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Don Miguel sah sie erst nur wieder ruhig an, bevor er schließlich kritisch zum Monitor hinblickte.
„Wenn du das jetzt wirklich ernst meinst, Theresa, ... warum geht dann dein Puls nun gerade so hoch?", fragte er sie gelassen.
Sie lächelte nur schräg und schnaubte schließlich leise auf, bevor sie sich sammelnd die Augen schloss, dann ihre Decke über der Brust zurechtlegte, obwohl sie da schon ordentlich lag, und erst anschließend wieder zu ihm hoch schaute.
„Du - Dr. Ramírez, zweifacher Facharzt, reich und ziemlich arrogant und eingebildet, vor allem auf deine Attraktivität und Position, muss ich anmerken - fragst gerade eine noch 19-jährige aus versehen schwanger gewordene deutsche Abiturientin nach einer Fake Ehe!
Und ich versuchte hier einfach nur alles möglichst offen zu diskutieren und zu handhaben. Aber...
Und ich wiederhole mich echt nicht gern:
Von dir bin ich nicht schwanger!
Ja, ich kenne dich doch noch nicht einmal. Und mal ganz Genau genommen kenne ich überhaupt keine Männer über 20, außer meine Lehrer und Professoren an meinem christlichen Gymnasium und nun auch noch diesen Arzt hier in der Klinik vom kurz Sehen.
Denn gesprochen hat er bisher nur einen einzigen Satz mit mir, den Rest nur mit dir.
Und ich kannte übrigens auch deinen Bruder nicht wirklich, nur noch mal so zur Erinnerung.
Wir sind ab und an nebeneinander, vor- oder hintereinander gewandert. Doch jeder eigentlich allein für sich. Wir haben auch gar nicht viel miteinander gesprochen, denn er konnte nun mal kein Deutsch und ich kann nur rudimentäres Schulspanisch und dazu auch noch das, was ich mir selber über kostenlose Lern-Apps und spanische Reiseführer beigebracht habe.
Mein Opa starb, noch bevor ich auf der Welt war, einen Vater habe ich wie gesagt auch nicht, ich weiß auch echt nicht wer das war. Meine Mutter hat es mir nie gesagt. Ja, noch nicht mal seinen verdammten Vornamen.
Ich habe keine Brüder und auch keine Cousins oder Onkel oder sonstige männlichen Verwandten.
Ich bin also was das angeht völlig ohne Männer aufgewachsen.
Aber ein spanischer, reicher Arzt Ende zwanzig, der alle Frauen für Goldgräberinnen hält, kommt einfach mal so eben vorbei, erschreckt mich mit seinem lauten Gebrüll auf dieser Brücke fast zu Tode, sodass ich in den Fluss stürze, dann aber zieht er mich raus, macht ein großes Drama draus und denkt sogar auch noch, dass ich mich da umbringen wollte... ?!"
Sie sah ihn nur großäugig den Kopf schüttelnd an, bevor sie nur wieder aufseufzte ... und er sich nun doch mal ehrlich interessiert scheinend vorlehnte.
„Sprich weiter...", forderte er sie auf und sie schnaubte erneut.
„Derselbe total gutaussehende und deshalb leider eingebildete reiche Arzt, der nur allein deshalb wohl denkt ein Geschenk an die Menschheit zu sein, oder zumindest an die Frauen, die sich wohl in Spanien laut deiner verqueren Aussage sogar fast darum prügeln müssten, damit du sie endlich beachtest und mich - armes junges naives Dingelchen - damit nun ja auf jeden Fall ebenfalls zutiefst beeindrucken musst, schlägst mir auch noch eine Fake-Ehe in Spanien vor, wobei du auch noch gleich lautstark und nachdrücklich verkündest, dass du niemals wirklich heiraten willst, weil du Frauen prinzipiell nicht magst.", spottete sie noch mit einiger Ironie weiter und sah ihn diesmal wirklich überrascht blinzeln.
Na also. Message angekommen.
„Verzeihung, wenn da mein Puls und Blutdruck doch mal etwas anfangen zu spinnen und hochgehen, auch wenn ich meine Stimmlage noch im Griff habe.
Doch in meinen Augen ist das hier", wies sie mit dem Daumen auf den Monitor „... ob dieser an Frechheit grenzenden Anmaßung von dir ... doch noch ein recht normales Verhalten ... für eine ganz normale deutsche junge Frau, die einfach mal baff ist ... und keinen generell zu hohen Blutdruck hat.
