Eighteen
Eighteen:
ein Piercing
Ich blinzelte müde, hob den Kopf.
„Verdammt", ließ ich ihn wieder sinken. Ich war schon wieder in Clints Bett eingeschlafen. „Clint?", nuschelte ich, streckte die Hand aus. „Cliiiint?", jammerte ich, wühlte neben mir herum – doch erfasste nichts außer seiner Bettdecke. „Clint!", rief ich.
Ich erhielt keine Antwort.
>Wo ist er?
Ich runzelte die Stirn, zuckte dann zusammen als es wieder klingelte. Also stand ich auf, ehe ich mich schüttelte, an mir hinabsah. Ich hätte mit mehr als nur meinem Oberteil schlafen sollen. Es hatte gestern Nacht so heftig geregnet, dass es draußen ganz frisch geworden war.
Seufzend lief ich in mein Schlafzimmer, nahm mir einen Slip und schlüpfte hinein, ehe ich mir noch eine Shorts überzog.
Danach lief ich ins Wohnzimmer.
„Hm?", machte ich als ich den großen weißen Zettel entdeckte, der auf dem Couchtisch lag. „Musste weg, tut mir leid. Sehen uns später. Clint", las ich leise vor, kratzte mich am Hinterkopf. „Wohin musstest du denn?", fragte ich das Blatt in meiner Hand – und erhielt selbstverständlich keine Antwort. Ich zuckte nochmal zusammen als es klingelte. „Oh, stimmt ja!", fiel es mir ein, ehe ich schnell in den Flur lief und durch den Spion guckte. „Oh", machte ich, ehe ich einfach die Türklinke ergriff und hinunterzog. Sie ging nicht auf. Seufzend drehte ich mich schnell zu meiner Handtasche um und holte meinen Schlüssel heraus, ehe ich aufschloss und meiner Schwester die Tür öffnete. „Hey, Nat", winkte ich, knüllte das Blatt leicht zusammen.
„Du hast noch geschlafen?", hoben sich ihre Augenbrauen.
„Ja?", erwiderte ich.
„Es ist Montag."
„Ein Grund mehr, auszuschlafen", nuschelte ich als sie an mir vorbeilief. „Klar, komm doch rein", sagte ich leise, schloss die Haustür. „Was machst du eigentlich hier?", fragte ich sie, folgte ihr in die Küche, wo sie mir gleich schon Frühstück aufsetzte. „Ich esse am Morgen nur zwei Toasts", gab ich von mir, doch sie hörte nicht auf mich.
„Du brauchst Proteine", stellte sie klar.
„Ah", gab ich von mir, verdrehte meine Augen hinter ihrem Rücken.
„Und ich bin hier, weil Clint es nicht ist."
„Hä?", machte ich nun. „Habt ihr wieder Streit?", sagte ich.
„Nun, eine kleine Meinungsverschiedenheit trifft's eher", zuckte sie mit ihren Schultern. „Aber nein, deswegen bin ich nicht hier, weil er nicht hier ist. Ich bin hier, weil er nicht da ist, um auf dich aufzupassen."
„Natasha, ich brauche keinen Babysitter", verzog ich die Miene, rieb mir die Schläfe.
„Hast du wieder Kopfschmerzen?", hielt sie in der Bewegung inne. „Das käme meinem Tagesplan in die Quere."
„Nein", verzog ich die Miene. „Und das nächste Mal sag ich meinem Kopf, er hat wann anders zu schmerzen", scherzte ich.
„Deswegen braucht du Proteine", öffnete sie den Kühlschrank und holte drei Eier heraus. „Hier." Ich zuckte zusammen als sie in ein Ei ein Loch hineinstach und es mir hinhielt. „Trink."
Ich hob beide Augenbrauen, sah auf das rohe Ei in ihrer Hand hinab. „Bist du noch ganz knusper?", entfuhr es mir.
„Weiß ich nicht, aber ich sag's dir vielleicht, wenn du getrunken hast?"
