Three
Three:
Natasha
Ich seufzte, strich mir das Haar zurück.
„Das ist voll anstrengend", murmelte ich als Natasha und ich durch die Regale liefen.
„Du stellst dich gerade nur so an", schmunzelte sie, strich sich ihr Haar zurück und ich runzelte abermals heute meine Stirn.
„Darf ich dich eigentlich mal was fragen?", hakte ich nach.
„Klar", zuckte sie mit ihren Schultern, besah sich einen Schuh mit Monsterabsatz. Darin würde ich definitiv niemals laufen können – quatsch, niemand würde darin je laufen können.
„Wieso sind deine Spitzen blond?", deutete ich auf ihren Zopf. Sie trug immer einen Zopf. Selten hatte ich die Haare bei ihr offen gesehen.
„Ach, das ist eine lange Geschichte", lachte sie, legte den Schuh zurück ins Regal und lief mit mir weiter.
„Würdest du sie mir erzählen?", fragte ich sie vorsichtig als wir aus der glamourösen Damenabteilung für Schuhe hinausliefen.
Sie seufzte, strich sich eine Strähne hinters Ohr. „Nun ja, ich habe mir vor einigen Jahren die Haare kürzen und färben müssen, weil ich einige Zeit nicht erkannt werden wollte. Unser Markenzeichen", deutete sie auf mich und sich, „Sind unsere roten Haare." Ich sah meine Stirn hinauf, sah aber nix. „Und später hatte ich keine Lust, nachzufärben und ließ sie wachsen bis... bis sie nun mal nun so aussehen." Sie zuckte wieder mit ihren Schultern. „Ich weiß noch nicht, ob ich das ändern soll oder wieder kürzen soll, ich... ich bin momentan damit recht zufrieden."
„Es sieht auch toll aus", schmeichelte ich ihr. „Ich habe mich halt nur gefragt, wieso es so aussieht", lächelte ich sie an.
„Möchtest du mal was ändern?" Ich zuckte leicht mit meinen Schultern, überlegte ein paar stumme Minuten, während wir an Sportschuhen vorbeiliefen und Natasha sich dann dazu entschloss, ein paar davon anzuprobieren.
„Vielleicht", nickte ich nachdenklich. „Ein Piercing oder so."
Sie lachte, richtete sich auf als sie gerade dabei war, sich ihre Schuhe auszuziehen. „Ich frag dich, ob du mal zum Friseur möchtest und du kommst mir mit einem Piercing an?" Ich zuckte mit meinen Schultern, ehe sie ihren Rücken geraderichtete und mich prüfend ansah. „Okay, wo?", spitzte sie die Lippen.
Ich deutete auf mein rechtes Ohr, strich mir die Strähnen dahinter. „Vielleicht hier", erzählte ich ihr, deutete auf den oberen Bereich meines Ohrs.
„Du meinst einen Helix?" Ich hob beide Augenbrauen als sie sich an der Seite, wo ihr Zopf hing, das Haar beiseite strich und ein Piercing, ein kleiner Stein, zum Vorschein kam.
„Ja", nickte ich wild. „Genau sowas."
„Okay, wollen wir dir nächste Woche jemanden raussuchen, der das machen kann?" Ich lief rot an, nickte aber begeistert.
„Wer hat das bei dir gemacht?"
Sie lachte, schüttelte ihren Kopf. „Das möchtest du nicht wissen."
Ich zog die Brauen leicht zusammen. „Aber ich hätte doch sonst nicht gefragt", sagte ich als sie sich wieder ihren Schuhen widmete.
Sie seufzte. „Lass uns das Thema wechseln", bat sie nonchalant. „Was würdest du noch machen wollen?"
Ich kratzte mich kurz am juckenden Kinn und überlegte, ehe ich mit den Schultern zuckte. „Ein Tattoo?"
„Nein", schoss es plötzlich wie aus der Kanone aus ihr und ich hob überrascht meine Augenbrauen als sie sich wieder aufrichtete. „Da schütze ich dich vor dir selbst, Victoria", deutete sie mit dem Finger auf mich und ich faltete die Hände ineinander. „Du hast Tattoos früher an anderen toleriert, aber immer gesagt, du würdest es an dir selbst verabscheuen. Du lässt dir kein Tattoo stechen. Ist das klar?"
