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Theresa fühlte sich nun ernsthaft wie vom LKW überfahren.
Ihr Innerstes war so aufgewühlt, dass ihr nun beinahe schon wieder schlecht im Magen war.
Das konnte nicht sein Ernst sein...
- Nein!
Wow...!
„Das ... Äh... Nein, sorry. Aber das ist zu viel! Und zu Heavy... Das kann ich nicht machen, Don Miguel. Denn ich habe mit ihrer Familie in Spanien doch rein gar nichts zu tun. Und wenn sie nun einfach so für eine völlig Fremde sorgen wollen, nur weil ich von Marco schwanger bin..."
„Du würdest mir damit tatsächlich auch noch einen persönlichen Gefallen erweisen, Theresa, und mich mit dieser so gesehenen Scheinehe gleichsam vor den schon seit Jahren auf meinen Fersen befindlichen Goldgräberinnen beschützen, Theresa, die es nur auf meine Position, mein Ansehen und auch den Wohlstand meiner Familie abgesehen haben", unterbrach er sie nun einmal mehr und diesmal fast schon wieder spöttisch klingend.
Oh...
Ja, nee... Klar...
Er meinte also auch sie damit, oder?
Eine Goldgräberin ... durch Schwangerschaft!?
Augenblicklich ging ihr Blutdruck wieder hoch.
Das war echt so was von ...
„I...Ich habe sie nie ... niemals darum gebeten, dass sie sich irgendwie um mich kümmern sollen, Don Miguel...!
Sie sollten also noch nicht mal daran denken, dass ich auch so ... so ein Goldgräber bin und es nun auf sie oder irgendeine fucking Position abgesehen haben könnte!", ereiferte sie sich nun doch ziemlich zornig, was ihn kurz stutzen und dann aber erstaunt blinzeln ließ.
„Espera un momento, por favor, no quise decir eso...", verfiel er dann unwillkürlich wieder ins Spanische und hob sogar verblüfft blickend seine Hände.
„So? Und wie haben sie es denn dann bitte gemeint, Dr. Ramírez?
Ich soll sie ja doch angeblich heiraten um Stand, Position und Ansehen zu erhalten und auch den verdammten mit nichts sagenden Namen ihrer Familie und zugleich sagen sie mir aber, dass sie dieser Fake dann vor genau solchen Frauen schütz, die es darauf abgesehen haben?
- Wollen sie mich hier gerade eventuell verarschen oder verachten sie prinzipiell alle Frauen dieser Welt und scheren uns nun einfach so über ein und denselben Kamm?
Ich habe sie tatsächlich nicht darum gebeten mich zu heiraten, noch setze ich sie hier irgendwie erpresserisch unter Druck!
Sie wollen also, das das Baby lebt? Okay... dann bekomme ich es eben. Aber dazu müssen sie mich nicht heiraten und sich damit dann nun irgendwie aufopfern...
Ich kann auch einfach hier bei mir zu Hause in Deutschland bleiben und werde einfach nie jemandem davon erzählen wer sein Vater war, okay? Ich muss Marco schließlich auch noch nicht mal in der Geburtsurkunde erwähnen, wenn es dann sie oder ihre Familie so sehr entehrt.
Und das ist tatsächlich auch kein großes Ding. Bei mir steht schließlich auch niemand als Vater drin. Ich hab auch keinen solchen und lebe ein eigentlich recht anständiges Leben ...
Ich meine... verdammt ... bisher zumindest.
Aber I...Ich bin trotzdem keine ... keine solche Frau wie sie es nun von mir denken... und schon gar nicht käuflich mit all diesem Pomp und Brimborium hier! ", ereiferte sie sich erneut hart um Fassung ringend und schüttelte gleich noch einmal aufgebracht den Kopf.
„Ach... was rede ich mich hier schon wieder in Rage...? - Wissen sie was? Vergessen wir das ganze einfach. Und auch unsere Begegnung. Ich brauche keinen arroganten, reichen Spanier, der mit einem Scheinehevertrag vor meinen Augen herumwedelt und mir dafür Reichtum und Wohlstand verspricht, nur weil ich ein einziges Mal in meinem Leben saudum war und einem totkranken jungen Mann vertraut habe, mit dem ich tagelang einfach nur gepilgert bin.
Er kann für seine Taten nicht mal verantwortlich gemacht werden, weder im Leben noch im Tode, weil er einen verdammten Hirntumor hatte.
Aber ich kann jetzt für meine Taten noch verantwortlich sein. Und ich bin weder eine Erpresserin noch eine Goldgräberin, die auch nur das geringste von ihnen als Wiedergutmachung oder wer weiß was auch immer, erwartet.
Also... wenn das nun geklärt ist... Ich geh jetzt nach Hause", schloss sie zornig ab, bevor sie sich dann einfach die Elektroden von der Brust zu reißen begann.
„Dios...!" schon saß er wieder neben ihr auf dem Bett und fasste sie fest an den Schultern und befestigte die Saugnapfknöpfe rasch wieder auf ihrer Haut.
