Twenty-three
Twenty-three:
wenn neue Hoffnung aufkeimt
Ich schmatzte leicht, öffnete meine Augen. „Clint?", nuschelte ich, hob die Hand. Ich erfühlte seine aufgeschlagene Bettdecke. „Clint?", hob ich panisch die Decke.
„Ja?", ertönte es aus dem Flur, ehe die Schlafzimmertür aufging.
„Oh", machte ich, strich mir das Haar zurück, ehe ich gähnte und mich mit hochgezogener Decke aufsetzte. „Entschuldige", sagte ich. „Ich dachte, du wärst wieder nicht da."
Seine Mundwinkel zuckten. „Ich mach gerade Frühstück", sagte er. „Es ist fast dreizehn Uhr." Ich seufzte als er sich kurz zu mir hinabbeugte und mich küsste. „Zieh dich an, ich muss dich in einer Stunde bei der Therapie abliefern, Baby."
Ich strahlte als er mich plötzlich Baby nannte – und ich glaubte, ihm entging dies nicht.
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„Wie geht es Ihnen heute, Victoria?"
„Hervorragend", lächelte ich Dr. Bolyn an. „Sie erraten nie, was alles in den letzten zwei Wochen passiert ist, die wir uns nicht gesehen haben."
„Ich bin gespannt", zuckten seine Mundwinkel. „Worüber möchten Sie anfangen, zu sprechen?"
Ich holte tief Luft, zog kurz die Augenbrauen zusammen als mein Bauch leicht grummelte. „Über die Basis", sagte ich ihm. „Und wie wohl ich mich inzwischen wieder dort fühlen kann."
„Oh, das ist etwas, was mich sehr freut, zu hören", lächelte er breit. „Haben Sie sich die Ratschläge zu Herzen genommen, die ich Ihnen das letzte Mal gab?"
Ich nickte. „Ja, ich habe viel versucht, durchzuatmen, bevor ich mich an etwas Neues rangewagt habe", antwortete ich ihm. „Aber das war sehr schwierig, ehrlich gesagt."
„Warum?", hakte er bestürzt nach.
Ich musste zu grinsen anfangen, konnte die Worte nicht aufhalten, die meinen Mund verlassen wollten. Und wem konnte ich nicht eher vertrauen als meinem Therapeuten?
„Weil ich verliebt bin."
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„Nächste Woche Freitag um zwölf Uhr bleibt?", hakte die Sprechstundenhilfe, dessen Namen ich schon wieder vergessen hatte, nach.
Ich nickte. „Ja, bleibt bei zwölf", sagte ich ihr.
„Dann-", sie stoppte erst, so runzelte ich die Stirn, ehe ich hinter mich blickte – weil sie an mir vorbeischaute. „Dann bis nächste Woche", sprach sie zu Ende und ich nickte.
„Auf Wiedersehen", drehte ich mich um, lief durch die Glastüren, vor denen Natasha stand. „Hi", sagte ich als ich das Gebäude verließ. „Was machst du hier?", fragte ich sie direkt – denn Clint wollte mich gleich zum Mittagessen in ein vietnamesisches Restaurant einladen.
„Hey." Sie schloss ihre Arme um mich, umarmte mich fest.
„Alles okay?", hakte ich nach und sie nickte wild.
„Ja", sagte sie erst. „Ja, klar."
„Also?", meinte ich dann nach ein paar Sekunden Stille, sah die Straße rauf und runter. „Was machst du hier?"
„Es tut mir leid", haute sie raus.
Ich hob beide Augenbrauen. „Wie bitte?", entgegnete ich. „Was sollte dir leidtun?"
„Ich hab dein Date mit Clint gecancelt."
Ich hob meine Augenbrauen noch höher. „Was?", fragte ich – in der Hoffnung, mich verhört zu haben. „Warum hast du das getan?"
„Weil ich... weil ich mit dir zum Arzt möchte."
„Mit mir zum Arzt?" Sie nickte. „Ist irgendwas nicht in Ordnung?"
„Nun ja." Sie rieb sich kurz die Arme, ehe ich draufblickte. Sie hatte Gänsehaut. Und das bei dem Wetter?
„Natasha, was ist los?", packte ich sie besorgt an beiden Schultern.
„Ich muss einen Abstrich machen lassen."
„Eh", machte ich. „Was ist das?"
„Etwas, was ich beim Frauenarzt machen lassen muss und... und ich war noch nie beim Frauenarzt", haute sie raus. „Ich hab wohl... etwas Angst."
Wie bitte? Sie hatte... Angst?
Ich konnte nicht anders – ich musste lachen. Denn es war zu komisch, dass meine Schwester Angst vor einer Untersuchung haben sollte.
