Twenty

Twenty:
der Schlüssel

„Es ist einfach."

Ich seufzte. „Das sagt sich so leicht", verdrehte ich die Augen als Arabella ihre Hand leicht rot aufleuchten ließ. „Du machst das allem Anschein nach schon ein paar Jahre."

Sie hob kurzzeitig ihre Augenbraue. „Das hat nichts mit Jahren zu tun, Victoria", schmunzelte sie leicht. „Das hat etwas mit Kontrolle zu tun", sagte sie mir, ließ ihre Hand wieder normalfarben sinken. „Du musst die komplette Kontrolle über deine Kräfte haben. Jederzeit."

„Und was ist, wenn ich das niemals schaffen werde?", fragte ich sie verzweifelt. „Was ist, wenn ich irgendwann jemanden verletze?"

Sie schmunzelte noch immer, ehe sie zu mir herantrat und meine Hand in ihre nahm. Ich zuckte leicht zusammen als ihre Hand wieder rot aufleuchtete. „Verletze ich dich damit?", fragte sie ruhig, wartete meine Antwort ab.

Es fühlte sich völlig normal an, als hielt sie nur weiterhin meine Hand.

„Nein", gab ich von mir.

„Das hat alles mit Kontrolle zu tun", seufzte sie, sah zu mir hinunter, weil sie einen halben Kopf größer als ich war. „Ich kann dir beibringen, dich zu kontrollieren, aber du musst auch offen sein und es lernen wollen."

Ich nickte als sie meine Hand losließ, strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr. „In Ordnung", gab ich von mir.

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Natashas Perspektive:

„Du glaubst", lachte Tony, „Wut ist der Schlüssel?"

„Ja", nickte ich völlig überzeugt.

„Dann bist du dümmer als ich dachte", verkündete Sam und ich verdrehte meine Augen.

„Nein, Jungs, ihr versteht das nicht wirklich. Das zwischen Clint und Victoria war und wird immer eine Hassliebe bleiben", sagte ich ihnen. „Sie lieben sich, aber sie hassen sich auch."

„Oh, das ist uns in den letzten Jahren wohl entfallen", kratzte sich Nate am Kinn und rollte auch mit seinen Augen.

„Sie muss so richtig wütend werden", sagte ich. „Nicht so... hundertachtzig wütend", gestikulierte ich herum. „So dreihundertsechzig Grad wütend."

„Dann wird der Erdball geschmolzen", haute Tony theatralisch raus. „Dir ist bewusst, so wütend war sie zuletzt gegenüber Shiva, 'ne?", deutete er mit dem Zeigefinger auf mich. „Wegen ihrer Fehlgeburt."

„Zur Hölle mit der Fehlgeburt", verzog ich die Miene und winkte es ab. „Die Wut muss noch größer sein."

„Ja, wer ist der Glückliche, der zum Schluss gegrillt wird?", zogen sich Nates Mundwinkel nach oben. „Denn ich schwöre, ich werd's nicht tun."

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Victorias Perspektive:

„Home Sweet Home", verkündete Natasha und ich rollte mit meinen Augen als sie die Haustür schloss.

„Weil ich nun unter der Woche in der Basis war", sagte ich langsam und betont auf dem Weg zur Küche. „Muss ich am Wochenende jetzt nicht hin, oder?"

Sie lachte, noch immer im Flur stehend und ihre Schuhe ausziehend. „Netter Versuch, Victoria."

>Verdammt. Naja, das war's wert gewesen, es zu versuchen.

„Am Wochenende geht der Unterricht weiter", kam sie zu mir in die Küche als ich gerade zwei Gläser aus einem Schrank holte. „Wir müssen dir das so schnell es geht beibringen. Du wirst sonst zur tickenden Zeitbombe."

„Ich bin gerne eine Zeitbombe", zuckte ich mit den Schultern als sie ein kühles Getränk aus dem Kühlschrank nahm – eine Dose Sprite. Diese öffnete sie und verteilte den Inhalt gerecht auf die zwei Gläser, ehe sie mir eins reichte. „Danke."

„Ich finde trotzdem, du solltest das kontrollieren lernen", hob sie das Glas.

