Kapitel 18
Mia
Etwas in Mirkos Blick ändert sich. „Und wenn wir über einen Hintereingang hineingelangen und nicht über den Haupteingang?" Schockiert schaue ich ihn an. Ahnt er etwas?
„Aber, wäre es für dich nicht besser, du zeigst Präsenz? Das geht doch viel leichter über den Haupteingang?" harke ich nach. „Mag sein, aber das Wohlbefinden meiner Begleitung ist mir wichtiger. Außerdem bekommen wir genügend Aufmerksamkeit, da wir für die Sicherheit sorgen. Und wenn nun meine Begleitung Aufmerksamkeit nicht leiden kann, dann lösen wir es so." sagt er strahlend und zwinkert mir zu.
Kopfschüttelnd wende ich den Blick ab. Doch Mirko legt seine Hand an mein Gesicht und dreht es wieder ihm zu. „War das nun ein Nein oder ein Idiot Kopfschütteln? Denn beim Idiot habe ich noch die Hoffnung auf ein ‚Ja, ich komme mit'?"
Nun hat er mich erst recht zum Lächeln gebracht. Zweifelnd schaue ich nochmal an dem Kleid hinab. Früher hätte ich ohne zu Zögern ja gesagt. Aber wenn wir den Hintereingang nutzen, dürfte ich nicht so viel Aufmerksamkeit auf mich ziehen und erst Recht nicht von der Presse, da die drinnen nicht fotografieren darf. Ein Blick in Mirkos Augen, die mich hoffend und bewundernd anschauen, lassen auch meinen letzten Zweifel wegwischen.
„Nun gut, aber nur wenn Evan damit auch einverstanden ist. Schließlich gehört die Firma doch auch ihm oder?" Mirko beginnt zu lächeln. „Ja, wir haben sie damals gemeinsam gegründet, als wir studiert hatten. Er wird bestimmt einverstanden sein. Ich freue mich." Mirko gibt mir noch einen Kuss auf meine Wange, ehe er sich abwendet und die Verkäuferin sucht.
Sprachlos schaue ich ihm nach und halte mir die Wange. Hat er wirklich?
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Am Abend stehe ich nun in dem Abendkleid vor meinem Spiegel. Seit Wochen fühle ich mich das erste Mal seit langem wieder wie ich selber. Auch wenn ich mich selbst nicht erkenne, wegen der Augenfarbe. Meine Augen und Haare sind mir immer noch total fremd.
Noch immer etwas unsicher zupfe ich hier und da am Kleid herum. Ich kann es irgendwie nicht fassen, dass Mirko mich dazu überredet hat, dieses Kleid zu kaufen. Wobei genau genommen, hat Mirko es mir ja gekauft.
Das Klopfen an meiner Tür, lässt mein Herz klopfen. Aufgeregt gehe ich zur Tür und schaue durch den Türspion. Ein Lächeln schleicht sich auf meine Lippen, als ich Mirko im Smoking sehe. Ich öffne ihm also die Tür und lasse ihn hinein.
Mein Blick fällt sofort auf sein Einstecktuch und seine Krawatte. Beide sind in dem selben Rot, wie mein Kleid. Und auch sonst sieht er umwerfend aus, in dem Smoking. Mirkos breite Schultern werden elegant eingefasst und auch sonst schmeichelt der Stoff seine Muskeln.
"Du siehst gut aus." finde ich als erstes meine Stimme wieder. Mirko räuspert sich, ehe er auch seine Stimme wieder findet. "Und du erst! In der Umkleide sahst du schon wunderschön aus, aber nun.. Mir fehlen die Worte." Verlegend lächle ich und schaue auf den Boden. "Wir sollten los." erinnere ich ihn an die Uhrzeit.
"Hm, ich weiß gar nicht, ob ich meine Idee so gut fand." spricht Mirko. Panik bricht in mir aus. Will er doch den Haupteingang nutzen?
"So schön, wie du bist, werde ich aufpassen müssen, wie ein Schießhund. Nicht das mir wer anderes meine bezaubernde Begleitung wegnimmt."
Erleichterung durchfließt mich, ehe mir der Sinn seiner Wörter wirklich klar wird. "Vergiss es. Ich habe mich nicht umsonst so beeilt. Wir fahren da jetzt hin." Grinsend reicht mir Mirko daraufhin einen Stoff, den er die gesamte Zeit über seinen Arm gelegen hatte und mir nicht auffiel.
"Was ist das?" frage ich neugierig. "Wir wollen doch nicht, dass das Kleid schmutzig wird." Während er spricht, breitet er den Stoff aus und legt ihn mir um die Schultern. Als er den schwarzen Umhang befestigt hat, setzt er mir zärtlich die Kapuze über, wobei er darauf achtet, meine Frisur nicht zu zerstören.
