Casper Blackwater + Glossar
Kapitel 31
„Hallo Mister Hunt", meinte Laura höflich und legte dabei eine Tonart an, die ihr schon einige Male den Hals gerettet hatte. Bedingungslos höflich und dennoch fest, als Zeichen dafür, das sie nicht mit sich handeln lassen würde. Als kleine, zierliche Frau hatte sie schon immer das Problem gehabt, dass einige glaubten sich ihr gegenüber nicht so benehmen zu müssen, wie man es bei einem Mann automatisch tun würde, dem wollte sie gleich vorbeugen.
„Ich bin kein Hunt, meine Tochter hat den Namen in meine Blutlinie gebracht. Ich bin ein Blackwater!", brabbelte der alte Mann und deutete auf einen kleinen Hocker nahe an seinen eigenen Stuhl. Seine Haut war faltig und erinnerte sie an dunkles Leder. Er hatte der Entbehrlichkeit eines lang vergangenen Lebens standhalten müssen und hatte es geschafft zu überleben. Als Laura sich zu ihm setzte, erkannte sie einen granitartigen Blick in wässrigen dunklen Augen und einen mürrischen Zug um die dünnen Lippen.
„Sie tragen den Namen der Stadt?", fragte Laura ernsthaft interessiert und versuchte damit einen eher plaudernden Tonfall, was der Mann aber sofort durchschaute und sich nahe zu ihr herüberbeugte.
„Wir waren zuerst hier, Menschenkind. Bevor ihr Bleichgesichter mit eurem Geld, euren Feuerstöcken und eurer verächtlich Einstellung gegenüber dieses Planeten kamt. Also trägt die Stadt wohl eher meinen Namen!", meinte er und hielt etwas schwerfällig eine knochige Hand und deutete ihr näherzukommen.
„Meine Augen sind nicht mehr die Besten, aber selbst ich sehe, dass du viel zu hübsch bist für einen Taugenichts wie meinen Enkel, der gerne Alpha spielt!" Die Worte könnten von tatsächlicher Verachtung sprechen, wenn die alternden Gesichtszügen nicht so offensichtlich von Liebe und Zuneigung sprechen würden. Der Mann vor ihr war ein Raubein, ja. Aber er liebte seine Familie. Also lächelte Laura lediglich etwas, schluckte hart, weil er sie in diesen Punkt an ihre eigene Mutter erinnerte und antwortete flapsig.
„Das stört mich nicht, ich mag Herausforderungen", meinte sie mit einem Klos im Hals wobei ihre Mundwinkel zitterten. Der alte Mann legte den Kopf schräg und betrachtete sie eingehend, schien ihre Trauer zu spüren während er das Kleinkind in seinen Armen etwas drehte, um ihm einen besseren Schlaf zu gewährleisten, als sein kleiner Körper zuckte und wand und dann wieder zu einem Menschenkind wurde. Er wurde dabei nicht einmal wach, gähnte nur einmal herzhaft und schlief dann weiter. Den alte Mann schien es nicht zu stören ganz plötzlich einen kleinen, nackten Jungen in den Armen zu halten und betrachtete weiterhin ausschließlich Laura.
„Wolfskinder sind stürmisch und zänkisch, ungehalten, frech und laut. Du wirst Nerven wie Drahtseile brauchen und darfst ihnen nicht viel durchgehen lassen", sagte er und Laura nickte und dachte an die Kinder in ihre Gruppe. Die letzten Tage waren so still gewesen, dass sie sich regelrecht nach ihren Geplärre sehnte.
„Ich bin Kindergärtnerin, ich glaube, das schaffe ich schon", sagte sie und die Augen des Mannes leuchteten plötzlich sehr viel interessierter auf.
„Dann werde ich wohl von dir meine fehlenden drei Urenkel bekommen, da der Mann meiner Enkelin ja anscheinend nicht genug Manneskraft besitzt ihr noch ein paar Welpen in den Bauch zu pflanzen!", den letzten Satz sagte er etwas lauter und Margot schnaufte bei diesem Kommentar nur abfällig, als wäre es ein altes Thema, das immer wieder aufkam. In Insider-Witz der Familie.
„Du liebst Kinder, sonst würdest du dich nicht freiwilligen mit den Bälgern von Fremden umgeben. Also werden sie von dir kommen!", bestimmte er einfach und Laura blinzelte nur etwas verhalten. Wow, resolut war der Mann tatsächlich.
„Hör auf Granpa, so lange kennen wir uns noch nicht!", vernahm Laura Konstantins Stimme so dicht hinter sich, dass sie zusammen zuckte. Wann war er denn hier herüber gekommen? Der alte Mann aber beachtete die Einwände seines Enkels nicht.
