7. Tag

Ich öffne meine Augen und sehe wie die Sonne durch die Vorhänge scheint. Ich bin keine Jungfrau mehr, diese Nacht war Überwältigend. Ein leichtes Grinsen setzt sich auf meine Lippen. Ich drehe mich auf die andere Seite um Jonas zu wecken, aber er ist weg. Hat der sich jetzt echt aus dem staub gemacht? Ich gehe in mein Badezimmer aber da ist er auch nicht. Wutentbrannt stelle ich mich auf meinen Balkon und schaue in den Garten. Die frische Luft hilft mir, mich zu beruhigen. Ich gehe Duschen und ziehe mir schnell etwas an, da ich schon ein bisschen spät bin und Tobi jeden Moment vor meiner Haustür stehen müsste.
„Guten Morgen, du bist heute aber spät dran. Wie hast du geschlafen?", ruft Janine aus der Küche in den Flur. Ich gucke auf die Uhr in meinem Handy und räume mir noch ein, kurz mit Janine zu reden.
„Ganz gut. Ich hätte da mal so eine Frage.", setze ich mich auf den Stuhl, der am Küchentresen steht. Janine legt das Messer auf das Holzbrett und guckt mich Aufmerksam an, was mir Signalisieren soll das ich anfragen kann meine frage zu stellen.
„Was würde Dad eigentlich machen wenn jemand mein Geheimnis erfährt? Also nicht falsch verstehen ich bin so Vorsichtig, wie es mir möglich ist aber wenn es jemand erfahren würde, könnte es ja sein das diese Person, das Geheimnis weiter erzählt und dann stehen ja irgendwann Paparazzi's vor der Tür und...", Janine unterbricht mich.
„Hast du es denn jemandem erzählt?" fragt sie.
„Nein, nein ich frage nur aus Interesse."
„Ok, also dein Vater und ich haben uns dazu schon Gedanken gemacht und denken das es in diesem Fall das beste wäre, wenn du auf ein Internat kommst.", sagt Janine mit ernster stimme und nimmt wieder ihr Messer in die Hand. Ich nicke, bedanke mich bei ihr und gehe wieder in den Flur, ziehe meine Schuhe an, schwinge meinen Rucksack auf den Rücken und gehe nach draußen. Mist, ich dachte mein Dad würde mich wieder nach Amerika schicken aber ein Internat wäre ja die Hölle. Jonas darf bloß nichts erzählen, aber er hat ja gestern gesagt, das er mein Geheimnis für sich behält.

Das ist doch nicht sein ernst oder? Gestern Abend schläft er mit mir, haut ab und jetzt sitzt er Seelen ruhig in Tobi's Auto. der kann was erleben, Denke ich während ich auf Tobi's Auto zu gehe. Ich lasse mir meine Wut nicht anmerken. Und setze mich mit einem Übertrieben Lächeln auf den Beifahrersitz.
„Na Leute, wie habt ihr geschlafen?" lache ich Tobi und Sarah entgegen die mich etwas erschrocken, über diese Frage und meine übertriebene Freundlichkeit, angucken.
„Ähm, ganz gut und du Faye.", fragt mich Tobi und Startet den Motor.
„Wow das ist so aufmerksam das du Fragst. Ich habe schonmal besser geschlafen aber ich denke das war eine einmalige Sache und die nächsten Nächte, werden wieder besser.", antworte ich Tobi und gucke Jonas tief in seine wunderschönen Augen. Er guckt mich mit einen unschuldigen und gleichzeitig entschuldigenden Blick an, aber das zieht nicht. Ich muss stark bleiben, also drehe ich meinen Kopf wieder nach vorne und bin die ganze fahrt über passiv, aggressiv Glücklich.

„Wir sehen uns dann später.", rufe ich Tobi und Sarah entgegen und beschleunige meinen Schritt. Ich setze meine aufgesetzt Fassade ab und bin so Wütend wie noch nie. Jonas hat kein einziges Wort gesagt auf der Fahrt. Dieser Mensch kann mir gestohlen bleiben. Die Schule ist wie Ausgestorben, da wir immer schon so früh hier sind, damit die Band noch Proben kann und mich stört es nicht. Ich werfe mit voller Wucht meinen Rucksack, an die Tür vor meinem Klassenraum und setze mich daneben. Ich gucke durch die Gegend und lasse den Abend nochmal vor meinen Augen abspielen. Wie Jonas mich berührt, wie er mich Küsst, mich gegen die Wand drückt, meine Gefühle, dieses unendliche verlangen und die liebe die in mir auf ging. Habe ich vielleicht irgendwas Falsch gemacht oder hat er mich nur benutzt? Mein Kopf Raucht vor lauter fragen und Wut. Wenn ich irgendwas falsch gemacht habe, dann soll er mir das sagen und nicht einfach verschwinden und so tun, als wäre nichts passiert, denn es ist eindeutig etwas passiert. Wir haben miteinander Geschlafen!

