Twenty-four
Twenty-four:
Verdachtsfälle
„Ihr habt euch beide heute Abend echt gut verstanden", sagte ich verblüfft als ich die Zahnbürste unters Wasser hielt.
Clint schmunzelte. „Meinst du?", spuckte er an mir vorbei die Zahnpasta ins Waschbecken. „Ich kann sie schlecht leiden."
„Warum?", fragte ich bestürzt. „Klär mich bitte auf", ließ ich gleich die Zahnbürste wieder sinken.
„Ganz einfach", zuckte er mit den Schultern. „Emilia ist habgierig und kennt keine Grenzen."
„Tust du auch nicht", haute ich unüberlegt raus und er lachte, ehe er sich sein Shirt auszog.
„Abgesehen davon denke ich, sie könnte sich gut mal an die eigene Nase fassen und aufhören, im Leben anderer-", ich zog die Brauen zusammen, lief unüberlegt vor und fasste ihm an den Nacken.
„Was ist das?", unterbrach ich ihn.
„Was?", drehte er sich zu mir.
„Nein, warte", bat ich, drehte ihn am Schulterblatt wieder mit dem Rücken zu mir. Ich legte den Kopf schief, strich über den kleinen Fleck zwischen Schulter und Hals. „Ist das... ein Knutschfleck?", fragte ich Clint irritiert. „Woher kommt der?"
„Ehm, von dir?", haute er raus, zuckte mit den Schultern.
Ich legte die Zahnbürste im Waschbecken ab. „Nein", schüttelte ich den Kopf. „Also, ehm, nicht das ich wüsste."
„Baby." Ich hob die Hände als er meine Taille umfasste, zu sich zog. „In letzter Zeit haben wir recht häufig Sex gehabt. Wer weiß", sagte er mir, küsste kurz meine Nasenspitze. „Vielleicht ist das irgendwann mal zwischen Schlaf und Wach entstanden."
„Ehm... okay", sagte ich, kicherte als er mich unter dem Kinn kitzelte, ehe ich das Kinn anhob. „Lass das", lachte ich, zuckte mit den Schultern, ehe ich aufkeuchte als Clint seine Lippen senkte und kurz an meinem Hals saugte.
„Siehst du?", haute er nach zehn Sekunden raus und hob den Kopf. „Schon hast du einen Knutschfleck."
Ich lief rot an, lachte und hob meine Hände. „In Ordnung", nickte ich, ehe ich mich löste und mich wieder zum Waschbecken wandte – genauso wie zum Spiegel. „Oh, Clint!", nörgelte ich als er lachte. „Direkt auf die Kehle? Musste das sein?!"
Er lachte lauter. „Hey, ich markiere dich gern als meins, sodass es jeder sehen kann", erwiderte er.
----------------
„Was hast du heute alles vor?" Ich schob leicht die Lippen vor, blickte die Regale hoch.
„Wieso?", fragte ich, zog Soßentüten aus dem Regal. „Hast du was vor?", fügte ich hinzu, ehe ich die kleinen Tüten in den Einkaufswagen legte.
„Nun ja, ich dachte, wir könnten heute Abend meinen Bruder besuchen." Ich sah auf meine Hand als Clint sie nahm, mit mir seelenruhig weiter durch die Gänge lief.
„Gern", nickte ich. „Wird Zeit, dass ich ihn mal richtig kennenlern."
Clint schmunzelte, hob kurz unsere Hände und küsste meine. „Du kennst ihn", sagte er mir.
„Ich hab's nur vergessen", rollte ich mit den Augen, ehe wir nochmal an der Obstabteilung vorbeiliefen. „Dann mach ich einen Obstsalat, den ich mitbringen kann", teilte ich ihm mit und löste mich, erntete sein Seufzen.
„Victoria, du musst nichts mitbringen."
„Das sagt aber die Höflichkeit", entgegnete ich.
„Sagt sie dir auch, was du alles essen darfst?" Er hob die Hände, wedelte kurz damit. „Keine Erdbeeren. Jenny ist allergisch dagegen."
Ich ließ die Erdbeeren gleich wieder sinken. „Noch welch Allergien?", hob ich kurz den Kopf. Er schüttelte ihn. „Gut."
---------
„Hi!" Ich lachte als mir Larissa um den Hals fiel. „Es ist viel zu lange her, Victoria!"
„Ich weiß, ich weiß", seufzte ich, drückte sie kurz nochmal an mich, ehe wir uns lösten. „Aber ich hatte voll viel zu tun."
„Ehrlich?", hoben sich ihre Augenbrauen. „Erinnerst du dich jetzt wieder?"
