Die Räuber der Apfelbäume

Es gab einst einen Mann, der sein ganzes Leben lang darüber nachdachte, ob er zufrieden sein kann, wenn sein Glück auf dem Unglück der anderen beruhen würde. Und während er viel über das Glück nachdachte, war ein großer Verehrer des Herrn Ribbeck von Ribbeck geworden. Weil sein Vorbild einen Birnenbaum in seinen Garten gepflanzt hatte, dafür reichlich belohnt wurde und seine Gesellschaft, die Kinder, Frauen und Männer, die um in herum lebten, damit glücklich machen konnte, kam der Mann in Versuchung, ebenfalls zwar keinen Birnen- dafür aber einen Apfelbaum zu pflanzen. Wie er es tat, so taten es ihm viele andere gleich. Schließlich hatten alle Bewohner der Stadt, die einen großen, eisernen Turm zierte, einen prächtigen Apfelbaum im Garten zu stehen. Und es vergingen nur wenige Jahre, da ragte hinter jedem noch so kleinen Haus ein großer, imposanter Apfelbaum hervor. Allerdings war es der Apfelbaum vom Manne gewesen, der die größten, prächtigsten und meisten Äpfel jeden Sommer an seinen Bäumen trug. Der Mann mochte seine Äpfel und die Freuden, die er anderen damit schenken durfte. Immer wieder verschenkte er einen Apfel andere, von denen er dachte, dass sie es wert gewesen wären. Dann bedankten sie sich und aßen ihn Dann liefen sie wieder vorbei und kamen keinen einzigen Tag zurück. Immer, wenn dies passierte, verkroch sich der Mann in seine Stube und weinte bitterliche Tränen. Jedesmal hatte er sich erhofft, dass seine Äpfel, von denen er jedes Jahr eine reichliche Menge hatte, jemanden überreden würde, in sein Haus zu gehen. Aber kein einziges Mal hatte einer die Zeit, Kraft und Lust, den Mann mit seinen Ideen, seinem Leben und seine, prächtigen Apfelbaum näher kennenzulernen. Zu sehr fürchtete man sich vor dem, was sich im Haus befinden würde. Mit Sicherheit, so dachten es die meisten, die hinter seinem Rücken über ihn tuschelten, gäbe es in seinem Hause viel zu viel zu entdecken, unzählige Erzählungen würde er ihnen auftischen, bei denen sie gar nicht in der Lage waren, diese zu verspeisen. Aber anstatt ihn tatsächlich zu besuchen, reden sie über ihn, aßen seine Äpfel, schwärmten von seinem Apfelbaum und ließen ihn leben, wie er geboren worden war: alleine und in Gedanken daran, ein Herr Ribbeck von Ribbeck zu werden. In seiner Verzweiflung, und diese war wirklich nciht selten abhanden, fragte sich der Mann, der sich seinem Schicksal nicht bewusst gewesen war, ob es nicht bei den anderen, die ebenfalls ihren Apfelbaum im Garten hatten, auch so gewesen war. Um seiner Traurigkeit zu entfliehen, ging er nach draußen in der Hoffnung, dass er nicht der einzige gewesen war, dessen Äpfel man nahm, herzlich von ihnen abbiss und schließlich weiterging. Während er über die Straße spazierte, an einem Lädchen vorbeiging und die Schlagzeile des Tages sah, dass die Bodenschätze des Landes weiterhin expandiert werden würden, sah die Maler am Turm den Rost übermalen, war er frohen Mutes gewesen, die Antwort zu finden, die er sich erträumte. Doch als er die Häuser sah, die klein und schief gewesen waren, von denen der Putz bereits abbröckelte, vernahm er, dass die Menschen, die von seinen Äpfeln immer herzlich abbissen, bei den anderen in das Hause traten und hinter zugezogenen Gardinen herzlich lachten, ihre Äpfel aßen und einander in Geselligkeit lebten. Viel schlimmer wurde nun die traurigkeit des Mannes und er rannte nach Hause, verschloss alle Türen, die offen gestanden hatten und weinte bitterlich. Er weinte den ganzen Tag, er weinte auch den darauffolgenden Tag, ja, er weinte auch den Tag danach, einen weiteren, die ganze Woche lang. Sieben lange Tage ging er nicht aus seinem Haus, blieb im Bette liegen, verschloss sämtliche Türen und wenn er sich aufraffte und gespannt darauf war, ob es Menschen gebe, die sich um ihn sorgten und vor seinem Zauntore standen, rätselten und fragten, wo er sei, so fand er doch niemanden, als er von seinem Fenster hinab sah. Die Leute liefen vorbei. Sobald