Thirty-three
Thirty-three:
ein Versuch der Versöhnung
Seufzend strich ich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
„Das Kind macht sich prächtig." Josh lächelte, deutete auf meinen anwachsenden Bauch. „Man fängt nämlich an, langsam was zu sehen."
Meine Mundwinkel zuckten und ich nickte leicht, hob meine Tasse Kakao zu mir an die Lippen. „Dem Kind geht's prima, Josh", erklärte ich, sah neben ihn. „Und wie geht's dir, Bara?"
Sie seufzte, hob den Finger und deutete uns an, noch ein paar Sekunden zu brauchen. Dann hob sie ihren Blick. „Huh?", machte sie.
„Wie es dir geht, habe ich gefragt", lächelte ich leicht.
„Studium macht mich fertig", murmelte sie. „Aber das werde ich schon auf die Reihe kriegen."
„Wenn du Hilfe brauchst, sag mir Bescheid", nickte ich. „Ich kenne eine Ärztin, die dir bestimmt gerne beim Lernen helfen würde."
„Ne, geht schon", seufzte sie, wendete sich wieder ihrem Text zu. „Ich lerne lieber alleine."
Josh rollte mit seinen Augen. „Und schon haben wir sie wieder an den medizinischen Fortschritt verloren." Wir lachten beide über seinen Witz.
„Hast du die Woche noch was vor?", zog ich leicht eine Braue hoch und trank einen Schluck.
„Wieso?", hakte er gleich nach. „Magst du feiern?"
„Was feiern?", hob ich beide Augenbrauen. „Den Beginn des fünften Monats? Nop."
„Ach, komm", schob er leicht die Unterlippe vor. „Wir haben bisher jeden Monat gefeiert."
„Ja, aber langsam hängt mir Ofenmakkaroni auch zum Ohr raus." Ich streckte die Zunge raus. „Und fetthaltiges vertrage ich langsam nicht mehr so sehr", fuhr ich leicht über den Bauch.
„Uh", verzog er die Miene. „Ist die Morgenübelkeit schlimmer geworden?" Ich nickte.
„Ich muss jetzt ab und an sogar spucken", umschrieb ich das Thema.
„Was sagt Dr. Shefrey?"
„Dass das völlig normal ist", rollte ich mit den Augen.
„Und deine Schwester?" Ich guckte ihn resigniert an. „Ja, okay, ich halte gleich wieder die Klappe." Ich verdrehte nochmal die Augen.
Seit meine Erinnerungen zum Teil zurückgekehrt waren, hatte sich meine Wut auf die Menschen in der Basis nicht gelindert. Ich fühlte mich noch immer verarscht und war verletzt. Natasha meldete sich noch immer jeden Abend und sprach mir auf die Mailbox – sprach darüber, wie's ihr ging, dass sie mich vermisste und was den Fortschritt ihrer Heilung betraf. Letzte Woche erwähnte sie mal zwischendurch, dass sie bald wieder rennen könnte und ich mich dann vorsehen sollte, weil sie mich jagen würde, bis sie wusste, wo ich nun wohnte. Ich ging eigentlich eher von aus, dass sie es bereits wussten und mich im Auge behielten – für den Fall, meine Magie geriet außer Kontrolle. Denn... nicht alle Erinnerungen waren zurückgekehrt. Ich hatte noch immer diverse Lücken – wie zum Beispiel Shiva besiegt werden konnte oder wie ich eigentlich Nathan und Charlie kennengelernt hatte. Nur leider war's nicht am schwierigsten, herauszufinden, wie ich die anderen Erinnerungen auch noch zurückbekam. Am schwierigsten war es, meine Erinnerungen mit den neuen zu vereinen. Ich... war so viel anders als zuvor. Ich war so... schwach im Gegensatz zu vorher.
