2. Tag
Ich mache meinen Wecker aus und hoffe das ich ganz böse geträumt habe. Als ich die Augen auf mache merke ich das es leider nicht so war. Meine Mutter und mein altes Leben sind immer noch tot. Ich gucke auf mein Handy.
Hallo Liebes,
Ich hoffe das Verhältnis wird sich zu deinem Vater noch bessern. Janine hört sich sehr nett an... vielleicht kann sie, dir und deinem Vater, helfen. Bei mir ist nicht viel los, ich war gestern mit einer Freundin im Schwimmbad und...
Grandma gibt mir Kraft. Sie ist so stark, so wäre ich auch gerne aber wie soll ich das alles schaffen ohne meine Mutter. Ich versuche mich abzulenken und mache Musik an, um dann schwungvoll aus meinem Bett zu springen.
Also, Zähne geputzt, Gesicht gewaschen, geschminkt und Haare gekämmt. Jetzt fehlt nur noch etwas zum anziehen, da mir, unter diesen Umständen, zurzeit nicht so nach Farbe ist, ziehe ich einen grauen Nike Hoodie und eine schwarze Leggings an.
Ich gehe nochmal alles im Kopf durch und Entscheide mich dann mal nach unten zu gehen, um zu gucken ob überhaupt schon jemand wach ist.
„Ah, da ist sie ja. Wenn man vom Teufel spricht.", lacht meine Halbschwester mir ekelhaft entgegen. Ich beachte sie gar nicht und gehe an ihr vorbei zum Kühlschrank um mir ein Glas Wasser mit Zitrone einzuschenken.
„Wie hast du in der ersten Nacht bei uns hier geschlafen? Brauchst du irgendwas?", fragt Janine mich während sie eine Gurke schneidet.
„Nein danke, ich habe ganz gut geschlafen. Gibt es für heute Abend einen Dresscode oder soll ich eher ungezwungen erscheinen?"
„Hmm, also wir Frauen haben meistens ein Freizeit Kleid an und die Männer tragen ein Hemd aber das ich kein Gesetz, zieh einfach an was dir gefällt.", antwort Janine mir und kippt die kleinen Gurken in die Größe Schale.
„Okay, gibt es hier irgendwo eine Mall? Ich habe nix zum anziehen.", frage ich und habe keine Ahnung, was mir eigentlich gefällt. Als Helen durfte ich nie entscheiden was ich anziehe, dafür hatte ich Stylisten und privat trage ich hauptsächlich Hoodis und Leggings. Allerdings brauche ich sowieso ein paar Klamotte, alles was Freizeit tauglich ist, habe ich in Amerika gelassen weil ich mir eigentlich ein ruhiges Jahr in meinem Zimmer machen wollte. Konnte ich ja nicht ahnen das am zweiten Tag gleich die ganze Familie meiner Stiefmutter kommt.
„Klar, ich wollte auch noch ein paar Besorgungen machen, also wenn du Lust hast kannst du gerne mit kommen. Ich fahre in 10 Minuten los.", ich trinke mein Glas Wasser aus, sage dem Angebot zu und gehe schnell nach oben.
Portmonee, Schminke und mein Handy. Mehr brauche ich nicht und gehe,mit meiner Handtasche nach unten, wo Janine schon auf mich wartet.
„Macht es dir was aus wenn Lena mit kommt. Wir setzen sie auf dem Weg in einem Café ab?", ich nicke nur und zucke mit den Schultern, was signalisieren soll das es mir egal ist. Ich gehe schon mal vor, in die Garage und setze mich ins Auto. Nach 10 Minuten kommen auch endlich Janine und Lena. Wir fahren los und ich schaue mir die Häuser an, nach weiteren 10 Minuten sind wir am Café.
„Wollen wir noch mit rein gehen und uns einen Kaffee kaufen bevor wir shoppen gehen, Faye?"
„NEIN, ich will nicht mit ihr gesehen werden, was soll ich meinen Freunden sagen? Die denken doch wir sind so eine kaputte Familie wie aus dem Fernsehen.", schreit Lena rum.
„So habe ich dich aber nicht erzogen, Lena. Faye ist deine Schwester und das musst du langsam akzeptieren. Wir gehen da jetzt rein und holen uns ein Kaffee.", kontert Janine und steigt aus dem Wagen.