Ich nickte mal wieder ganz schnell. „Sonnenklar, Ma'am." Ihre Mundwinkel zuckten. „Hast du Tattoos?" Sie seufzte, legte ihr Bein über ihr anderes und krempelte sich den Anfang ihrer Jeans hoch, ehe tatsächlich ein kleines Symbol an ihrem Fußgelenk zum Vorschein kam. „Was ist das?" Ich drehte meinen Kopf, um es richtig zu erkennen.
„Das ist ein V", erzählte sie mir, strich sich wieder diese eine Strähne hinters Ohr. „Für deinen Namen." Ich lief rot an. „Und ehrlich gesagt bereue ich es ein bisschen, mir das an dieser Stelle stechen gelassen zu haben", lachte sie. „Ich mein, nicht mal ich wusste zu Anfang, dass es so schrecklich dort aussehen würde." Ich betrachtete weiterhin das kleine V. Es war total schlicht. Keine geschwungene Handschrift oder sowas. Einfach nur zwei Striche, die an einem der Enden zusammengeführt wurden. „Weißt du, was?", atmete Natasha tief ein und zog sich plötzlich wieder ihre eigenen Schuhe an, womit ich aufsah. „Es ist recht spät. Lass uns nach Hause."
Ich lächelte nur matt – in Gedanken an ihr Tattoo. Wieso hatte sie es sich stechen lassen, wenn sie es bereute?
--------
„Also", fing Natasha an, als wir in meinem Zimmer ankamen und ich mich aufs Bett warf. „Ich schätze, du warst zu neugierig und hast das Paket bereits geöffnet?" Bis zum Abend hin hatte ich nicht an das Paket denken müssen. Nun schon. Ich nickte seufzend, ließ mich in meine Kissen fallen und drehte mich auf den Bauch. „Was ist los? War ein schrecklich gemaltes Fanbild darin?", scherzte sie und ich hob meinen Kopf.
Vielleicht sollte ich mich jemandem anvertrauen. „Kann ich dir was anvertrauen?"
„Natürlich", nickte sie irritiert und ich setzte mich wieder auf.
„Natasha", fing ich zögerlich an und wedelte mit meinen Händen. „Ich glaube, ich fange langsam an, mich wieder zu erinnern."
„Erinnern?", zog sie eine Augenbraue hoch und setzte sich gerader hin, ehe sie die Arme vor der Brust verschränkte. „Das musst du mir erläutern", stellte sie klar. „Bitte", fügte sie hinzu.
„Wieso hast du mich Clint anvertraut?", musste ich sie vorher fragen.
Sie runzelte ihre Stirn. „Ich mag ihn", zuckte sie mit ihren Schultern. „Er war eigentlich mein bester Freund." Sie seufzte. „Aber der Unfall damals hat vieles in einem anderen Licht erscheinen lassen", meinte sie zu mir. „Ich glaube, ich habe ihm die Schuld gegeben, weil ich es nicht einsehen wollte, auch schuld zu sein."
„Ja, super", nickte ich bei dem Durchbruch ihrer Gefühle. „Aber warum bin ich hier? Bei Clint?", fragte ich nach. „Du hättest auch mit mir in deiner Wohnung wohnen und mich von Clint weiterhin fernhalten können."
„Naja", meinte sie. „Ich dachte, du vertraust ihm vollkommen und ihr habt noch immer einen guten Draht zueinander", zuckte sie dann erneut mit ihren Schultern. „Ich dachte, vielleicht fühlst du dich so wohler und fängst an, zu essen."
Ich nickte. „Ich vertraue ihm aber nicht, weil er sich das vertrauen verdient hat", schüttelte ich meinen Kopf und sie runzelte wieder ihre Stirn. „Jedes Mal, wenn ich in der Basis mit ihm Zeit verbracht habe, habe ich in derselben Nacht von ihm geträumt und-"
„Du hast dich in ihn verliebt?", seufzte sie resigniert und fasste sich an die Nasenwurzel. Ich schüttelte energisch den Kopf. „Ich wusste, dass der Mist passieren wird", grummelte sie. „Was läuft schief in deinem Hirn?" Ich zuckte zusammen als sie mir gegen die Stirn haute.