„Okay", lachte ich, strich mir eine gelöste Strähne meines Zopfes nach hinten. „Ich begleite dich", stimmte ich zu.
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„Du zitterst", kommentierte ich, während ich durch die Zeitschrift blätterte.
„Ich bin nervös, das ist der Unterschied", pampte mich Nat an, während ihr Fuß auf- und abtrippelte.
„Wenn du meinst", sagte ich augenverdrehend, hob kurz den Blick. Ich verstand, wieso sie nervös war – wirklich.
Jede Frau starrte uns im Wartezimmer immer wieder an – selbst die Sprechstundenhilfe hinter dem Tresen.
Die eine schwangere Frau in der linken Ecke des Wartezimmers tippte immer wieder hektisch auf ihrem Handy herum, streichelte geistesabwesend ihren Bauch, während sie uns immer wieder anblickte. Die eine andere schwangere Frau, die die einzig weitere Schwangere war, war die einzige, die uns nicht ständig beobachtete. Denn sie stand immer wieder auf und ging hinaus, um etwas durch den Gang zu laufen. Sie schien wohl schon im Endstadium und Probleme zu haben. Ich freute mich für sie, dass sie bald ihr eigenes kleines Kind zur Welt brachte. Das musste bestimmt schön sein.
„Miss Romanoff?", ertönte eine Stimme über dem kleinen Lautsprecher unter uns.
Natasha sprang direkt auf. „Endlich", stöhnte sie erleichtert, lief voran.
Ich blickte ihr perplex erst nach, bevor ich das Magazin schloss und weglegte, aufstand und ihr dann folgte.
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„Also", schmunzelte die Frau mittleren Alters mit grauen, Strähnchen durchzogenen, Haaren und braunen Augen. Sie hatte sehr gebräunte Haut – als war sie zu viel im Solarium gewesen. „Wie ich hier so lese, sind Sie bereits in den Wechseljahren, Miss Romanoff", hob sie ihre blonden Augenbrauen und hielt den Blick auf die Akte gesengt. „Aber sie sind doch erst Achtunddreißig, wie das?", hob sie endlich den Kopf.
„Ich bin's einfach", erwiderte Natasha plump und ich hob die Hand, legte sie ihr auf ihr zitterndes Knie. Sie sah sofort auf meine Hand, mir danach ins Gesicht – und nach einigen Sekunden fing sie wenigstens etwas an, sich zu entspannen. „Ich, eh, habe keine Gebärmutter mehr", gestand Natasha und ich sah sie sofort an. „Sie wurde mir mit neun entnommen."
„Hatten Sie Krebs?", zog die Ärztin eine Augenbraue leicht hoch.
„Nein, Ma'am", sagte Natasha. „Das war auch die letzte Untersuchung oder so, die ich... die ich... da hatte." Sie senkte schnell ihren Blick und lief rot an. Das war ihr ja wirklich peinlich.
„Miss Romanoff, befürchten Sie momentan, Sie hätten sich etwas eingefangen oder haben Sie einige Beschwerden?"
Sie biss sich auf die Unterlippe. „Seit ich vor zwei Wochen in Guatemala war, ja", haute sie raus. „Es brennt."
Ich hob beide Augenbrauen, sah meine Schwester wieder überrascht an – die noch röter anlief. Jetzt erfuhr ich, dass das rotanlaufen wohl in der Familie lag.
„Gut", seufzte die Ärztin, erhob sich von ihrem Stuhl und wies in die Kabine in der hinteren Ecke ihres Büros. „Machen Sie sich bitten untenrum frei." Sie seufzte nochmal. „Die Tür dahinter führt direkt ins Behandlungszimmer. Ich warte dort." Sie sah mich an. „Waren Sie auch in Guatemala, Miss Romanoff?" Ich schüttelte schnell den Kopf. „In Ordnung."
Ich sah Natasha an, als diese sich beinahe schon kreidebleich erhob. „Soll ich mitkommen?", fragte ich vorsichtshalber.
„Damit du mir das ewig vorhalten kannst?", haute sie raus. „Ich schwöre, nein. Bleib einfach hier sitzen, damit ich weiß, du bist in der Nähe", bat sie mich, drückte mir die Schultern.
„Es dauert nicht lange, Miss Romanoff. Höchstens zehn Minuten."
Während ich so Natasha betrachtete, wurde mir bewusst, dass ich hier wohl länger sitzen würde, als nur zehn Minuten.