„Ich werde nicht mehr jünger, Junge. Ich will die Geburt meiner letzten Urenkel noch erleben. Fünf wurden mir versprochen! Wage es ja nicht mir das zu verwehren. Das Rudel ist klein, verletzlich und noch lange nicht so stabil wie wir es bräuchten. Wir brauchen Nachwuchs!", meinte er und betrachtete dabei lediglich Laura. Sie hörte Konstantins Grollen hinter sich, aber es war nicht nötig, dass er sich einmischt um sie zu schützen.
„Ich bin sicher, dass wir uns da einig werden, Mister Blackwater", gab sich Laura verhandlungsbereit und weckte damit etwas in dem alten Mann, dass sie an einen kleinen Jungen erinnerte, der sich verschlagen auf die Lauer legte.
„Du verhandelst mit einem Wolf, Mädchen? Das ist gefährlich, reichst du uns den Finger, beißen wir dir die Hand ab", meinte er und wieder begann der Junge in seinen Armen zu vibrieren und wurde wieder zu einem Wolf, der die Augen öffnete und sich dann schüttelte, bevor er sich erhob und auf den Boden sprang. So agil wie ein kleiner Welpe war ein zweijähriger Mensch wahrscheinlich nicht, deswegen schien er die Tierform vorzuziehen.
„Ich weiß, ich habe Konstantin um Wohnrecht gebeten und nun habe ich einen Wolf in meinem Bett", meinte sie vergnügt und der alte Mann lachte tief und etwas kehlig bevor er mit knochigen Fingern ihre Hand tätschelte und sich in seinem Sessel wieder zurücklehnte. Seine Augen schlossen sich und noch bevor Konstantin ihre Schulter berühren konnte, wusste Laura, dass sie entlassen war.
„Komm, du hast es überstanden", sagte er und Laura erhob sich von ihrem Platz und stellte sich nahe an Konstantin, der eine Hand unter ihr Haar schob und ihren Nacken umfasste.
„Gut gemacht", hauchte er ihr ganz leise an die Lippen, bevor sein Mund den ihren streifte und in Laura ein Kribbeln im ganzen Körper verursachte. Durch die merkwürdige Verbindung, die sie teilten, vibrierte Begehren zu ihr herüber und steckte sie damit an, bis Laura gezwungen war ihn von sich zu drücken.
Hier, so direkt vor seiner Familie, war sicherlich kein richtiger Zeitpunkt dafür, diesem Verlangen nachzugeben, auch wenn Konstantin das anders sah. Doch ihre Zweisamkeit wurde gestört von einem kleinen Wolfswelpen, der mit einem verspielten Knurren an Konstantins Hosenbein zerrte und mit den stumpfen Krallen seine Schuhe bearbeitete.
Konstantin ließ ebenfalls ein Knurren durch seine Brust wandern, bückte sich nach seinem jüngsten Neffen und griff ihm in den Nacken um ihn hochzuheben. Sofort versteifte sich der kleine Unruhestifter und fiepste ergebend als Konstantin ihm in die Augen sah.
„Ich bin nicht hier um mit dir zu spielen!", erklärte Konstantin ernst und der Welpe fiepste erneut, was Konstantins Mundwinkel zucken ließ. Im Gegensatz zu Laura schien er genau zu wissen was der Kleine ihm damit sagen wollte.
„Natürlich", meinte Konstantin, drückte den Wolf an seine Schulter und ging zur Terrassentür von wo man in einen verschneiten Wald sehen konnte.
„Matthew! Spiel mit deinen Freunden und deinem Bruder im Haus!", rief Konstantin in die Weite und Laura musste den Hals strecken, um überhaupt etwas zu erkennen, aber dann sah sie einen hellgrauen kleinen Wolf, der durch den Schnee auf seinen Onkel zu wetzte und dahinter drei weitere kleinere Wölfe. Zwei fast schwarz, der andere irgendetwas zwischen grau und braun. Sie schnappten verspielt nacheinander, versuchten sich zu überholen und landeten mit lauten Knurren und Getöse auf der Holzveranda. Holzsplitter flogen durch die Luft als sie abbremsten und dann etwas gemächlicher als Konstantin vorbeigingen.
„Und benehmt euch!", brummte Konstantins Stimme und diese ging den Kindern sichtlich durch Mark und Bein. Ein Befehl des Alpha, den jeder befolgen würde. Daniel, Mathews jüngerer Bruder wurde abgesetzt und beschnupperte erstmal die beiden anderen Welpen bevor sie gemeinsam die Treppe herauf trotten, ohne die Erwachsenen im Wohnzimmer zu beachten.