„Nein, das ist es ja!", sagte ich nachdrücklich. „Ich träume von irgendwelchen Ereignissen aus meinem Leben", sagte ich. „Von früher", fügte ich hinzu und sie sah auf. „Und manchmal passiert mir das sogar einfach, während ich mich mit jemandem unterhalte", seufzte ich, strich mir eine Strähne zurück, die sich aus meinem Zopf gelöst hatte. „Ich bin mir ganz sicher, dass das Erinnerungen von früher sind", sagte ich angesichts ihres Blickes. „Aber das meine Gefühle dieselben geblieben sind wie vor zwei Jahren... das stimmt auch." Sie nahm sich eins meiner Kissen, hob es an und haute mich damit, womit ich leicht wankte und kurz kicherte.
Sie sah danach zögerlich auf. „Dann hatte Tony Recht", murmelte sie und sah kurz zur Seite, ehe sie den Kopf schüttelte. „Okay, was träumst du?"
„Ehm", einige Sekunden dachte ich nach, „Momentan träume ich nichts, weil Clint nicht mit mir spricht und so." Ich zuckte ruhig mit den Schultern. „Denn das ganze klappte bisher immer nur, wenn Clint mit mir was unternommen hat."
„Und davor?", zog sie eine Augenbraue hoch.
„Ich habe von Pfefferminzshampoo geträumt", haute ich trocken raus.
Sie fing an zu lachen. „Okay, was anderes?"
„Von Laura und Leyla", gestand ich schnell.
„Leyla?", zog sie eine Augenbraue hoch. „Clints Schwester?" Ich nickte wild. „Okay, ich versuche gerade, irgendwie", lachte sie, „Nachzukommen, was du da erzählst." Sie schüttelte erneut ihre Mähne. „Was hast du denn das letzte Mal geträumt?"
Ich wurde etwas rot. „Ich weiß es schon nicht mehr", zuckte ich leicht mit meinen Schultern. „Weil es... nun ja, so lange her ist", erzählte ich. „Ich weiß, dass ich was geträumt habe, aber nicht mehr, was."
Sie zog eine Augenbraue hoch. „Dich machen die Träume glücklich", stellte sie bei meiner Haltung fest und ich nickte.
„Ich habe dann immer etwas mehr das Gefühl, mehr ich zu sein als eigentlich", gestand ich ihr.
„Hast du einmal, wirklich auch nur einmal, so etwas geträumt, während du mit jemand anderem zusammenwarst?" Ich schüttelte meinen Kopf.
„Nie", fügte ich meinem Kopfschütteln hinzu.
„Okay, dann müssen wir jetzt harte Geschütze auffahren." Ich schaute verwirrt als sie aufstand. „Was war nun im Paket? Du hattest davon abgelenkt." Ich seufzte, kratzte mich am Arm. Wenn ich ihr das gleich sagte, würde sie es mir zum Selbstschutz wegnehmen, ich wusste es. „Victoria, was war im Paket?", drehte sie sich wieder zu mir um.
Ich seufzte nochmal, stand auf und lief zu meiner Kommode, ehe ich dort den Stift hervorzog und in ihr hinhielt.
-------
Sie nahm ihn zögerlich entgegen und studierte, sobald sie es einige Sekunden in den Händen hielt, ordentlich den Zettel, nachdem sie nach ein paar Sekunden verlangt hatte. „Klingt so, als müsste ich mich mit Mark mal unter vier Augen unterhalten", murmelte sie mit Blick auf den Brief, ließ ihn sinken. „Ich kann mir fast denken, was hier drauf ist."
„Kannst ihn dir ja später ansehen", murmelte ich. „Ich hab nämlich nicht herausgefunden, wie ich diesen Stift aktiviert bekomme."
Sie zog eine Augenbraue hoch. „Du hast die Bilder noch nicht gesehen?" Ich schüttelte meinen Kopf. „Und das ist im Übrigen ein USB-Stick", erklärte sie mir.
„Ah", machte ich, ehe ich einen verquerten Laut von mir gab.
„Hey, wohin gehen wir?", fragte ich als sie mich aus meinem Zimmer zog.
„Ins Wohnzimmer zu Clints Laptop", schmunzelte sie. „Wir gucken uns jetzt die Fotos an."
„Was?!", gab ich schockiert von mir. „Aber-"
„Willst du sie nicht sehen?", hielt sie ihn hoch als wir im Wohnzimmer hielten.
Ich seufzte. „Clint wollte sie damals selbst nicht mal haben", sagte ich ihr.
