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Querida?
War schließlich das erste, was sie wieder denken konnte. Und dann aber doch weiter...
Was... bitte was... hatte er da gerade gesagt???
Oh du lieber Gott im Himmel!

Sie hatte sich verhört, oder?
Ja...
Oder hatte sie ihn gerade vielleicht so dermaßen vollgejammert, dass er nun dachte sie würde es drauf anlegen?
Vermutlich wurde sie gerade abwechselnd rot und blass. Zumindest hatte sie plötzlich das Gefühl nicht mehr atmen zu können.
Der Monitor, an den sie angeschlossen war, begann plötzlich auch noch zu piepsen wie verrückt, und als sie hinsah bemerkte sie erbebend das ihr Blutdruck gerade in die Höhe geschnellt war... 158/124...?
„A...Ach du..."
Dios... Leg dich besser hin, bevor du noch umfällst, Theresa!", drückte Don Miguel sie da auch schon mit einem entnervten Ausatmen ins Kissen zurück.
„A...aber ich will nicht... Ich meine... ich hab das nicht gesagt damit sie jetzt so was a...anbieten, e...ehrlich nicht...!", stotterte sie schon wieder losschlotternd.
„Schhh... schon gut. Beruhige dich, atme ... langsam...", wies er sie ernsthaft an und hantierte dann am Tropf herum um ihn schneller laufen zu lassen.

Die Tür ging auf und ein älterer Arzt und eine Schwester kamen fast schon im Laufschritt herein gehetzt.
„Dr. Ramírez...?!"
„Meine Verlobte braucht etwas zur Beruhigung. Ich habe wohl gerade unabsichtlich ihren Blutdruck hochgetrieben", lächelte er etwas gekünstelt und kratzte sich auch fast schon jungenhaft verlegen im Nacken.
- War Fake, oder?
Ja, vermutlich.

„Es ist aber anscheinend auch nur eine stressbedingte Hypertonie.
Vor der Schwangerschaft gab es wohl noch keine deutlichen Symptome. Sie hat auch keine Kopfschmerzen. Aber sie schläft nun schon seit einigen Wochen schlecht und ist immerzu müde", berichtete Don Miguel dem Arzt in echt perfektem deutsch.
Die Schwester lächelte prompt und beglückwünschte sie herzlich zu ihrer Verlobung, während der Arzt ihr nun eine Spritze in den Zugang auf ihrem Handgelenk gab. Und dann lange ihren Puls maß, der sich auch binnen von wenigen Minuten wieder beruhigte.
Ebenso der Blutdruck, der sich nun vorerst auf 130:90 einpendelte. 
„Schon besser. ... Fühlen sie sich nun zittrig?", fragte der Arzt sie mitfühlend und sie nickte ganz ehrlich zu ihm hoch.
Er lächelte kurz.

„Das ist unter Anbetracht der Umstände normal, auch wenn ich denke, dass sie bereits vor ihrer Schwangerschaft einen etwas zu hohen Blutdruck hatten. Das muss also demnächst dringend noch mal genauer untersucht werden.
Bleiben sie also nun ruhig liegen, Frau Singer und lassen sie sich von ihrem Verlobten etwas verwöhnen.
Schön, dass sich ihre Situation nun zumindest dahingehend geklärt hat, dass ihr Verlobter nun die Verantwortung für sein Handeln und ihr Kind übernimmt. Und er ist ja noch dazu ein herausragender Spezialist in Sachen Kardiologie und Herzchirurgie. Er wird sich also ganz sicher gut um sie kümmern können, wenn sie nun mit ihm nach Spanien gehen..."

Therasa war es für einen Sekunde lang zumute als hätte der Arzt sie gerade geohrfeigt.

Bitte ... was würde sie bald tun???