Ich deutete mit noch immer gehobenen Brauen auf das Ei und ihre Hand, ehe ich mich umdrehte und aus der Küche lief. „Das werde ich nicht trinken."
„Du wirst!", rief sie mir nach. „Und jetzt geh duschen, wir müssen in einer Stunde los."
„Wohin?", schrie ich, lief schnell in Clints Schlafzimmer und versteckte alle Beweise letzter Nacht, dass er und ich hier drin geschlafen hatten. Ohne es diesmal miteinander zu tun.
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„Natasha, wo sind wir?", fragte ich, sah aus den Fenstern.
„Fifth", haute sie raus, als müsste mir das alles sagen.
„Ja, wo wir uns befinden weiß ich, aber wo sind wir?"
„Ah!" Ich zuckte zusammen als eine männliche Stimme mit starkem Akzent ertönte. „Natalia!" Ich zog leicht die Augenbrauen zusammen. „Es ist schön, disch wiederzusehen."
„Mario." Sie grinste – was mir Angst bereitete.
Sie beugte sich vor und küsste ihn auf beide Wangen.
„Schatz, wieso bist du wieder da?", haute er ihr leicht gegen den Arm. „Du warst erscht letzte Woche da."
„Ich bin diesmal nicht wegen mir da", legte sie sich eine Hand auf die Brust und ich riss die Augen auf als sie auf mich deutete. „Ich bin wegen meiner Schwester hier."
Ich betrachtete den volltätowierten Mann mit gepflegtem Vollbart und den braunen Augen, der seine Haare an den Seiten abrasiert hatte und sie gegelt auf seinem Haupte trug.
Ich unterdrückte nach meiner Betrachtung den Drang, zurückzuweichen als er grinsend auf mich zutrat und mich in seine Arme zog, mich auf beide Wangen küsste.
„Es ist unglaublisch, dich endlisch mal kennezulernen, Victoria." Ich lächelte halbherzig.
„Hi", gab ich von mir.
„Okay, wobei kann isch dir behilflich sein?"
Ich sah Natasha an. „Ja, Nat", sagte ich, während ich die Arme vor der Brust verschränkte. „Wobei kann er mir behilflich sein?"
Sie schmunzelte, stand vom weißen Hocker auf. Das ihre Unterschenkel nicht dran klebten war ein Wunder. Ich hätte mich mit dem Hocker definitiv gepaart, bei dieser Hitze.
„Wir sind hier, damit Vika sich ihr Piercing stechen lassen kann."
„Was?", hauten Mario und ich raus. Er ungläubig, ich mehr als fassungslos.
„Du willst es doch schon seit Monaten, aber wir haben's dir nie stechen lassen", zuckte sie leicht mit ihren Schultern. „Ich dachte, heute ist ein guter Tag."
Ich seufzte, strich mir mein Haar zurück.
„Oh, das ist großartisch", haute Mario raus, drehte sich mir zu. „Herzchen, wo hattest du gedacht, es dir zu steschen?"
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„Was sagst du?"
Was ich sagte? Ich hoffte wohl eher. Und zwar, dass meine roten Wangen langsam wieder eine normale Farbe annahmen.
„Es ist... gewöhnungsbedürftig." Ich sah vom Spiegel zu ihr. „Aber hübsch", zuckte ich leicht mit meinen Schultern.
„Ich bin sehr stolz auf dich", tätschelte sie mir das Knie. „Du hast bei beiden Stichen nicht einmal gezuckt?"
Ich zog leicht die Augenbrauen zusammen. „Wieso sollte ich auch?", hakte ich nach. „Es sind nur zwei kleine Stiche."
Sie zuckte leicht mit ihren Schultern. „Ich dachte, es gäbe mehr... Drama, ich weiß auch nicht", gestand sie. „Gefällt's dir wirklich?"
„Ja", lachte ich leicht, hob den Spiegel nochmal an und betrachtete die beiden Einstichpunkte, die den Stab an meinem Ohr an Ort und Stelle hielten. Ich fand ihn wirklich wunderhübsch. Ich seufzte, sah zu wie Mario einiges an Müll loswurde. „Natasha, darf ich dir was anvertrauen?"