er es sah, verkroch er sich wieder ins Bett. » Was ist nur die Lösung meines Schmerzes? «, fragte er sich. Er wollte niemanden mehr sehen, keine Sonne, vor allem keine grauen Wolken, kein Herbstblatt, keinen Schneesturm und auch keine Knopsen, die schlussendlich wieder an seinem Apfelbaum prangten. Es verging eine lange Zeit, in der er sich von seinen eigenen Äpfeln ernährte, denn er hatte kein Verständnis mehr dafür gehabt, sie jemand anderem zu geben, bis er wieder aus dem Hause trat. Er war nun ganz verkümmert gewesen. Er war dünn und abgemagert, seine Haut war schlaff, die Augenhöhlen zeichneten schwarze Halbkreise, die Haut war geworden. Doch als die Sonne wieder schien und die ersten Äpfel an seinem prächtigen Apfelbaum hingen, da war es der Mann, der wieder lächeln konnte. Er öffnete seine Türen, er entstaubte die Wohnung, er harkte Garten, er lebte, wie er leben wollte und er war glücklich, dass er wieder in seinem Garten stehen konnte. Er backte sich Apfelkuchen, machte sich Apfelmus, aß gebratenen und kandierten Apfel. Er vereinsamte, aber er glücklich gewesen.

Eines Nachts wurde der Mann von lauten Geräuschen in seinem Garten geweckt. Drei Diebe, deren Gesichter er nur zu gut kannte, konnte er im Lichte erspähen, dass von seinem Fenster von oben auf den Apfelbaum leuchtete. Die Diebe, erschrocken, sahen ihn an, nahmen sich ihre Beute und verschwanden. Das brachte das Fass zum Überlaufen. » Erst nehmen sie sich meine Äpfel und kommen nicht rein und jetzt, wo ich verstanden habe, was sie für Menschen sind, da nehmen sie sich meine Äpfel ungefragt. « Wütend stampfte er auf den Boden und knirschte seine Zähne. Seine müden Augen spannte sich an, er ballte die Faust und durchlebte den ganzen Schmerz, den er schon einmal erleben musste, in Sekunden an Bruchteilen erneut. » Gleich morgen werde ich den Diebstahl anzeigen «, schwor er sich. Und es war am nächsten Tag gewesen, als ihn das Licht der Sonne wieder weckte, da ging er frohen Mutes wieder am Lädchen vorbei, erblickte die Schlagzeile des Tages, dass man darüber nachdenke, ob die expansion der Luxusgüter ins Ausland wirklich so produktiv sein würde, blickte zu den Malern am Turm, die beinahe fertig gewesen waren, pfiff, blcikte verstohlen zu den kleinen und krummen Häusern, lächelte einmal bitter und war schon in der Zentrale der Gendarmerie. Dort angekommen, berichtete er von der Dreistigkeit, die ihm widerfahren war: Der Raub seiner Äpfel dürfe nicht ungesühnt bleiben! Er holte aus und sagte, wie gut es gewesen war, dass es eine Regulation gegeben hatte, die alle Leute bestrafte, die sich nicht an gültige Gesetze, Normen und Moral gehalten hatten, er hatte es ja selbst erlebt. Er sprach einen Toast auf die Legislative, die die Gesetze verabschiedete und auf die Judikative und Exekutive, die alles daran setzten, die Vorgaben, an die sich ein jeder halten musste und von denen jeder wusste, was ihm passieren würde, wenn er sich dem widersetzte, umzusetzen. So stand vor den Gendarmen in vollster Zufriedenheit, dass diejenigen, die sich eines Verbrechens schuldig gemacht hatten, nun auch bestraft werden würden. Daraufhin lachten die Gendarmen und sagten: » Wie sollen wir denn das nachverfolgen? Selbst wenn wir zu den Beschuldigten in ihr krummes und kleines Haus gehen würden, wir hätten doch keine Beweise! Kennzeichnen Sie Ihre Äpfel und dann sehen wir weiter. « Auf den Einwand, dass man seinem Apfelbaum einen besonderen Schutz geben würde, lachten sie erneut. Auf die Aussage, dass es alles ist, was der Mann noch hatte, wanken sie ab und verwiesen auf die Kennzeichnung seiner Äpfel. Erneut erzürnt, aber den Einwand der Gendarmen nachvollziehend, ging der Mann nach Hause und ritzte in alle Äpfel, die noch prächtig am Baume hingen, sein Siegel. Er lachte, als er verstand, dass die Äpfel auf ewig an ihn gebunden waren. Dann legte er seine Hände zufrieden in die Hüfte, ging in sein Heim, denn es war schon wieder spät, und legte sich schlafen.

