Thirty-four
Thirty-four:
Überzeugung
„Allem voran muss man dir wohl Glückwünsche aussprechen." Ich hob beide Augenbrauen als Tyr noch immer in der Tür stand, auf meinen Bauch deutete. „Herzlichsten Glückwunsch."
„Was tust du hier?", hakte ich leise nach.
„Nach dir sehen, Victoria", antwortete er. „Darf ich rein?", zog er leicht eine Braue hoch. Ich machte einen Schritt zur Seite, ehe er in meine Wohnung lief. Von meinem wirklich kleinen Flur, wo sich die Haustür befand, lief er direkt über ins Wohnzimmer, dass gleich drei weitere Türen besaß. Eine fürs Schlafzimmer, die anderen für Küche und Bad. „Schick", presste er die Lippen zusammen als ich seinen Rücken betrachtete.
„Tyr, wieso-"
„Hey, Bara, möchtest du-", ich blickte zu Josh als er verstummte. „Oh", machte er als Tyr sich umdrehte. „Hey, Mann."
„Wer ist das?", fragte Tyr ruhig, betrachtete Josh emotionslos.
„Ein Freund", gestand ich.
„In Ordnung", entgegnete er, ehe er zur Couch blickte und sich hinsetzte.
„Josh?", hakte ich nach. „Kannst du nochmal einen Moment in der Küche warten?" Sobald er mir ins Gesicht blickte, nickte Josh, drehte sich wieder um. „Tyr", mahnte ich leicht jammernd. „Es war unhöflich, was du eben getan hast", merkte ich an.
„Und was du tust, ist grausam." Ich zog beide Augenbrauen hoch, während er kurz Dreck unter seinen Fingernägeln hervorkratzte und ihn auf meinen Laminatboden stieß – igitt. „Findest du nicht auch, du hast deine Schwester und alle anderen langsam genug dafür bestraft?"
„Das geht dich doch nichts an", meinte ich.
„'Türlich geht es mich was an", zuckte er mit den Schultern, während ich mich neben ihn setzte. „Victoria, ich bin dein Freund", stellte er klar. „Und ich befürworte nicht, was sie alles getan haben, denn... ich hab erst vor wenigen Tagen von Heimdall erfahren, dass du deine Erinnerungen zurückhast."
„Nicht alle", erklärte ich gleich. „Viele sind noch nicht zurückgekehrt." Er seufzte, stützte die Ellenbogen auf den Knien ab.
„Victoria", seufzte er nochmal. „Findest du nicht, es reicht langsam, dass du deine Schwester ignorierst? Sie liebt dich."
„Pf", gab ich beinahe von mir, verkniff es mir aber gerade rechtzeitig. „Wieso hat sie mich dann aber nicht so behandelt?", fragte ich ihn. „Wieso hat mich jeder so behandelt, als hätte ich es verdient, so im Unwissen leben zu müssen?"
„Weil sie dir eine zweite Chance liefern wollten." Ich presste die Lippen zusammen als er die Hände ineinander faltete. „Denk doch mal bitte drüber nach, Victoria. Du hast nicht nur ein hübsches Köpfchen." Er rollte mit seinen Augen, strich sich kurz über seinen Bart, bevor er wieder die Hände ineinanderlegte. „Sie lieben dich so sehr, dass sie dir nicht wehtun wollten. Dir sind schlimme Sachen zugestoßen. Allem voran dein eigener Tod", sah er zu mir. „Sag mir nicht, du warst nicht froh, unwissend damit rumzulaufen." Ich zuckte leicht mit den Schultern. „Also", sagte er. „Bitte, hör endlich auf, deine Schwester für etwas zu bestrafen, was sie nur tat, weil sie dich so sehr liebt."
Ich zog leicht die Brauen zusammen. „Wer bist du und was hast du mit Tyr gemacht?"
„Tyr hat seit einer Woche nichts getrunken, das ist passiert", verdrehte er die Augen.
„Hm?", legte ich den Kopf schief. „Wie kommt das?"
„Ich hab betrunken beinahe jemanden geheiratet", platzte ihm sein Leid heraus. „Ich versuche gerade, mich etwas zurückzuhalten." Ich kicherte bei der Vorstellung, dass er wirklich so voll gewesen sein musste, dass er beinahe jemanden an sich gebunden hatte. „Ja, lach du nur." Er stieß mich sanft in die Schulter. „Jeder lacht."
„Entschuldige", hörte ich sofort mit Kichern auf.
Er schmunzelte. „Wieso? Ich lach auch drüber." Ich kicherte nochmal leicht. „Aber bitte kontaktiere endlich deine Schwester. Sie braucht dich." Das war's mit meinem Kichern. „Sie wissen noch immer nicht, wann das künstliche Komdings bei Barton nachlässt und das macht ihr zu schaffen." Ich seufzte. „Er hat's vielleicht verdient, in der Hölle zu schmoren. Aber sie nicht."
„Fein", strich ich mir das Haar aus der Stirn, griff hinüber zu meinem Handy auf dem Couchtisch und öffnete den Chat mit Natasha.
Victoria: möchtest du zum essen kommen?
Ich hatte noch nicht mal die Möglichkeit, aufzublicken, da antwortete sie.
Natasha: Wann?
Victoria: jetzt?
Natasha: Ich bin sofort unterwegs
Ich sperrte das Display und legte das Handy wieder zurück auf den Tisch, ehe ich Tyr ansah. „Zufrieden?"
Ich zuckte zusammen als es klingelte und sah sofort zur Tür. „Ja", antwortete er mir. „Nur bitte sei freundlich zu deiner Schwester."
----------------
Ich biss mir von innen auf die Wange als sie mit einer Bandage um die Hand gewickelt die Treppe in den zweiten Stock hochkam.