Sie richtete ihren Rücken gerade, ehe sie auf Mario blickte. „Wollen wir uns beim Mittagessen bei Subway's darüber unterhalten?", fragte sie mich.
Ich zuckte auch mit meinen Schultern. „Gern, warum nicht?", erwiderte ich, ehe ich die Stirn runzelte. „Wie viel macht das eigentlich?"
„Mach dir darüber mal keine Gedanken", schmunzelte sie, tätschelte mir nochmal das Knie. „Das geht auf meine Karte."
„Na wenn das so ist", hob ich beide Augenbrauen. „Mario, stichst du auch Tattoos?"
„Nein", sagte Natasha sofort resigniert. „Vergiss es, Victoria."
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„Worüber wolltest du nun mit mir sprechen, huh?"
„Warum ich das Gefühl habe, dass du mich ständig ablenkst?", biss ich in meinen Wrap. „Nat, isch brausche keinen Baschitter", mampfte ich.
Sie ließ ihr Brot sinken, sah mich an, ehe sie von meinem Essen zu meinem Mund deutete. „Stopf dir noch ein bisschen mehr ins Maul, dann versteh ich dich besser", haute sie raus und ich verdrehte meine Augen, ehe ich schnell runterschluckte.
„Nat, ich brauche keinen-"
„Ja, ja, ich hab dich schon verstanden", schnitt sie mir das Wort ab, sah auf ihr Essen hinab. „Ich bin auch nicht dein Babysitter heute, ich... ich dachte, wenn wir spontan mal einen Tag zusammen verbringen, würde dich das freuen."
„Ja, schon", hob ich beide Augenbrauen. „Aber ich frage mich nur, wieso heute, wo Clint nicht da ist."
Sie seufzte, strich sich eine kleine Strähne aus der Stirn. „Weil... ja. Weil er heute nicht nach Hause kommen wird."
„Huh?", zog ich meine Augenbrauen zusammen, biss nochmal von meinem vegetarischen Wrap ab. „Wie meinscht du dasch?"
„Victoria", sah sie mich mahnend an. „Hör auf, mit vollem Mund zu sprechen, oder ich hau dir eine runter, Fräulein."
„Sorry", mampfte ich, ehe ich die Miene verzog als sie ausholte und mir auf den Hinterkopf haute.
>Ja, das hatte ich verdient.
„Wie meinst du das? Er kommt heute nicht nach Hause?" Endlich biss sie auch mal in ihr Essen hinein. Und im Vergleich zu mir kaute sie brav und schluckte es ordentlich herunter, bevor sie mir antwortete.
„Cap meinte, es wird langsam wieder Zeit, das Clint auch Außeneinsätze wieder auf sich nimmt und am Training wieder teilnimmt."
„Hm", nickte ich. „Deswegen kann er jetzt nicht nach Hause kommen? Also... heute Abend?"
„Weil er nicht in den Staaten ist", sagte sie.
„Oh", formte sich mein Mund und ich sah enttäuscht auf meinen Wrap. Wie... wie sollte ich dann heute Nacht in Ruhe schlafen können?
„Alles in Ord-"
„Ich kann schlecht alleine schlafen", gestand ich. Sie zog sofort eine Augenbraue hoch – also versuchte ich mich rauszureden. „Also... alleine in einer Wohnung."
Nun zog sie auch noch die andere hoch. „Oh, das wusste ich nicht."
„Jap", presste ich die Lippen zusammen.
„I-ich hab heute frei", sagte sie. „Und morgen", nickte sie hinterher. „Soll ich heute bei dir pennen?"
Ich lief rot an. Toll, jetzt hatte ich den Salat.
„Wenn es dir nichts ausmacht", knirschte ich leicht mit meinen Zähnen.
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Datum der Veröffentlichung: 20.05.2020 12:32 Uhr
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