„Oh, dann will ich sie erst recht sehen", lachte sie und zog seinen Laptop auf dem Couchtisch zu sich. „Was?!", entfuhr es ihr nach nur wenigen Sekunden. „Seit wann hat der Idiot ein Passwort?!"
„Seit ich angeblich mal drangewesen war", zuckte ich mit meinen Schultern und sie sah auf, stand auf.
„Ich krieg das auch anders hin", sagte sie, lief zum Fernseher. „Siehste?", gab sie wenige Sekunden später von sich als der „USB-Stick" am oberen Ende blau zu leuchten begann. „Also, was wollen wir uns darauf zuerst-", sie stoppte als sie den Fernseher anmachte. „Oh", machte sie. „Okay, die Frage, was wir uns angucken, hat sich bei nur einem Ordner erledigt."
Ich zog leicht die Augenbrauen zusammen. „Ich weiß nicht, Tasha", sagte ich, setzte mich neben sie und sah zum Fernseher. „Ich glaube nicht, dass wir das hinter Clints Rücken einfach tun sollten."
„Oh, wenn du wüsstest, was ich alles schon hinter seinem Rücken getan habe", rollte sie mit den Augen und ich zuckte zusammen als sie ein Bild anscheinend größer machte.
Man sah nichts Spektakuläres jetzt oder so. Nur... Lichter. Es war dunkel und man sah Lichter in ein paar unterschiedlichen Farben.
„Was ist das?"
Sie legte den Kopf schief. „Das sieht nach Nordlichtern aus", sagte sie selbst verwirrt. „Mark wollte dir Nordlichter zeigen?", sah sie mich verwirrt an. Ich zuckte mit den Schultern. „Komm, machen wir weiter." Sie hielt mir plötzlich die Fernbedienung hin.
„Huh?", machte ich, sah vom Fernseher zu ihr.
„Ich möchte, dass du da durchklickst", teilte sie mir mit. „Sonst klicke ich vielleicht zu schnell bei einem Bild weiter oder so und du kannst es dir nicht in Ruhe anschauen."
Ich zog leicht die Brauen zusammen.
„Okay", gab ich verwirrt von mir, nahm die Fernbedienung an und klickte auf den Pfeil nach rechts, damit weitergeschaltet wurde. „Hm", machte ich, legte mit Natasha zeitgleich den Kopf schief. Das Bild war senkrecht und es so zu betrachten war schwierig. „Sind das... Clint und ich?"
„Kann ich schwer sagen", murmelte Natasha. „Aber ich glaube, ja."
„Was machen wir da?"
„Sieht aus als würdet ihr blinde Kuh spielen."
„Blinde, was?", sah ich sie nun an und sie lachte.
„Keine Ahnung, hab ich gerade erfunden." Ich schüttelte den Kopf, schaltete weiter. „Naw, das ist süß." Ich blinzelte als ich auf ein Foto blickte, was gut abgefangen worden war. Am Himmel leuchteten diese Nordlichter, wie Natasha sie nannte. Ich hatte ganz dicke Klamotten an – und Clint ebenfalls. Meine Augen waren mit so 'nem roten Tuch verdeckt und ich schien zu lächeln, während Clint mich küsste.
„Ich find das unfair", teilte ich meine Gedanken mit.
„Huh?", machte Natasha, drehte mir ihren Kopf zu. „Was findest du unfair?"
Ich holte tief Luft, sah auf die Fernbedienung in meinen Händen. „Wir schienen so glücklich gewesen zu sein", sagte ich. „Wieso musste das ausgerechnet uns dann aber passieren? Wollte Gott nicht, dass wir glücklich sind?"
Natasha seufzte, lehnte sich in die Couch zurück und sah sich im Wohnzimmer um. „Ich weiß es nicht", schüttelte sie ihren Kopf. „Komm, schalt weiter", forderte sie mich dann nach mehreren Minuten Stille auf. Noch weniger erpicht darauf als vorher, mir diese Fotos anzuschauen, schaltete ich weiter – und zuckte zusammen. Ich ließ sogar die Fernbedienung fallen, so sehr erschrak ich. „Okay, jetzt weiß ich, was Mark dir zeigen wollte", murmelte Natasha, lief rot an.