Kurz nachdem er die Augen zugemacht hatte, wurde er erneut von grässlichem Lärm geweckt. Wieder schaltete er das Licht an, wieder traf das Licht den Baum, wieder sahen die, ihm bekannten, Räuber in sein wütendes Gesicht und wieder ballte der Mann zähneknirschend seine Hände. Als er sich jedoch ins Fäustchen lachte, dass die Räuber nun wegen ihrer stumpfen Arroganz ihr eigenes Unglück beschert hatten, er am nächsten Tage in die Gendarmerie gehen würde und die betreffenden Leute anzeigen würde, da aßen die Räuber vor seinen Augen alle Äpfel, die sie wieder einmal gestohlen hatten, auf, lachten und rannten davon. In diesem Moment zersprang die Glühbirne in seinem Schlafzimmer. Bewusst, dass er nun nicht mehr zur Gendarmerie gehen müsste, legte er sich mit einem perfiden Plan ins Bett und schlief selig ein. Am nächsten Tage stand er mit einem Lächeln auf, grüßte die Sonne, ging hinaus auf die Straße und erblickte die Schlagzeile des Tages: » Der Export der Bodenschätze wird gestoppt! « Danach blickte er zum Turm, an dessen Fundament die Maler erneut zu malen begannen und ging in die drei Vorgärten von den Räubern, um dort alle Äpfel von ihren Bäumen zu nehmen, die sie ihm entwendet hatten. » Mir wäre es nicht wert, solchen Leuten auch noch diese Aufmerksamkeit zu geben. «, sagte dann einer, der das Tun des Mannes beäugt hatte und ebenfalls ein Opfer der Räuber der Apfelbäume gewesen war. Alle Apfelbäume waren kahl gewesen, als sich der Mann mit seinem gefüllten Korb triumphierend auf der Straße platzierte. Einen nach den anderen verspeiste er vor den Augen der Leute, die vorbeiliefen und ihn wieder für verrückt erklärten. » Wenn ich es nicht tu, dann tut es kein anderer. Es war die einzige Möglichkeit, die ich hatte «, sagte er dann laut und die Leute verzogen ihre Gesichter, stoppten, betrachteten ihn und spotteten. » Wenn ich nicht zeige, dass es falsch ist, dann könnten alle anderen hier die nächsten sein «. Er aß weiter. Als er den letzten aufgegessen hatte und die drei Räuber, die vom ganzen Land geachtet gewesen waren, vor ihm erschienen, die Sonne den Mann mit dem leeren Weidenkorb beleuchtete, da lächelte er in ihre Angesichter. » Waren das jetzt alle unsere Äpfel? «, fragten sie erschrocken. » Richtig, das alles waren eure Äpfel. Kein einziger hängt mehr an eurem Baum. « » Und wovon sollen wir uns dann die nächsten Tage ernähren? «, fragten sie verwundert und den Tränen nahe. » Das müsst ihr euch wohl vorher überlegen. « Der Mann ging mit einem breiten Grinsen an den Leuten vorbei und hinter ihm brachen die drei Männer zusammen. Sie wimmerten auf dem Boden, sie verkrampften, sie weinten, jeder betrachtete die Szene und hielt erschrocken seine Hand vor dem Mund, außer der Mann, der alle Äpfel gegessen hatte. In Hörweite rief er ihnen noch zu: » Das ist Gerechtigkeit! «

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