„Kuchen gibt es aber nur auf zwei Beinen und angezogen!", rief Konstantins Mutter, Jessie, den Kindern hinterher, bevor diese zu Konstantin sah.
„Ich sage lieber Myra und Josephine Bescheid, dass ihre Kinder bei uns sind. Bevor sie den Wald auseinander nehmen um die Welpen zu finden", sagte sie und griff nach einem Telefon. Laura allerdings erstarrte. Myra und Josephine? Dann waren die beiden Welpen, die mit Mathews hereingekommen waren, wohl dessen Kinder Benjamin, Lars und Faith die alle drei in Lauras Kindergarten gingen, sie würden im nächsten Herbst eingeschult werden.
„Sind sie nicht etwas zu klein um mit deinen Neffen zu spielen?", fragte Laura Konstantin, aber der schüttelte den Kopf, während er seine Mutter dabei beobachtete wie diese den Müttern der Kinder erklärte, wo sie sich momentan befanden.
„Sie spielen zusammen, sie lernen zusammen. Große Auswahl haben sie da nicht, es gibt momentan lediglich sechs Kinder die halbwegs in Mathews alter sind. Lucy, Benjamin, Lars und Faith sind bei dir im Kindergarten. Daniel wird folgen wenn er drei wird und Mat ist schon in der Schule. Andere Welpen haben wir nicht."
„Was ist mit Shiny und ihren Freunden?"
„Greck, Lissa, Jill und Zi-Mey. Sie haben die Welpenwitterung schon längst verloren und gehören zu den jungen Wölfen unter Jasons Aufsicht. Naja, Zi-Mey nicht. Er ist ein Mensch und gehört zu den Ureinwohnern, die sich unserem Rudel angeschlossen haben, aber er schließt sich dennoch oft Jasons Training an."
Wenn das tatsächlich alles war, was das Black-Water Rudel an Kindern zu bieten hatte, dann stimmte es was Konstantins Großvater gesagt hatte: Sie waren zu klein und Nachwuchs wurde dringend gebraucht.
„Kann er denn da mithalten? Als Mensch meine ich?", fragte sie, weil sie sich nicht vorstellen konnte wie ein Menschenjunge im Rudel klarkam. Konstantin lächelte nickend.
„Shiny und Jill sind ziemlich dominante Wölfe, die anderen werden wohl keine offensiven Positionen im Rudel einnehmen und müssen lediglich lernen ihren Wolf auch in brenzligen Situationen zu kontrollieren. Es geht er um Disziplin als um eine wirkliche Kampfausbildung bei den Teenagern. Das schadet auch heranwachsenden Menschen nicht", sagte er und Laura nickte verstehend.
„Das Rudel ist tatsächlich sehr klein", sagte sie und Konstantin nickte traurig.
„Ja. Leider ist uns eine ganze Generation verloren gegangen und die Menschen, die wir in den zehn Jahren aufgenommen haben, konnten die Reihen nicht auffüllen. Der Großteil ist weit über fünfzig, Jason hat gerade einmal zwölf Männer und Frauen, die die Grenzen verteidigen und da sind Shiny und Jill schon eingerechnet", meinte er und das klang definitiv nach viel zu wenigen.
„Dreizehn!", brummte der alte Mann im Sessel ohne sich zu rühren oder die Augen zu öffnen.
„Schieb mich nicht zum alten Eisen, Junge. Wenn ich einen guten Tag habe, kann ich noch jeden von Jasons Jünglingen in die Tasche stecken! Vor allem diesen Menschen, den sich deine Schwester geangelt hat und meint mich beim Schießen schlagen zu können!", sagte er und Konstantin legte seinen Großvater eine Hand auf die schmale Schulter.
„Dreizehn, natürlich Gran-Pa.", stimmte er zu bevor Peter, Margots Ehemann, zu ihnen herüberrief.
„Ich habe dich bereits geschlagen, Großvater Casper!", rief der ehemalige Navy Seal lachend zu ihnen und der Alte im Sessel, Casper Blackwater, wie Laura nun wusste, öffnete die Augen und sah zu Konstantin empor.
„Dieser freche Bengel braucht mal eine Abreibung!", meinte der und Konstantin grinste beschwichtigend.
„Allerdings, aber diese Leute von der Navy haben ganz miese Tricks drauf, Granpa. Lass es gut sein, sonst ziehst du dir außerdem Margots und Mutters Zorn zu", sagte er und sein Großvater erschauerte gespielt.
