❃ Kapitel 1 ❃


Rose Weasley lag am morgen ihres siebzehnten Geburtstags friedlich schlafend in ihrem Bett. Die Sommersprossen, die im Kindesalter ihr Gesicht dominiert hatten, waren jetzt auf den Nasenrücken zurückgegangen, was sie selbst freute und ihren Vater wehmütig stimmte. Ihre rotbraunen Haare waren in den letzten Jahren bis zu ihrer Taille gewachsen und breiteten sich nun wie eine lebendige Kaskade über das gesamte Kissen aus.

Ein fröhliches Zwitschern auf ihrem Fenstersims kündigte einen sonnigen Augustmorgen an. Doch bevor Rose sich vollends aus ihrem schlummernden Zustand lösen konnte, zerschnitt ein lauter Knall die Ruhe, und sie saß plötzlich kerzengerade im Bett, ihren Zauberstab in der Hand. Noch halb im Reich der Träume, brauchte es einen Moment, bis sie erkannte, was hier geschah.

Die Tür war aufgeflogen, und in ihrem Schlafzimmer standen Hermine, Ron und ihr kleiner Bruder Hugo. Jeder von ihnen hielt etwas in den Händen, und sie alle sangen aus voller Seele »Happy Birthday« für sie. Rose ließ den Zauberstab sinken und lächelte, als ihr bewusst wurde, was heute für ein Tag war. Sie begutachtete die verschiedenen Dinge, die ihr ans Bett gebracht wurden: Hugo trug einen Kuchen in Form eines Quaffels, Hermine ein großes Geschenk und Ron einen Stapel Bücher im Arm.

Hermine beugte sich liebevoll zu ihr hinunter und drückte ihr einen zärtlichen Kuss auf die Stirn. »Alles Liebe zum Geburtstag, mein Schatz. Du bist nun offiziell erwachsen.«

Rose ließ sich noch von den anderen Familienmitgliedern drücken, dann riss sie das Geschenkpapier von dem ersten Geschenk. Darin befand sich, wie aus der länglichen Form schon leicht zu erahnen war, ein neuer Besen. Verträumt betrachtete die ganze Familie , bis auf Hermine, das glänzende Holz und die perfekt zusammengebundenen Zweige. Auf der Spitze des Besens stand 'Drachenfeger' und in römischen Ziffern war eine 12 eingraviert. Den Besen konnte man mit einer entsprechenden Zauberformel in eine kleine Variation seiner Selbst transformieren und gemütlich in die Tasche stecken. Außerdem hatte es ausfahrbare Fußstützen und für die besonders Bequemen einen keinen Sitz, der eingeklappt werden konnte.

Rose strahlte vor Freude und umarmte ihre Eltern überschwänglich. »Danke, danke, danke!« rief sie entzückt. Ihr kleiner Bruder Hugo schien ein wenig neidisch zu sein, da er noch auf einem älteren Feuerblitzzz flog, der nur eine etwas modernisierte Version des Klassikers war.

»Und es kommt noch besser«, frohlockte Ron mit einem Kopfnicken zu dem Stapel Bücher, der jetzt auf Rose' Nachttisch lag. Rose hatte den Büchern noch nicht sonderlich Beachtung geschenkt. Es war üblich, dass sie ein Haufen Bücher zum Geburtstag bekam, um ihr Wissen zu erweitern. Manchmal brachte sie sich ein Fach, welches sie aus Zeitgründen nicht in Hogwarts belegen konnte, einfach in den Ferien bei. Anfangs hatte Ron über ihre eifrige Lernerei gestöhnt, doch als er in Hugo ein gleichsam faulen Sprössling gefunden hatte, gab er sich zufrieden.

Als Rose das oberste Buch in die Hand nahm, 'Verteidigung für Fortgeschrittene', viel ihr ein kleines Wappen am unteren Rand auf. Es sah aus wie ein Kleeblatt mit vier Kreaturen in den jeweiligen Blättern. Ein Donnervogel, Pukwudgie, Wampus und eine gehörnte Schlange waren darauf zu sehen. Langsam sickerte die Erkenntnis in Rose' Gehirn und ein noch strahlenderes Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus.

»Bedeutete das, dass ihr mich nach Ilvermorny schickt?«, fragte sie und die freudige Erregung ließ ihre hellen Augen funkeln.

»Ja mein Schatz, es ist alles mit Professor McGonagall und Professor Fontaine abgesprochen«, bestätigte Hermine und strich ihrer Tochter liebevoll durch das zerzauste Haar.