„Das ist... Clints Hochzeitsantrag an mich, nicht wahr?", murmelte ich und sie sah ruckartig auf als ich die Fernbedienung gerade wieder aufhob.
„Du weißt davon?"
Ich zuckte leicht mit meinen Schultern. „Ich hab mir einiges über die letzten Monate zusammengesponnen", log ich ihr ins Gesicht. Sie musste auch nicht alles gleich wissen – wobei sie sowieso immer mehr wusste als ich.
„Ich hatte diese Fotos noch nie zu Gesicht bekommen", murmelte Natasha, legte den Kopf schief. „Du scheinst überhaupt nicht damit zu rechnen, oder?"
Ich zuckte mit meinen Schultern. Woher sollte ich das wissen?
„Ich möchte mir das nicht länger ansehen", schaltete ich den Fernseher einfach aus. „Du kannst den Stift gern haben", stand ich auf. „Das ist etwas, wobei Clint auch zustimmen sollte."
„Moment", rief sie mir nach als ich gerade auf Toilette gehen wollte, um zu pinkeln. „Er benimmt sich wie ein Arschloch und ist unfair, dir gegenüber, doch du spielst ihm sogar noch in die Hände und sagst, ohne seine Erlaubnis guckst du dir diese Bilder nicht an?!"
Ich zuckte als Antwort mit meinen Schultern, trat ins Bad ein und schloss die Tür.
Doch ich zuckte derbe zusammen als ich gerade die Hose runtergelassen hatte und Natasha sich einfach gegen den Türrahmen lehnte. „Natasha!", schrie ich, kreuzte die Arme vor meinem Intimbereich.
„Oh, bitte", schnaubte sie. „Ich hab Charlies Geburt live miterlebt, schlimmeres gibt's nicht", winkte sie es ab.
„Natasha, raus!", rief ich verlegen und lief puterrot an.
„Fein!" Sie stöhnte genervt, lehnte die Tür an und verschwand im Flur. „Aber beantworte mir bitte meine Frage", sagte sie.
Ich stöhnte auch genervt. „Ich kann nicht pinkeln, wenn du da so in der Tür stehst."
Sie stöhnte noch genervter auf, schloss die Badezimmertür.
------------
„Also?", lief sie mir nach als ich mit noch immer roten Gesicht in mein Zimmer lief. „Vika?", hakte sie nach. „Redest du jetzt nicht mehr mit-"
„Deswegen", zog ich meine Schublade auf und deutete auf den Ring, den mir Charlie an Weihnachten geschenkt hatte.
Sie starrte plump darauf und mir danach resigniert ins Gesicht. „Ist es jetzt wegen den Fotos?", deutete sie den Flur hinab.
„Nein", schüttelte ich den Kopf, sah auf den Ring. „Als Clint vor ein paar Monaten mitbekam, dass ich ihn trug ist er vollkommen an die Decke gegangen und hat ihn mir weggenommen. Er war sehr gemein zu mir und schmiss ihn vor meinen Augen weg." Ich kniff kurz die Augen bei der Erinnerung daran zusammen. „Ich musste ihn aus dem Müll fischen."
„Deswegen trägst du ihn jetzt auch nicht mehr", sah sie auf meine Hände.
„Er ist empfindlich was das alles angeht und wir liegen schon im Streit. Ich möchte nicht noch mehr zerstören als ohnehin schon", erklärte ich ihr. Ich zog die Augenbrauen zusammen als sie den Ring nahm und mir ihre Hand hinhielt. „Was ist denn?"
„Gib mir deine Hand", forderte sie und machte danach den Hundeblick des Jahres, bei dem ich definitiv nicht widerstehen konnte. Skeptisch gab ich ihr meine Hand, doch dann wollte sie meine andere. Noch verwirrter war ich als sie mir den Ring nicht an den Zeigefinger wie zu Weihnachten ansteckte, sondern an den linken Ringfinger. „Der gehört dir, nicht Clint", zuckte sie mit ihren Schultern. „Und ich finde, du solltest ihn tragen, wann du willst. Nicht was Clint will. Du bist ein unabhängiger und starker Mensch, Vika." Ich sah auf den Ring hinab. „Deswegen hat dich Clint heiraten wollen." Sie seufzte. „Und er soll mal keine Pussy sein und rumheulen", verdrehte sie als nächstes ihre Augen.
