Teil I
Du hast dich also doch entschieden weiterzulesen, noch tiefer in mein Leben einzutauchen und alles erfahren zu wollen. Na schön, dann kann ich dich wohl nicht mehr davon abhalten.
Beginnen wir einige Monate nach Castiels Verschwinden. Niemand von uns wusste wieso und wohin er verschwunden war, aber wir alle machten uns Sorgen. Wir erhielten kein Zeichen, dass es ihm gut ging, nirgends tauchten seltsame Vorfälle auf die auf Engel hinweisen könnten, nicht einmal sein Name fiel irgendwo, es war egal wo wir uns umhörten, der Engel blieb verschwunden.
Dad machte sich noch mehr Sorgen als wir anderen, wieso Verstand ich jedoch nicht wirklich, schließlich war Castiel auch genauso Onkel Sams Freund.
An einem kalten Abend im September hatten wir unsere Motelzimmer bezogen. Sam und Dean ein Zimmer und ich ein Zimmer direkt nebenan. Es war bereits spät in der Nacht, als ich an die Zimmertür klopfte und öffnete. Sam öffnete mit etwas verschleierten Blick, sein Mund hatte sich bereits geöffnet, als wolle er etwas sagen, aber als er mich erkannte, schloss er den Mund wieder. "Dean ist nicht da", meinte er nur und ließ mich rein. "Er wollte etwas zu essen besorgen", sein Blick heftete sich auf meinen Rücken als ich das Zimmer durchquerte. Ich war ein gutes Stück kleiner als Sam, genauso wie mein Vater. "Sam, du brauchst mich nicht zu belügen, wir wissen beide, dass Dad um 2 Uhr morgens sicher nicht in in einem Diner sitzt und auf eure Bestellung wartet", ich ließ mich in den Sessel fallen und zog die Beine an. "Naja, ein Versuch war es wert.", meinte er und zog einen Mundwinkel nach oben, doch dieser Ansatz eines Lächelns erreichte nicht seine Augen, stattdessen legte sich ein etwas trauriger Ansatz in seine Augen. "Er dachte du schläfst bereits, genauso wie ich ehelich gesagt. Was hält dich wach?", fragte er und setzte sich zu mir. "Dad", sagte ich kurz und knapp und er nickte. "Wieso ist er so fertig seit Castiel verschwunden ist?" Er lächelte kurz, ein ehrliches Lächeln. "Tut mir leid, es klingt immer noch seltsam seinen ganzen Namen zu hören, sag einfach nur Cass", das Lächeln verschwand wieder. "Cass war Deans einziger Freund, in all den Jahren hat Dean niemandem vertraut außer Bobby, Cass und mir" Und meiner Mutter fügte ich in Gedanken hinzu. Sam sah zu mir auf. "Naja und jetzt ist sein bester Freund einfach verschwunden." Ich hatte das Kinn auf die Knie gelegt und sah nachdenklich zu meinem Onkel. "Aber er war doch auch genauso dein Freund und trotzdem sitzt du hier bei mir und nicht bei Dad" "Ich hab mehreren Menschen vertraut, Anna. Meine Bekanntenkreise gehen wohl weiter über die von Dean hinaus. Versteh das jetzt nicht falsch, natürlich mache ich mir Sorgen um Cass, ich frage mich auch was wohl passiert ist. Schließlich kennen wir uns jetzt schon fast 10 Jahre" "10 Jahre, das ist eine lange Zeit....", murmelte ich und Sam nickte bekräftigend. Leise gähnend zog ich meine Beine noch etwas enger an meinen Körper. "Du solltest etwas schlafen", meinte er und lächelte aufmunternd. Der Blick zur Uhr verriet mir das es in einigen Stunden schon wieder hell wurde, doch von meinem Vater fehlte weiterhin jede Spur. "Er wird schon kommen, er hat den Weg noch immer gefunden. Er fährt sicher noch durch die Straßen und sucht Cass" Anscheinend hatte er die Zweifel gesehen, die sich auf mein Gesicht geschlichen hatten. Wie auch nicht, immerhin sah er jeden Morgen im Spiegel genau denselben Gesichtsausdruck. "Vermutlich hast du recht", sagte ich, doch er missverstand mich offenbar, da er mir eine Decke gab. Schmunzelnd schüttelte ich den Kopf. "Tut mir leid, ich hab nicht vor zu schlafen", meinte ich und machte es mir etwas bequemer. Er seufzte und setzte sich wieder. "Willst du was trinken?", fragte er , doch ich verneinte abermals. "Was hatte Cass eigentlich gesagt?", der Gedanke hatte sich schon eingefressen und egal was ich tat, ich konnte ihn nicht mehr abschütteln. Der jüngere der Brüder sah mich verwirrt an und hatte offensichtlich keine Ahnung wovon ich sprach. "Naja, bevor Castiel verschwunden ist, standet ihr alle beisammen und Cass sah betreten nach unten und Dad....", ich stockte kurz, "Ich konnte die Angst spüren. Angst ist noch gar kein Ausdruck, es war Entsetzen, Verzweiflung und noch mehr...." Sam war bleich geworden, jetzt wusste er offensichtlich wovon ich sprach. "Sam?", fragte ich als er keine Anstalten machte zu antworten. "Glaub mir, du willst es gar nicht so genau wissen", sagte er schließlich und sah mir nicht in die Augen. Stattdessen fixierte er einen kleinen Faden der von dem Teppich auf dem Boden wegstand. "Aber...." "Nein, Anna...", unterbrach er mich sofort, "Was da gesagt wurde ist egal, es spielt keine Rolle, denn alles was du wissen musst ist, dass du dich auf uns verlassen kannst und bei uns sicher bist. Dir wird nichts passieren" Seine Augen blitzten kurz auf und ich verstummte. Er würde es mir nicht verraten, egal was ich jetzt sagte. Doch mich im Unwissen zu lassen machte es nicht gerade besser, die Angst kehrte zurück und ich wünschte Sam würde mir die Wahrheit sagen, damit ich wenigstens wusste wovor ich Angst hatte.