Mit der Zeit kommen immer mehr Schüler und der Flur füllt sich. Ich gehe in die Klasse und setze mich auf meine Platz. Jonas ist noch nicht da aber der Unterricht beginnt auch erst in fünf Minuten, also hole ich schon mal meine Unterlagen aus dem Rucksack, Platziere sie und lege meinen Kopf auf den Tisch.
„Guten Morgen, heute fangen wir ein neues Thema an... Sexualkunde.", mein Kopf löst sich von der Tischplatte und ich sehe in Jonas Augen. "Wann hat der sich denn da hin gesetzt?", denke ich und verdrehe meine Augen nach vorne zu meiner Klassenlehrerin.
„Bitte schlagt euer Buch, auf Seite Siebenundvierzig auf. Wir fangen an mit dem Thema Verhüttung."
Shit. Mein Kopf dreht sich erschrocken zu Jonas, der mich etwas überfordert anguckt. Ich glaube mir wird schlecht, also renne ich, ohne etwas zu sagen aus der Klasse. Ich schließe mich in die nächste Kabine ein und setzte mich auf die geschlossene Toilette. Mein Kopf dreht sich. Was mache ich denn jetzt? Wie kann man denn nur das Verhütten vergessen, das lernt man doch schon in der fünften Klasse? Meine Atmung wird schneller und ich fange an zu weinen. Mein leben ist vorbei.

„Faye, bitte komm raus. Ich glaube wir sollten Reden.", höre ich eine tiefe stimme vor der Kabinentür, also drehe ich das schloss um und schmeiße Jonas sie Tür entgegen.
„Jetzt willst du reden? Jetzt wo alles zu spät ist und mein leben in tausend teile zerspringt?", schreie ich ihn wütend an: „ich möchte jetzt aber nicht mehr mit dir reden. Nicht nur, das du dich heute Nacht aus dem Staub gemacht hast, nein jetzt muss es mal wieder nur nach dir gehen und wie du dein Arsch retten kannst."
Jonas guckt mich erschrocken an aber ich konnte einfach nicht anders, als ihm mal gehörig die Meinung zu beichten. Ein bisschen tut er mir ja auch leid aber sein Verhalten ist einfach unerträglich. Ich stürme Wutentbrannt aus der Kabine und stelle mich an das Waschbecken um mir meine Tränen aus dem Gesicht zu wischen. Jonas packt mich am arm, wirbelt mich zu ihm und legt mein Gesicht in seine Hände. Einen Moment lang gucken wir uns nur tief in die Augen.
„Wenn du mich nicht verlassen darfst, verlasse ich dich auch nicht. Was ist unser Plan?", flüstert Jonas mir zu. Ich habe keine Ahnung was der Plan ist. Ich weiß nur das ich mit Siebzen Jahren noch kein Kind möchte und ich so schnell wie möglich einen Frauenarzt suchen muss.
„Ich sollte erstmal zu einem Frauenarzt gehen und besprechen was es für Möglichkeiten gibt.", sage ich Jonas, befreie mich aus seinem Griff und gehe zurück in den Klassenraum. Ein paar Minuten vergehen bis auch Jonas in den Raum kommt. Seine Hand blutet und er hat einen Roten Kopf. Ich gucke ihn besorgt an aber er schenkt mir keinen Blick.

