Hast du mich bei unserer ersten Begegnung gehasst?
Der Weg war weit, doch trotzdem waren wir sehr schnell da an dem Ort, wo Azog vernichtet wurde... und Thorin gestorben war. Von weit hinten sah ich schon eine Menschenmasse.
Nein, es war keine Menschenmasse, sondern eine Masse von zehn Zwergen und alle haben sich um Thorin versammelt, den König, den sie schon immer hatten einen Bruder, der für sie alle da war, einen Freund, den sie um Rat fragten. Und für Fili und Kili, die schon tot sind, wie ein Vater, mit den sie immer reisen durften.
Gandalf und Bilbo sitzen abseits, der Zauberer rauchte eine Pfeife und dachte über all das nach. Wie es soweit kam und warum. Bilbo leidet, weil er einen Mann verloren hat, in dem er einen treuen, ehrlichen und sehr engen Freund gesehen hat.
Wir blieben stehen, sahen nach unten auf das, was sich uns offenbarte. Die eine Hand krallte sich noch leicht an der Lederkluft von Legolas, während die andere sich an meinen eigenen Gewand verkrampfte. Gemächlich drückte er leicht meine Schulter und meinte aufmunternd, aber untröstlich:"So, dann ist es an der Zeit, voneinander Abschied zu nehmen."
Zustimmend nickte ich. Ich finde es traurig, mich schon wieder von ihn zu verabschieden. Doch als er den Arm runter nahm und sich von mir entfernte, hielt ich ihn auf. "Legolas!"
Ich drehte mich um, sah dass er mir den Rücken zugedreht hat, doch er drehte sich zu mir zurück, sah mich und fragt:"Was ist?"
"Eines möchte ich noch wissen," gab ich ihn zu verstehen und fragte ihn das, was ich mich schon seit Monaten frage. "Hast du mich bei unserer ersten Begegnung gehasst?"
Er schien überrascht zu sein, hat wohl nicht mit der Frage gerechnet. Ein Lächeln zierte sein hübsches Gesicht, er kniff kurz die Augen zu, öffnete sie dann wieder und sah mich an, ehe er antwortet.
"Gehasst habe ich dich nie, doch ich habe dir eben nicht vertraut. Schon allein, weil du was mit Zwergen zu tun hattest und dann ist da noch der kleine Junge, der bei dir war. Ich habe dich für unverantwortlich gehalten, unfähig, ein Kind groß zuziehen, doch dann habe ich gesehen, wie du mit ihm umgegangen bist. Obwohl du nicht seine Mutter warst und ihn nur ein Tag lang bei dir hattest, so hast du dich mehr als nur fürsorglich und liebevoll um ihn gekümmert. Und das hat mir das Gefühl gegeben, dass du anders bist als die Frauen, die nur die alltäglichen Dinge tun. Zu sehen, wie du eben noch in den Fängen von Bolg geraten bist und auch beinahe geschändet wurdest, hat eine Wut in mir hervorgerufen, wie ich sie noch nie gekannt hatte."
Zu hören, was er mir eben gestanden hat, nahm mir den Boden unter den Füßen weg. Hat er eben ernsthaft gesagt, dass er mir nicht getraut hat früher?
Ja, hat er. Zumindest vertraut er mir jetzt, denn sonst hätte er mich nicht gerettet!
Und Legolas ist auch kein Unmensch, der einfach zusehen tut, wie eine Frau misshandelt wird. Laut Infos von zu Hause sind Elben friedvolle Wesen, die schlimmen Abscheu hegen vor Frauenschänder.
Plötzlich machte sich Wärme auf meine rechte Wange bemerkbar, registrierte, dass es sich dabei um Legolas's Hand handelt und sah auf. Seine blauen Augen sahen sehr besorgt und tröstend aus, versuchten in mich hineinzusehen und zu erforschen, was für Gedanken in mir vorgehen. Doch mein Hirn ist zurzeit leer. Ich konnte nur zu ihn hochschauen, betrachte diesen schönen Mann vor mir und dachte nur, wieso gibt es auf meiner Welt keine Männer sowie ihn?
"Das heißt...also...du vertraust mir jetzt?", fragt ich stotternd.
Er nickte schmunzelnd, kam näher und drückte mir leicht einen sanften Kuss auf der Stirn. Meine Wangen kochten leicht.
Was haben die Männer alle nur mit meiner Stirn? So anbetungswürdig ist sie nun auch nicht?
Er ließ dann von mir ab, sagte nur "Namárie, meldir" und ging dann. Ich sah ihm noch lange hinterher, ehe ich mich abwandte. Hat er mich wirklich 'Freundin' genannt? Sind wir wirklich Freunde geworden?
Gerührt und doch noch ganz traurig gehe ich dann zu meinen Freunden.
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