Aber eine Sache hatte ich sowohl schon zuvor gelernt, als nun auch hinterher – ich würde Clint keine Chance mehr geben. Sollte er nochmal aufwachen – denn davon gab Natasha auch einen wöchentlichen Bericht ab. Sie bat auch jedes Mal, mich endlich bei ihr zu melden – doch ich tat's nicht.
Eine Wohnung zu finden, war recht schwierig gewesen, aber ich war mit meiner Auswahl zufrieden. Es war eine kleine süße Wohnung abseits der sechsundsiebzigsten Ecke achtundsiebzigsten. Josh und Bara waren anfangs nicht vom kleinen Apartment beeindruckt gewesen, doch nachdem ich es meinen Vorstellungen angepasst hatte, fanden sie's nicht mehr allzu grauenvoll. Ich hatte fast das gesamte Geld meiner Rente draufgehauen, nur um mich schon aufs Baby vorzubereiten. Aber ich hatte auch mehrmals Shecks in der Post – von Stark Industries. Ich wollte Tonys Geld nicht, völlig egal aus welchem Grund er es mir schickte – ich schickte sie jedes Mal zurück.
Ich trank noch einen Schluck aus meinem Kakao, betrachtete Bara.
„Hab ich gerade was wichtiges verpasst, weswegen ihr aufgehört habt, zu schnattern?" Bara seufzte, blätterte um, während wir beide sie ansahen. „Ihr plappert sonst immer um die Wette." Sie seufzte erneut. „Oder wie man das sonst noch nennt", grummelte sie, haute sich leicht gegen die Schläfe.
„Eigentlich ja", nickte ich, trank meinen Kakao aus und strich mir leicht mein Kleid am Bauchbereich herunter. „Doch eben genießen wir auch mal die Stille." Nun seufzte ich. „Okay, Josh, wir essen die Tage Ofenmakkaroni."
„Ja!", jubelte er zischend. „Bist die beste."
„Ich weiß", zuckten meine Mundwinkel.
---------------
Natashas Perspektive:
„Ich hätte das nicht tun dürfen."
Ich murrte, sah auf die Hand. „Wir tun oft Dinge, die wir nicht tun dürften", seufzte Bruce, zog das Tape um meine Hand. „Ich habe dir geraten, lass den Boxsack in Ruhe. Du hast nicht gehört. Jetzt trag die Konsequenz davon."
Ich verdrehte meine Augen. „Gucken wir heute Abend einen Film?"
Er seufzte nochmal. „Ich kann nicht, Nat. Heute Abend muss ich fliegen. Tony und ich müssen morgen auf der Konferenz sein."
Ich zog leicht die Brauen zusammen. „Oh, echt? Ist es schon wieder soweit?"
„Ja, ist es." Er stand auf und ich sah zu ihm nach oben. „Aber komm nicht auf die Idee, ohne mich Spaß zu haben." Meine Mundwinkel zuckten als er sich zu mir hinabbeugte, mein Kinn anhob und mich küsste.
„Ich liebe dich", murmelte ich.
Er schmunzelte. „Ich weiß", entgegnete er. „Und ich dich auch." Ich kicherte.
Ich war gerade dabei, aufzustehen, als mein Handy bimmelte. „Hm", machte ich als ich es aus der Tasche zog und Thors Namen las. „Was gibt's?", fragte ich als ich dranging.
„Du wirst es nicht glauben."
„Du hast meine Cornflakes endlich nachgekauft?", erwiderte ich sofort. „Denn die sind seit zwei Tagen alle, Thor. Und ich weiß, dass du sie gefressen hast."
„Wir haben Besuch aus Asgard", teilte er mit. „Und, eh... der will dich sprechen." Ich hob sofort beide Augenbrauen, sah zu Bruce, der mich fragend anblickte.
„Wer würde mich sprechen wollen, Thor?", hakte ich zögerlich nach.
„Alles in Ordnung?", hakte Bruce nach.
„Tyr", antwortete Thor mir tief einatmend.
-------------
Victorias Perspektive:
„Okay, jetzt mal ehrlich." Ich lachte. „Wieso?!" Josh hob den leeren Becher Schmand. „Victoria, du kannst nicht einfach den Becher auslöffeln."
