Epilogue four

Epilogue four:
die Meinung seiner Eltern

„Mum?", fragte Lila und ich seufzte, ehe ich weiterrührte. Ich hatte das Gefühl, wenn ich mir das Hirn nur noch weiter zermarterte dann bekam ich Migräne.

„Ja?", hob ich meinen Kopf angestrengt und sah sie kurz über die Schulter hinweg an. Seit wann zum Teufel stand mein Sohn auf andere Männer? Wie hatte ich all die Anzeichen übersehen können?

Sie seufzte. „Ich weiß, heute ist zwar Beans Geburtstag, aber... dürfte ich nachher noch mit Jackson zu Meredith?"

Ich seufzte. „Später." Dann viel mir etwas ein und ich hob meine Hand. „Wenn du mir dabei hilfst, diese Torte zu backen." Ich brauchte dringend mehr Hilfe. Sonst bekam ich heute nix mehr gebacken – wortwörtlich.

Sie kicherte nur, ehe sie sich ihr Zopfgummi vom Handgelenk abnahm und sich einen unordentlichen Dutt machte. „Gib mir fünf Minuten, ich zieh mich schnell um." Ich nickte nur und rührte danach weiter.

Wieso fraß Percy nochmal so viele Sachen, welche absolute Kalorienbomben waren? Und wann war mein Sohn zur anderen Seite übergelaufen?

Ich hatte das Gefühl, von Jahr zu Jahr mehr Torten oder Tortentürme zu backen. Und dabei schien ich die Interessen meines Kinds vernachlässigt zu haben. Ich fühlte mich schlichtweg kacke.

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„Siehst du das auch?", hob Bean eine Augenbraue und Lila stellte sich leicht hinter mich.

Clint neben unserem Sohn hob nur eine Augenbraue. „Ja, ich sehe es." Er ließ seinen Blick wandern. „Ich glaube es nur noch nicht so ganz."

Ich sah zu Lila, die zu mir sah. „Denkst du auch gerade an das, was ich denke, Mum?"

„Naja, wenn du an das denkst, was ich denke, was du zu denken scheinst, dann ja."

„Geht's euch gut?!", fragten die Kerle und ein lautes „hä" ertönte aus Beans Zimmer, weswegen ich leicht rot anlief.

„Sie sind zu sauber!", riefen Lila und ich gleichzeitig, ehe Bean mit einem Schritt neben Tommy stand, der im Flur erschien. Lila ihm schon hinterherrennend, während ich mich bereits an meinen Mann gehängt hatte – und der seine Miene verzog.

„Geh weg!", schrie Bean und Tommy fing an zu lachen, während Lila wie eine kleine Hexe kicherte.

„Dafür bekommst du von mir heute auch keine Geburtstagsschläge mehr, Bruderherz!", rief sie laut und eine Tür knallte.

„Ich kann immer noch durch Wände, Bean!", rief Lila im Flur.

„Lass mich raten", schmunzelte Clint und schloss seine Hände um meine Taille. „Sie hat dich mit Teig beworfen. Du hast zurückgeworfen. Dann hat sie es übertrieben und daraus ist dann die große Schlacht gefolgt, die die gesamte Küche hat dreckig werden lassen?"

„Die Torte steht aber eins a!", grinste ich und seine Mundwinkel zuckten, ehe eine Hand sich von meiner Taille löste und über meinen Mund wischte.

Er sah zur Seite. „Ich kenn etwas, was nachher noch wie eine eins stehen kann", grinste er und ich verdrehte meine Augen. Dann wurde sein Gesichtsausdruck aber plötzlich ernst. „Nein, ich meins ehrlich." Er löste seine Hand erneut von meiner Taille und griff in seine Hosentasche. „Wenn Bean den Schlüssel nachher entdeckt, dann wird der wie eine eins vom Sofa hopsen."

Ich musste anfangen zu lachen, ehe ich ruckartig abbrach. „Neuwagen?" Er nickte. Ich guckte grimmig drein. „Du weißt, er macht so schnell alles kaputt."

„Komm schon!", jammerte er leise. „Es ist sein zweiundzwanzigster und ein neues Auto hat er schon lange nötig."

„Was für eins?"

„Camaro." Ich haute ihm gegen den Brustkorb, wo sich danach ein großer weißer Fleck von meiner Hand abzeichnete. „Komm schon, sei nicht so eine Spaßbremse", schmollte er und tippte mir gegen meine Schmolllippe, was meine Mundwinkel leicht zum Zucken brachte.

„Aber er macht alles immer so schnell kaputt", schmollte ich, während er mich imitierte und dann zum Lachen brachte. Kopfschüttelnd legte ich meine Hände auf seine Haare und fuhr ihm mit den tortenteigbeklebten Fingern hindurch. Als ich fertig war schüttelte er den Kopf und lachte leicht, genau wie ich. „Jetzt bist du ja genauso versaut, wie ich", scherzte ich und er verdrehte seine Augen.

„Wetten, ich krieg das viel besser hin?", fragte er. „Mich mit Torte einzusauen?" Ich schüttelte den Kopf, ehe ich leicht gegen den Türrahmen gedrückt wurde. „Ganz einfach", schmunzelte er. „Du musst nur die Person dir gegenüber ablenken."

