Der Kriegsrat

„Areen", Mothruit kostete den Namen. Immer und immer wieder sprach er ihn aus. „Ja, Areen!", entgegnete die Elfe gereizt. Sie wischte seine Hand von ihrer Schulter und stand auf. Mothruit blieb das Herz stehen, als er sie sah. Ihr Körper war schmal und geschmeidig, ihre Haare voll. Ihre Augen blitzten böse, aber genau das fand Mothruit anziehend. Er könnte stundenlang aus diesen Augen angeblitzt werden. Sie wandte sich ab doch bevor sie ging, sagte er schnell: „Warte, Areen. Bitte. Ich bin siebenter Feldherr von Rathrankar und ich benötige einen guten Kämpfer. Ich habe noch niemanden gefunden, der meine Kriterien erfüllt. Du bist die, von der ich glaube, dass du meine Gefährtin werden kannst!" 

Areen blieb stehen. „So?", fragte sie und drehte sich zu ihm um. Sie war fast genauso groß wie er. Ein spöttisches Lächeln lag auf ihren Lippen. „Als reicher Feldherr kann man doch jede kriegen. Und, wo wir gerade dabei sind, von einem siebenten Feldherrn habe ich noch nie gehört", fügte sie hinzu. „Aber ich wurde erst vor kurzem zum Feldherrn erhoben und Reichtum und Ehre gehören nicht zu meinen Absichten", erwiderte er und lief ihr einige Schritte entgegen. Er wusste nicht, was mit ihm los war. So sprach er sonst doch nie! Doch er musste sich erneut eingestehen, sie sah wirklich wunderschön aus. Seine Augen wanderten zu ihren Lippen und sein Herz wollte ihm schier aus der Brust springen.

„Wieso bist du dann Feldherr?", erwiderte sie. „Du kennst mich sicher. Ich bin der fahrende Ritter, stehe nun aber in Rathrankars Dienst. Ich werde dir mehr sagen, wenn du mir folgst. Bitte, komm mit mir", Mothruit hielt inne. Er fürchtete, seine Offenbarung als fahrender Ritter hatte sie nicht verschreckt. Hätte er es doch nicht sagen sollen? Areen nagte an ihrer Unterlippe. „Verlierst du dein Ansehen, bin ich fort", sagte sie schließlich und warf das Hemd fort. Erleichtert lachte Mothruit auf. „Danke", hauchte er dann.

~

Am nächsten Tag ging er los, um pünktlich in dem Palast zu sein. Vor dem Tor traf er auf Areen, die ungeduldig auf und ab wippte. „Da bist du ja endlich", sagte sie knapp und trat vor ihm in das Gebäude. Mothruit schüttelte den Kopf. Er wusste nicht, was mit ihm los war. Sein Herz schlug schneller und immerzu hatte er an das Funkeln in ihren Augen und das Lächeln um ihre Lippen gedacht. War das Liebe? Hatten elfische Gefühle auf ihn abgefärbt? War er zu lange im Elfenkörper gwesen?

In einem Raum, der keinerlei Öffnungen wie Fenster, Luken oder Schießscharten besaß, bis auf die Tür, durch die sie eintraten, war ein langer Tisch erbaut. Sieben Stühle standen an jeder Seite. Fackeln an den Wänden erhellten den Raum. Ihr unruhiges Licht ließ Schatten über die Wände huschen. Der Saal war etwa zwanzig mal dreißig Schritt groß. Die Wände waren aus einfachem Sandstein erbaut und keine Zierde schmückte den weitläufigen Raum. Es waren bereits zwölf Elfen versammelt, Mothruit und Areen ausgeschlossen, nur noch Rathrankar fehlte. 

Mothruit ließ sich auf einem Stuhl nieder und Areen setzte sich neben ihm. Ihre Nähe machte ihn verlegen. Was war mit ihm los? Er fühlte sich zu ihr hingezogen, wollte nach ihr greifen, um sich zu vergewissern, dass sie noch da war. Er konnte nicht genug von ihrem Ansehen kriegen, oder von ihren Blicken, ihrem Lachen, ihrem Reden. Er wollte sie besitzen. Er musste sie besitzen!

Endlich kam auch Rathrankar dazu, Mothruit hatte sehnsüchtig auf ihn gewartet, um seine Gedanken von Areen wegzulenken. Die Gespräche verstummten. Der Elfenkönig ließ seinen Blick über die versammelten Elfen gleiten, dann sagte er: „Ich bin froh, dass alle meinem Ruf gefolgt sind. Ich begrüße euch, Imenuil der Täuscher, Khauriel Schlangenbiss, Elundaiul Messerzunge, Frúdaerul Adlerauge, Ghloriel Schildechse, Jimday der Unsichtbare. Wenn ich vorstellen darf, das ist Irkandir, ich erhob ihn zum siebenten Feldherren, denn er bewies Kampfstärken, die der meinen gleichkommen. 

Ebenfalls begrüße ich alle sieben Krieger, die Vertrauten der Feldherren." 

Die sieben Begleiter der Feldherren neigten die Köpfe. Rathrankar ließ sich auf den letzten freien Stuhl am Tischende fallen, dann fuhr er fort: „Die Menschen treiben uns immer weiter in unsere Wälder zurück. Auf einen Krieger von uns treffen mindestens zwölf Menschen. Sie sind uns an Zahl weit überlegen. Wir müssen einen Schlachtplan entwickeln, der ihnen in ihrer Überzahl nichts nützt." Als der Elfenkönig zu Ende gesprochen hatte, begannen sofort die Feldherren zu reden, doch Mothruit hielt sich zurück. Er schwieg und überlegte im Stillen. 

„Wir könnten sie in den Wald treiben! Nur Elfen könnten die Fallen dort entdecken, die Menschen aber würden daran zu Grunde gehen!", sagte ein aufgeregter Elf. Schwarzes Haar fiel ihm bis zu den Schultern. Seine Nase war lang. Beinahe so lang wie sein gesamtes Gesicht. Eine Frau lachte. „Nicht dein Ernst!", sagte sie und zwickte ihm in die Seite. „Ich erlaube kein Albern!", sagte Rathrankar laut und alle Stimmen verstummten. Unbarmherzige Stille herrschte in dem eben noch so lauten Raum. Die Aufgestandenen ließen sich nieder, die offenen Münder klappten zu. Mothruit stand auf. Er fühlte sich etwas fehl am Platz. „Wir könnten die Menschen zum Ihamin treiben. Der Fluss ist breit und tief, es führt nur eine Brücke darüber. So können die Menschen immer nur in kleinen Gruppen zu uns kommen. Wenn wir in kurzer Zeit einen Wall erbauen können, hinter dem wir Katapulte und Bogenschützen posotionieren, werden wir siegen", sagte Mothruit. 

Schweigen. Niemand ging auf seinen Einfall ein. Missbilligende Blicke ließen ihn kalt. Ihm war nur wichtig, was Areen machte.

Sie sah ihn einfach nur an. Das genügte ihm. Nach wenigen Minuten Stille sprangen dann alle Feldherren auf einmal auf und schrien gleichzeitig durcheinander. Mothruit wich zurück. Er hätte nicht erwartet, dass Elfen so stürmisch sein konnten. Und dann gerade die Adeligen! Rathrankar wiegte den Kopf hin und her, schließlich sagte er: „Das ist ein guter Plan, Irkandir. So wird es geschehen! Weitere strategische Pläne zum Bau vom Wall oder der Stabilisierung der Brücke müssen wir allerdings noch treffen." 

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