„Hab ich das früher kontrollieren können?", fragte ich nuschelnd, trank einen Schluck.

„Sehr gut sogar", beantwortete sie mir ehrlich meine Frage.

Ich zuckte wieder mit den Schultern. „Dann habe ich eigentlich keine Zweifel mehr, dass ich das nicht auch erneut schaffen könnte."

„Cool, und als nächstes setzen wir dich dann in einen Jet und schicken dich auf Missionen."

Ich zog beide Augenbrauen zusammen.

„Ehm, wie bitte?", fragte ich als sie mit Glas die Küche verließ.

„Naja, wir werden immer als Teams losgeschickt, aber ich denke du wirst dich schnell in den Teams wieder zurechtfinden und-"

„Ich will kein Avenger sein", unterbrach ich sie und sie hielt inne. „Entschuldige, Natasha, aber ich möchte kein Avenger sein."

Sie drehte sich zu mir mit hochgezogenen Augenbrauen um. „Ehm, okay", nickte sie, trat wieder näher. „Eh, was möchtest du dann machen?"

„Keine Ahnung", sagte ich. „Aber vielleicht was Normales?", schlug ich vor. „Etwas, bei dem ich mein Leben nicht aufs Spiel setze?" Ich deutete auf sie. „Du und die anderen sind Adrenalinjunkies. Ihr liebt es offensichtlich, mit eurem Leben zu spielen, aber... ihr habt nur ein Leben", sagte ich. „Wenn was schiefgeht, ist das vorbei, Natasha."

„Wir spielen nicht damit", schüttelte sie den Kopf. „Wir setzen uns nur für Frieden ein und dafür müssen wir unser Leben nun mal gefährden."

„Ja, aber es gibt bestimmt auch einfachere Wege, um das Ziel zu erreichen, das euch vorschwebt", entgegnete ich, setzte mich auf die Couch.

„Okay", gab sie von sich, stellte ihr Glas auf dem Couchtisch ab. „Du kannst mir ja gleich davon erzählen, wenn ich von der Toilette wiederkomm."

„Okay", zuckte ich nur zustimmend mit meinen Schultern. Kaum war sie weg und im Badezimmer verschwunden, zog ich die Augenbrauen zusammen und hob meine Hand, betrachtete sie. Ich formte sie öfter schnell zu dieser Klaue, wie Arabella sie gehalten hatte, um ihre Hand aufleuchten zu lassen – doch bei mir passierte gar nichts. Als mein Handy in meiner hinteren Hosentasche vibrierte, ließ ich diese Übungen sein und holte es hervor. Ich ging ran, noch bevor ich wusste, wer es war. „Hallo?", hakte ich nach.

„Hi."

„Ehm... hi?" Ich war verwirrt. Wer war das?

„Spreche ich mit Victoria Romanoff?"

„Eh, ja?", hob ich beide Augenbrauen. „Und mit wem spreche ich?"

„Mit Julia Kolego." Ich zog die Augenbrauen zusammen.

„Entschuldigen Sie", sagte ich. „Aber könnten Sie mir auf die Sprünge helfen, wer Sie sind?", fragte ich.

„Ich bin die Sprechstundenhilfe aus Dr. Sebastian Bolyns Parxis."

„Ah!", machte ich als mich die Erkenntnis traf. „Ja, natürlich", schüttelte ich schnell den Kopf. „Wieso rufen Sie an?", hakte ich nach.

„Miss Romanoff, Sie haben Ihren Termin um elf heute früh nicht wahrgenommen."

Ich zog scharf die Luft ein. Kacke, ich wusste, ich hatte heute früh etwas vergessen. „Tut mir leid", sagte ich schnell. „Ich, eh, war heute Morgen nicht in der Stadt und hatte total vergessen, den Termin zu verschieben."

Ich hörte, wie Natasha wieder aus dem Bad trat, zu mir lief.

Sie sah mich irritiert an als sie näherkam.

„Das kann Mal vorkommen", sagte Miss Kolego. „Doch ich muss Sie fragen, ob Sie den Termin nächste Woche dann wahrnehmen werden oder wieder außer Stadt sein werden?"