Im nächsten Moment klatschte er mir eiskalt noch etwas mehr Tortenteig ins Gesicht und ich schrie auf.

„Barton!", fluchte ich und er lachte.

„Sieht doch zum Anbeißen aus."

„Ich habe ewig gebraucht, den ganzen Mist aus meinem Haar zu waschen." Ja, meine Haare waren nass, da ich sie über der Spüle ausgewaschen hatte. Ich bekam doch so schnell Knoten.

„Tut mir leid", haute er trocken raus und ich sah ihn für einige Sekunden prüfend an. Dann fingen wir beide auch schon wieder an, zu lachen, ehe er sich vorbeugte und mir einen Kuss auf die Lippen gab, wobei er sich auch noch Tortenteig stahl. „Deine Lippen schmecken nach leckerem Teig", schmunzelte Clint, ehe ich ihn wieder zu mir zog.

„Halt doch einfach die Klappe", lachte ich.

Für einen kurzen Moment vergaß ich einmal mehr die Welt und ihre Menschen um mich herum.

„Oh, Gott!", schrien plötzlich unsere Kinder viel näher als erwartet. „Elternknutscherei!"

In einem schienen sie sich jedes Mal einig. Sie wollten ihren Eltern niemals beim Küssen sehen. Vor allem Lila hasste es, je älter sie wurde.

Schmunzelnd löste sich Clint von mir. „Jetzt tut beide nicht so, als wäre es was Neues, wenn wir uns küssen", verdrehte er seine Augen, ehe er seine Lippen nochmal kurz auf meine drückte.

„Ih", machten beide, drehte sich um und machten synchron Kotzgeräusche, was mich kichern und ihn schmollen ließ.

„Da hast du die Antwort", wies ich auf unsere Kinder. „Wir sind für sie ab nun Aliens."

„Das seid ihr auch so", zuckte Tommy teilnahmslos mit seinen Schultern, ehe ein Handy klingelte.

„Hey, Jack", rief Lila im nächsten Moment und ich verdrehte meine Augen.

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„Ehm... ich wollte das jetzt nicht vor Lila sagen", wandte Bean ein, nachdem Lila mit Jackson vor zwei Minuten verschwunden war. „Aber ich hätte mal was zu sagen."

Ich leckte mir kurz über die Lippen und legte die Gabel weg, während Clint seine Hände auf meinem Bauch wieder einmal zusammenfaltete.

„Sicher, dass du nicht schwanger bist?", fragte Clint an mich gewandt. „Du frisst mehr als-"

„Sag lieber nichts Falsches", schnitt ich ihm grinsend in Beans Richtung das Wort ab.

Bean seufzte und ein leichter roter Schimmer setzte sich über seine Wangen, ehe er sich sein Haar nach hinten strich. „Ich sag das jetzt, weil Tommy gerade nochmal los ist zum Supermarkt."

„Kommt jetzt so ein ernstes Elterngespräch?", fragte Clint plötzlich ratlos.

„Ich würde meinen, ja", wisperte ich ihm zu. „Du kannst aber auch rausgehen. Ich rufe dich, wenn das schlimmste vorbei ist."

Er piekte mir nur in die Seite und ich zuckte zusammen, ehe Bean unsere volle Aufmerksamkeit bekam.

„Ehm... ich weiß nicht-", murmelte er und wurde noch röter. „Ich... ehm... ich-"

„Du siehst aus, als wenn du gleich hyperventilierst", sagte Clint trocken.

„Schatz, du kannst uns alles sagen", meinte ich besorgt. „Alles in Ordnung?", runzelte ich meine Stirn.

„Ich weiß nur nicht... wie ich es sagen sollte", druckste er herum. „W-weil mir sind eure Meinungen wichtig u-und so."

„Was denn?", fragten Clint und ich gleichzeitig.

„Mum?", sah Bean mich an, schloss kurz die Augen und atmete einmal tief durch. „Ich meine das mit ‚heute Morgen'", zeichnete er Anführungszeichen in die Luft und ich wurde feuerrot um die Wangen, ehe ich mich aufsetzte und Clint es automatisch – aber besorgt – auch tat.

„Okay, was ist los?", fragte er alarmiert.

„Ich weiß nicht, wie er reagiert und irgendwie... h-ha-ab ich Angst."

Jetzt wirkte nicht nur Clint überrascht. „Du hast Angst davor, wie wir darüber denken?", fragte ich nach. Etwas zögerlich nickte Bean, ehe ich vorschnellte und meine Arme um ihn schloss. „Hör mal, uns wäre das egal, Percy. Mir ist das egal." Ich seufzte, strich ihm kurz durchs Haar. „Du bist und bleibst mein Kind."

„Was denn?!", fragte Clint völlig ratlos. „Klärt mich mal bitte jemand auf?"

>Ach, da war ja noch was.
<Ja, da war noch was, Romanoff.

