Kapitel 23

Mia/Charlotte

Ein Rütteln an meiner Schulter weckt mich. Müde schlage ich meine Augen auf und sehe Howard neben mir knien. "Guten Morgen.  Na komm, du kannst jetzt etwas essen und dich dann umziehen. Ich muss zugeben ich bin etwas gespannt, auf die Gesichter der Leute, die deine Identität noch nicht kennen."

Schwach lächle ich und begebe mich zum Tisch wo ein Teller mit Sandwiches steht und Kaffee. Schweigend beende ich mein Frühstück und gehe hinter den Paravent. Dort liegt wie Howard gesagt hat, auf einem Stuhl meine eigene Kleidung und meine Kulturtasche.

Die Kleidung tausche ich fix und fühle mich gleich wohler, meine eigene Kleidung zu tragen. Es ist eine schwarze Stoffhose mit einer weißen Bluse. Dann schaue ich über dem Waschbecken in den Spiegel.
Langsam beginne ich die Haarnadeln aus der Perücke zu ziehen. Ich hätte nicht gedacht, dass das so schwer wird, aber in gewisser Weise, war die Perücke ein Schutzschild für mich. Als ich schließlich die letzte Haarnadel ziehe lasse ich die Perücke auf und entferne erst die Kontaktlinsen. Nun mit blauen Augen schaut die braune Perücke fremd aus und ich kann sie leichter abnehmen.

Das Haarnetz nehme ich ab und beginne die Haarschnörkel zu entwirren. Dadurch habe ich leichte Wellen in meinen Haaren. Diese bürste ich also nochmal durch und lächle mir dann im Spiegel zu. Ja, das bin ich. So sehe ich mich und so fühle ich mich so viel wohler.

"Mia? Bist du soweit? Wir müssen los." reißt Howard mich aus meinen Gedanken. "Ja, ich muss nur noch die Schuhe anziehen." Dabei fällt mein Blick auf die schwarzen High Heels oder die weißen Turnschuhe. Nun denke ich praktisch und ziehe die Turnschuhe an. Mit denen kann ich viel besser laufen. Dann richte ich mich auf und blicke ein letztes Mal in den Spiegel. Du schaffst das Charlotte, spreche ich mir selber Mut zu.
Mit erhobenem Kopf trete ich hinter dem Paravent hervor. Ich höre vermehrt, wie einige die Luft scharf einziehen. Doch mein Blick ist auf Mirko und Evan gerichtet. Mirko schaut erstaunt und bewundernd,  bevor sein Blick dann kalt wird. Evan schaut mich überrascht an, bis er sich selber auf die Stirn haut "Charlotte, natürlich."
Ich will gerade zu Mirko gehen, als Howard anfängt zu sprechen.

"So meine Damen und Herren, ich würde sagen, wir müssen in den Gerichtssaal. Miss Lafayette wurde schon aufgerufen." holt Howard alle aus ihrer Starre. Sanft lächle ich ihm zu und gehe auf ihn zu, nachdem ich Mirko noch einen Blick zugeworfen habe.

Wieder in der Mitte von allen, werde ich in den Gerichtssaal geführt, wo sich die Gruppe auflöst und ich alleine zum Zeugenstand gehe. Das Raunen im Zuschauerraum wird laut. "Das ist ja Charlotte Lafayette." "Deshalb war sie verschwunden." "Das wird die Story des Jahres." Und viele weitere solcher Sätze fallen.

Der Richter versucht wieder Ruhe in seinem Gerichtssaal zu bekommen, doch dauert dies etwas. Unwohl sitze ich im Zeugenstand. Auf der Anklage sitzt in Handschellen der Mann, der damals unseren Produzenten getötet und den Befehl gab, mich zu suchen.
Ein Schauer läuft mir über den Rücken, bei seinem Anblick. Mein Herz schlägt aufgeregt.

Als der Richter endlich wieder für Ruhe gesorgt hat, werde ich vereidigt und der Staatsanwalt fängt an mir Fragen zu dem Abend zu stellen.
Ich erzähle meine Geschichte und werde dabei immer ruhiger. Währenddessen sehe ich, wie der Verteidiger zu schwitzen beginnt. Keine Ahnung wie er versuchen wollte, seinem Mandanten zu helfen, aber scheinbar klappt das nicht mehr.

Als der Staatsanwalt fertig ist, bedankt er sich bei mir und setzt sich wieder hin. Der Verteidiger atmet tief durch und steht auf. Er kommt auf mich zu und bleibt vor mir stehen.
"Nun Ms. Lafayette, dass ist eine wirklich interessante Geschichte, aber woher wissen wir, dass sie wahr ist und nicht einfach von ihnen erfunden? Schließlich sind Sie nur eine Schauspielerin."
Über seine Dreistigkeit bin nicht nur ich schockiert, sondern auch die wenigen Journalisten, die im Zuschauerraum sitzen. "Ms. Lafayette ist nicht nur eine Schauspielerin. Sie ist eine der beliebtesten Schauspielerinnen. Sie ist herzensgut und verzaubert jeden mit ihrem eleganten Charme." ruft einer der Reporter. Über seine Worte muss ich schmunzeln, doch findet es der Richter nicht so gut, denn er verwarnt den Reporter.

"Nun, um wieder auf ihre Frage zurückzukommen. Ich habe mein Leben aufs Spiel gesetzt, um hier sein zu können. Ich sehe es als meine Pflicht an, das auszusagen, was ich gesehen habe. Und das ist nun einmal, dass ihr Mandat meinem Filmproduzenten die Kehle durchgeschnitten hat und den Befehl gab, mich zu finden und zu erledigen. Wieso sollte ich mir diese Geschichte ausdenken? Was habe ich davon, außer dass ich Monatelang untertauchen musste?"

Der Verteidiger startet seinen letzten Versuch "Gerade deshalb. Um Publicity zu bekommen. Wochenlang wurde über ihr Verschwinden geschrieben."
Mein Blick wird kalt "Nur wegen Publicity würde ich ganz sicher nicht den Kontakt zu meiner Familie und meinen Freunde abbrechen. Da kenne ich andere und leichtere Wege für Aufsehen um meine Person zu sorgen.   Außerdem finde ich das für nicht nötig, da meine Arbeit für mich spricht und das reicht mir vollkommen aus. Alles was ich sonst noch so mache, mache ich für meine Fans und ganz sicher nicht für die Publicity." ende ich und funkle den Verteidiger provozierend an.
Dieser zieht den Kopf ein und geht zurück zu seinem Platz, wo er von seinem Mandaten gleich angefahren wird. "Herr Staatsanwalt, haben sie noch weitere Fragen?" fragt der Richter. Als dieser verneint, entlässt mich der Richter mit einem Schmunzeln. "Dann dürfen Sie gehen Miss Lafayette. Ist schön Sie wohlauf zu sehen."

Dankbar schenke ich ihm ein Lächeln und erhebe mich. Unter einem Blitzlichtgewitter gehe ich zu den Sicherheitskräften.

Wir gehen wieder in den Raum, wo wir vorher auch schon gewartet hatten. Bis das Urteil verkündet ist, werden wir hier noch ausharren müssen.
Mein Blick gleitet suchend über die Menschen hier. Während ich einige Autogramme für die Sicherheitsleute von Mirko gebe, suche ich ihn. Doch er ist nicht hier. Mirko ist weg.

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