überlegen", weil ich so sehr im Recht stand. Mein Vater wurde hier auch indirekt um sein Deutsch beleidigt und mir wurden Komplimente gemacht, dass ich es ja so gut könne. Wir wurden fast schon ins Haus mit reingezogen und der Kaufvertrag wurde wieder dazugeholt. Eigentlich wollten wir gar nicht mit ihnen reden, aber ein paar Sachen mussten anscheinend noch klargestellt werden. Ich fasse es mal ein bisschen für euch zusammen:

1. "Der Grundbuchauszug und damit das Wegerecht ist nicht mehr gültig, weil es so alt ist und wir ganz andere Besitzer sind, die das nicht wollen. Außerdem sind die Flurstücknummern nicht die gleichen, also habt ihr streng genommen gar kein Wegerecht."
Egal was man ihnen gesagt hat, sie kamen ständig mit diesen zwei Argumenten, immer wieder und schließlich wurde es nur ein "nein", "doch", "nein" und so weiter. Ich habe mich gefühlt als würde ich gegen eine Wand reden oder gegen kleine Kinder. Ich habe ihr Verhalten in dem Gespräch auch wirklich als "kindisch" betitelt und da waren sie still. Das erwähne ich natürlich immer ganz gerne, weil ich so stolz darauf bin, dass ich auch mal den Mund aufbekommen habe. Ich war aber auch einfach so wütend.

2. "Ihr sollt den Baum und die Hecke komplett entfernen, sonst machen wir das innerhalb von zwei Wochen."
Dass das eine Drohung ist, brauche ich denke ich nicht zu erklären. Ich habe dann auch auf Niederländisch zu meinem Vater gesagt, dass das vielleicht jetzt doch eine Sache für die Polizei ist und Herr Schmieriger fing sofort an zu lächeln mit den Worten "nein, nein, keine Polizei, es ist doch nichts los". Ich wünschte wir hätten damals die Polizei gerufen.

3. "Eure Mülltonnen dürfen hier nicht stehen, weil sie nicht zu dieser Straße gehören, sie dürfen also auch nicht an dieser Straße abgeholt werden, sondern nur an der Straße bei euch vorne."
Dazu gab es von uns nur eine Antwort: nein, das stimmt nicht. Und wir würden es auch beweisen.

4. "Wir werden hier einen Garten machen, ihr sollt das Wegerecht aufgeben und uns euren Stellplatz verkaufen, wie wärs mit 5.000€? Wir machen dann zu euch und zur Straße hin jeweils ein Tor und ihr bekommt einen Schlüssel, dann habt ihr doch noch euer Wegerecht."
Den Platz werden wir nicht verkaufen, das haben wir deutlich gesagt. Und wie groß diese Tore werden würden, das haben sie nicht erwähnt, groß genug für ein Auto wohl kaum. Außerdem ist es einfach unangenehm ständig durch ihren Garten gehen zu müssen. Wir hatten auch die Vermutung, dass sie dann einfach irgendwann die Türen blockieren oder das Schloss wechseln lassen. Einverstanden waren wir jedenfalls nicht.

5. "Wir können ja auch mal zusammen grillen, vielleicht in eurem Garten, wie wärs?" und "Hahaha, ich bin eine polnische Frau, ich mache das so, in Polen sind alle so, hahaha."
Muss ich noch etwas dazu sagen?

6. "Es liegt alles an der Sprachbarriere, dass ihr jetzt nicht einstimmt. Wir werden einfach unsere älteste Tochter anrufen, die kann gut Deutsch und dann treffen wir uns nochmal, um alles zu besprechen. Am besten auch mit ihrer Tochter, weil die auch so gut Deutsch kann."
Frau Schmieriger hat meinem Vater dann auch tatsächlich ihre Handynummer gegeben und gesagt sie würde dann schreiben oder anrufen, wenn sie ihre Tochter erreicht hatte, um einen Termin zu bestimmen. Meine Eltern waren jetzt nicht so begeistert davon, dass ich mit reingezogen wurde und fanden es auch von den Schmierigers verantwortungslos ihre eigenen Probleme auf ihre Kinder abzuwälzen, die sie dann mal eben vertreten sollen.

Zu Kontakt kam es danach jedenfalls nicht. Unsere Vermutung ist, dass diese älteste Tochter vielleicht nichts mehr mit ihren Eltern zu tun haben will. Ich habe auch meine Gründe für diese Vermutung, aber wie bereits am Anfang geschrieben, will ich die jüngste Tochter hier rauslassen.

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