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„So", legte Dr. Shefrey ihre Hände aneinander, während Natasha sich mit rotem Kopf wieder neben mich setzte. „Ich denke, die Ergebnisse des Abstrichs dürften so in etwa in... drei Tagen da sein." Natasha nickte. „Hat eine von Ihnen noch Fragen?" Eigentlich wollte ich das nicht fragen – aber ich konnte nicht anders. Ich hob die Hand. „Ja?"
„Dürfte ich einen Termin mit Ihnen ausmachen, um mich mal zu untersuchen?", fragte ich. „Weil ich, bin, eh-", mein Blick wanderte zu meiner Schwester, „Momentan sexuell sehr aktiv."
„Ja", nickte Dr. Shefrey. „Wie Sie möchten." Sie wies auf die Tür zum Ausgang. „Machen Sie mit Louisa einen Termin aus und dann sehen wir uns wieder, Miss Romanoff."
Ich nickte. „Danke", zuckten leicht meine Mundwinkel, während Natasha mich anstarrte.
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„Okay, jetzt warte Mal." Ich gab einen verquerten Laut von mir, als wir es gerade auf die Straße geschafft hatten. „Aufklärung, sofort", verlangte Natasha.
„Wie bitte?", hob ich beide Augenbrauen.
„Bist du schwanger?"
„Was?", zog ich nun beide Brauen zusammen. „Nein", sagte ich.
„Glaubst du, du bist schwanger?"
„Nein", wiederholte ich. „Natasha, was soll das?"
„Verhüten du und Barton?"
„Gott, Natasha, was ist los?!", rief ich mitten auf offener Straße. Ein Glück schien sich keiner groß um uns zu scheren.
„Ich möchte wissen, wieso du einen Termin bei einer Gynäkologiepraxis möchtest."
„Ganz einfach", lief nun ich wieder rot an. „Ich habe in der Zeitschrift vorhin gelesen, dass es weitaus mehr Verhütungsmittel als Kondome gibt und möchte mich darin beraten lassen, welches für mich vielleicht das beste ist?" Ich verzog die Miene. „Gott, sei nicht immer so neugierig, bitte", bat ich. „Das geht dich doch gar nichts an."
Sie verdrehte ihre Augen. „Nun, entschuldige, wenn ich am Privatleben meiner Schwester interessiert bin."
Nun verdrehte ich meine Augen, strich mir eine Strähne zurück. „Ja, aber du musst doch nicht wissen, wie oft ich Sex habe, oder?"
„Nein", lachte sie. „Beim besten Willen, nein."
„Also", erwiderte ich plump.
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Clints Perspektive:
Ich keuchte schnell und schob Emilia von mir, ehe ich aufstand und in die Küche lief.
Ich hörte sie eindeutig kichern.
„Clint? Bin wieder Zuhause!", rief Vika.
>Verfluchte scheiße.
„Eh, Emilia?"
„Hi!"
Ich machte den Wasserhahn an und stellte ihn sehr kalt ein, ehe ich einfach mein Gesicht darunter hielt.
„Was tust du hier?", hörte ich Vika fragen.
>Doppelte verfluchte Scheiße.
„Ich wollte mit dir essen gehen, doch dann warst du nicht da und ich dachte, ich warte erst, aber Clint sagte, er kocht bereits für heute Abend und dann hat er mich eingeladen."
„Ach, hab ich das?", murmelte ich murrend. Verflucht, ich war sowas von am Ende.
„Erzähl. Wie geht es dir? Es ist ewig her!"
„Oh, mir geht's gut." Ich machte den Wasserhahn aus, dachte einige Sekunden an schlimmere Zeit zurück, damit ich nicht mehr hart war. So konnte ich Victoria nicht unter die Augen treten. „Ich hatte zwar heute einen echt komischen Tag, aber mir geht's gut. Und dir?"
„Mega", prahlte Emilia, während ich den Kühlschrank öffnete und einfach Tiefkühlpizza herausnahm, den Ofen anmachte. „Ich hatte eine richtig gute Unterhaltung mit Clint." Ich blieb fast schon ertappt stehen als ich aus der Küche trat.
„Ach ja?", hob Victoria ihre Augenbrauen. „Worüber?"
„Den Film, den wir gestern geschaut haben", fiel ich Emilia ins Wort, sah sie kurz warnend an. „Über Paul."
„Was hältst du von dem Plot Twist, das der, der sie verfolgt, ein Verbündeter ist?", wandte Emilia sich ihr wieder zu.
„Ich fand das echt genial", strahlte Victoria gleich los.
Meine Mundwinkel zuckten. „Vika, Pizza?", hakte ich nach.
„Ja, gerne", winkte sie ab, ohne mich anzugucken und ich biss mir auf die Unterlippe.
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Datum der Veröffentlichung: 20.05.2020 12:49 Uhr
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