„Gibst du mir deine Jacke?", bat Clint und ich zog mir meine Strickjacke aus, reichte sie ihm.
„Leider nicht", verzog ich leicht die Miene. „Aber ich weiß einiges von früher", gestand ich.
„Oh, was denn?"
„Lara!", rief plötzlich eine Männerstimme. „Du solltest doch Mathe noch zu Ende machen!"
„Ja, aber Vika ist da!", rief sie laut und ich drehte mich kurz zu Clint um.
„Verrückt", schielte er zu seiner Nase hin und ich kicherte leise.
„Du solltest Mathe beenden!", entgegnete ihr Gegenüber.
„Ach, Manno!", schimpfte sie. „Ich bin so schnell es geht wieder da", hielt sie mir einen Finger vor die Nase, während Clint mir die Schüssel mit dem Obstsalat in die Hand drückte.
Danach traten wir endlich richtig ein und ich lächelte als sie den Flur entlang verschwand.
„Ein richtiger Freigeist", schmunzelte Jenny plötzlich und kam aus der Küche, lief an ihrer Tochter vorbei. „Mark, hör auf, so streng zu sein", sagte sie ihm als er auch hinter ihr hervorkam – genauso aus dem Zimmer kam, in dem Larissa verschwand.
„Du hast gesagt, sie sollte sich auf die siebte Klasse gut vorbereiten." Er seufzte, strich sich durchs Haar. „Abgesehen davon sind das ihre ersten Matheaufgaben in diesem Schuljahr."
„Hallo, Vika", grinste Jenny, strich sich kurz durchs Haar.
„Hallo", erwiderte ich, streckte direkt die Schüssel vor. „Ich hab Obstsalat mitgebracht", fiel ich damit ins Haus und Jenny hob beide Augenbrauen.
„Oh, wie nett, danke", lächelte sie.
„Ist nicht so, dass ich sie vorgewarnt habe." Ich stieß Clint meinen Ellenbogen in die Rippen.
„Hi", sah ich zu Mark.
„Hallo, Victoria", zuckten seine Mundwinkel.
„Steht nicht so bedröppelt alle herum, klar?", wedelte Jenny mit einer Hand. „Ich bin noch mit dem Abendessen beschäftigt, also unterhaltet euch und setzt euch. Los!"
Mark räusperte sich als Jenny lachte, ihm auf den Hintern haute.
„Clint?", sagte er nach ein paar Sekunden peinlicher Stille.
„Ja?", hob dieser eine Braue leicht an.
„'N Bier?"
„Gern", nickte er.
----------
„Das bringt mir richtig Pluspunkte", prahlte Larissa. „Mehr als die Hälfte der Jungs meiner Klasse stehen voll auf dich und deine Schwester." Clint lachte, hielt sich die Hand vor den Mund. „Die meinen, die würden alles für einen Kuss geben."
Ich lief leicht rot an, sah auf meinen Teller, während ich die Kartoffeln zermatschte, um sie leichter mit der Soße zu verbinden.
„Lara, lass gut sein", bat Mark. „Du machst sie ganz verlegen."
„Nein, schon okay", holte ich tief Luft. „Es ist nur noch immer ungewohnt, dass mich so viele kennen und dass mich viele auch auf mein Äußeres reduzieren."
Clint zuckte mit den Schultern. „Ich finde, dein äußeres ist traumhaft", schmeichelte er mir und ich wurde knallrot.
„Dankeschön", piepste ich und Larissa kicherte.
„Es ist schön, euch wieder zusammenzusehen", sagte Mark plötzlich und ich sah auf, sah Clint sofort an. Es war noch nie vorgekommen, dass uns darauf jemand angesprochen hatte.
„War ein langer Weg", seufzte Clint, ergriff meine Hand, die neben dem Teller ruhte. „Aber du hattest Recht." Er sah von mir zu seinem Bruder. „Ich hätte nicht aufgeben dürfen."
„Ich hab immer Recht", zuckte er mit den Schultern. „Du vergisst sehr häufig, dass ich Eheberater bin."
„Seine eigene kriegt er aber nicht auf die Reihe."
„Larissa", gab Jenny schockiert von sich. „Das stimmt nicht."
„Wirklich?", fragte sie. „Ich hab euch gestern Nacht wieder streiten gehört."
Da beide rot anliefen ging ich nicht davon aus, dass sie gestritten hatten. Ich wurde ebenfalls rot.
„Weißt du, Lari." Larissa sah funkelnd zu Clint. „Manchmal gehört Streit in einer Beziehung dazu", sagte er ihr. „Es gibt gesunden und ungesunden Streit."
