Kapitel X

Es vergingen einige Minuten bis Sam schließlich das Schweigen brach. "Das ist schon einige Jahre her, aber ich denke, die ersten paar Zeilen bekomme ich noch zusammen", murmelte er und schloss die Augen um sich besser konzentrieren zu können.

"Wenn alle Körper in einer Reihe stehen

Wird sie ihren Weg beginnen zu gehen.

Winchester Blut wird fließen müssen

Wenn Sonne und Mond sich küssen."

Sam öffnete die Augen und sah zu seinem Bruder. "Mehr weiß ich leider nicht mehr", sagte er und seufzte. Als ich den Blick hob konnte ich sehen, dass auch Dad über den Zeilen grübelte, umso verwirrter waren wir, als wir eine ganz andere Stimme vernahmen.

"Blauer Stein, als Quelle unbegrenzter Macht

Wird über die Zukunft entscheiden, über Tag und Nacht.

Blut verbindet miteinander Freund und Feind

Immer wieder die Dunkelheit keimt.

Engel der Zerstörung ist Beschützer der Magie

Doch auch er wird fallen auf die Knie

Eine Seite zu wählen bleibt keinem erspart

Entscheidet ob ihr in den Himmel oder zur Hölle fahrt.

Magie wird verändern ihre Hülle

Enden wird die bisherige Idylle

Bevorstehen wird ein erbitterter Kampf

Gewinnen wird schwarzer Rauch, nicht weißer Dampf."

Ich starrte ihn an und brachte kein Wort heraus und auch die anderen hatten sich dem Sprechenden zugewandt und sahen aus als wären sie mindestens genauso geschockt wie ich.

"Als Zeichen der Hoffnung stehen die Seelen

Doch Dämonen wollen sie stehlen

Die Unreinen müssen sterben

Doch die Schuld wird sich vererben

Wenn Dämonen an sich reißen die ganze Macht

Wird die Welt zur dunkelsten Nacht

Milliarden Seelen stehen auf dem Spiel

Doch niemand kennt das wahre Ziel."

Er verstummte und zurück blieb nur ein Haufen verdattert dreinblickender Menschen. "Was ist?", fragte Castiel und richtete seinen Trenchcoat. "Was los ist?", fragte Dean ungläubig. "Cass, woher kennst du die Prophezeiung?! Wir fanden das Amulett Jahre bevor wir dich überhaupt trafen" Dean sah ihn mit einer Mischung aus Ungläubigkeit und Vorwurf an. "Es ist uralte Magie, genauso wie die Prophezeiung, sie existiert fast schon so lange wie die Erde selbst und jeder Engel kennt sie. Ebenso jeder Dämon, denn diese Weissagung erzählt von unserer Zukunft, die wie ich zugeben muss, nicht ganz so gut für uns aussieht", sagte er nüchtern und sah jeden von uns an. "Und was soll das alles bedeuten?", fragte ich, da es schließlich um die Kette ging, die an meinem Handgelenk hing und das ungute Gefühl in mir verstärkte sich immer mehr. "Wir gingen immer davon aus, dass wenn das Amulett gefunden wird, wir, also die Engel, es sein würden, die diese Magie kontrollieren und verwahren würden", sagte Castiel und fixierte mich mit seinem Blick. "Doch jetzt ist es anders gekommen und der Himmel wird alles dafür tun, dass das Amulett in Sicherheit ist und nicht den Dämonen in die Hände fällt", er kam einen Schritt auf mich zu. Dean stellte sich sofort vor mich und hielt meinen Arm fest, "Was willst du damit sagen, Cass? Das du mir meine Tochter wegnehmen willst?", in seinen Augen spiegelte sich eine Besorgnis, die selbst Sam noch nie im Blick seines Bruders gesehen hatte. "Nicht ich, Dean, aber die Engel schon. Sie ist jetzt Bestandteil der Prophezeiung und das werden die Engel herausfinden." "Wenn du den Mund hältst findet niemand irgendetwas heraus!", sagte Dean und seine Stimme klang gefährlich leise. Doch Castiel regte sich nicht darüber auf, sein Gesichtsausdruck war genauso glatt wie zuvor. "Ich war euch gegenüber immer loyal, Dean. Wieso sollte ich das jetzt beenden und deine Tochter verraten? Aber du weißt genauso gut wie ich, dass die Engel ihre ganz eigenen Methoden haben, um an Informationen zu kommen. Ihnen ist egal wen sie damit verletzen, solange die Dämonen nicht gestärkt werden und Luzifer nicht aus seinem Käfig herauskommt" Sam legte seinem Bruder eine Hand auf die Schulter. "Er hat Recht, Dean. Cass ist unser Freund ist und würde nichts gegen uns unternehmen" Langsam löste sich Dean von mir und trat einen Schritt zur Seite, sodass ich nicht länger hinter ihm verborgen war. Cass nickte kurz, er machte sich Sorgen, wie immer. "Die Engel wussten nicht, dass das Amulett gefunden wurde, aber die Dämonen anscheinend schon. Die Frage ist also nur, wann sie Anna finden", sein Blick ruhte auf mir, doch ich wusste nicht was ich sagen sollte, eine wirkliche Antwort hatte ich schließlich nicht bekommen.