„Halbschwester...", höre ich Lena leise Fluchen bevor sie auch aus dem Auto steigt. Ich atme kurz, tief durch und verlasse dann auch das Auto.
„Zwei Chai Latte zum mitnehmen bitte...", höre ich Janine, unseren Kaffee bestellen, während ich mich ein wenig umschaue.
„Hey Tante Janine, was machst du denn hier? Ich dachte wir sehen uns erst heute Abend.", kommt auf einmal ein gut aussehender Junge auf uns zu. Er hat blondes Haar und eine Gitarre in der Hand.
„Oh Tobi, ja wir sehen uns erst heute Abend, um 17 Uhr, nicht vergessen. Darf ich vorstellen, das ist Faye, ich habe schon von ihr erzählt.", sein Blick trifft auf meinen, er hat blaue Augen die mich eindringend Fixieren. Er streckt langsam die Hand nach mir aus.
„Hey ich bin Tobi.", sagt er langsam und stotternd. Ich muss etwas lachen, süß ist das schon irgendwie. Ich nicke im nur entgegen und lasse seine Hand, nach der Begrüßung, wieder los. Er ist etwas rot geworden als er wieder zu Janine schaut.
„Ich gehe wieder zu den anderen. Wir müssen für heute Abend noch etwas proben.", Tobi deutet auf eine Gruppe die ganz hinten, in einer Ecke, von dem Café sitzt.
Ich sehe ihn.
Er sieht mich.
Ein Blitz schießt durch meinen Körper.
Angst, Trauer, Liebe, Wut.
Was ist das?
„Faye? Alles gut bei dir? Faye?", mein Kopf dreht sich zu Janine's stimme aber meine Augen brauchen ihre Zeit sich das Gesicht einzuprägen. Ich habe es geschafft, ich gucke Janine an. Sie gibt mir meinen Kaffee und wir gehen in Richtung Ausgang.
„Was war los? Geht es dir gut? Du bist so blass."
„Ja ich glaube mir geht es gut, danke für den Chai Latte.", lächel ich Janine entgegen.
„Hast du schon eine Idee was du kaufen möchtest? Ich weiß tatsächlich nicht so richtig ob du in dem Einkaufszentrum fündig wirst. Wenn ich mir die Bilder aus der Presse angucke.", sagt Janine. Ich zucke zusammen und schwinge mein Kopf ruckartig in ihre Richtung. Weiß sie davon? Warum nicht? Mein Vater weiß es ja schließlich auch. Sie ist seine Frau.
,,Was? Was meinst du?"
„Naja dein Leben in Amerika... Helen Hill und deine Stimme. Du hast immer so schöne Kleider getragen auf der Bühne und auf dem Roten Teppich, damit können die Läden, in dem Einkaufszentrum nicht mithalten.", sie startet das Auto und fährt los.
„Ich denke das sollte kein Problem sein, die meisten Kleider habe ich ja nicht selber ausgesucht.", und mache mir ein bisschen Gedanken darüber ob ich überhaupt einen eigenen Geschmack habe, aber das sage ich natürlich nicht und lasse mich lieber überraschen.
„Weiß Lena von meinem Früheren leben?", frage ich einen Moment später.
„Oh Gott Nein, ich liebe meine Tochter aber sie braucht sehr viel Aufmerksamkeit. Ich könnte nicht garantieren das sie es, nicht erzählen würde. Nur dein Vater und ich wissen davon.", ich schmunzle nur und das Thema ist vom Tisch.
Nach 2 Stunden sind wir auf dem Heimweg. Es ist grade mal zwölf Uhr als wir in die Größe Haus Einfahrt einbiegen.
„Dankeschön, ich hätte nicht gewusst was ich nehmen sollte wenn du nicht dabei gewesen wärst.", sage ich und steige aus...ich gehe durch die Größe Eingangstür.
„Dafür nicht, mir hat es ja Spaß gemacht," antwortet Janine und stellt die großen Einkaufstüten auf die Küchentheke, „wir können das gerne wiederholen."