„Möge uns die Göttin vor dem Zorn einer Frau bewahren!", meinte der Alte, dann schloss er wieder die Augen und begann zu dösen.
Beta: Geany
Glossar (aktualiesiert)
Konstantin Hunt
31. Alpha des Black-Water-Rudels. Hat das alte Territorium vor 10 Jahren verlassen nachdem er den ehemaligen Alpha getötet hat, weil dieser seine Schwester und dessen Neugeborenes Kind verstoßen wollte.
Laura Mils
24. Hat gegen ihren kriminellen Vater ausgesagt. Kümmert sich um ihre totkranke Mutter. Konstantins Luna.
Kristina Mils (verstorben)
Ehefrau von Carlos und Mutter von Laura. Hat einen bösartigen Tumor, der sie launisch macht.
Carlos Mils
Vater von Laura und Ehemann von Kristina. Ist wegen Betrug, Unterschlagung und Anstiftung zum Mord im Gefängnis.
Das Rudel
Maximilian McFlorry (verstorben)
Ehemaliger Alpha des Black-Water-Rudels. Plante die „Reinhaltung" seines Rudels von menschlichen Blut.
Margot Williams
Schwester von Konstantin. Mutter und Ehefrau. Mit einem Navy Seal verheiratet.
Peter Williams
Mensch. Ehemann von Margot und Vater von Matthew-Konstantin
Matthew-Konstantin Williams
10. Sohn von Margot und Neffe von Konstantin.
Daniel Williams
2. Sohn von Margot und Neffe von Konstantin.
Casper Blackwater
Großvater mütterlicherseits von Konstantin.
Jessie Hunt
Mutter von Konstantin und Margot, Tochter von Casper Blackwater, Großmutter von Daniel und Matthew.
Dean-Lee Hunt
Ehemann von Jessie, Vater von Konstantin und Margot, Schwiegersohn von Casper Blackwater.
Halley Rose
Rudelmitglied. Mutter von Lucy, die in die Kindertagesstätte geht in der Laura arbeitet.
Josephine Wolf
Rudelmitglied. Cousine von Myra. Fühlen sich als Zwillinge, da sie am gleichen Tag zur Welt gekommen sind. Mutter von Benjamin, der in die Kindertagesstätte geht in der Laura arbeitet.
Myra Wolf
Rudelmitglied. Cousine von Josephine. Fühlen sich als Zwillinge, da sie am gleichen Tag zur Welt gekommen sind. Mutter von Lars und Faith. Lars geht in die Kindertagesstätte in der Laura arbeitet.
Jason Snow
31. Beta des Black-Water-Rudels und Konstantins rechte Hand. Ist für die Ausbildung der jungen dominanten Wölfe zuständig. Exfreund von Magonlia Rain und Gefährte ihrer jüngeren Schwester Moonshine Rain.
Moonshine Rain
17. Highschhoolschülerin und Luna von Jason. Jüngere Schwester von dessen Exfreundin Magnolia. Maskottchen des Rudels. Hat eine Vorliebe für auffällige Haarfarben.
Magnolia Rain
25. Arbeitet in der Rudel-Bar. Ältere Schwester von Moonshine. Wurde für ihre Schwester von Jason verlassen.
Damien Vos
26. Rudelmidglied. Fungierte früher als Lehrer und Erzieher im Rudel. Ist ein brillanter Erfinder. Kein dominanter Wolf.
Sonstige
Melissa Main-Glow
Pflegerin. Ehemalige Schulkameradin von Laura. Ist jung schwanger geworden und pflegt nun Lauras Totkranke Mutter
Carly Main-Glow
8. Grundschülerin. Tochter von Melissa Main-Glow. Kennt ihren Vater nicht.
Manson Lockhardt
Rechtsanwalt von Carlos Mils.
Gustarf Gold
Rechtsanwalt von Laura Mils. Besitzt einen Buchladen.
Lisbeth Homeslif
Ältere Mitarbeiterin des Kindergartens in Black Water. Kollegin von Laura.
Abigail Duslaski
Besitzerin des Kindergartens. Ist in William Langfield verliebt
Wiliam Langfield
Ehemalige Unterstützer von Carlos Mils, Ex-Freund und selbsternannter Verlobter von Laura Mils. Wird in naher Zukunft Bürgermeister in Black-Water, da es an Gegenkandidaten fehlt.
Darley Andrews
Angestellter in der Autowerkstatt seines Vaters, ist mit Laura und Melissa zusammen zur Schule gegangen.
Fred-Augustin Andrews
Vater von Darley und Besitzer der einzigen Autowerkstadt in Black-Water.
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