"Was soll das?", die nörgelnde Stimme durchschnitt den Raum und weckte mich. Ich hatte nicht einmal bemerkt, dass ich eingeschlafen war, doch offenbar war es so, denn als ich die Augen öffnete starrte ich nicht weiter den dunkelgrünen Sessel , auf dem zuvor Sam gesessen hatte, an, sondern hatte freie Sicht auf das Zimmer. Sam musste mich nachdem ich eingeschlafen war, in Deans Bett gelegt und zugedeckt haben. Die Decke lag nur noch halb auf mir, hatte ich sie weggestrampelt? "Dean!", das war Sams Stimme, unverkennbar. Verschlafen rieb ich mir die Augen. Anscheinend hatte noch keiner von beiden bemerkt , dass ich wach war und ehrlich gesagt hatte ich auch nicht wirklich vor das zu ändern. Als sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte ich auch ihre Umrisse und Gesichtszüge ausmachen. "Was willst du?", nuschelte er und schubste Sam zur Seite, als dieser ihn nach draußen ziehen wollte. "Deine Tochter schläft dahinten!", flüsterte Sam eindringlich und deutete auf mich. Schnell schloss ich die Augen und versuchte ruhig zu atmen. Es folgten einige Augenblicke des Schweigens. Ich öffnete die Augen wieder einen spaltbreit und sah, dass die beiden sich wortlos anstarrten. "Ich dachte schläft!", sagte Dad doch Sam schüttelte den Kopf. "Sie kam heute morgen, ich schätze sie wollte zu dir, aber du warst ja nicht da. Stattdessen hast du dich in der erstbesten Bar volllaufen lassen" Man konnte den Vorwurf in Sams Stimme mehr als deutlich hören. Die Enttäuschung in seinem Blick verschmolz mit der Dunkelheit um ihn herum. Ich hatte also Recht gehabt. Zwar hatte ich den Gedanken, oder eher die Vermutung, nie laut ausgesprochen, doch sie hatte sich nun bewahrheitet. Dad hatte die Nächte damit verbracht den Alkohol zu seinem neuen besten Freund zu machen. Doch auch der Alkohol konnte Castiel nicht ersetzen. In meinem Inneren zerbrach etwas. Wieso trank er, wieso redete er nicht mit mir oder zumindest Sam über das geschehene?
Deans Kopf wandte sich wieder dem Bett zu auf dem ich lag und ich drehte mich auf die andere Seite. Mit dem Blick zur Wand gerichtet, öffnete ich die Augen ganz und lauschte einfach nur noch dem Gespräch. "Tut mir leid, dachte sie schlief....was hast gesagt?", er klang noch immer ziemlich betrunken. "Du seist essen holen, aber das hat sie mir nicht geglaubt", Sams Stimme war noch immer um einiges leiser, vermutlich um sicher zu gehen, dass ich nicht aufwachte. Tja tut mir leid Sammy, zu spät....
"Was soll ich sagen?"
Schweigen. Vielleicht zuckte Onkel Sammy gerade mit den Schultern. "Erzähl ihr was du willst, Dean, aber ich wäre für die Wahrheit. Und jetzt entschuldige mich, ich will zumindest noch eine Stunde Schlaf bekommen, bevor gleich die Sonne aufgeht" Sam zwängte sich an Dean vorbei nach draußen, es musste er sein, denn Dad kam nicht mal in die Nähe der Lampe, die zu quietschen begann sobald sie sich zu bewegen begann. Das leise Schaben der Tür als sie geöffnet wurde drang kaum an mein Ohr, doch die brennenden Straßenlaternen erhellten das Zimmer durch den Türspalt. "Und Dean, bevor du mit ihr redest, geh duschen. Du stinkst nach Zigaretten und Whisky. Anna verdient es, dass man sich um sie kümmert, werd nicht so ein Vater wie Dad." Autsch. Das hatte gesessen. Die Tür fiel mit einem Klicken ins Schloss und ich konnte Deans leises verzweifeltes Murmeln hören. "Bin ich wirklich so schlimm? Bin ich so schrecklich wie Dad?" Das Knarzen des Bettes sagte mir dass Dean sich hingelegt hatte. Ich starrte noch einige Zeit an die Wand und wischte mir die Tränen von den Wangen und schließlich schlief auch ich, mit Dads nicht ganz so leisen Schnarchgeräuschen im Hintergrund, ein.
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