»Ist nur Schade wegen Albus und Scorpius.« Rose seufzte, doch Ron grinste erleichtert.

»Ist vielleicht besser, dass du nicht mehr so viel mit Scorpius machst.« Für diesen Satz handelte er sich einen Stoß in die Seite von seiner Frau ein. Rose und Hugo lachten.

»Die Eule mit den ganzen Sachen für die neue Schule ist noch nicht angekommen, und wir müssten Madame Malcims nach einer Sonderanfertigung bitten. Die Schuluniformen sind -«

»Blau und Cranberry. Weil Isolde Ravenclaw sein wollte und James gerne Cranberry Pie gegessen hat«, unterbrach Rose ihre Mutter. »Die Mädchen tragen Cranberry mit Blau und die Jungs umgekehrt«, fügte sie hinzu.

Hermine lachte. »Genau.«

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»Und du musst klar und deutlich sprechen, sonst landest du womöglich noch in Spanien oder so«, ermahnte ihre Mutter sie zum dritten Mal. Sie beide standen im Minesterium, im Büro von Hermine und Rose hievte grad ihren Koffer in den Kamin. Ihre Eule, Chadwick, war schon vor geflogen.

»Du wirst im Zimmer des Schulleiters landen also versuche nicht allzuviel Dreck zu machen", meinte Hermine nach einem Kuss auf das Haar ihrer Tochter.

"Ja, Mama", erwiderte Rose nur in einem leicht genervten Tonfall. Sie nahm eine Hand voll Flohpulver aus dem Topf neben dem Kamin, doch plötzlich überfiel sie die Traurigkeit. Auch wenn sie ihrer Mutter schreiben konnte, war sie doch nun auf einem anderen Kontinent. Mit dem Flohpulver in der Hand schlang sie ihre Arme um Hermine. Das Gesicht in den buschigen Haaren flüsterte sie : „Ich liebe dich Mama"

Bevor sie noch in Tränen ausbrechen konnte, ließ sie schnell los und trat in das lodernde Feuer. Durch das Flohpulver färbten sich die Flammen sofort grün und Rose rief mit klarer Stimme "Ilvermorny!".

Die Flammen loderten hoch an ihr auf und sie verschwand. Kamin um Kamin sauste an ihr vorbei, plötzlich folgte eine Unheimliche Schwärze und schon stand Sie hustend und prustend in einem sechseckigen Zimmer. Ein alter Mann mit dunkelgrauen Haaren, einer blauen Robe mit goldenen Nähten und einer goldenen Bille blickte auf die herab. Seine Haare waren kurz gehalten, und er hatte eine ulkige Stupsnase, die nicht recht zu seinem ehrfurchtsvollen Aussehen passen wollte.

"Guten Tag, ich bin Professor Fontaine. Sehr erfreut, Sie in Ilvermorny begrüßen zu dürfen. Er streckte eine Hand aus und Rose schüttelte sie fassungslos. Das alles hier erschien ihr wie ein Traum, wie sie ihn seid 8 Jahren geträumt hatte.

"Es ist mir eine Ehre, Sir", sagte sie und versuchte möglichst galant, ihren Koffer aus der Asche hinter sich zu ziehen.

"Oh, mach dir keine Sorge mein Kind. Das erledigen die Hauselfen. Rose unterdrückte den Impuls nach dem Gehalt der Hauselfen zu fragen. Ihre Mutter hatte in England große Fortschritte gemacht zur Bezahlung derjenigen Hauselfen, die es wollten, doch sie wollte nicht am ersten Tag so ein heikles Thema ansprechen.

"Eine sehr schöne Robe, Miss Weasley. Sie werden natürlich noch ein Set mit ihrem passenden Hauswappen draufgestickt bekommen. Die Erstklässler werden in wenigen Minuten ankommen und Sie, nun ja, müssen sich der Zeremonie anschließen. In welchem Haus waren Sie in Hogwarts?"

"Gryffindor", sagte Rose wie aus der Pistole geschossen.

"Interessant. Ich bin gespannt, welches Sie hier bekommen werden."

Er deutete mit der Hand auf die Tür und unsicher lief sie darauf zu. Wie sollte sie sich ganz allein in dem großen Schloss zurecht finden? Doch gerade als sie die Tür öffnete, kam ein menschenähnliches Geschöpf in ihr Sichtfeld, welches ihr nur fast bis zu der Brust ging. Vor Aufregung stieß sie einen kurzen Schrei aus.