Ich sah zu Natasha hoch, die sich wieder ihr Glas nahm. „Ich werde nächste Woche kommen", sagte ich. „Definitiv", fügte ich hinzu. „Und es tut mir nochmal so leid", entschuldigte ich mich.

„Schon in Ordnung", winkte sie ab. „Wie gesagt, es kann jedem Mal passieren."

„Hm", machte ich.

„Dann wünsche ich Ihnen noch einen schönen Tag, Miss Romanoff."

„Ja, Ihnen auch", erwiderte ich schnell und wartete darauf, dass sie auflegte.

„Wer war das?", runzelte Natasha ihre Stirn.

„Julia Kolego", antwortete ich ihr.

„Und das ist?", runzelte sie ihre Stirn stärker.

„Die Sprechstundenhilfe von Dr. Bolyn."

Sie schien wenige Sekunden zu überlegen, bevor es ihr auch einfiel. „Fuck, dein Therapietermin heute früh um elf!"

Ich nickte. „Jap, vergessen", klatschte ich in meine Hände. „Ich scheine immer mehr ein Sieb im Kopf zu haben."

„Nein, man, ich hätte auch dran denken können." Sie lachte. „Egal, passiert", winkte sie es ab. „Gibt's sonst noch was?"

Ich wusste nicht, was mich im nächsten Moment geritten hatte, ihr mein größtes Geheimnis anzuvertrauen, aber ich bereute es auch sofort. „Ich hab mich in Clint verliebt und mit ihm geschlafen."

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Sie trank entspannt ihr Glas aus, zog leicht eine Augenbraue hoch. „Erzähl mir bitte was Neues", bat sie, ließ das Glas sinken.

>Kacke, verdammt!
<Du bist dumm.

„Tut mir leid, ich, eh... hab nur 'n Scherz machen wollen", versuchte ich mich rauszureden.

„Und jetzt tische mir bitte eine echter wirkendere Lüge auf", bat sie zunächst. „Ich weiß das schon."

Ich versuchte, nicht rot anzulaufen. „Das war wirklich nur ein Witz", versuchte ich zu beteuern.

„Victoria, wir wissen beide, du bist eine grauenvolle Lügnerin, aber jetzt stellst du dich wirklich dumm an", sagte sie, setzte sich neben mich. „Steh zu deinen Worten, selbst wenn du dich nur verplappert hast."

Nun lief ich rot an. „Ich lüge nicht."

Sie schmunzelte. „Victoria, glaubst du wirklich, ich reiß dir den Kopf für etwas ab und bestrafe dich, nur weil dein Herz anders fühlt als dein Kopf?"

>Ja.

„Ich weiß schon seit einigen Wochen, dass du in ihn verliebt bist." Sie seufzte. „Und ich weiß auch, dass du mit ihm geschlafen hast."

>Unmöglich.

„Mhm", schüttelte ich den Kopf. „Nein, ich hab nicht mit ihm geschlafen, ich-"

„Bitte, Clint ist und bleibt sexuell aktiv, das ist mir seit Jahren bewusst." Ich lief noch röter an. „Und ich weiß, dass er dich rumbekommen hat. Das passiert jedes Mal." Sie zuckte mit den Schultern. „Seit Jahren."

„Nein, ich-", versuchte ich mich ein letztes Mal rauszureden.

„Vika?" Sie zog eine Augenbraue hoch. „Er hat's mir gesteckt."

Ich sah sofort auf meinen Schoß.

„Muss ich ausziehen?", fragte ich direkt.

„Nein", antwortete sie mir nach einigen Sekunden Stille und ich hob sofort meinen Kopf. „Nicht, solange du hier glücklich bist."

Ich nickte sofort. „Ich bin glücklich", stellte ich klar. „Er ist-"

„Ich möchte nur nichts wissen", schnitt sie mir das Wort ab.

„Was?", zog ich leicht die Augenbrauen zusammen.

„Ja", zuckte sie mit ihren Schultern. „Ich habe Jahre damit verschwendet, mich in eure Beziehung einzumischen", erzählte sie mir. „Ich bin es leid. Ab jetzt... bin ich die Schweiz."

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Datum der Veröffentlichung: 20.05.2020 12:41 Uhr

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