10. Pueschi

Nervöse wartete Hermione auf eine Antwort von Lucius Malfoy. Weshalb sie auf einmal darauf wartete? Eine direkte Antwort hatte sie nicht. Doch sie konnte es sich nur so erklären, dass sie wissen wollte, ob die Behandlung auch wirklich anschlug. Sie hatte Mitleid mit dem Mann, der ihr das Leben so schwergemacht hatte. Doch nun hatte sie sich seine Rettung auf die Fahne geschrieben und schüttelte über sich selbst den Kopf. Er war doch kein harmloser Hauself, dem sie mehr Rechte verschaffen wollte.

Lucius Malfoy hatte gemordet, gefoltert und vergewaltigt. Es war eine Tatsache und sie würde sich auch nicht einreden, dass er eigentlich ein herzendguter Mensch war. Der Wahrheit musste man immer ins Auge blicken, sonst würde sie sich selber ins eigene Fleisch schneiden.

Mit Erleichterung stellte sie nach einiger Zeit fest, dass eine Eule auf ihr Fenster zuflog. Sie musste einfach aus dem Zaubereigefängnis kommen. Vorsorglich öffnete Hermione schon einmal das Fenster und wartete ungeduldig. Als die Eule kurz vor ihrem Fenster war, erkannte sie sie. Der schöne Vogel war gekennzeichnet, als Azkaban Eule. Das erkannte man an dem kleinen silbernen Ring, mit dem schwarzen Streifen in der Mitte.

Er lebte noch. Mit flinken Fingern nahm Hermione der Eule den Brief ab und gab ihr eine kleine Stärkung. Bevor sie wieder aufbracht und sie sich an ihren Tisch setzte. Was wohl dieses Mal wieder drin stand? Würde er sie anfahren, dass sie ihm geholfen hatte? Würde er sich möglicherweise bedanken? Dann rollte sie das Stück Pergament auseinander, um zu sehen, was er geschrieben hatte.

Der Brief überraschte sie. Lucius Malfoy bezeichnete sie als gute Fee. Niemand hatte sie bis jetzt so genannt und sie dachte, dass es auch kein anderer jemals wieder tun würde. Er wirkte kraftlos und doch hatte er einen Funken Hoffnung. Warum legte er ausgerechnet seine Hoffnung in sie?

Also schrieb sie Draco und fragte nach der Box. Sie erklärte ihm auch, dass Lucius sie drum gebeten hatte. Nach einigem Zögern, sandte er ihr die grüne Box zu. Nun stand sie auf ihrem Tisch und sie drehte sie immer wieder in ihren Händen. Aber eigentlich wollte sie sie auch nicht öffnen. Sie beschloss Lucius zu antworten.

Hallo Lucius,
ich lass das Gesiezte jetzt einfach mal.

Ich war von deinem Brief sehr überrascht. Wie geht es dir? Wirkt die Behandlung? Würdest du mir bitte mitteilen, welche Schmerzen du noch hast. Ich kann meine Behandlung nicht nur über die Diagnosen der Wärter entwickeln. Ich muss dich schließlich wieder auf die Beine bringen.

So nun zu dem Inhalt deines Briefes. Ich bin keine gute Fee. Wie kommst du auf diese Annahme? Niemand hat mich jemals als eine gute Fee bezeichnet. Die Meisten würden mir ein ausgeprägtes Helfersyndrom diagnostizieren oder auch, dass ich mich selber wichtigmachen möchte. Das Aussehen habe ich ebenfalls nicht. Wirklich niemand der mich kennt, würde mich eine Fee nennen. Ich bin einfach nur ein Mensch, dem die Gerechtigkeit am Herzen liegt. Was deine Frau angeht, ich mochte sie nicht, aber ich habe sie höflich behandelt. Ich finde es unter aller Sau, dass sie so an die Öffentlichkeit gegangen ist, nur weil du nicht mehr der Ideologie von Voldemort folgst. Ich hoffe zumindest, dass es nicht so ist. Ich belüge mich nur ungerne selber und ich weiß, was du unter ihm getan hast, aber trotzdem verliere ich nicht die Hoffnung, dass du dich ändern kannst.