Ich sage ihr das wir das gerne machen können, da mir noch ein paar Sachen fehlen, dann gehe ich in mein Zimmer und beschäftige mich intensiv mit meinem Handy. So intensiv, das ich nicht mitbekomme wie schnell die Zeit vergangen ist. Sechzehn Uhr schon, ich muss mich beeilen. Ich stehe schnell auf, mache mir Musik an und fange an mich zu schminken. Dann kommen die Haare dran und danach ziehe ich das, wer hätte es gedacht, schwarze Kleid an, es ist Knie lang und hat einen herzförmigen Ausschnitt. Für eine Gartenparty vielleicht etwas daneben, aber schwarz ist nun mal die einzige Farbe, die mir gefällt, auch wenn es keine Farbe ist. Noch ein bisschen Schmuck umlegen, einen prüfenden blick in den Spiegel und ich bin fertig.
Als ich nach unten komme, sind die Vorbereitungen für das Fest schon im Endspurt.
„Wow, du siehst aber schön aus Faye.", guckt Janine mich an, während sie den Salat durch mischt.
„Dankeschön, kann ich dir vielleicht helfen?", frage ich.
„Ja klar, dein Vater muss noch arbeiten und kommt nicht aus seinem Arbeitszimmer raus und Lena versteckt sich auch noch in ihrem Zimmer, also kannst du alles was auf der Kochinsel steht nach draußen bringen und auf den großen Tisch, neben den Grill stellen.", sagt Janine etwas hektisch. Bevor sie noch kollabiert fange ich an, auf meinen halbhohen Schuhen, die ganzen Leckereien nach draußen zu bringen.
Plötzlich steht er vor mir.
Ich sehe ihn.
Er sieht mich.
Ein Blitz schießt durch meinen Körper.
Angst, Trauer, Liebe, Wut.
Was ist das?
Er steht direkt vor mir. Wir schauen uns an. Was machen wir jetzt? Warum sagt er nichts?
„Ich muss durch.", also mache ich Platz. Er verdreht die Augen und geht an mir vorbei. Meine Beine wackeln, aber ich schaffe es noch zu dem Tisch neben dem Grill. Drei mal tief durchatmen.
„Hey, kannst du mir mal die Zettel abnehmen?", höre ich eine verzweifelte Frage hinter mir. Ich drehe mich um und muss etwas lachen.
„Ja klar.", und nehme Tobi die Zettel von den Armen.
„Er ist sonst nicht so. Er hatte einfach nur ein scheiß Jahr.", geht Tobi an mir vorbei und stellt die Instrumente ab,
„Ich mache mir echt Sorgen um ihn."
„Dann muss man sich trotzdem nicht so benehmen...er ist ja schließlich nicht der einzige mit Problemen.", fluche ich so vor mich hin bis ich den eindringenden Blick von Tobi bemerke. Ich spüre wie ich wütend werde, die Trauer die mich zerreißt, ich schlucke.
„Entschuldigst du mich eben?", frage ich Tobi ohne seine Antwort abzuwarten. Ich laufe ins Haus, nach oben und in mein Zimmer. Ich wollte ein Jahr ohne persönlichen Kontakt. Ohne Freundlichkeiten und... scheiße... ich weine. Ich will weg von hier, ich will auf eine verlassene Insel, auf der mich keiner sieht und alle mich in Ruhe lassen. Ich möchte nur mit einem Menschen reden und das ist meine Mom. Ich fühle mich so verloren.
*rums*
Ich schrecke hoch und plötzlich bin ich wieder ganz klar im Kopf. Das kam aus meinem Badezimmer. Ich schnappe mir den nächstmöglichen Gegenstand, der auch nur ansatzweise zur Selbstverteidigung durch geht. Mit meiner Haarbürste bewaffnet gehe ich langsam auf die geschlossene Tür zu. Mein Puls schießt in die Höhe, noch ein poltern und ich trete ein Stück zurück. Die Tür schießt auf und ich werde umgerannt.
„EY, was zur Hölle!", höre ich und falle zu Boden, die Haarbürste immer noch fest in meiner Hand. Es dauert eine Sekunde bis ich wieder zu mir komme. Meiner Augen öffnen sich...
Trauer.
Es ist eindeutige Trauer.
Tränen aus Ozean klarem Wasser.
Aber was ist da noch?
Ein paar Sekunden liegen wir einfach nur so da. Seine Augen sind Blau, wie der Himmel und plötzlich werden sie enger. Ruckartig springt der Unbekannte auf und fängt an zu sprechen: „Was willst du hier? Wer bist du überhaupt und warum stehst du nur im Weg rum?", und ich weiß plötzlich wieder wer ich bin, stehe mit einem Ruck auf und werde langsam wütend.
