Sorgen

Kapitel 41

Laura sah von ihrem Laptop auf, als Konstantin wieder vom Flur in das Hotelzimmer kam. Sie hatte sich zur Ablenkung einen Beitrag in einem Chatroom durchgelesen, bei dem sie sich extra vor ein paar Tagen angemeldet hatte. Eine Art Ratgeber und Erfahrungsaustausch von Menschen, die eine Beziehung mit einem Gestaltwandler eingegangen waren und dabei waren sich zu integrieren. Es half ihr die Dynamik besser zu verstehen und nicht all zu überrascht von manchen Dingen zu sein, aber momentan war es für sie eher eine willkommene Ablenkung um nicht wieder in Sorgen und Ängste zu verfallen. Sie wusste nicht warum, aber seit ihre Mutter gestorben war hatte sie das Gefühl, ihr Leben mit beiden Händen festhalten zu müssen, damit es nicht auseinander brach, dabei hatte sie in den Tagen auch viel dazugewonnen. Sie fühlte sich sicher an Konstantins Seite, dennoch wollte sie sich momentan eigentlich über nicht anderes Gedanken machen müssen, als darum wie intensiv die sexuellen Aktivitäten von Gestaltwandlern im Gegensatz zu den der Menschen waren. Doch so einfach war es momentan nicht.

„Das ging schnell. Hast du Jason erreicht?", fragte sie und stellte den Laptop auf den Tisch und zog ihre Beine auf die Couch, auf der sie es sich bequem gemacht hatte. Konstantin nickte und warf nur ein kurzen Blick auf die geöffnete Internetseite ohne sie weiter zu kommentieren. Dennoch spürte sie seine Belustigung wie das Zupfen an einer Gitarrensaite. Ja „Verliebt in einen Wolf-Die Seite für alle neuen und alten Menschen, die einer Bestie hoffnungslos verfallen sind" war nicht gerade ein seröser Name, aber war in der Unendlichkeit des Internets weit hilfreicher und informativer als alle wissenschaftliche Studien zusammen, denn hier musste man sich als Rudelmitglied verifizieren, in dem man angab zu welchem man gehörte - weshalb Laura die Beiträge momentan nur als Gast verfolgte. Sie wagte diesen Schritt noch nicht wirklich. Selbst, wenn es nur eine dumme Internetseite war.

Dafür aber waren ihr auch einige Bereiche der Seite versperrt. „Alphas-Zähmung und Umgang" sowie „Luna" interessierten Laura ungemein aber um dort die Erfahrungen und Tipps lesen zu können war eine Anmeldung zwingend. Momentan las Laura ausgiebig in einer eher nicht so sachlichen Abteilung: „Sex, Lust und Leidenschaft". Einige Erfahrungsberichte waren dabei so detailliert, dass es bei Laura ab und an für rote Wangen sorgte. Sehr zur Freude ihres Wolfes.

„Er ist schon sehr lange mein Beta, wir brauchen nicht viele Worte. Aber ja, ich habe ihn erreicht und er kümmert sich darum, dass Shiny für ein paar Wochen keinen Blödsinn macht", sagte er und ließ sich neben ihr auf die Sitzfläche fallen. Da die Couch bei weitem nicht so groß war wie seine, nahm der große Mann neben ihr mehr Platz ein als vorgesehen. Aber das störte Laura wenig, sie es war mittlerweile gewohnt von ihm körperlich bedrängt zu werden. Körperkontakt war wichtig im Rudel und noch viel mehr innerhalb einer Partnerschaft. Laura war schon immer ein sehr körperlicher Mensch gewesen, es hatte in ihrer Familie viele Umarmungen und Küsse gegeben. Egal wie sehr sie sich gestritten hatten: Ihre Eltern waren untereinander und mit ihr immer Liebevoll umgegangen, vielleicht machte das alles im Nachhinein umso schwerer. Carlos Mils war ein guter Vater aber kein guter Bürgermeister gewesen und auch kein guter Mensch. Kristina eine gute Mutter aber sicherlich auch eine ziemlich verbissene Frau, die ihren Willen bekommen wollte, weil sie glaubte, das wäre das Beste für alle. Kein. schwarz und weiß, nein das Leben war komplizierter als das.

