9. Leo
Seit Tagen konnte er nur liegen. Sein Sohn war hergekommen, fast hatte er es nicht geschafft seinen Vater zum Leben zu überreden.
Nun hatte seine Behandlung begonnen. Er spürte den leisen Fortschritt, aber er litt im Moment sehr viel mehr in der Seele als im Körper. Zeitgleich mit seinem Sohn war ein Brief von Miss Granger gekommen, er las ihn erst jetzt.
Nostalgisch dachte er an seine Jugend. Die Jahre in Hogwarts waren seine Besten gewesen. Dort hatte er gelernt, was er heute konnte. Zumindest, dass was die weiße Magie betraf.
Er wand seine Gedanken wieder dem Brief zu.
Miss Granger schien ihm ein herzensgutes Wesen zu sein und im Gegenzug seiner vorherigen Gedanken und Aussagen alles andere als normal, mittelständig und das Urbild des 'Guten'.
Sie schien, dass zu sein, was in Märchen das Gute war. Wahrscheinlich hatte er sie wirklich sehr verletzt. Ihm stand nicht der Sinn danach über Vergangenes nachzudenken. Lieber wollte er das Kommende betrachten.
Nun war er Single und alleine, aber er hatte seinen Sohn wieder. Nun war sein zweifelhafter Ruf grottig geworden und dann wurde er wieder von Miss Granger gerettet.
Mit leerem Blick sah er an die kalte Kerkerwand gegenüber seines Bettes.
Er war ein Mann mit zu viel Geld und zu wenig Liebe. Das hatte man ihm einmal gesagt.
Bis dato hatte er immer darauf bestanden Narzissa wäre genug Liebe, auch wenn es nicht das war, was es bei anderen Paaren war, seine Narzissa war immer da.
Ob für ihn oder seinen Sohn, er hatte sie geliebt, auf eine Art und Weise, die niemand verstehen konnte.
Mit Hilfe eines Wärters setzte er sich an den Tisch und begann einen weiteren Brief an Miss Hermione Granger.
Miss Granger,
Hermione,
Sie sagten wir sollen von vorne beginnen. Das sollten wir tatsächlich, denn aufgrund Ihres letzten Briefes habe ich alles überdacht, was ich über Sie zu wissen glaubte und so gut wie jedes einzelne Wort umdrehen müssen.
Hallo Hermione, ich bin Lucius.
Wissen Sie, ich habe Angst vor dem was kommen wird, denn Sie sind das Gegenteil meines Lebens, der Umkehrspiegel meiner selbst und alles, was ich bisher nicht kannte oder kennen wollte. Sie sind des Märchens gute Fee, der Engel unter Heuchlern und seit kurzem einer der vielen Menschen in denen ich mich getäuscht habe.
Meine Menschenkenntnis scheint nicht das Beste zu sein, wenn ich das mal überdenke Sie, Narzissa, Bellatrix, Voldemort... Und noch so viele mehr.
Verstehen Sie mich nicht falsch, ich vergleiche Sie nicht wieder mit diesen Personen, im Gegenteil. Von den Anderen glaubte ich sie wären gut (in gewissem Maße) und sie waren schlecht. Bei Ihnen ist es andersherum. Sie sind gut und ich glaubte das Schlechte in Ihnen sehen zu können.
Holen Sie mich auf den Boden, wenn es sein muss, Hermione. Ich verlange nun das fast Unmögliche von Ihnen. Halten Sie den Kontakt zu mir, bitte. Ich habe selten um etwas gebeten, aber das ist mir zu wichtig. Draco mag gut sein in seiner Behandlung, aber auch er kann nichts heilen, wenn es zu spät ist. Hermione, nun die größte Bitte: Bringen Sie mich zu meinem Enkel, oder ihn zu mir. Draco hat keine Kraft dazu und ich möchte ihn, damit ungern belasten. Ich verstehe voll und ganz, wenn sie ablehnen.