Meine Gedanken schwirrten so schnell durch meinen Kopf, dass ich überhaupt keine Möglichkeit hatte einen klaren Gedanken zu fassen. Sie alle rauschten wie eine einzige Welle in einem dunklen Fluss, das schäumende Wasser brachte alles durcheinander, doch es konnte einen auch genauso faszinieren. Du versuchst diesem Aufbau, diesem Willen der Natur zu folgen, doch sobald du glaubst zu verstehen kommt eine neue Welle und wäscht alles wieder davon, was du glaubtest herausgefunden zu haben.

Ich hatte der Unterhaltung nicht weiter zugehört, ich hatte mich von dem Strom meiner Gedanken mitreißen lassen, deswegen hatte ich jetzt auch keine Ahnung, warum Sam und Dean mich so anstarrten. Cass hatte den Kopf gesenkt, als würde er bedauern, was er gerade gesagt hatte und in dem Blick meines Vaters konnte ich Angst lesen. In seinen grünen Augen spiegelten sich Besorgnis, Angst und noch viel mehr wider, doch nicht alles davon konnte ich einordnen, aber was ich erkennen konnte, ließ mir einen Schauer über den Rücken laufen.

"Das werden wir nicht zulassen!", Sam.

"Wir werden natürlich alles tun um das zu verhindern", Castiel. Ich wusste nicht wovon sie sprachen aber ich wusste, dass es um mich ging.

Um mich und dieses Amulett.

Ich wollte gerade etwas sagen, doch Castiel war plötzlich einfach verschwunden. Verwirrt und etwas überfordert sah ich mich um. Wo war er bloß hin? Wir standen noch immer am Anfang der Straße, die all das hier erst in die Wege geleitet hatte. Die Straße, in der ich meinem besten Freund vor einem Jahr eine Abfuhr erteilt hatte, weil er für mich so viel mehr empfunden hatte als ich für ihn. Die Straße im der ich meiner besten Freundin vor einer Woche noch über ihre Probleme hinweg geholfen hatte. All das erschien mir nun so unglaublich weit weg und unwichtig, gegenüber der Tatsache, dass meine Mutter vor ein paar Tage ihr Leben hier ausgehaucht hatte. Dass sie ihre letzten Atemzüge in meinen Armen getan hatte. Dass ich meinen Vater wiedergefunden hatte und Teil einer uralten Prophezeiung bin, nur weil ich dieses Amulett trug.

Und dennoch, obwohl ich nun endlich wusste wer mein Vater war, wäre mir nichts lieber als in diese Zeiten zurückzukehren. Diese Zeit kam mir mittlerweile vor wie eine andere Welt,ein Leben, das jemand anderes an meiner Stelle geführt hatte, aber es waren meine Erinnerungen, die mich quälten und mir zeigten, was ich alles verloren hatte und das in nur so kurzer Zeit.

Das einzig Positive, dass ich sehen konnte war die Tatsache zum ersten Mal einen Vater zu haben. Zu wissen, wer mein Vater war und was er tat. Das war doch etwas Gutes, oder irrte ich mich da etwa?

Was mir jedoch schmerzlich bewusst wurde war, egal sie sehr sich Dean anstrengen und bemühen würde, er würde niemals die Leere in meinem Herzen füllen können. Mit seinem Auftauchen kam auch ein neues Gefühl und ein neuer Abschnitt hatte begonnen, aber der Platz meiner Mutter würde für immer leer bleiben. In meinem Herzen hatte sich ein dunkles Loch aufgetan, dass die Liebe einer Mutter verschluckte. Ich sollte erst sehr viel später erfahren, welche Ausmaße es tatsächlich annehmen würde. Jetzt konnte ich es noch nicht sehen, wie diese eine Kerze, die man vergessen hatte anzuzünden. Es sind so viele, dass diese Eine nicht weiter auffällt, doch insgeheim weiß man, das irgendetwas die Atmosphäre stört, das nicht alles so ist wie es sein sollte, doch man braucht bis man das fehlende Puzzlestück, den Grund des unguten Gefühls erkannte und so brauchte auch ich meine Zeit um zu erkennen, was es mit diesem Gefühl in meinem Inneren tatsächlich auf sich hatte. Dem inneren Schatten, der sich auf meiner Seele gebildet hatte.

Das ist mein Leben, mein verkorkstes, nicht ganz so normales Leben, zumindest der erste Teil davon. Meine erste Erfahrung mit dem Übernatürlichen. Dem Guten. Dem Schlechten. Doch wer ich wirklich war und zu was ich bestimmt war, das wusste ich damals noch nicht und ich hätte zu gern dafür gebetet, es niemals herauszufinden.

Mit Castiels Verschwinden begann jedoch ein neues Leben für mich. Ein halbwegs normales Leben, mit einem Onkel, einem besten Freund und einem liebenden Vater, bis zu dem Tag an dem Cass wiederkehrte.

Aber das ist eine andere Geschichte, denn sie erzählt von den wohl dunkelsten Tagen meines Lebens und sollte an einem anderen Tag erzählt werden.

Sooo ich hoffe euch hat der erste Teil meiner FF gefallen^^

Natürlich wird es einen 2. Teil geben, da ich mir nicht vorstellen kann, das sich irgendjemand mit so einem Ende zufrieden gibt, aber auch weil der wichtigste Teil der Geschichte noch fehlt.

Was sind die dunkelsten Stunden?

Wieso hatte Dean solche Angst in seinem Blick?

Wohin verschwand Castiel? Und warum kehrte er zurück?

Was wird die Zukunft für die Winchesters bereithalten?

Liebe Grüße aus dem sonnigen heißen Lanzarote (Urlaub)

Eure Caro :*

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