Auch das Verhältnis von Shiny und Jason war kompliziert, sie war eine junge Frau, eine Wölfin, vom der von Anfang an viel erwartet wurde. Und sie war allein, irgendwie. Klar das Rudel war da aber man konnte sich auch innerhalb der Familie allein fühlen, nicht komplett aber bei bestimmten Dingen. Laura hatte gelesen, dass Wölfe häufig sexuellen Kontakt hatten und da die Frauen in den Rudeln über Generationen nie eine Emanzipation durch machen mussten – sie waren nie nicht mit den Männern gleichgestellt – standen ihre Ausschweifungen denen der Männer in nichts nach. Shiny aber hatte vermutlich keinen solchen Kontakt. Sie war seit ihrer Geburt quasi vergeben und Laura wusste einfach, dass sie Jason nie betrügen wurde. Was stellte. es mit einem jungen Mädchen an, wenn ihr dieser so wichtige Kontakt verwehrt wurde? Für einen menschlichen Teenager war es bereits schwer sich nicht ausleben zu können, aber eine Wölfin, die so frei war in ihren Handlungen oder es sein sollte? Sie machte sich Sorgen um sie. Ihr Verhalten war verständlich, sie brauchte diese kleinen Rebellionen, diese Momente, in denen sie dem allem entfliehen konnte, aber es ging nicht. Das Rudel war dazu zu angreifbar.

„Sie tut mir leid. Ich bin kein Wolf und selbst mich macht der Gedanke fertig, dich nicht haben zu können, ich will mir nicht mal vorstellen was sie seit Jahren durchmacht."

Konstantin glitt mit seinem Finger durch ihr Haar und löste den losen Zopf um ihr durch die Haare streichen zu können. Er war fast besessen von ihren Haaren, manchmal erwischte sie ihn dabei wie er einige der Strähnen mitten in der Nacht gegen das Mondlicht hielt, während sie schlief. Er sagte dann immer, dass er eines Tages schon herausfinden würde welche Farbe die schönere war, das ihrer Haare oder das des Mondlichtes. Sie lächelte es weg und ließ ihm seine Obsession. Sie war süß und führte dazu, dass Wärme sich in ihr ausbreitete, sie spürte Liebe und Faszination, die durch das Band flimmerte. Auch jetzt spürte sie die Liebe, obwohl Konstantins Gesichtsausdruck ernst blieb.

„Er ist schwer, keine Frage. Aber wegen ihrer späteren Position kann sie es sich nicht erlauben auf diese Art zu rebellieren", das sah Laura anders.

"Nicht? Sie hat sich das ja nicht ausgesucht. Weder Jasons Luna zu sein, noch dein Notnagel zu sein, wenn etwas passieren sollte", meinte sie und Laura fand, das sie genau deswegen das Recht hatte einfach mal ein Teenager zu sein.

"Sie ist eine geborene Beta, kein Notnagel. Die Situation mit Jason ist nicht einfach, aber sie hat schlimmeres durchgemacht. Ihre Eltern sind bei der Spaltung vor zehn Jahren zurückgeblieben und haben den Kontakt zu ihren Töchtern abgebrochen", meinte Konstantin und legte eine Hand in Lauras Nacken um ihre Halsmuskeln zu massieren. Das machte er ebenfalls oft, es war eine Geste des Besitzanspruches und der Dominanz, das hatte Laura gelesen aber sie fühlte sich dadurch nicht unterdrückt, sondern beschützt.

"Das ist furchtbar. Ich kann mir nicht vorstellen meine Kinder zu verlassen. Niemals", sagte sie und Konstantins Lächeln wurde düster, so wie immer, wenn er von dieser Zeit sprach. Das schien mehr als nur eine Wunde innerhalb des Rudels zu sein, sondern etwas was sie als gesellschaftliches Trauma bezeichnen würde.

"Ich denke, sie hatten eher das Gefühl ihre Kinder würden sie verlassen und irgendwie war es ja auch so. Als das Rudel sich spaltete, waren viele der zurückgebliebenen davon überzeugt, dass sie es auch ohne Alpha, also ohne mich, schaffen können. Einzig und allein weil sie sicher waren, dass Shiny bleiben würde." Also waren sie davon ausgegangen die ganze Last einem Kind aufdrücken zu können, um ihre rassistischen Ansichten nicht ändern zu müssen und um eine Ausrede zu haben ihr Verhalten, einen versuchten Mord an Konstantins Schwester und dem Kind in ihrem Leib, nicht zu reflektieren. Der Gedanke machte Laura wütend. Diese Mistkerle hätten wohl alles für ihre Überzeugungen geopfert, selbst die noch wenigen verbliebenen Kinder. Fanatismus macht auch vor Gestaltwandlern nicht halt.

"Wie alt war sie damals? Sieben? Das konnten sie doch nicht wirklich tun." Selbst wenn die Logik, dass ein so kleines Kind bei ihren Eltern blieb, nur natürlich war.

"Ja. Gerade noch jung genug um sie zu einem Alpha zu erziehen, den sie haben wollten. Aber Magnolia nahm ihre kleine Schwester einfach mit sich." Dann gab es also mal eine Zeit in der sich die Schwestern sehr nahe standen, bevor die Sache mit Jason passierte, aber in die Richtung würde sie nicht weiter graben.