„Pass mal auf wie du mit mir redest, schließlich bist DU bei MIR im Zimmer. Haben dir deine Eltern keine Manieren beigebracht? Wenn du wissen möchtest wer ich bin, dann frag mich Höflich. Du darfst jetzt aus MEINEM Zimmer Verschwinden.", entgegne ich ihm in einem, immer noch, recht ruhigem Tonfall. Er kommt einen Schritt näher... und dann noch einen: „Was machst du wenn ich nicht verschwinde?"
Plötzlich steht er so dicht vor mir, das ich meinen Kopf, ein wenig, in den Nacken legen muss, ich kann ihn riechen, ich möchte diesen Geruch für immer um mich haben. Das Atmen fällt mir schwer, meine Beine werden wackelig. Ich gehe ein paar Schritte zurück, ohne den Blick von ihm abzuwenden, aber er kommt mir hinterher. Ich treffe auf etwas hartes, es ist die Wand, es gibt kein Weg weiter und er kommt immer näher. Seine Arme stemmen sich rechts und links, neben mir, an die wand.
„Was willst du jetzt machen Prinzessin? Willst du mich mit deiner Haarbürste erschlagen?", haucht er mir entgegen und beugt sich runter, Sodas wir auf einer Höhe sind. Wir gucken uns so tief in die Augen, das ich das Gefühl habe seinen Kern zu sehen und der ist Traurig, so traurig das ich ihn am liebsten in den Arm nehmen würde.
„Ähm, Entschuldigung? Störe ich?", wir lösen unseren Blick und ich schnelle meinen Blick Richtung Tür, stelle mich aufrecht hin und versuche nicht umzukippen. Vor uns steht Tobi, der uns etwas verwirrt anguckt.
„Jonas, du sollst Sarah beim aufbauen helfen und deine eigenartige kleine Freundin sucht dich auch schon die ganze Zeit.", erzählt er etwas zögernd und Jonas, wie der unbekannt scheinbar heißt, rennt an Tobi vorbei.
„Kann ich dir helfen? Du siehst verheult aus.", kommt Tobi auf mich zu: „Hat Jonas dir was angetan? Ich kann ihn zur Zeit nicht richtig einschätzen..."
„Nein, er war in meinem Badezimmer und hat mich nur etwas erschrocken. Vielleicht kann er ja beim nächsten mal das Gäste Badezimmer benutzen.", sage ich mit einen kleinen Lachen auf den Lippen. Tobi lacht und geht mit einem Nicken aus meinem Zimmer, zurück bleibe ich und lasse mich schlagartig auf mein Bett fallen. Ich spüre meine Beine nicht mehr. Mein ganzer Körper rebelliert und ich habe das Gefühl das die Zeit stehen geblieben ist. Ich liege ungefähr Zen Minuten einfach so rum bis ich es schaffe zu meinem Fenster zu gehen und in den Garten zu gucken. Es sind schon einige Menschen auf der größten Wiese... sie sprechen, lachen und amüsieren sich. Am ende des Gartens stehen einige Bäume und davor die Bühne, auf der später die Band von Tobi Auftritt. Neben der Bühne steht ein kleines Haus, was ich erst jetzt sehe. Meine Augen schließen sich und ich lasse mich wieder auf mein Bett fallen.
„Faye, ist alles in Ordnung bei dir? Ich suche dich schon die ganze Zeit. Meine Familie würde dich gerne mal kennen lernen.", höre ich durch die halb geschlossene Tür, Janine reden.
„Ja ich komme, einen Moment noch.", stehe ich auf und gehe in mein Badezimmer. Ich sehe aus wie ein Panda, also wische ich mir die schwarzen Ränder und die verschmierte Schminke aus dem Gesicht, richte mein Kleid. Ich gehe aus der Tür, wo Janine schon auf mich wartet.
„Mom, das ist Faye, die Tochter von Michael.", stellt Janine mich vor.
„Freut mich sie kennen zu lernen.", füge ich hinzu und gebe der freundlich aussehenden Frau meine Hand. Ich spreche in der kurzen Zeit noch mit sechs anderen Personen die Janine mir vorstellt, bis das Essen für eröffnet erklärt wird. Da ich keinen Hunger habe, gehe ich nach hinten, zur Bühne und von dort aus gehe ich nach rechts und erkunde von außen das Haus, was ich von meinem Zimmer aus gesehen habe. Ich gehe zur weißen Holz Tür und mache sie auf.
