Kapitel 24
Charlotte Mia Lafayette
Es sind nun ein paar Tage vergangen seit der Gerichtsverhandlung und dem Verkünden des Urteils, volles Strafmaß. Mirko habe ich seitdem nicht mehr gesehen. Auch meine Anrufe nimmt er nicht an.
Ich werde heute das erste Mal wieder zum Filmset fahren, nachdem meine Mutter und Tom mich die letzten Tage belagert haben.
Die Presse ist total durchgedreht, als die ersten Berichte veröffentlicht wurden und bekannt wurde, dass ich im Zeugenschutz war. Viele fragten nach Interviews doch lehnte ich immer ab. Das interessiert mich nicht.
Der Reporter der mich fotografiert hatte, vor der Wohnung von Mirko, bekam eine ganz schöne Ansage vom FBI und US-Marshalls.
Die Sicherheitsleute von Mirko werden mich noch heute begleiten und dann wieder zurück nach New York reisen. Howard hatte Recht behalten. Dadurch dass nun überall bekannt ist, gegen wen ich ausgesagt habe, trauen Sie sich nicht an mich heran.
Etwas aufgeregt ziehe ich mich also an dem heutigen Tag an. Es ist gefühlt eine Ewigkeit her, seitdem ich auf dem Filmset war. Aber ich freue mich ungemein die Menschen wieder zu sehen.
Nachdem ich fertig bin, begebe ich mich nach draußen, wo ich schon Evan und Stefan sehe, die mich anlächeln. Stefan ist ein kleiner Sonnenschein. Dies darf man ihm zwar nicht sagen und würde es eigentlich auch nicht annehmen, da er riesig ist, aber er hat immer gute Laune und redet in einem fort.
"Ich bin so aufgeregt. Ich werde das erste Mal bei einem Filmset sein. Es wird zwar kaum aufregender sein, als dich kennenzulernen, aber dich dann auch noch live arbeiten zu sehen? Da geht ein Traum in Erfüllung, von dem ich nicht wusste, dass ich ihn habe." spricht Stefan aufgeregt.
Mich lässt er lächeln, auch wenn es mich stört, wie Mirko und ich auseinander gegangen sind. Das verdienen wir beide nicht.
Als wir die Tore passieren, hinter denen die Magie, Filmmagie passiert, spüre ich wieder die Aufregung in mir. Das Auto kommt zum stehen und mir wird die Tür geöffnet.
Würdevoll steige ich aus und bin fast gleich umzingelt von dem Filmteam, welches mich freudig begrüßt. Von allen Seiten höre ich, wie froh sie sind, mich wieder zu sehen.
"Leute, Leute, Charlotte ist wieder da und wird hoffentlich auch nicht so schnell wieder verschwinden. Wie wäre es, wenn wir diesen Film endlich zu Ende bringen?" lenkt Tom die Aufmerksamkeit auf sich, während er sich einen Weg zu mir bahnt. Dankbar lächle ich ihm zu.
"Tom hat Recht, begeben wir uns an die Arbeit." ruft der Regisseur. Auf dem Weg zu meinem Trailer, um mich umzuziehen, komme ich an den Ort, wo der Mord geschah.
Ich halte inne und schaue mich um. Dort stand ich und hier wo ich jetzt stehe, standen die Männer damals. Es ist zwar nichts mehr zu sehen, doch bilde ich mir ein, dass ich dort eine Blutlache sehe.
Eine Hand auf meiner Schulter lässt mich meinen Blick heben. Evan schaut mich fragend an "Alles gut Mia?" Ich schaue nochmal auf den Boden und flüstere dann "Hier ist es passiert." Erkenntnis blitzt in seinen Augen auf.
"Kann ich etwas für dich tun?" fragt er sanft. Ja, du könntest Mirko herholen, denke ich mir. Doch ich schüttle nur lächelnd den Kopf. "Danke, aber du kannst nicht viel mehr tun, als das was du schon machst."
Ich reiße mich schließlich von der Szene los und gehe weiter zu meinem Trailer. Meine Maskenbildnerin und die Kostümbildnerin stehen vor diesem und lächeln mich freundlich an.
"Dann kann der Zauber wohl beginnen. Als erstes drehen wir mit der Zukünftigen. Die Vergangene wird danach gedreht."
Also wurde ich fertig gemacht und bekam ein Kleid gereicht, welches dem der Vergangenem gleicht. Währenddessen habe ich mir das Drehbuch nochmal durchgelesen. Mit jedem Wort was ich lese, freue ich mich immer mehr. Uns fehlte nur noch die Schlüsselszene, wo klar wird, dass der Geist der Vergangenen dem Wiedergeborenem hilft, damit ihr Mord endlich für alle aufgeklärt wird. Die Zukünftige ist zwar keine Wiedergeburt, aber sie sieht der Vergangenen zum verwechseln ähnlich. Mit ihr wollten sie den Mörder zum gestehen bringen, doch hat er es durchschaut.
In einem Kleid aus den Fünfzigern, welches dem Kleid der Vergangenen ähnelt, steige ich wieder aus dem Trailer. "Die Fünfziger Jahre stehen dir Mia." macht mir Evan ein Kompliment. "Warte ab, wie ich aussah, als ich die Kleider aus den Achtzigern, also von der Zukünftigen an hatte. Da war nichts mehr vom Elegantem." erwidere ich lachend.
