Thirty-six
Thirty-six:
keine Vergebung
Clints Perspektive:
„Victoria", gab ich angepisst von mir. „Du kannst mich noch solange ignorieren", sagte ich, „Doch irgendwann wirst du an dein scheiß Telefon gehen müssen." Ich murrte, wollte auflegen. „Und meld dich verflucht nochmal endlich."
Nun legte ich auf.
„Klopf, klopf", haute Lyane lachend raus, betrat das Zimmer. „Oh", machte sie, schloss die Tür wieder. „Das ist ein schlechter Zeitpunkt."
Ich seufzte. „Wenn du was zu essen hast, dann bist du willkommen."
Sie murmelte leise vor sich hin, durchsuchte plötzlich ihre Taschen. „Ich, eh, hätte ein Minzbonbon", hob sie es plötzlich in die Höhe. „Ich bin mir aber nicht mehr sicher, ob das noch gut ist, weil ich nicht weiß, seit wann es darinsteckt."
Ich schmunzelte leicht, verdrehte meine Augen. „Jetzt komm endlich her, Lyane."
Sie lächelte breit, trat näher und setzte sich auf den Stuhl vor meinem Bett. „Ich hab mit Natasha gesprochen", sagte sie mir. „Du kannst schon morgen in dein Zimmer, wenn du magst und nächste Woche möchten sie mit Reha anfangen."
Ich verdrehte wieder meine Augen. „Ich brauche keine Reha."
„Clint", sagte sie mahnend. „Du hast dich fast drei Monate nicht bewegt. Natürlich brauchst du eine Reha."
„Ach, und Victoria hat auch welche nach zwei Jahren gebraucht?"
„Nein, aber das war was anderes. Sie hat einfach nur geschlafen, du warst flachgelegt." Ich schaute sie resigniert an – aber sie plapperte fröhlich weiter. „Also? Was hast du in Hinsicht auf Vika geplant? Ich kann vielleicht", hob sie den Finger und zeigte auf ihre Stirn, „Behilflich sein."
Meine Mundwinkel zuckten. „Vielen Dank für das Angebot, Lyane, aber ich denke, dass was ich vorhabe, solltest du nicht wissen." Sie schob ihre Unterlippe vor. „Und abgesehen davon dauert es noch eine Woche, bis ich aus dem Bett komme."
„Wenigstens keine Schläuche mehr."
Ich blickte sie nur wieder resigniert an, ehe ich auf meinen Zugang und die Infusion sah, die gerade an mir angeschlossen war. Klar, wenigstens keine Schläuche mehr...
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Victorias Perspektive:
Ich murrte. „Nein, noch nicht", schlug ich mit der Hand nach demjenigen, der mich leicht schüttelte. „Ich möchte nicht, nein", jammerte ich.
„Vika, bitte."
„Nö", gab ich plump von mir, hob kurz den Kopf und zog das Kissen hervor, ehe ich es mir über den Kopf zog und mich darunter versteckte.
Ich fröstelte, jammerte unverständlich als man mir meine Decke wegzog, ehe ich den Körper einzog und mich auf die Seite rollte. „Victoria, bitte."
„Mhm", schüttelte ich den Kopf unter dem Kissen.
„Vika, so wahr mir Gott helfe-"
„So schon mal gar nicht", hob ich kurz das Kissen an, linste durch meine Augen auf Natashas Beine. „Zu deiner Info befindest du dich außerdem in meiner Wohnung. Meine Wohnung, meine Regeln. Und die lautet ausschlafen."
„Vika!", rief sie jammernd. „Bitte, es sind nur zwei Stunden."
„Und ich sagte nein!", setzte ich mich auf, wankte kurz dank meines Kreislaufs, ehe ich sie anschaute. „Ich werde nicht mit dir einkaufen gehen", sah ich sie an und sie presste ihre Lippen zusammen. „Denn ich habe heute anderes vor!"
„Ach, und was so wichtiges?" Sie verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust.
„Einen Ultraschall", gab ich von mir und sie löste ihre Arme sofort, ließ die Überraschung über ihr Gesicht huschen. „Und danach muss ich mir für die Woche was zu essen kaufen, denn mein Kühlschrank ist dank Tyrs Besuch letzte Woche so gut wie leer." Selbst an meine Schoki hatte sich dieser Arsch rangewagt. Sollte der mir nochmal unter die Augen treten...
„Das wusste ich nicht."
„Ja, und ich wusste nicht, dass Josh dir einfach meinen Ersatzschlüssel gibt", murrte ich, schwang die Beine aus dem Bett. „Sonst hätte ich sie Bara gegeben."
„Vika, ich hab die Schlüssel nicht von Josh."
„Huh?", hob ich den Kopf als ich aufstand, mir das Shirt über den Bauch zog.
„Das ist Tonys Ersatzschlüssel."
„Aber der hat keinen Schlüssel für meine-", ich verstummte, sah kurz gegen die Decke. „Gib mir den Schlüssel", streckte ich die Hand aus.
„Nop."
„Natasha?", zog ich eine Augenbraue hoch. „Du gibst mir nun den Schlüssel zu meiner Wohnung."
„Kann ich nicht."
„Und warum?"