„Wieso?", lutschte ich am Löffel, ehe ich ihn in meine Spüle legte. „Der Rest ist in der Soße."
„Kein Wunder, dass du immer Bauchschmerzen hast."
„Hey, lass mir meine Schwangerschaftsgelüste!", beschwerte ich mich lachend und griff nach dem Küchenhandtuch, damit ich ihn damit hauen konnte.
Er lachte, schüttelte den Kopf, während er dann den Schneebesen ergriff und die Soße umzurühren begann. „Holst du die Cola aus dem Kühlschrank?"
„Gern." Ich leckte mir über die Lippen, um den Rest des Schmands noch zu erwischen, ehe ich den Kühlschrank öffnete und Joshs Cola hervorholte. „Wohin damit?", hob ich sie an. „Schon mal ins Wohnzimmer?"
„Jup", nickte er. „Kannste danach die Nudeln schon mal in die Auflaufform geben?"
„Jup", antwortete ich kichernd.
„Hey, mach mich nicht nach", schmunzelte er, während ich die Cola auf meinen dunklen Couchtisch abstellte und dann zurücklief. Als ich in der Küche wieder hielt, holte ich die Auflaufform hervor und nahm mir die Schere, um die Nudelpackung zu öffnen. „Hast du die neue Folge gestern geschaut?"
„Ne", schüttelte ich den Kopf. „Ich bin weggepennt", erzählte ich ihm. „Du?"
„Bin beschäftigt gewesen."
„Womit?", hakte ich nach.
„Bara abfragen", zuckte er mit den Schultern. „Seit sie weiß, wann die Prüfungen stattfinden, ist sie noch viel mehr mit Lernen beschäftigt."
„Deswegen genießt du diese Abendessen so sehr", sah ich zu ihm, während ich die Nudeln in die Auflaufform schüttete.
„Ich liebe meine Schwester, auch wenn ich es nicht oft zeige", seufzte er, machte den Herd aus. „Und ich möchte halt, dass sie ab und an auch Zeit mit ihrem großen Bruder verbringt." Er verschränkte die Arme vor der Brust.
Ich seufzte. „Josh?", sah ich auf die Nudeln, verteilte sie mit den Händen gleichgemäß. „Du projizierst schon wieder auf mich und-", ich zuckte leicht zusammen als es klingelte.
„Das muss Bara sein", seufzte Josh. „Ich mach schon", deutete er auf das Essen. „Machst du ihr auf?"
Ich nickte, machte mich auf den Weg.
„Hey, wenn sie endlich da ist und wir was gegessen haben", lief ich in den Flur, „Dann können wir doch gemeinsam die neue Folge schauen."
„Klingt super!", brüllte er aus der Küche, während ich die Tür aufschloss und dann aufmachte. Es war ein Tick von mir, immer abzuschließen.
Das Schmunzeln, dass ich soeben noch auf den Lippen hatte, erlosch, sobald ich plötzlich Tyr vor meiner Haustür erblickte.
Zur Hölle, was tat er hier?
------------
[Stand 2016]
So, ein Kapitelchen vor dem Schlafengehen kann ja nicht schaden :D
Ich saß jetzt wirklich fast anderthalb Stunden an diesen 2528 Wörten :O
Hoffe, das war die Mühe wert und euch gefällt es.
Erwartet ihr eigentlich noch etwas besonderes in diesem Buch? Ein großes Event oder ähnliches?
Eine Party?
Ich weiß, das wahrscheinlich Nummer eins auf der Liste ist, Clint zu kastrieren, ohne eine Betäubung...aber der bleibt leider noch eine "Weile" außer Gefecht, so wie es scheint.
Bleibt das kastrieren also erstmal aus.
Man könnte ihn aber mit Edding bemalen... *fröhlich pfeifen*
Datum der Veröffentlichung: 20.05.2020 13:25 Uhr
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top