"Sie sind ein Pukwudgie!" Der Pukwudgie knurrte mürrisch und wies sie dann an, ihm zu folgen.

Sie wurde etwas rot im Gesicht, da sie sich für ihren Ausrutscher schämte, doch das alles hier war so aufregend. Für seine Größe war der Pukwudgie ziemlich schnell und so musste sie sich beeilen um mit ihm mitzuhalten.

Auch hier war das Büro des Schulleiters im obersten Turm gebaut worden, doch anders als in Hogwarts gab es keine sich Treppen, welche die Richtung änderten. Bewegen taten sie sich jedoch trotzdem, und erinnerten Rose an eine Rolltreppe aus diesen riesigen Einkaufszentren in der Muggle Welt. Sie war auf einer Stufe stehen geblieben und wollte sich nach unten tragen lassen, doch der Pukwudkie eilte vorraus.

Der hat es aber eilig, dachte Rose und spurtete die Treppen hinunter.

„Wie heißen Sie eigentlich?", fragte sie im Laufschritt, doch ihr Begleiter antwortete nicht. Stattdessen wies er mit dem Finger auf eine riesige Flügeltür, die mit einem gordischen Knoten verschlossen war.

„Soll ich sie öffnen?", fragte Rose mit zittriger Stimme. Sie wusste, dass diese Tür in den Wahlungssaal führte, und plötzlich verknoteten sich ihre Eingeweide. Jetzt würde sie gleich vor allen Schülern ihr Haus wählen.

Anders als in Hogwarts durften sich die Schüler in Ilvernmorny ihr Haus selbst aussuchen, wenn sie von mehr als einem gewählt wurden.

„Ja. Jetzt mach schon oder sollen wir hier Wurzeln schlagen?" Die Stimme des Pukwudkie war tief und heiser, als würde er sie nicht oft gebrauchen.

Rose's Herz schien in ihrem Hals zu schlagen, als sie die Türen nur so wenig öffnete, dass sie hindurch passte. Als sie in den kreisrunden Raum trat, wurde ihr etwas leichter ums Herz. Noch redeten die Erstklässler alle durcheinander und niemand bemerkte, wie sie hinein kam. Zum ersten Mal war sie dankbar, dass sie nicht so groß war wie der Rest des Weasley Clans, denn so viel sie unter den ganzen kleinen Erstklässlern nicht so auf.

Wie auch die meisten Kinder hier sah sie sich staunend um.

Der Raum, in welchem sie sich jetzt befand, war von einer gläsernen Kuppel überdacht. In Höhe des ersten Stockwerks verlief eine hölzerne Galerie rund um den ganzen Raum. Ansonsten war die Eingangshalle leer, einzige Ausnahme waren vier riesige geschnitzte Holzskulpturen, die die vier Häuser repräsentieren: die gehörnte Schlange, der Panther Wampus, der Donnervogel und der Pukwudgie.

Sie konnte die älteren Schülern auf der Galerie stehen sehen, wie sie ihre Hälse reckten um einen Blick auf die Erstklässler zu erhaschen.

„Bitte Ruhe", ertönte eine Stimme durch den Raum und sofort war es mucksmäuschenstill. Agilbert Fontaine stand gegenüber von der Schülerschaft auf einem kleinen Podest und lächelte sie alle an.

„Bevor wir die Erstklässler sortieren, ist noch ein weiterer Neuankömmling vorzustellen. Rose Weasley, kommen Sie bitte in die Mitte."

Mit zitternden Beinen aber erhobenen Kopf trat Rose vor auf ein Symbol, welches  in die Mitte des Steinbodens eingelassen war und einen Gordischen Knoten darstellte.

„Diese junge Dame ist eine Austauschschülerin aus Hogwarts und wird ihr letztes Jahr hier absolvieren. Ich hoffe ihr werdet sie mit offenen Armen empfangen. Jetzt wollen wir ihr Haus herausfinden."

In völliger Stille wartete die Schule auf die Reaktion der verzauberten Schnitzfiguren.

Rose blickte nervös um sich, in die steinernen Gesichter der vier Kreaturen. Wie oft hatte sie schon über die Zeremonie gelesen.

Wenn die gehörnte Schlange den Schüler wollte, leuchtete der Kristall auf ihrer Stirn auf. Hatte der Wampus Interesse an dem Schüler, brüllte er. Der Donnervogel signalisierte seine Zustimmung, indem er mit den Flügeln schlug und der Pukwudgie hob seinen Pfeil in die Luft. Sollte mehr als eine der Figuren signalisieren, dass sie den Schüler in ihr Haus aufnehmen wollte, überließ man dem Schüler die Entscheidung. Sehr selten kam es vor – vielleicht einmal in zehn Jahren – dass einem Schüler in allen vier Häusern ein Platz angeboten wurde.