"Was geschah eigentlich mit denen die zurückblieben, jetzt, wo ihr wieder da seid? Habt ihr sie wieder aufgenommen?", fragte sie. Er hatte mal gesagt, das fast nur alte zurückblieben und viele starben aber Shinys und Magnolias Eltern müssten doch noch leben, genauso wie einige andere.

"Sie sind kein Teil des Rudels aber wir gestatten den wenigen, die übrig geblieben sind, Aufgrund der Familienbindungen auf unserem Land zu leben. Sie sind freie Wölfe und damit dazu verdammt irgendwann einfach zu verenden oder so wild zu werden, dass sie sich eines Tages verwandeln und dann einfach vergessen, dass sie eine menschliche Seite haben und ziehen dann wie jedes scheue Tier in die Wildnis. Der Instinkt wird ihnen dann verbieten mein Land zu betreten und ich, wenn sie es dann doch tun, muss ich dafür sorgen, dass es nie wieder geschieht. Wilde Wölfe sind gefährlich, ab und an suchen sie ihre Familie heim und es kommt zu angriffen."

"Was ist mit Shinys Eltern?", fragte sie weiter. Das Kapitel über wilde Wölfe und verendete Gestaltwandler wollte sie wirklich nicht vertiefen.

"Ihre Mutter ist verendet und starb, nachdem das Rudelband brach. Eine Wölfin überlebt selten den Verlust ihrer Kinder ohne eine starke Unterstützung durch einen Alpha oder eine feste Rudelgemeinschaft. Was mit ihrem Vater ist, weiß ich nicht. Er gehört nicht zu denen, die ich erdulden muss", erklärte er und Laura spürte wie sehr ihm diese Leute gegen den Strich gingen, die unterschwellige Aggressivität, die sicherlich vom Wolf in ihm kam, der das Gefühl hatte Fremde auf seinem Revier zu haben, war deutlich. Fremde, die versucht hatten seine Schwester zu töten, die er als Gefahr für die Kinder von gemischten Paaren und den Menschen im Rudel betrachtete: die schwächsten im Rudel.

"Sei nicht auch noch böse auf sie, es reicht, wenn mein Wolf ihm die Kehle aufreißen will, doch kann ich nicht auch noch dich zurückhalten", grinste Konstantin und das Kompliment darin, dass sie nicht weniger stark war als sein Wolf, stellte etwas in ihrem Inneren an was sie nicht benennen konnte. Sie war in Alaska geboren und besaß auch den Kampfgeist der einheimischen Frauen hier, wurde aber immer unterschätzt aufgrund ihres Berufes und ihres Äußeren. Sie war klein, zart, hübsch und kümmerte sich leidenschaftlich um Kleinkinder. Natürlich glaubte niemand, dass sie hinter ihrem Haus eine Schrotflinte stehen hatte und genau wusste wie man sie benutzte! Aber das konnte sie und das würde sie, wenn jemand sich an den Schwächsten ihrer neuen Familie vergriff.

"Laura ....", knurrte Konstantin und seine Augen glänzten erregt.

"Du sprühst Funken, Baby und so heiß wie ich das auch finde. Hör auf dir Sorgen zu machen und vor allem: Diese Sorge in Zorn zu kompensieren", grinste er schelmisch. Genau das war es, warum sie ihm so schnell verfallen war: Er sah ihre Stärke und er mochte sie, er akzeptierte sie und genau deshalb würde sie alles tun, um ihn zu behalten. Ihren Wolf.

"Ich habe nie wieder einen Gedanken für mich, oder?"

"Deine Gedanken und Träume gehören dir aber ich will definitiv ein Teil davon sein", sagte er und zog Laura weiter an sich, während seine Hand ihre Kniekehlen umfasste und ihre Beine auf seinen Schoß platzierte.

"Nur jetzt gerade oder überhaupt?", neckte sie ihn und anstatt ihr verbal kontrazugeben, rutschte seine Hand direkt zwischen ihre Beine und drückte durch den Jeansstoff und ihre Unterwäsche genau gegen ihre Klitoris. Laura keuchte und versuchte seine Hand abzuschütteln aber das bewirkte nur das er fester drückte und sich der Griff um ihren Nacken verstärkte.

"Du ärgerst mich?", fragte er mit diesem charmanten, sexy Grinsen, dass ihr die Beine weich werden ließ. "Oh, hab ich den großen, starken Alpha gekränkt?", fragte sie und lehnte sich ihm weiter entgegen. Er stahl ihr einen Kuss, in dem sie am liebsten versunken wäre und für den Moment würde sie das auch, solange bis der Morgen sie wieder einholen würde.Beta: noch nicht

Beta: Geany

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