„Also, Mann und Frau", fing ich in seine Richtung an. „Wenn sie miteinander verkehren-"

„Entsteht so was, ich weiß!", rief er ungeduldig und zeigte auf Bean, der seine Unterlippe vorschob. „Aber was meint ihr?!" Er seufzte. „Moment." Er hob eine Hand, sah seinen Sohn an. „Wen hast du geschwängert?"

„Gar keinen!", rief Bean schockiert. „Ich verwende Kondome!" Ich wurde feuerrot. „Und die sind bei mir hinten im Rucksack. Immer."

<So genau wollte ich das nicht wissen.
>Ich auch nicht.

Als ich mich löste, wartete ich, seufzte sobald Ruhe eintrat.

„Was ist es dann?", fragte Clint ruhig nach.

Doch Bean hielt nur seinen Mund geschlossen, sodass ich nach einigen Minuten das offensichtliche ansprach. Denn anscheinend konnte Bean noch immer nicht die richtigen Worte finden.

„Clint", wandte ich mich an meinen Mann und legte ihm meine Hand auf sein Knie, „Ich war heute früh bei Bean im Zimmer und da ist mir beziehungsweise uns ein peinlicher Vorfall passiert."

„Du hast 'ne Frau bei ihm entdeckt?", vermutete Clint, was das Natürlichste für ihn war. „Beim Sex?" Er hob beide Brauen, sah zu Bean. „Tommy war auch dabei? War es das?"

„Eben nicht, Clint", schüttelte ich den Kopf, was ihn nur noch ratloser machte. „Clint, Bean steht auf Männer", sprach ich nach gut einer Minute aus, nachdem er nicht selbst drauf gekommen war – und Bean nicht das Wort ergriff. „Er ist schwul."

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Einige Sekunden war es ruhig. „Tommy?", wandte sich Clint in Beans Richtung – plötzlich hochkonzentriert und ernst. Das kannte ich kaum von ihm. Bean wurde noch röter, nickte aber. „Wie lange?", fragte Clint irritiert.

„Viereinhalb... Jahre?", piepste Bean hervor, weswegen selbst mir etwas die Kinnlade herunterfiel.

Das uns nie etwas aufgefallen war, war jetzt mehr als komisch. Schließlich... Moment! Mir fiel die Brille vom Gesicht, die mich blindmachte. Bean war in den letzten Jahren immer zu ihm gefahren. Vielleicht hatten wir deswegen niemals etwas mitbekommen. Aber wer wusste das schon?

<Ich nicht, falls dir das weiterhilft, Vika.
>Nein, Lyane, das hilft nicht weiter.

„Ihr schlaft in getrennten Räumen."

„Clint!", haute ich vorwurfsvoll und schockiert raus. „Er ist dein Sohn, wie kann du so reagieren?!"

„Dad!", meinte Bean erschrocken, ehe ich zusammenzuckte als er schniefte, sich kurz über die Wangen wischte. Ich griff gleich nach den Taschentüchern auf dem Couchtisch. „Ich darf doch wohl auf das stehen, was ich mag. Oder ist dir die Vorstellung so zuwider, dass ich Frauen nun mal nicht so anziehend finde, wie die meisten Kerle?!" Ich hob meine Hand in der ein Taschentuch lag und reichte es Bean, dem ein paar Tränen die Wangen hinabliefen.

Clint seufzte, hob beide Hände. Eine Hand in meine Richtung und eine in Beans. „Ich meine damit, wenn Jackson nicht bei Lila schlafen darf, darf Tommy auch nicht bei dir pennen. Das wäre nicht fair", schüttelte er den Kopf. Jetzt zog ich schon eine Augenbraue skeptisch hoch.

„Also ist es dir-", fing ich an.

„Scheiß egal", winkte Clint es schulterzuckend ab. „Bean, du bist mein Sohn, egal wen du liebst."

Ich schob leicht die Unterlippe vor als Bean noch mehr Tränen verlor.

„Schatz, nicht weinen", stand ich auf, lief um den Tisch herum und auf den Sessel zu, auf dem er saß.

„Das Ganze war nie leicht für mich", schüttelte er den Kopf als ich meine Arme um ihn schlang.

Ich seufzte als Clint sich vorbeugte, Bean seine Hand hinhielt. „Gib mir deine Hand, Kleiner." Bean schniefte und ich lockerte etwas meine Umarmung, ehe Bean seinem Vater die Hand gab. „Du bist und bleibst unser Kind. Das Kind, dass gerne Waldmeisterwassereis im Sommer isst und das, dass das Baden hasst und keine Karotten ist. Und nichts hat sich geändert", sagte er. „Okay?"

Bean nickte, kniff die Augen kurz zu, damit seine Tränen zu fließen aufhörten. Ich konnte es ihm noch so oft sagen, aber er würde mir trotzdem nie glauben, dass das gegens Weinen wenig half.

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Ich bin schockiert und könnte weinen, wenn ich darüber nachdenke, wie groß das Thema Homophobie noch in unserer Gesellschaft eine Rolle spielt. Ich finde, das sollte es gar nicht geben, denn jeder darf den lieben, wen er möchte. Denn love is love. Punkt.

Datum der Veröffentlichung: 20.05.2020 14:26 Uhr

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