„Aber Clint hat den Ring in den Müll geworfen", entgegnete ich. „Er weiß nicht, dass ich ihn noch habe."
„Ja, ja", winkte sie ab und lief zur Zimmertür. „Ich muss bald los", seufzte sie direkt darauf.
„Warum denn?", fragte ich bestürzt als sie mich mit sich in die Küche zog und den Kühlschrank öffnete.
„Heute habe ich noch ein Date", grinste sie mich an und holte einiges an Essen heraus. „Ich wollte dir das schon früher erzählen, aber wir haben uns den ganzen Abend immer wieder in anderen Themen verquatscht." Sie rollte mit ihren Augen. „Ich mach dir noch schnell was zu essen, weil es bei Clint heute länger dauern könnte."
„Weil?", fragte ich und setzte mich auf den Tisch, ehe ich die Beine baumeln ließ.
„Papierkram", zuckte sie mit ihren Schultern, drehte sich um und machte den Herd an, ehe sie eine Pfanne herausholte und dann wieder zum Kühlschrank lief. „Nur weil er keine Außeneinsätze aufgebrummt bekommt, heißt es nicht, dass er einfach faulenzen kann." Sie schmunzelte. „Hättest du Lust, mit mir mal was so am... ganzen Tag zu unternehmen?" Ich nickte. „Cool", lächelte sie leicht. Beim Kühlschrank angekommen machte sie die andere Seite dessen auf und holte Fischstäbchen heraus. „Also, Fischstäbchen mit Käse überbacken?" Ich nickte schnell und sah dann wieder auf meine Hand. Es fühlte sich angenehm an, den Ring wieder zu tragen. Aber ich hatte das Gefühl, als würde es falsch sein. „Im Übrigen", murmelte sie als sie die ersten drei Fischstäbchen in die Pfanne tat. „Läuft momentan was mit 'nem Typen?"
Ich schüttelte den Kopf.
Dann erzählte ich ihr nochmal von dieser einen Nacht, weil mich mein schlechtes Gewissen wiedermal übermannte. Sie wusste es zwar schon, aber mich überkam einfach das Bedürfnis, es ihr nochmal zu erzählen.
-------
Sie lachte leise in sich hinein. „Hättest du mir das vor vier Monaten noch erzählt, hätte ich dich in eine Zelle gesperrt und nicht mehr herausgelassen." Ich wurde etwas rot. Das Erröten hatte sich bei mir zwar sichtlich gebessert, seit ich in der Stadt wohnte, aber ich wurde trotzdem schnell rot. „Allerdings muss ich jetzt darüber lachen", lachte sie und schüttelte ihren Kopf. „Du bist blauäugig, Victoria. Nichts weiter. Das habe ich dir aber schonmal gesagt."
„Blauäugig?", horchte ich auf und sie nickte, während sie den Käse darüber tat. „Aber ich habe doch grüne Augen."
„Du denkst, jeder Mensch sei gut. Du willst ihnen vertrauen." Sie seufzte. „Aber nicht jeder Mensch ist gut. Das musst du dir hinter die Ohren schreiben."
Ich nickte brav. „Natasha?" Ich schätzte, nun bereit zu sein.
„Ja, Victoria?", sah sie zu mir und lächelte mich leicht an.
„Ich hab dich lieb", sagte ich leise und wurde rot, während sie zu lächeln anfing.
„Ich dich auch, Vika", meinte sie und drehte sich lächelnd wieder zu meinem Essen um. Einige Minuten war Funkstille zwischen uns. „Kann ich dich mal etwas fragen?", fragte sie leise und ich sah wieder von meiner Hand auf.
„Natürlich", nickte ich.
„Was hältst du davon, wenn wir als Team essen gehen?"
„Team?" Sie nickte.
„Das ursprüngliche Avengersteam." Ich runzelte meine Stirn. „Steve, du, Clint... Bruce, Thor... wir halt."
„Ehm... okay", meinte ich schulterzuckend. „Im Restaurant?"
Sie nickte. „Aber natürlich zeige ich dir vorher, wie man im Restaurant isst", lachte sie dann und ich wurde wieder etwas rot. „Und vorher der Piercingtermin, ganz wichtig." Sie lächelte breiter. „Dann kannst du das stolz allen zeigen."
---------
Datum der Veröffentlichung: 20.05.2020 11:50 Uhr
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top