Kapitel 1: Das Feuer [Abgeschlossen]

Stille herrschte im Lager des Abendclans und die Dunkelheit lag wie ein schwarzes Herbstblatt über dem Nadelwald, in dessen Mitte unter vielen Wurzeln und Felsen die Schlafhöhlen der Clankatzen war.
Eine kühle Brise ließ die Blätter rascheln und trug die ersten Herbstblätter hinfort. Spitzte man die Ohren, konnte man das gleichmäßige Atmen der Katzen vernehmen, welche eng aneinander gekuschelt in ihren Höhlen schliefen und die Kälte mit ihren Winterfellen daran hinderten, sie zu erreichen.
Nur ein einziger Blick schweifte über das Lager und fand keine Ruhe. Mond, die Heilertatze des Abendclans saß vor seinem Bau und sah hinauf in das Silbervlies, in der Hoffnung, eine weitere Botschaft des Sternenclans zu erhalten.
Doch dieser hüllte sich in Schweigen und die Sterne funkelten nur kühl und undeutbar und ließen Monds Augen leuchten.
Der Wind zog an seinem Pelz und der Schleier der herbstlichen Kälte hüllte ihn ein, doch der Kater blieb regungslos sitzen und widmete seine gesamte Aufmerksamkeit dem Silbervlies.
Nach einigen Flügelschlägen, änderte die leichte Brise plötzlich ihre Richtung und trug Mond einen eigenartigen Geruch an die Nase.
Verwirrt zog der Kater die Luft ein und sprang anschließend so aprubt auf, sodass Blätter und Staub in alle Richtungen stoben.
Geschockt richtete er den Blick auf die andere Seite des Lagers und beobachtete entsetzt die hell leuchtenden Baumwipfel.
»FEUER!!«,rief er so laut er konnte und rannte aufgebracht durchs Lager. Die Clanmitglieder krochen ratlos aus ihren Höhlen und die Müdigkeit verlangsamte ihre Bewegungen und Reaktionen.
Mond trommelte sie so schnell er konnte zusammen und befahl ihnen, das Lager auf den schnellsten Wege zu verlassen, doch voller Entsetzen stellte er fest, dass die Flammen bereits den Lagereingang erreicht hatten und sich hungrig durch diesen fraßen.
»Rückzug, benutzt den Ausgang auf der gegenüberliegenden Seite!«,ermahnte er die Katzen und rannte zum besagten Tunnel los.
Das letzte, was er hörte, war ein dumpfes Poltern, gefolgt von dem starken Asche- und Rauchgeruch.
Ihm wurde kurz schwarz vor den Augen.
Als er sich schließlich wieder aufrappelte, lechzten die Flammen bereits an seinem Pelz, welcher rußverschmiert war. Eilig wich er zurück und betrachtete stumm vor Entsetzen den brennenden Baumstamm, welcher seine Clangefährten auf der anderen Seite einschloss und es ihnen unmöglich machte, den Flammen noch zu entkommen.
»Mond?«
Die piepsige Stimme eines kleinen, weißen Jungen ließ ihn herum fahren und er blickte zu Tropfenjunges, welches im Maul seiner Mutter baumelte, deren Augen vor Schreck geweitet waren.
»Was sollen wir tun?«,hauchte Eisblüte leise und weckte in Mond trotz der schrecklichen Lage wieder Hoffnung - die Königinnen und die Jungen waren noch am Leben, sie konnten noch gerettet werden!
»Rennt schnell zum zweiten Ausgang!«,rief Mond laut, um das Feuer und die erstickten Schreie zu übertönen.
»Finsternis, führe sie hier heraus!«,wies er seine Schülerin an, welche nun auch aus ihrer Höhle stolperte.
Nervös bewachte er die Königinnen und die Jungen, welche nacheinander aus ihrer Höhle kamen.
Waren sie alle vollzählig? Fehlte noch jemand?
Er konnte es nicht sagen...

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