Denn... hörst du dir eigentlich gelegentlich auch mal selbst zu und begreifst, wie unfassbar überheblich du rüber kommst? - Nein?", schüttelte sie nun ebenfalls mal zweifelnd den Kopf, als er nun ein kleines belustigtes Schmunzeln nicht mehr unterdrücken konnte.
Also nickte sie nur wieder für sich selbst und tätschelte sich nun ganz sachte die eigene Schulter.
„Nein, das tut er wohl eher nicht. Also kommt da wohl auch noch ein eher narzisstischer Wesenszug bei ihm hinzu.", brummelte sie also nur wieder für sich selbst und stieß ein entnervtes Schnauben aus.
Na, ganz toll.
- Nicht!
„Keine Sorge Thessa ... das kriegen wir sicher trotzdem irgendwie hin. Mit genügend Abstand zueinander wird es wohl für eine kurze Zeit gehen...", brummelte die sich selbst noch z bevor die dann erneut ihn anschaute und ihre Augen dann argwöhnisch zusammenkniff und au ihn deutete.
„Hauptsache, du fängst nicht auch noch damit an, mich in Spanien plötzlich zu Gaslighten...
also von wegen ... Was ich dir alles verdanke... oder dass ich ohne dich ein kleines Nichts bin, oder so ähnlich. Denn in dem Fall bin ich da ganz schnell wieder weg und geh zurück nach Hause!", erklärte sie ihm noch überaus vernünftig und diesmal lächelte er nicht mehr, sondern runzelte nur wieder ernsthaft die Stirn.
„Okay. Das denkst du nun also von mir?", fragte er sie schließlich ruhig.
Sie nickte nur würdevoll und zuckte schließlich mit den Schultern.
„Das ist das, was dein Verhalten gerade über dich aussagt. Kann aber natürlich sein, dass du mir gerade auch nur etwas Vorspiels. In dem Fall werde ich sicher noch den echten Don Miguel kennen lernen und meine Meinung noch mal revidieren müssen.
Es sei denn natürlich, du liegst keinen großen Wert darauf, dass ich dich überhaupt je kennen lerne. Ich meine, du hast es schließlich ziemlich deutlich gemacht, dass du mich in Spanien quasi parken wirst, dein eigenes Leben weiterführst und ich das meine..."
„Dann halten wir nun einfach mal fest, dass du mich anscheinend aufgrund meines Aussehens und auch meines Geschlechts ablehnst.", unterbrach diesmal er sie gelassen und nickte nachdenklich.
„Das ist für mich soweit in Ordnung.
Es spielt mir tatsächlich sogar sehr entgegen, genauso wie du es gerade vermutest.
Und auch all deine anderen Bedingungen sind für mich annehmbar.
Du kannst deine Zeit verbringen wie du willst, Lesen, schreiben, lernen, musizieren oder von mir aus auch mein Geld beim Shoppen verprassen. Du erhältst selbstverständlich ein großzügiges Taschengeld..."
„Das ich aber gar nicht haben will und auch nicht brauche..."
„Du erwartest ein Kind. Du wirst also in der Tat ein paar Dinge benötigen, denkst du nicht auch?", warf er lediglich schnodderig ein.
Theresa verkniffen es sich mal eben darauf ganz ehrlich wie gewohnt zu erwidern, dass sie erst im ersten Drittel ihrer ersten Schwangerschaft befand und auch noch ziemlich jung war.
Sie hatte das bereits gegoogelt. Da gab es doch meistens noch ziemlich viele Fehlgeburten. Vor allem wenn der Stresslevel so hoch war.
Sie würde also garantiert nichts für das kleine Ding in ihrem Bauch einkaufen gehen, bevor es nicht lebensfähig war. Und zwar in ihrem Bauch lebensfähig.
Also erst im letzten Trimester.
Doch das musste sie ihm ja nicht unbedingt gleich so auf die Nase binden, dass sie sich auch ohne Abtreibung noch keine großen Hoffnungen auf eine gelingende Schwangerschaft machte.
Ihre Mutter hatte schließlich auch einige Babys verloren mit denen sie unerwartet und unwissend schwanger gewesen war.
Auch Oma hatte ihr davon erzählt das sie eigentlich vier Kinder gehabt hätte, aber letztlich doch nur eine Tochter.
Wenn sie es also nun ebenfalls doch wieder verlieren sollte, dann würde sie einfach diese ganze Sache mit der Fake-Ehe mit ihm vergessen und wieder zurück nach Deutschland gehen.