Du wünschst dir den Kontakt zu mir zu halten? Ich möchte vorher eines klipp und klar klarstellen. Ich bin kein barmherziger Samariter, der sich anfahren und beleidigen lässt. Ich werde versuchen den Kontakt zu dir aufrecht zu erhalten, solange der Kontakt auf einer zivilisierten Ebene stattfindet. Eine Beleidigung und ich werde dieses Mal wirklich nie wieder Antworten. Ich habe im Krieg genügend über meine Herkunft gehört. Ich verrate dir eines. Ich bin stolz darauf eine Muggelgeborene zu sein. Dadurch habe ich viel gelernt und mitgenommen. Ich konnte nie verstehen, wie die Zauberer einem Menschen, wie Voldemort hinterherlaufen konnten, nachdem Hitler die Juden vergast hat. Kennst du die Geschichte von Hitler und dem dritten Reich, Lucius? Wenn nicht und es dich interessiert, erzähle ich es dir vielleicht irgendwann einmal.

Es ist keine Schwäche Angst zu empfinden. Angst macht uns vorsichtig. Sie lässt uns die Dinge gründlicher Abwegen. Die Angst beschützt uns, solange wir auf sie hören.

Du hast eine große Bitte an mich. Ich weiß nicht, ob ich sie erfüllen kann. Ich kann sagen, dass ich versuchen werde einen Weg zu finden, damit du deinen Enkelsohn sehen kannst. Doch finde ich nicht, dass er nach Azkaban kommen sollte. Das ist kein Ort an dem ein Kind sich aufhalten sollte. Ich möchte nicht, dass der Kleine Albträume bekommt. Er ist so ein süßes, lebensfrohes Kind, das möchte ich nicht überschatten. Ich hoffe, dass du das nachvollziehen kannst. Dich aus Azkaban herauszubekommen wird schwierig bis unmöglich sein. Ich werde dir nichts versprechen, was ich nicht halten kann. Ich werde sehen, ob es eine Möglichkeit gibt, aber ich verspreche dir nicht, dass ich es schaffen werde.

Bevor du deinen Enkel aber überhaupt sehen könntest, musst du Gesund werden. Deshalb brauche ich wirklich deine Antworten und Beschreibungen zu deinem Gesundheitszustand.

Ich habe mir die Box von Draco zukommen lassen. Doch sie steht ungeöffnet neben mir. Es gibt zwei Gründe, weshalb ich sie nicht öffnen kann. Den Bann habe ich als erstes gelöst. Es war nicht schwer. Meine Gründe sind eher Moralischer Natur. Ich finde es nicht richtig in ihren intimsten Gedanken herumzuwühlen. Du hast mir die Erlaubnis gegeben und mir verraten, wo die Box ist. Trotzdem fühlt es sich nicht richtig an. Verstehst du, was ich meine?

Mein zweiter Grund ist, dass ich Angst habe in die Kiste zu sehen und ihre Einträge zu lesen. Ich weiß nicht, was mich erwartete. Es könnten Dinge darinstehen, die ich auf keinen Fall wissen will. Es soll jetzt keine Anklage sein, aber du warst nun mal ein Todesser und das im inneren Kreis. Das bedeutet, dass du Dinge gesehen und getan hast, die ich mir nicht einmal in meinen schlimmsten Albträumen vorstellen könnte.

Der erste Punkt ist mir wichtiger, als der Zweite. Meine Angst kann ich überwinden, aber das Gefühl in deine Privatsphäre eingedrungen zu sein, dass finde ich schrecklich. Ich möchte ja auch nicht, dass jemand meine geheimsten Gedanken liest. Was soll ich nun tun, Lucius?

Bis bald.
Hermione

Noch einmal musterte sie die grüne Box. Dann faltete sie das Pergament, legte es ordentlich in einen Umschlag und ließ ihre Eule ins Zaubereigefängnis fliegen. Danach packte sie die Box sicher fort.

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Anmerkung der Autorin (Pueschi): Ich habe es jetzt auch geschafft ein neues Kapitel hochzuladen. Heute war ich aber wahnsinnig fertig und auch unterwegs, daher hat es etwas länger gedauert. Morgen wird voraussichtlich kein Kapitel kommen, da ich mit der Lesenacht völlig ausgelastet bin. Ich wollte es nur einmal Ankündigen, damit ihr nicht enttäuscht seid.


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