Anwaltssache
26. Juli 2023
Tatsächlich wurde natürlich die Frist nicht eingehalten, die Blockade blieb bestehen. Zwei Tage nach der Sache mit dem Gartentor und dem zerissenen Brief sind meine Eltern zu unserem Anwalt gegangen und haben dort alles erklärt. Mein Vater und ich hatten bereits das Dokument erstellt, alles ganz genau aufgeschrieben und auch Beweisfotos gesammelt, was unserem Anwalt wohl einiges an Arbeit erspart hat. Der hat am Ende auch nur den Kopf geschüttelt und gesagt, dass er tun wird was er kann, aber dass er leider diese Menschen nicht ändern kann.
1. August 2023
Ein paar Tage später wurde bei uns (und zeitgleich dann auch bei den Schmierigers) ein Brief zugestellt. Wir bekamen den auch nur, um zu sehen was der Anwalt den Schmierigers geschrieben hatte, denn ja, es gab wieder einen Brief mit einer Frist bis wann sie das Wegerecht freigeräumt haben sollen. Ich habe mich so sehr gefreut über diesen Brief, er war so genial geschrieben und ich habe wirklich darüber nachgedacht ihn zu rahmen und aufzuhängen. Ich habe ihn die Tage mehrmals gelesen und ich werde hier aus Sicherheitsgründen jetzt nicht den Brief einfügen, obwohl ich es gerne tun würde, aber ich kann ein paar Passagen zitieren oder zumindest rezipieren. Der Anwalt hat darin kurzum die momentane Lage noch einmal geschildert und sich dabei auch selbst darüber aufgeregt mit Sätzen wie: "das habt ihr allen Ernstes gemacht", "Was ist das für ein Benehmen?", "Die Rechtsauffassung, die wohl nur ihrer Phantasie entspringt...".
Die Forderungen waren:
1. Die Blockade aufheben und die 2,5 Meter Wegerecht fortan einhalten.
2. Einen Brief an den Anwalt schicken, dass sie das Wegerecht fortan einhalten werden (das ist nur zur Sicherheit, damit jederzeit darauf zurückgegriffen werden kann).
3. Die Anwaltskosten für uns bezahlen.
Die Frist wurde bis zum 4. August gesetzt und wir waren alle sehr gespannt was passieren würde. Würden sie es wegräumen? Würden sie den Brief wieder zerissen in den Garten werfen? Wieder nachts vorbeikommen und an der Tür zu diskutieren anfangen? Aber es passierte... nichts. Rein gar nichts. Es war plötzlich mucksmäuschenstill und der 4. August brach an, ging vorbei und ihre Chance war abgelaufen und es würde eine Gerichtsverhandlung kommen.
In seinem Brief hatte unser Anwalt eigentlich damit gedroht, dass wenn sie bis zu der Frist das Wegerecht nicht freigeräumt hatten, das Grundstück geräumt werden würde. Der Pavillon würde abgebaut werden und das Auto abgeschleppt, aber leider geht das alles nicht so leicht wie es den Anschein macht. Wir hatten uns alle so sehr darauf gefreut, dass jetzt endlich etwas passiert. Denn nichts ist frustrierender, als eine "wenn ihr das nicht bis dahin macht, dann wird das und das passieren" nicht einhalten zu können.
Schließlich wurde der Termin für die Gerichtsverhandlung bekannt gegeben und es war der 29. August. Es würde also noch Wochen dauern! Und währenddessen blieb diese Blockade einfach bestehen. Denn selber wegräumen oder es beauftragen durfte nicht und die Schmierigers machten es natürlich selbst auch nicht. Der Anwalt versuchte noch ein Eilverfahren daraus zu machen, sodass der Gerichtstermin vorgezogen werden würde, aber leider wurde das abgelehnt, weil die Eile nicht begründet sei. Dass wir mit den Müllcontainern nicht mehr zur Straße konnten war egal. Dass wir unsere Fahrräder nicht mehr benutzen konnten war egal. Dass wir nicht mehr von unserem RECHT Gebrauch machen konnten war egal.
Ungefähr zu der Zeit kam auch eine Meldung zurück von unserer Anzeige, dass sie nichts machen können, weil wir nur Vermutungen haben und keine Beweise. Reicht leider nicht für einen zivilrechtlichen Prozess.
Dass es deutlich unser an sie geschickter und von ihnen empfangener Brief war, der da zerissen in unserem Garten lag, dazu übrigens noch Zigarettenstummel verteilt, das zählt nicht. Könnte ja nach all den Problemen auch sonst wer gewesen sein, sicherlich.
Die Stimmung war wieder gedrückt, aber wir haben nichts gesagt. Immer den Mund gehalten. Den Weg nicht mehr benutzt. Müllsäcke mit dem Auto wegtransportiert. Statt das Fahrrad zu nehmen uns eben ins Auto gesetzt oder zu Fuß gelaufen. Denn leider, leider konnten wir nichts tun. Und die Autoritäten, in die wir unsere Hoffnung gesetzt haben, auch nicht.
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