"Du hast den Kleidern bestimmt eine Eleganz verliehen." Nun doch etwas skeptisch schaue ich Evan an. "Warum schmeichelst du mir so Evan?" Er schaut ertappt aus und seufzt. "Ich wollte dich von Mirko ablenken. Das war falsch oder?" Ich lege meine Hand auf seinen Oberarm. "Überhaupt nicht, ich danke dir von Herzen. Aber meine Arbeit ist die beste Ablenkung." schwach lächle ich ihm zu, ehe ich auch schon weiter gehe.
Wir kommen an dem Filmset des Showdowns an. Es ist eine eigentlich sehr schöne Halle. Innen drinnen gleicht es einem Festsaal. Schade dass wir den heute mehrfach abfackeln werden. Da ich die Zukünftige als erstes spiele, warte ich draußen und schaue dem Regisseur über die Schulter.
Es ist spannend, wie hier alle in einem Uhrwerk arbeiten. Jeder Handgriff sitzt und es dauert nicht lange und die Halle brennt. Über einen Bildschirm sehe ich, wie Tom innen drinnen mit dem Mörder kämpft. Als der Regisseur mit dem Kampf zufrieden ist, gehe ich auf meinen Platz, mit meinen Kollegen. Innen drinnen werde ich, also die Vergangene von einer Statistin gedoubelt.
Ich atme einmal tief durch und warte auf das 'Action'. Dies kommt auch schon wenig später. Wir versuchen die Tür zu öffnen und auf ein Zeichen von einem Crewmitarbeiter schaffen wir es und kommen rein. Ich stürme auf Tom zu und entschuldige mich unter Tränen, dass ich zu spät war und dass es nicht geklappt hat. Er beruhigt mich, auch wenn er abgelenkt ist. Mein Double verschwindet über die Treppe. Es wird 'Cut' gerufen und alle stoppen. Die Feuer werden gestoppt und die Aufräumarbeiten beginnen wieder.
Ich mache mich auf den Weg wider in den Trailer, um mich umzuziehen, nachdem ich das 'Okay' bekommen habe, dass die Szene so gut war und alle nötigen Winkel geklappt haben.
Evan kommt wieder neben mich. "Wie geht das so schnell? Normalerweise wird eine Szene doch mehrfach gespielt oder?" Ich bejahe "Eigentlich schon. Aber hier ruhten die Arbeiten sehr lange. Dadurch konnten die Kameraleute Kameras geschickt verstecken, wodurch wir alle nötigen Winkel mit einem mal aufnehmen konnten. Zudem lieben wir alle unseren Beruf und geben immer unser bestes. Ich vermute, wenn ich die Vergangene spiele, werden wir es ein paar Mal wiederholen, denn das ist viel wichtiger."
Das Kleid aus den Fünfzigern, was ich nun anziehe ist viel detaillierter und auch das Make-Up und die Haare sind aufwendiger. Auch wenn es recht ähnlich aussieht, ist es historisch korrekter, als das Kleid davor. Das Kleid ist rot. Es hat einen schwarzen Gürtel, schwarzen Kragen und Knöpfe. Die Haare sind gelockt.
(Trigger Warnung)
Als schließlich auch die Aufräumarbeiten fertig sind, begebe ich mich auf die Treppe im Festsaal. Der Kampf von Tom und unserem Schauspielkollege beginnt wieder. Ich trete ins Licht und beide erstarren. Ich schreite die Treppe herunter und werfe dem Mörder vor, dass er mich hier unter dem Leuchter vergraben hat, nachdem er mich zuerst verbrannt und dann lebendig vergraben hat. Tom denkt, ich wäre die Zukünftige und versucht mich aufzuhalten.
Doch lasse ich mich nicht aufhalten. Gerade als Tom ihn erschießen will, für das, was er mir angetan hat, halte ich ihn auf. Ich schaue zu dem Leuchter auf und dieser fällt haarscharf vor mir herunter auf den Mörder. Nun brechen die anderen die Tür wieder auf und kommen herein. Tom scheint verwirrt, dass es mich scheinbar doppelt gibt. Man sieht regelrecht, wie Erkenntnis aufblitzt. Ich lächle, froh darüber, dass nun alles aufgeklärt ist. Nach einem letzten Blick auf Tom, laufe ich die Treppe hinauf und sorge für die Illusion, dass ich verschwinde, indem ich aus dem Licht trete.
Das 'Cut' von unserem Regisseur holt mich wieder aus meiner Rolle heraus. Ich laufe zu ihm und sehe dabei Evan, wie er sich verstohlen über die Augen wischt. "Alles gut Evan?" Er zuckt zusammen. "Ja alles gut. Du bist eine fantastische Schauspielerin."
Und so vergeht der Tag. Die Szene mussten wir nur noch zweimal widerholen, da der Kornleuchter nicht gut fällt. Evan und Stefan bringen mich wieder zurück nach Hause und verabschieden sich dann. Sie fliegen wieder zurück nach New York. Gerade als Evan gehen will, halte ich ihn nochmal auf. Ich hole von drinnen einen Umschlag und reiche ihn Evan.
"Würdest du die Einladung bitte an Mirko weitergeben?" "Natürlich, mach ich. Wäre schön, wenn wir uns sehen, wenn du mal in New York sein wirst." spricht Evan. "Natürlich." stimme ich ihm zu.
Ich winke beiden noch einmal zu, als sie ins Auto steigen und weg fahren. Der Brief ist eine Einladung zur Premiere unseres Films. Dies ist mein letzter Versuch irgendwie in Kontakt mit Mirko zu kommen.
(Und wer möchte kann sich gerne einmal die Szene ansehen, von der ich inspiriert wurde. Die Rolle der Shantipriya habe ich übrigens als Vorbild für Charlotte genommen. Daher wollte ich den Film auch hineinbringen.)
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top