„Hä?", legte sie den Kopf schief. „Versteh ich nicht", nahm sie sich ihr Glas in beide Hände. „Erläutere, Sherlock."
Clint schmunzelte. „Wenn du vielleicht älter bist", zwinkerte er ihr zu und nachdem sie ein paar Schlucke getrunken hatte, schmollte sie.
„Du bist unfair, Onkel Clint."
„Immer wieder gern", zwinkerte er ihr gleich nochmal zu.
-----------------
„Das war ein richtig schöner Abend."
Ich seufzte, schlüpfte aus meiner Jacke. „Clint, es tut mir leid, falls Mark dich damit überrumpelt hat", sagte ich. „Er hätte nicht so offensichtlich fragen dürfen, ob wir wieder ein Paar sind, weil-"
„Wir das noch nicht geklärt haben?", seufzte nun auch Clint, schloss seine Schublade, aus der er eine frische Boxershorts herausholte. „Ich finde es ziemlich eindeutig, was wir haben." Ich biss mir auf die Unterlippe. „Du musst nur sagen, wenn du das nicht so siehst", machte er sich auf den Weg ins Badezimmer.
„Moment, warte", bat ich, lief ihm nach als er den Badezimmerschrank öffnete und dort seinen Rasierer herausholte. „Clint, so meinte ich das nicht", schüttelte ich den Kopf. „Ich meine schon, dass ich mir wünsche, wie würden ein Paar sein, aber... aber wir haben das unter uns noch nicht geklärt und-", ich hielt inne.
„Ist das Antwort genug?", hakte er nach und ich sah vor meine Nase, ehe Clint meinen Ring sinken ließ, meine Hand nahm und ihn mir in die Hand drückte.
„Clint", sagte ich leise.
„Es ist mir egal, ob du ihn trägst oder nicht", entgegnete er. „Aber ich finde, da sollte nichts zwischen uns stehen und... und ich hätte ihn dir niemals wegnehmen dürfen, Victoria." Ich schluckte, sah zu ihm hoch. Mein Magen grummelte, was seine Mundwinkel zucken ließ. „Du hast doch eben erst gegessen", sagte er.
So schnell ich konnte versuchte ich mit zitternden Händen, mir den Ring an meinen Ringfinger zu stecken. Das hier... das bedeutete mir eine Menge.
„Clint?", sah ich zu ihm hoch.
„Ja?", legte er den Kopf schief.
Ich biss mir kurz sehr fest auf die Unterlippe, schmeckte Blut. „Ich l..." Ich holte nochmal tief Luft, sah kurz auf den wunderschönen Ring hinab, um mir Mut zu machen. „Ich-"
„Warte", trat er einen Schritt an mich heran, legte mir die Hand kurz gegen den Mund. Ich presste die Lippen zusammen. „Schließ die Augen", bat er – und ich schloss sie ohne es zu hinterfragen. Ich atmete zitternd ein als seine Lippen meine streiften. „Ich liebe dich auch."
Ruckartig öffnete ich die Augen, drückte mich gegens Clints Oberkörper, um ihn zu umarmen.
„Ich liebe dich", murmelte ich, kniff die Augen wieder zusammen.
Er lachte, strich mir mit der Hand über den Rücken als mein Magen nochmal grummelte.
Ich seufzte, atmete seinen Duft ein. Ja, das war gerade wirklich passiert. Gott, ich war solch ein Glückspilz.
„Victoria?", fragte Clint nach einigen Minuten. „Darf ich heute auch noch duschen?", hakte er nach.
„Mhm", schüttelte ich den Kopf.
Er lachte, drückte mich an den Schultern sanft von sich. „Hey", strich er mein Kinn entlang und ich hob sofort den Blick. „Zehn Minuten, dann bin ich direkt wieder für dich da, in Ordnung?"
Ich biss mir auf die Unterlippe. „Kann ich mit dir unter die Dusche?", fragte ich.
Er schmunzelte. „Ich wollte mich rasieren", sagte er. „Ich glaube, das benötigt etwas Privatsphär-", mein Magen grummelte wieder und wir blickten auf meinen Magen. „Was ist denn mit dem nur los?" Er legte stirnrunzelnd die Hand kurz gegen meinen Bauch, ehe ich es spürte. Das Essen, dass sich meine Speiseröhre wieder hocharbeitete. „Vika?", sah er mich kurz an, ehe ich mich ruckartig umdrehte, um mich über die Toilette zu beugen und zu brechen.
Dahin war mein Moment, in dem ich mich für einen Glückspilz hielt.
----------
Datum der Veröffentlichung: 20.05.2020 12:52 Uhr
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top