„Hi", grinste sie breit.
„Hi", rang ich mir ein kleines Lächeln ab. „Was hast du mit deiner Hand gemacht?", deutete ich drauf.
„Kickboxen", erzählte sie. „Hab mir den Finger verstaucht." Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Doof, eigentlich dafür, dass die Hand gerade erst vom Gips befreit worden war."
„Ah", machte ich, trat beiseite. „Magst du reinkommen oder noch ewig im Flur stehen?"
„Eh, reinkommen", nickte sie, lief schnell an mir vorbei. „Wie geht es... dem Baby?" Sie sah im kleinen Flur auf meinen Bauch.
„Eigentlich ganz gut", sagte ich, sah auch darauf.
„Darf ich?", hob sie die Hand.
Ich zuckte mit den Schultern. Keine Ahnung, wie viele schon meinen Bauch betatscht hatten. Da machte meine Schwester auch keinen Unterschied mehr. „Er oder sie tritt noch nicht, falls du dir das erhoffst", sagte ich. „Er oder sie scheint nämlich viel zu schlafen." Ich hatte bisher selbst nur einmal das Vergnügen gehabt, mitzubekommen, wie er oder sie mich getreten hatte.
„Er oder sie ist bestimmt so hübsch wie du."
Ich zog leicht eine Braue hoch. „Danke", antwortete ich.
„Vika, es tut mir leid, was ich getan und gesagt habe", platzte sie schon wieder mit hervor.
Ich seufzte, strich mir das Haar zurück als sie meinen Bauch aufhörte, zu berühren. „Das hast du die letzten dreitausend Male auch am Telefon erwähnt", sagte ich ihr. „Hör bitte endlich auf, es zu wiederholen."
„Ja, aber du verzeihst mir nicht", entgegnete sie. „Sonst hättest du mir schon längst verraten, wo du wohnst."
„Das war doch gar nicht nötig", rollte ich mit den Augen. „Stark hat nie aufgehört, mich aus den Augen zu lassen", lief ich an ihr vorbei. „Eigentlich sage ich immer, dass man die Schuhe bitte ausziehen soll, aber heute scheinen alle die Schuhe anzulassen", seufzte ich, sah auf meine Füße hinab, die in Kuschelsocken steckten.
„Ich hab die Schuhe ausgezogen!", rief Josh aus der Küche. „Und muss ich jetzt noch mehr kochen?"
„Nein", seufzte ich, strich mir eine Haarsträhne zurück. „Du kochst immer so viel, dass ich zwei weitere Tage davon essen könnte, wenn der Auflauf nach nicht nur einem Tag bereits verderben würde."
„Es gibt Auflauf?", zog Tyr, noch immer auf der Couch sitzend, die Brauen zusammen. „Was ist Auflauf?"
Ich sah kurz gegen die Decke, schloss die Augen. „Möchtest du auch zum Essen bleiben?", wandte ich mich an ihn und er fing zu grinsen an.
„Deine Gastfreundlichkeit ist aber heute auch herzzerreißend, Kleine", zwinkerte er mir zu.
„Bruh", gab Josh in der Küche von sich und meine Mundwinkel zuckten.
-----------
„Also du hast... keine Vorahnung?", deutete Natasha mit der Gabel auf mich. „Kein Gefühl?"
Ich schüttelte den Kopf, sah auf die Serviette über meinen Bauch. „Mir ist es auch egal, ob's ein er oder eine sie wird. Hauptsache, die kleine Bohne ist gesund."
„Kleine Bohne?", horchte Tyr direkt auf und sah erst mich, dann Nat und zum Schluss Josh und Bara an.
„Sie nennt sie kleine Bohne", mampfte Josh und deutete mit dem Finger auf mich.
Natasha zog eine Braue hoch. „Schon ein Name?"
Ich verdrehte die Augen. „Nicht wirklich", gestand ich. „Ich mein, ich überlege schon, das Baby Bean zu nennen, wenn's ein Junge wird, aber... keine Ahnung. Ich hab mir darüber auch noch keine Gedanken gemacht."
Sie seufzte, sah kurz auf ihren Teller. „Du wirst nicht wieder als Avenger einsteigen, hab ich Recht?"
Ich lachte, lehnte mich zurück. „Wie kommst du überhaupt darauf?", hakte ich nach. „Ich werde nie wieder auch nur jemanden schlagen."
„Das bezweifle ich", sagten Josh und Tyr direkt.
„Ich hatte, naja, gehofft, dass... wenn du dich wieder eingekriegt hast, du vielleicht nochmal drüber nachdenkst."
Ich schüttelte den Kopf. „Das ist keine Option für mich. Nicht mehr." Ich seufzte. „Aber bitte Themawechsel, weil wenn wir über die Avengers sprechen, muss ich immer an anderes denken."
Natasha zog ihre Brauen zusammen – und ich sah ihr schon an, dass sie gleich den Mund öffnen und fragen würde, an was ich dabei dachte. Doch ihr Handy bimmelte.
„Entschuldigung", murmelte sie kurz und kramte es aus ihrer Hosentasche.
Ich seufzte nochmal, nahm mir mein Glas und trank einen Schluck. Gerade als ich das Glas absetzte, keuchte sie leicht auf und ich hielt inne. „Alles in Ordnung?", fragten Tyr und ich alarmiert und Josh und Bara hielten inne.
„E-es geht um Clint." Ich zuckte zusammen.
„Was ist mit ihm?", zog ich eine Braue hoch.
„E-er... er ist wach", hob sie beide Augenbrauen.
„Toll", gab ich plump nach ein paar stillen Sekunden von mir. „Und weiter?"
Tyr sah mich resigniert an.
----------
Datum der Veröffentlichung: 20.05.2020 13:28 Uhr
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top