Janine sitzt im Wohnzimmer und guckt sich eine Zeitschrift an.
„Kann ich mal mit dir reden?", frage ich Janine und sie zuckt zusammen. Das Sofa steht mit dem Rücken zum Flur und daher konnte Janine mich nicht kommen sehen.
„Ja klar Schätzchen, was gibt es denn? Hast du ein Problem?", legt Janine die Zeitung auf den Beistelltisch. Ich setze mich in den großen Sessel, der Neben dem Kamin steht.
„Ja, nein ich habe kein Problem. Ich wollte nur mal frage zu welchem Frauenarzt du gehst?", Mach ein paar weiteren Fragen gibt Janine mir den Namen und die Telefonnummer.
Ich gehe hoch in mein Zimmer und gucke auf die blaue Visitenkarte. Mein Puls schießt in die Höhe und mir wird schon wieder Schwindelig. Ich bin zu Jung für ein Kind, ich möchte erstmal meine Karriere voran bringen. Ich setze mich auf meinen kleinen Balkon und gucke auf das Meer. Ich schliße die Augen, Hole einmal tief Luft und wähle die Telefonnummer.
„Frauenarzt Praxis Schmidt, wie kann ich Ihnen Helfen?", meldet sich eine Stimme am Telefone.
„Ja, Hallo mein Name ist Faye Miller. Ich bräuchte dringend einen Termin bei Ihnen.", erzähle ich der netten Arzt Helferin. Sie möchte das ich ihr mein Problem schildere und das tue ich dann auch. Am ende des Gesprächs gibt sie mir ein Termin um Siebzen Uhr am selben Tag. Ich bin so erleichtert.

„Was machst du da?", höre ich Janines Stimme hinter mir, als ich mich umdrehe gucke ich in ein sehr entsetztes Gesicht. In der linken Hand halte ich eine Tüte Chips und in meiner rechten, ein Glas Marmelade.
„Essen?", gucke ich Janine fragend an.
„Ja das sehe ich. Hast du einen Termin bei meinem Frauenarzt bekommen?", fragt Janine etwas unsicher und geht an den Kühlschrank um das Abendessen vorzubereiten.
„Ja, ich muss gleich los. Der Termin ist um Siebzen Uhr und ich muss vorher noch Duschen.", sage ich mit dem Mund voller Chips.
„Oh, du hast so schnell einen Termin bekommen? Ist wirklich alles gut? Das letzte mal habe ich bei der Schwangerschaft mit Lena, so schnell einen Termin bekommen.", Janine fällt das Brett mit dem Messer runter und sie guckt mich entsetzt an: „Sag mir jetzt nicht das du Schwanger bist..."
„Ich hoffe nicht!", sage ich, ohne weiter über meine Antwort nachgedacht zu haben. Mein Mund war schneller als mein Gehirn und ich erschrecke mich selber über diese Aussage. Ohne Janine anzugucken lege ich die Chips Tüte auf den Tresen und laufe in mein Zimmer.

Eine Moment später klopft Janine gegen die Tür. Ich hole tief Luft und Rufe sie dann rein.
„Wie meintest du das grade? Ich hoffe das war ein Spaß, denn du bist erst 17 Jahre alt. Wer ist denn der Vater?", fragt mich Janine und setzt sich neben mich aufs Bett. Ich weiß gar nicht so recht, welche frage ich zuerst beantworten soll. Also versuche ich meine Gedanken beisammen zu halten und von vorne anzufangen.
„Ich wollte hier nicht auffallen und habe mich zurückgezogen aber da ist so ein Junge gewesen und der hat es mir irgendwie angetan. Ich weiß auch nicht was ich jetzt machen soll oder was das mit dem Jungen ist oder was ich für ihn fühle, aber ich hoffe ja das der Frauenarzt mir wenigstens bei dem größten Problem weiter helfen kann.", versuche ich zu erklären aber irgendwie gelinkt es mir nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe, denn Janine guckt mich mit einem großen Fragezeichen über dem Kopf an.
„Kenne ich diesen Jungen zufällig?", fragt sie mich schmunzelnd.
„Was spielt das denn jetzt für eine Rolle? Das größte Problem ist ja wohl das ich vielleicht Mutter werde.", frage ich panisch. Ich merke wie mir die Tränen in die Augen schießen.
„Beruhige dich, wir bekommen das schon hin und noch, steht ja gar nichts fest. Soll ich vielleicht später mit zum Frauenarzt kommen?", und meine Trauer wird durch Erleichterung ersetzt. Ich sage Janine das ich mich darüber freuen würde und gehe in mein Badezimmer um zu Duschen.

„Faye wir müssen los.", ruft Janine aus der Küche, ohne zu wissen das ich schon Startbereit im Flur stehe.
„Ich weiß, deswegen bin ich auch schon Fertig und gehe zum Auto.", man hört nur wie in der Küche plötzlich Panik ausbricht und Janine selber noch gar nicht fertig ist. ich muss lachen, mache die Haustür auf und renne gegen einen gut duftenden Mann.
„Oh wow, entschul...", mir bleibt das Wort im Hals stecken als ich in die, mir sehr bekannt vorkommenden, großen Blauen Augen gucke: „was willst du denn hier?", frage ich erschrocken.
„Ich wollte dich sehen. Können wir reden?", fragt Jonas mich, aber ich Schiebe ihn nur vom Haus  weg und sage ihm das ich keine zeit habe um mich zu unterhalten. Ich biete ihm an das er im Gästehaus warten kann und das wir später reden können.
„Faye kommst du?", ruft Janine über den Parkplatz. Ich steige in ihr auto und wir fahren los.