Eine Minute verstrich, doch für Rose fühlte es sich an wie eine Ewigkeit. Der sprechende Hut hatte nicht so lang für seine Entscheidung gebraucht.

Ah, noch ein Wealsey wie ich sehe. Du hast einen klugen Kopf mein Kind, aber auch ein tapferen Löwen der in deiner Brust schlummert und nur darauf wartet, freigelassen zu werden. GRYFFINDOR.

Rose knetete ihre Hände und hoffte, betete dass der Donnervogel sie wählen würde. Was würde sie nicht dafür tun, in das gleiche Haus wie ihr Idol zu kommen.

Auf einmal leuchtete der Kristall auf der Stirn der Schlange auf und Rose grinste erleichtert. Das hatte sie eigentlich schon erwartet, denn die Schlange stand für den Geist und bevorzugte Gelehrte, Bücherwürmer so wie sie ganz sicher einer war. Ein paar Herzschläge später seufzte sie enttäuscht. Anscheinend war sie keine Abenteurerin, wie es im Haus des Donnervogels üblich war. Naja, was hatte sie denn auch erwartet. In Hogwarts war das aufregendste, was ihr je passiert war gewesen, dass sie von dem Riesenkraken in den See gezogen wurde.

James, Fred und Teddy waren die Unruhestifter der Familie während sie sich hinter ihren Büchern versteckte und nur von Abendteuern träumte.

„Nun? Wie entscheiden Sie sich, Miss Weasley?"

Rose schreckte hoch und blickte den Schulleiter verwirrt an. Einige Schüler lachten. Es hatte sie noch ein anderes Haus gewählt? Hektisch sah Rose sich um und sah, wie der Pukwudgie seinen Pfeil erhoben hatte. Ihr Herz war sich kurz nicht sicher, ob es enttäuscht oder aufgeregt sein sollte, doch dann wurde ihr Lächeln wieder breiter.

„Ich wähle den Pugwudgie", sagte sie laut und einige Schüler von der Galerie klatschten.

Das Haus des Pugwudgie stand für das Herz und suchte sich Heiler aus. Eigentlich hätte sie sich gar nicht wundern dürfen, denn sie half jetzt schon seid ihren vierten Jahr im Krankenflügel mit und war in allen Heilsprüchen besonders gut. Sie erkannte jedes Kraut, welches bei Wunden die Blutung stoppte und ihrer Mutter hatte sie schon oft mit ihren Kopfschmerzen geholfen. In diesem Haus war sie richtig.

„Miss Weasley, Sie können sich zu den älteren Schülern gesellen während wir die Zeremonie fortführen. Roger Aganorth."

Ein Junge mit dunklen Haaren stolperte nach vorn, während Rose eine kleine Treppe hinaufstieg, die hinter dem Pugwudgie verborgen war. Als sie oben ankam, wurde sie von vielen mit einem Lächeln begrüßt, doch niemand wollte so taktlos sein und die Zeremonie stören. Also suchte Rose sich so still wie möglich einen Platz und beobachtete, wie die Schlange wieder ihr Horn aufleuchten ließ. Keine der anderen Statuen meldete sich und so gehörte Roger jetzt zu diesem Haus. Anders als Rose ging er jedoch nicht sofort zu seinen Genossen, sondern stellte sich jetzt vor die Tür, durch die Rose gekommen war. Die Zuordnungszeremonie war nicht der einzige größere Unterschied zwischen Hogwarts und Ilvermorny. Hatte man die Schüler einem Haus zugeordnet, wurden sie in eine große Halle geführt, wo sie einen Zauberstab wählten – oder von einem Zauberstab erwählt wurden. Darüber hinaus mussten die Zauberstäbe während der Ferien in Ilvermorny verbleiben und erst mit Vollendung des siebzehnten Lebensjahrs war es einer Hexe oder einem Zauberer gestattet, außerhalb des Schulgeländes einen Zauberstab bei sich zu tragen.

Rose fand diese Regelung gar nicht so schlecht, denn so konnte es keinem Minderjährigen passieren, aus versehen außerhalb der Schule zu zaubern. Sie erinnerte sich noch gut an die hitzige Diskussion, die sie mit Harry über dieses Thema geführt hatte.

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