„Weil Tony den nicht aus der Hand gibt und gleich wieder damit weggefahren ist, nachdem er mir aufgeschlossen hat."
„Was?!", verzog ich die Miene. „Boah, solch einen Scheiß habe ich seit Jahren nicht von dir zu Ohren bekommen", verdrehte ich die Augen, ehe ich aus meinem kleinen Schlafzimmer schlüpfte und die Biege im Wohnzimmer zum Badezimmer nahm. „Leg ihn auf den Tisch und geh", schmiss ich ihr die Tür vor der Nase zu.
„Vika, bitte", klopfte sie gegen die Badezimmertür, während ich meinen Slip runterschob und mich auf der Toilette erleichterte. Ich seufzte. „Du musst mit ihm darüber reden. Immerhin ist es auch sein Kind."
„Soll er in der Hölle schmoren!", murrte ich laut und erhob mich, ehe ich spülte und zum Waschbecken lief. Ich wusch mir erst die Hände, bevor ich meine Zahnbürste hervorzog und mir Zahnpasta draufschmierte. Mit der Zahnbürste im Mund öffnete ich die Badezimmertür. „Wenn isch hier fertisch bin", nuschelte ich durchs Zähneputzen, „Dann bischt du verschwunden."
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Natashas Perspektive:
„Hat's geklappt?"
Ich murrte als ich die Autotür schloss. „Was glaubst du denn? Natürlich hat's nicht geklappt." Ich seufzte, schloss die Augen und lehnte meinen Kopf am Sitz an. „Ich weiß nicht, was ich tun soll, damit sie nicht nur dir, sondern auch mir verzeiht. Ich weiß, dass sie noch immer wütend auf mich ist."
Clint seufzte. „Soll ich da hoch?"
„Sie wird dich mit ihrer Zahnbürste umbringen", stellte ich ruhig klar. „Geschweige denn, dass du eine Chance haben wirst, ihre Wohnung zu betreten."
„Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht." Ich murrte.
„Schwanger ist sie noch unerträglicher."
„Sag das bitte nicht, sonst machst du mir nicht gerade Mut, es mit diesem Drachen dort oben aufzunehmen."
„Tja, hättest mit der Prinzessin ehrlich sein sollen, bevor sie sich in den Drachen verwandelte", entgegnete ich sofort und seufzte. „'Tschuldige, das ist der Sarkasmus in mir", gab ich von mir.
„Nicht so schlimm", schmunzelte er. „Wollen wir erstmal zu mir und frühstücken?"
Ich seufzte ein letztes Mal, sah das Backsteingemäuer von Vikas Wohnhaus hoch. „Klar", gab ich von mir, ehe ich die Hand ausstreckte und den Schlüssel umdrehte.
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Victorias Perspektive:
„Kann man jetzt schon ein Geschlecht erkennen?", fragte ich ruhig.
Dr. Shefrey lachte leise. „Miss Romanoff, ich habe Ihnen gesagt, dass man das frühestens erst im sechsten Monat feststellen kann. Und ich schätze, soweit sind Sie noch nicht."
„Manno", schmollte ich leicht, sah auf den Bildschirm. „Aber ansonsten geht's ihm oder ihr gut?"
„Ja", nickte sie mir lächelnd zu. „Er oder sie hat einen kräftigen Herzschlag und er oder sie beginnt langsam aber sicher sich auch zu bewegen."
„Ich spüre noch nichts."
„Oh, das liegt vielleicht am Ultraschallgerät gerade." Sie schmunzelte, hielt inne. „Sehen Sie? Da." Ich hob beide Augenbrauen als ich sah, wie sich ein kleines Ärmchen oder Füßchen – ich wusste nicht, was es davon war – leicht bewegte. Doch ich spürte nichts in meinem Bauch.
„Könnte es sich schon öfters bewegt haben und ich habe es einfach nicht gespürt?"
„Er oder sie ist noch klein, Miss Romanoff. Erst ab dem Ende des siebten Monats fangen die meisten Mütter an, ihr Baby auch bei der kleinsten Bewegung zu spüren."
„Oh", machte ich. „Okay", hob ich beide Augenbrauen. „Dann muss ich mich gedulden."
Ich seufzte, sah nochmal auf den Bildschirm, ehe sie ihn ausschaltete und mir ein Tuch zum Abwischen hinhielt. „Hier, bitte sehr."
„Danke." Ich nahm es entgegen, wischte mir über meinen Bauch – bis ich gelfrei war. Dann zog ich mein Shirt herunter, setzte mich auf und sie drückte den Knopf, damit ich gleich auch aufstehen konnte, wenn ich mit den Füßen wieder den Boden berühren konnte.
„Sie machen einen nächsten Termin für in vier Wochen aus?"
Ich nickte. „Natürlich." Ich lächelte leicht. „Ich hab das noch nie vergessen, das wissen Sie schon, oder?"
Sie schmunzelte. „Ja, trotzdem bin ich recht besorgt, dass sie das Mal vergessen und dann einfach nicht erscheinen."
„Oh, ich würde nie etwas tun, was meinem Kind vielleicht von Nachteil sein könnte", grinste ich kurz, strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
Datum der Veröffentlichung: 20.05.2020 13:32 Uhr
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