Kapitel und Buch geschlossen.
Aus - Ende.
„Worüber denkst du gerade nach?", fragte er sie plötzlich wieder ihre Hand berührend.
Sie blinzelte ihn kurz verblüfft an.
„Oh ... an gar nichts. Schon gut. Nur ... das ich bei deiner Art sicher große Schwierigkeiten damit haben werde, irgendjemanden eine heile Familien-Welt vorzugaukeln. In Schauspielerei bin ich nämlich nicht besonders gut. Mein Gesicht ist ein offenes Buch ..."
„Wie ich schon gesagt habe, sind all deine Bedingungen annehmbar. Du darfst zu Hause sein, wer du willst und wie du willst. Ob nur zurückhaltend, eingeigelt, unhöflich und grob, ist mir gleichgültig. Und auch meine Abuela erwartet ganz sicher nicht von dir, dass du ihrem Enkelsohn sein unsägliche Benehmen im Orangenhain so schnell verzeihen wirst."
Diesmal zuckten ihre Brauen hoch... und zwar bis zum Haaransatz.
Er lächelte etwas gequält darüber und schüttelte seufzend den Kopf.
„Ja... Ich ... musste es ihr natürlich noch mitteilen, warum ich so schnell aus Spanien verschwunden und nach Deutschland gereist bin. Und ich habe es darum auch bereits vorweggenommen, Marcos Geschichte als die meine auszugeben.
Nur würde ich dich sehr bitten, mir nun wenigstens in dieser einen Sache entgegen zu kommen.
Den Tag, an dem wir uns vermeintlich getroffen haben. Bitte mach einen Tag später daraus, okay? Denn da habe ich tatsächlich den ganzen Tag und auch die Nacht im Orangenhain verbracht, weil ich dachte, ... du kommst vielleicht doch noch mal an den Tatort zurück.
Marco hatte mich flehentlich darum gebeten.
Sehr gequält auch, weil er dazu und auch dir zu folgen schon nicht mehr in der Lage war.
Doch du warst und bliebst verschwunden.
Selbst als ich einen Privatdetektiv damit beauftragte, nach einer jungen blonden Frau namens Theresa zu suchen, auf die auch Marcos Beschreibung passte und von ihm tagelang alle Pensionen der nächsten Pilgerorte abgeklappern ließ, konnte man dich dort nicht finden.
Hast du also deine Reise abgebrochen und bist nach Hause geflogen...?", fragte er sie besorgt.
Sie senkte nur ein klein wenig betroffen den Kopf.
„Nein. ... Hab ich nicht. Ich hatte nicht den Luxus einfach so alles zu vergessen umzubuchen in den nächsten Flieger zu steigen ... und damit auch Omas Traum aufzugeben. Aber ... Ich hab die Pensionswirte bis hin zum letzten Pilgerort immer gleich bei meiner Ankunft darum gebeten, meinen Namen in der Reservierung zu ändern und auch niemandem zu erzählen das ich dort bei ihnen eingekehrt war, wenn jemand vielleicht nach mir fragen sollte, ... weil ... also ich dachte kurz ... Marco würde vielleicht doch noch mal nach mir suchen kommen ... oder mich nun vielleicht sogar ... verfolgen und stalken", bekannte sie ehrlich und sah ihn dann aber lieber nicht mehr direkt an sondern nur auf ihre gefalteten Hände. Und plapperte zudem auch lieber ganz schnell weiter:
„Die Pensionwirte und auch deren Angestellten waren, was das anging, alle sehr hilfsbereit und haben sofort gesagt, dass das wohl öfters vorkommt, wenn junge Frauen alleine pilgern. Einer von Ihnen hat mir sogar auch noch einen Teaser zum Kauf angeboten ... in 13 verschiedenen Ausführungen, ... sogar in einem mega großen Ring versteckt", erinnerte sie sich erschaudernd und schüttelte dann nur wieder leicht irritiert den Kopf.
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Hi, ihr.
Eine Freundin von mir ging tatsächlich auf den Pilgerpfad und erzählte dass sie da ab und zu abgemacht wurde... aber nur von Touristen... und auch das andere Single-Pilgerinnen solche Dinger durchaus bei sich hatten.
Also hab ich mir das mal eben ausgeliehen, für meine Story.
Aber ... by the way... keine musste auf Ihrer Wanderung diesen Teaser benutzen!
Will ich hier ausdrücklich anmerken!
Aber es ist traurig was Frauen heute nur rein vorbeugend mitnehmen, oder?
LG
Bea
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