Es ist unverschämt und viel zu viel, was ich verlange, aber ich appelliere an Ihre gute Seele. Meinen Enkel ein einziges Mal zu sehen, mit ihm zu reden und ihn auf den Arm zu nehmen. Das ist mein Wunsch. Von mir aus auch mein Letzter.
Hermione, Sie sind wirklich meine letzte Hoffnung.
Dieser ganze Brief klingt für meine Verhältnisse wahrscheinlich zu kitschig oder wie Sie es nennen wollen. Sagen Sie dazu was Sie wollen, ich möchte nur, dass Sie wissen und glauben, dass dies keine Art einschleimen ist, um Sie auf meine Seite zu ziehen oder was auch immer man von mir denken mag.
Ich möchte gar nicht wissen, was man wirklich über mich sagt.
Wissen Sie, ich habe jahrelang Tagebücher geschrieben, für meine Nachkommen. Immer aufgeschrieben, was ich dachte. Vielleicht wollen Sie sie ja lesen. Lassen Sie sich von Draco die dunkelgrüne Box unter meinem Bett im Manor bringen. Ich bin sicher Sie können den Bann schnell lösen.
Vielleicht können Sie mir ja so glauben, dass nicht alles so war, wie es schien und dass ich mich langsam geändert habe.
Lucius
Der Brief war verschickt und er dachte an seine eben erwähnten Tagebücher. Narzissa hatte nie etwas davon gewusst. Niemand hatte je etwas davon gewusst.
An seinen vorletzten Eintrag vor Voldemorts Fall konnte er sich am besten erinnern.
Tagebucheintrag 29.04.1998
16:00 Uhr
Der dunkle Lord plant den Tod Potters in naher Zukunft. Wahrscheinlich in wenigen Tagen. Ich muss zugeben ich habe Angst. Voldemort ist stark und Potter ein Kind, aber er hat es schon zu oft geschafft.
Wenn dieser Junge gewinnt, dann wird es meinem Draco schlecht gehen, und Narzissa auch. Ich werde für sie nach Azkaban gehen und wenn der dunkle Lord gewinnt, werde ich mich zurückziehen und meine Familie beschützen.
Ist es so falsch, alles für die Familie zu tun? Ist das nicht auch der Grund, warum die gute Seite kämpft? Ich habe einen Fehler begangen, vor Jahren, als ich mich ihm anschloss. Aber man sollte sich nicht vor seinen Fehlern verstecken, so viel Stolz habe ich noch.
Lucius legte sich wieder auf sein Bett und starrte an die Decke. Draco ging es schlecht, das wusste er. Seine Mutter hatte ihn enttäuscht und er als Vater hatte ihn sicher auch enttäuscht. Aber Draco hatte nun seine eigene Familie, eine Frau und ein kleines Kind. Er würde es überstehen und tausendmal besser machen.
Lucius war jetzt schon stolz auf ihn. Sehr stolz. Und auf seinen Enkel auch.
Er wand sich unter dem Gedanken seinen Enkel vielleicht nie sehen zu können. Das wollte er nicht! So konnte das alles nicht enden. Nun setzte er seine Hoffnungen in Hermione Granger.
Sein letzter Gedanke, bevor er in den tiefen Schlaf fiel, galt ihr.
*****************************
Anmerk. d. Autorin (Leo): Ja steinigt mich! Es hat so lange gedauert... aber das Kapitel ist mir nicht leichtgefallen. Sorry das ihr so lange warten musstet ;)
Anmerkung der Autorin (Pueschi): Niemand steinigt meine Leo!!! Wer Urlaub macht, darf auch mal länger brauchen. Außerdem muss das Kapitel danach noch an mir vorbei. (Ich fand es toll auch, wenn ich Lucius so langsam sympathisch finden muss *seufz*) Jetzt ist es für euch freigegeben ;)
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top