„Lass die Instrumente da wo sie sind! Das Monitoring läuft doch noch! Und das wollte ich gerade doch auch gar nicht über dich andeuten, Theresa. - Absolutamente no!
Marco sagte es mir und ich sehe es auch gerade was für ein ehrenwerter Mensch du bist. Sehr scheu und zurückhaltend, wohlerzogen und anständig.
Aber das gilt leider nicht für andere Frauen in meiner direkten Umgebung. Mein Aussehen und Position zieht diese Blutsaugenden Vampire an wie die Fliegen. Doch in Spanien akzeptiert man es oft nicht, wenn ein Sohn aus gutem Hause ledig bleiben und sein Leben auch wirklich nicht mit einer anspruchsvollen Frau verkomplizieren will..."
„Lassen sie's... Sie verarschen mich hier doch nur!", wehrte Theresa sich da aber nur weiter zornig gegen seine Hände, bis er sie schließlich packte und ihre Handgelenke über ihrem Kopf ins Kissen drückte, während er nur wieder die Messknöpfe an ihr befestigte.
„Halt still, por favor...!
„Du solltest nicht derart unüberlegt handeln, Theresa! Ich denke wirklich nicht, dass du mich anbaggern oder ausrauben willst, denn du behandelst mich schon seit wir uns kennen total normal. Und gerade deshalb bist du auch perfekt für diese Scheinbeziehung mit mir geeignet. Also hör zu und beruhige dich!
- Du suchst keinen Mann und ich suche keine Frau. Aber du brauchst nun dringend Sicherheit und in der Schwangerschaft eine gute medizinische Versorgung.
Dieses Kind in dir gehört außerdem zu meiner Familie, ... es gehörte Marco, Theresa. Und damit bist du nun ebenso ein Teil meiner Verantwortung geworden!
Darum biete ich dir an was andere begehren. Nicht, weil ich dich für berechnend oder an Geld interessiert einschätze. Ich sehe dich wie auch es also lediglich als eine gut in meine eigenen Pläne passende Gelegenheit an, mich vor den wahren Goldgräberinnen in meiner Welt zu beschützen, die mir da ständig und überall auflauern.
Doch ich kann sie nicht heiraten, keine davon. Denn ich kann ihnen nun mal leider nicht die von ihnen so heiß ersehnten Erben-Kinder schenken.
Aber mit dir an meiner Seite brauche ich das auch nicht. Du bist bereits schwanger von unserem Blut. Und so kann ich letztlich meine Abuela über den Fortbestand der Familie Ramírez beruhigen, habe wieder alle Zeit die ich brauche für meinen Beruf, weil ich nun ab sofort nicht mehr durch Notfallnachrichten zu irgendwelchen Dates gelockt, erpresst oder genötigt werde, und werde auch nicht mehr andauernd überall hin eingeladen oder umschwärmt, um mich möglichst zu verführen oder zu verkuppeln zu versuchen.
- Du bist die perfekte Frau, für meine Ruhe, Theresa. Denn du bist schließlich nicht hinter mir her, Sí?", fragte er sie nun erneut ganz ernsthaft und Theresa schüttelte nun ehrlich entsetzt von seinen Worten, wie auch von seiner spöttischen Vehemenz den Kopf.
Da lächelte er sogar ein echtes kurzes Lächeln und strich er ihr zugleich sachte tätschelnd über das Haar und die Wange.
„Perfecto! Dann heirate mich, leb dein Leben mit deinem Kind und mach einfach nur noch das was du willst, so, wie du es willst und auch mit wem und sieh zu das es zwischen uns beiden genau so bleibt, Querida.
Dann haben wir beide no hay problemas! Sind Zufrieden, haben unsere Ruhe und sind außerdem immer gut Versorgt.
Ich werde natürlich dann wenn es angebracht ist, Rücksicht auf dich nehmen, zu wichtigen Termienen erscheinen und dicht auch nie in der Öffentlichkeit beschämen. Ich kümmere mich um deine Schwangerschaftsvorsorge, medizinische Versorgung und auch deine Hypertonie, wenn sie noch länger anhalten sollte, acordado?", bat er sie nun gelassen um ihr Einverständnis, bevor er sie einfach wieder los ließ und aufstand.
Um ihr nun doch wieder Raum zu geben, nachdem er sie gerade fast schon gewaltsam festgehalten hatte?
Oh, ihr Herz raste... wow!
Theresa schloss nur wieder kurz die Augen und versuchte wieder ruhiger zu werden und nun ernsthaft über seine Worte nachzudenken.
Was zum Teufel war das hier nun, was er ihr anbot?
Eine sogenannte Vernunftehe, oder ...?
Wenn sie es wollte ... und sie konnten wohl alle beide davon profitieren ... wenn sie sich nicht in ihn verguckte ...?!
Aber warum sagte er das so seltsam und behauptete auch noch, er könnte nie eine eigene Familie haben, keine echte Frau und auch niemals Kinder...?