„Hey Faye, da bist du ja, ich habe mich schon gefragt wann du uns einen Besuch abstattest.", vor mir sitzen Tobi und ein Mädchen was etwas auf dem Keyboard spielt.
„Was ist das für ein Haus?", frage ich, gehe ein paar Schritte weiter und gucke mich um.
„Ähm, wohnst du hier nicht? Das ist euer Gästehaus, wir lagern unsere Instrumente hier und manchmal schlafen wir hier auch.", Tobi zeigt auf das Mädchen und auf die Tür auf der anderen Seite. Ich schaue mich weiter um und setze mich dann zu Tobi auf das bunte Sofa. Das Mädchen setzt ihre Kopfhörer ab und schaut mich an, sie fängt an zu lächeln und fragt wer ich bin. Ich stelle mich kurz vor und dann wird plötzlich die Tür aufgerissen und ein weiteres Mädchen stürmt an uns vorbei nach draußen.
„Das war Lyla, die Freundin von Jonas... oder auch nicht?! Egal, ich bin jedenfalls Sarah und freue mich dich kennen zu lernen, ich brauche dringend nette, weibliche Gesellschaft."
„Ach du hast doch nur keine weiblichen Freunde weil du dich ständig in sie verliebst.", kommt Jonas mit einer Flasche in der Hand, aus der Tür.
„Das ist überhaupt nicht wahr.", verdreht Sarah die Augen und guckt mich wieder an: „Kannst du singen oder kennst du ein Mädchen das es kann? Wir suchen noch eine weibliche Sängerin."
„Lass Faye doch erstmal deine Persönlichkeit verarbeiten bevor du sie so überfällst.", greift Tobi ein und steht auf: „Wenn ihr jetzt alle da seid, können wir ja Proben."
Ein Glück ist Tobi da, er rettet mich heute ganz schön oft aus Situationen in denen ich gar nicht sein will. Wenn ich ehrlich bin, hätte ich schon Lust mal wieder zu singen, aber ich kann es nicht riskieren dies vor anderen zu tun und meine Identität zu verraten. Aber vielleicht kann ich mich morgen, im Morgengrauen, aus dem Haus schleichen und mich an ein neues Lied setzen. Ich kann schließlich nicht, nach einem Jahr Pause, ohne einen neuen Hit auftauchen.
Ich setze mich neben Janine und ein paar Sekunden später fängt die Band schon an zu spielen. Sie klingen echt gut aber Sarah hatte recht, es fehlt eine weibliche Stimme. Tobi spielt Schlagzeug, Jonas spielt Bass und singt. Ich merke wie mein Bein mit schaukelt.
„Vermisst du es?", flüstert Janine mir zu: „Du kannst jeder Zeit in das Gästehaus, der Schlüssel liegt unter der Fußmatte." Sie lächelt mich an und guckt dann wieder zur Bühne.
Ich helfe der Band noch schnell die Instrumente und die Bühne abzubauen und setze mich noch einen Moment dazu.
„Faye möchtest du auch eins?", hält Tobi mir ein Bier entgegen, und ich bin etwas verwirrt.
„Aber das ist doch gar nicht erlaubt." , entgegne ich ihm und merke wie mich die Runde fragend anguckt.
„In Deutschland ist Bier schon ab sechzehn Jahren erlaubt.", erzählt mir Tobi und ich nehme das Bier, ohne etwas zu sagen, entgegen.
„Wo kommst du denn her?"
„Ich komme aus Amerika.", antworte ich auf die Frage von Sarah. Plötzlich wird sie ganz aufgeregt und kommt tanzend auf mich zu, bevor ich überhaupt realisiert habe was grade für ein Lied läuft. Es ist "Love me" von Helen Hill. Es ist von mir. Ich bekomme ein kribbeln im Bauch als ich merke wie alle anfangen mit zu singen. Meine Gedanken kreisen um die Konzerthallen die ich mit diesem Lied schon gefüllt habe, wie ich den Song geschrieben und die Choreografie geplant habe. Ich fange an das Bier runter zu würgen, vielleicht spüre ich dann den Schmerz nicht mehr in mir.
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