„Also sie nehmen heute diese Pille ein und sollten sie sich Erbrechen, müssen sie wieder zu mir kommen. Haben sie noch Fragen?"
„Nein danke, damit ist mein Problem gelöst.", versichere ich der Ärztin und stehe auf. Janine und ich gehen zum Auto und fahren wieder nachhause. Mir fällt ein das Jonas noch mit mir reden wollte und meine Laune sinkt in den Keller. Ich frage mich was er wohl von mir will, denn mit seiner Aktion von heute morgen, ist er auf mich echt nicht gut zu sprechen. Janine und ich gehen ins Haus und ich nehme die kleine Pille mit einem Schluck Wasser. Wir reden noch kurz und dann mache ich mich auf den weg ins Gästehaus.

„Faye, schön das du da bist. Tobi und Jonas finden den Song den ich geschrieben habe nicht gut aber ich habe mir wirklich mühe gegeben. Hier hör ihn dir an.", bleibe ich erschrocken in der Tür stehen und suche Jonas Augen. Sarah fängt an zu singen und ich setze mich auf den Stuhl der neben der Tür steht.
Während Sarah singt, gucken Jonas, Tobi und ich uns etwas fragend an. Sarah verlangt eine Antwort und ich versuche meine Meinung in nette Worte zu verpacken.
„Also wenn ich ehrlich bin, muss ich Tobi und Jonas zustimmen aber mit einer anderen Tonlage bekommt man das hin, denn der Text ist gut. Die Melodie klingt nur ein bisschen so, als würde ich einen Hosenanzug tragen und im Fahrstuhl zu meiner Arbeit im vierzehnten Stock fahren. Aber ich helfe dir dabei.", Tobi guckt mich dankbar an und Jonas lacht ein wenig über meinen Kommentar. Ich stehe auf und stelle mich auf die Bühne, nehme ein Bass und spiele los.
„Ich sage dir wenn du einsteigen kannst.", rufe ich Sarah zu und Tobi steigt mit dem Schlagzeug ein. Jetzt klingt es schon etwas rockiger und ich gebe Sarah das Zeichen für ihren einstieg. Nach einer weile schaue ich von meinem Bass auf und gucke Jonas an. Er guckt mich verführerisch an und mich würde interessieren was er grade denkt.
Nach dreißig Minuten haben wir einen perfekten Song komponiert und Sarah ist überglücklich. Ich liebe die Musik und immer wieder fällt mir auf wie sehr ich sie vermisse. Am liebsten hätte ich mit voller Kraft mitgesungen aber die Angst ist immer noch zu groß.
„Dankeschön Faye. Vielleicht hattet ihr recht. Vorher war der Song etwas langweilig und jetzt macht er richtig Spaß. Aber wenn du ihn gesungen hättest wäre er noch schöner gewesen." sagt Sarah und fällt mir um den Hals.

„Danke das ich mitmachen durfte aber ich werde jetzt hoch gehen. Ich bin wirklich müde und vermisse mein Bett. Bis Morgen.", und somit verlasse ich Fluchtartig den Raum. Fast schon Rennend komme ich in meinem Zimmer an und werfe die Tür hinter mir zu. Erschöpft schmeiße ich mich auf mein Bett und denke über den Tag nach, was mich darauf bringt meiner Oma zu schreiben. Also zücke ich mein Handy und schreibe ihr das alles gut ist und das ich mich auf sie freue. Ich kann ihr unmöglich die Wahrheit erzählen, da bekommt sie ja einen Herzinfarkt. Plötzlich bimmelt mein Handy auf und eine Nachricht erscheint auf meinem Display.

"Wir konnten jetzt nicht mehr reden, aber wenn du Zeit hast, kannst du runter kommen, ich schlafe heute wieder im Gästehaus."

Ich werfe mein Handy neben mich, aufs Bett und gehe ins Badezimmer um mich abzuschminken und Zähne zu putzen. Die Turbulenzen der letzten Tage haben mich Müde gemacht, also gehe ich schlafen und verschiebe die Konfrontation auf einen besseren Zeitpunkt.

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