Fragend schaue ich ihn an. "Damit dich auch wirklich keiner außerhalb des Gebäudes erkennen kann." Nun bin ich sprachlos. Da Mirko unsicher wirkt, gebe ich ihm einen Kuss auf die Wange, wofür ich mich noch etwas strecken muss. "Danke" hauche ich ergebend.
Mirko strahlt mich an und bietet mir seinen Arm an. "Na dann wollen wir mal."
Die Fahrt verläuft in angenehmer Stille. Meine Nervosität hat auch nicht wirklich eine Unterhaltung zugelassen. Ich bin nur unglaublich froh, als wir am Haupteingang vorbei fahren und am Hintereingang anhalten. Denn hier ist niemand zu sehen.
Mirko steigt aus und hält mir seine Hand zum aussteigen hin. Lächelnd ergreife ich sie und steige aus, mit seiner Hilfe. Als ich schließlich vor Mirko stehe, zupft er den Umhang sanft zurecht.
Doch als sein Blick hinter mich fällt, wird es dunkel. Ich will mich schon umdrehen und nachsehen, was ihn wütend werden lässt, als er sagt "Nicht, dort stehen Reporter. Andrew, kümmere dich um sie und sorge dafür, dass sie die Fotos von uns wieder löschen."
Einer der beiden Sicherheitsleute, die vor dem Hintereingang stehen, setzt sich in Bewegung. "Ja Boss"
Währenddessen geht Mirko auf meine andere Seite und schirmt mich nochmal zusätzlich ab. Mein Herz geht auf, bei seiner Umsichtigkeit.
Der zweite Sicherheitsmann nickt uns zu und öffnet die Tür für uns. Drinnen gehen wir durch einen Flur und nochmal durch eine Tür. Diese führt uns wieder auf die Veranstaltung. Bei der Garderobe geben wir den Umhang ab, ehe wir zu unseren Plätzen gehen.
Wenig später spüre ich die Blicke, die auf mir zum liegen kommen. Auch wenn ich es eigentlich gewohnt bin, spüre ich jeden einzelnen sehr genau. Es ist eine ziemlich normale Veranstaltung, mit viel Prunk. Jeder will zeigen, wie reich er doch ist. Es lässt mich innerlich schütteln.
"Wenn die Spenden nicht für Kinder wären, würde ich wieder gehen." seufzt Mirko. Zustimmend lächle ich ihm zu.
Unser Tisch füllt sich langsam. Zum Glück sitzen nur Ethan mit seiner Begleitung und James mit seiner Frau, die er mir stolz vorstellt, noch an unserem Tisch. Wir unterhalten uns alle angeregt.
Das Essen ist von einem Sternekoch gemacht worden und dementsprechend in Minigrößen auf den Tellern angerichtet. Es schmeckt zwar unglaublich gut, aber man wird nicht satt.
Mirko hat wohl meinen Blick auf sein Dessert bemerkt, denn er schiebt es mir zu "Hast du noch Hunger?" Überrascht blicke ich ihn an. "Ich will nicht undankbar klingen, die 7 Gänge waren sehr lecker, aber Ja! Ein Döner wäre genau das richtige noch." flüstere ich ihm zu. Er schmunzelt "Sobald die Tänze anfangen und wir uns einmal haben blicken lassen auf der Tanzfläche, schleichen wir uns davon. Abgemacht?" "Aber so was von" verschwörerisch lächeln wir uns an.
Und so kommt es, dass wir uns gleich nach dem zweiten Lied wieder auf dem selben Weg, wie wir reingekommen sind, wieder raus schleichen.
"Dasch isch scho gut." spreche ich schließlich nach einem Biss in den Döner. Mirko bejaht kopfnicked, während er auch seinen Döner ist.
"Wusste ich doch, dass ich euch hier finde." spricht Ethan neben uns, setzt sich und packt seinen Döner aus. "Wo ist deine Begleitung?" fragt Mirko. "Die weiß nicht, was gut ist und wollte noch auf der Gala bleiben. Aber unserem Döner kann ich nicht widerstehen. Es bricht mir nur das Herz, dass du es ohne mich machen wolltest."
"Ich finde es eher traurig, dass ihr beide es ohne mich machen wolltet." spricht James aus und zusammen mit seiner Frau setzt er sich zu uns.
Wir müssen schon ein lustiges Bild abgeben. Alle in Abendgarderobe, aber einen Döner in der Hand. "Wieso lachst du?" fragt Mirko amüsiert. Als ich meinen Gedanken ausspreche, müssen auch die anderen lachen und es wird ein unglaublich schöner Abend.
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