Hm... Oh verdammt.
Moment mal ... Moment!
War er vielleicht ... schwul?
Und keiner durfte bei ihm zu Hause davon erfahren?
Ach du lieberGottimHimmel!!!
Sie sah nur wieder großaügig zu ihm auf,
erinnerte sich an die Art, wie er sie ansah, und anfasste. Ja ... am Anfang nur um ihr Leben besorgt, weil er dachte sie hätte sich aus Schamgefühlen oder Verzweiflung von der Brücke gestürzt ...
Er war deshalb aufgewühlt gewesen, ... aber im Krankenwagen, dann plötzlich wieder total nüchtern und sachlich.
Und hier dann so herbe spöttisch, von oben herab, sonst auch total ruhig und ja auch arrogant und eingebildet auf sein Aussehen, - dass ihn aber wohl doch eher zu nerven schien, oder?
Der Wahnsinn.
Marcos Bruder war also ernsthaft vom Anderen Ufer?!
Auch die Elektroden hatte er gerade nur absolut gelassen wieder an ihr befestigt und dabei nicht mal richtig hingesehen, auch wenn sie unter dem Krankenhaus Hemd ja immer noch nackt war.
Er war also einer jungen und auch recht hübschen Frau gegenüber ... absolut kaltblütig
... ha ha ha.
Also...
Ja... oder?
Eindeutig schwul.
Doch wieso konnte er das nicht einfach frei heraus sagen und auch leben? Warum versteckt er sich nun, hinter seiner angeblich so zeitraubenden Arbeit? War denn in Spanien Homosexualität immer noch so sehr verpönt? Doch, halt mal. Wenn er nun wirklich aus einer hochangesehenen Familie kam... und nun die ganze Zeit, von seiner Abuela verkuppelt werden sollte, weil sein Bruder ja nun tot war und die einen Erben für die Familie brauchten...
Woah...
Nein... richtig.
Das konnte er ja in seiner Situation nun wirklich nicht bringen. Er konnte Frauen nicht auf diese Weise anfassen, weil sie ihm einfach rein gar nichts bedeuteten.
Diese Situation passte also wirklich perfekt für ihn. Und tatsächlich auch so wie er es gesagt hatte... Zu seinem eigenen Schutz.
Eine Scheinehe mit einer Person, die von seinem toten Bruder zufällig schwanger geworden war, und damit bereits das Erbenkind trug, dass er nicht zeugen konnte...
Wieder sah sie ihn an, diesmal aber verständnisvoll, weil seine Misere begreifend.
Er musste nur zum Schein eine Frau haben, um seine Großmutter zu beruhigen, die ein schwaches Herz hatte.
Sie würden aber tatsächlich nur Mitbewohner sein und auch nur auf dem Papier verheiratet, solange sie es so wollte.
Er konnte in ihr eine Art Schutzschild vor den Blicken der Öffentlichkeit haben und sie würde vorübergehend aufgenommen und versorgt.
Ein anerkannte Kardiologe und Herzchirurg, der unfassbar gut aussah, von Frauen umschwärmt wurde, sich aber lieber nicht als Gay outete, denn er wollte gerne weiter Chefarzt in seiner Klinik sein und es auch bleiben.
Manometer, ... das war jetzt aber echt mal ein Hammer, fand sie leise seufzend und betrachtete einmal mehr innerlich den Kopf schüttelnd sein Gesicht.
Jammerschade.
Da würden die Frauen seiner Welt sicherlich schwer enttäuscht sein, wenn seine Orientierung je offenbart werden würde.
Doch für sie selbst war das dann nun doch potentiell eine große Entlastung.
Ja...
Ein Problem weniger mit dem sie sich rumschlagen müsste.
Denn wenn er Gay war dann würde er tatsächlich nie was von ihr wollen. Und sie wollte ja auch absolut nichts von ihm.
Er würde nicht wirklich nicht ihr Mann sein und sie konnte dann nach der Geburt die Scheidung einreichen und nach Deutschland zurückgehen. Dann konnte er vor seiner Familie immerhin sein Gesicht wahren, alle Schuld an der Trennung auf sie abwälzen, sich sogar verbittert geben, weil sie so kalt zu ihm gewesen war und auch seiner Abuela gegenüber behaupten, die Ehe nun ausprobiert zu haben. Auch eine Frau und ein Kind gehabt zu haben.
Seine Arbeit und die vielen Stunden, die er darauf verwandt, würden hierbei sicher eine sehr gute Scheidungsgrundlage bilden.
Geschieden weil vernachlässigt vom ungeliebten Ehemann?
Ja...
Ziemlich schlau von ihm durchdacht, oder?
Aber zugleich auch so unfassbar dumm.
Denn er ging ja sogar soweit, sich selbst des Missbrauchs an ihr zu bezichtigen, nur um sich dafür nicht outen zu müssen.
Was für eine arme Welt - für so einen reichen und leider viel zu gut aussehenden Typen wie ihn.
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Und was denkt ihr?
LG
Bea
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