Doch der Arzt wandte sich nur wieder total Gönnerhaft grinsend zu Don Miguel um, der ihm kurz erleichtert zunickte.
„Ich Danke ihnen, Dr. Haiden."
Der Arzt nickte ebenfalls.
„Dr. Ramírez. Die Situation hat sich zum Glück schnell wieder beruhigt. Wir lassen gleich noch etwas zu essen für ihre Verlobte kommen.
Rufen sie uns einfach, wenn sie wieder in Schwierigkeiten gerät oder einen Wunsch hat. Das Monitorring wird noch bis morgen durchlaufen und wir werden Ihnen natürlich sämtliche Daten zur Verfügung stellen, für die weitere Behandlung in Spanien.
Vielleicht möchten Sie nachher noch einmal in mein Büro kommen, um den Medikamentenplan für Frau Singer zu erstellen. Natürlich auch noch mit akuter Notfallmedikation.
Dann sollte es bis zur weiteren Untersuchung in ihrem eigenen Haus keine weiteren Probleme mehr geben und sie können sie morgen schon wieder mitnehmen."
„Danke, ich komme dann später zu ihnen, Doktor Haiden, sobald Theresa sich wieder beruhigt hat!", schüttelte Don Miguel dem Arzt nun die Hand und der nickte ihm nur noch mal lächelnd zu... und ging dann einfach.

- Ach du!?
Was?
Wie?
Entschieden, dass jetzt also einfach nur diese beiden Männer, über ihren Kopf hinweg, dass sie auf einmal eine Verlobte war und nach Spanien gehen würde?

„Bist du eigentlich völlig verrückt oder hast du nun auch so einen Hirntumor, wie Marco?", fragte sie ihn also nun doch mal ziemlich verärgert, als die Tür sich hinter dem Arzt und auch der Schwester geschlossen hatte.
Er wandte sich ihr wieder überrascht blickend zu... und es traf sie tatsächlich schon wieder wie ein Schlag. Diese Augen, und dieses unglaublich attraktive Gesicht...

Woah!

Ihr Herz machte prompt einen weiteren Satz, doch die Beruhigungsmittel wirkten dem nun wohl entgegen. Sie hatte nun auch gar nicht mehr die Kraft, um sich noch richtig arg aufzuregen, wie sie es nun aber eigentlich gerne wollte, denn was, bei allen Heiligen, wollte Don Miguel nun eigentlich von ihr?
Er war doch nur Marcos Bruder, oder?

„Sie bezeichnen sich jetzt schon als meinen Verlobten, ohne noch zuvor meine Antwort auf ihre Frage gehört zu haben. Das... ist wirklich dreist", flüsterte sie nur um Fassung ringend vor sich hin, bevor sie schließlich wieder zu dem bereits wieder fein lächelnden Spanier aufblickte.

Der blieb aber nun zum Glück vor dem Bett stehen, statt sich noch einmal zu ihr zu setzen und ihr damit viel zu nahe auf die Pelle zu rücken.
„Okay... also, mit einer so heftigen Reaktion auf meinen Antrag hatte ich dann doch nicht gerechnet. Das müssen wir im Auge behalten.
Denn ich möchte dich sicher nicht aufregen, Theresa, wenn ich dir nun meinen Schutz und auch meinen Namen anbiete.
Doch, du bekommst nun mal das Kind meines Bruders, und da ich ungebunden bin, und tatsächlich auch nicht vorhabe, irgendwann einmal eine Frau zu heiraten, weil ich mich dafür viel zu sehr mit meiner Beruf als Arzt verbunden fühle, dachte ich, das sei so nun für uns beide, das Baby und auch unsere Familien die beste Lösung.
Darum habe ich mich hier im Krankenhaus bereits als deinen Verlobten ausgegeben, um hier bei dir sein und auch bleiben zu können, bis du aufwachst und wir die Situation klären konnten.
Tatsächlich habe ich aber nicht vor dich in eine dir unangenehme Liebesbeziehung zu zwingen. Also brauchst du mich nun auch nicht so anzusehen wie einen Dämon ... der dich gleich auffressen will, ... per favore!"

Sie atmete lediglich kopfschüttelnd aus und wieder ein, heftiger diesmal, und ihre Finger in der Decke verkrallend.
So langsam wurde ihr nämlich so einiges klar. Unter anderem, warum sie hier ganz offensichtlich in einem Einzelzimmer lag, und nicht im Mehrbettzimmer.

Das war er gewesen.
Don Miguel.
„Also entscheiden sie nun ganz allein, was gut für mich, das Kind und auch für sie selbst ist? - Ja?", flüsterte sie nun doch langsam auf kleiner Flamme Brodelnd.
„Nein. Doch ich halte diese Situation in der du dich aufgrund von Marcos Taten befindest zum größten Teil für meine Schuld, Theresa.
Denn ich habe den geistigen Zustand meines Bruders nicht mehr weiter kontrolliert, weil es ihm doch immer noch recht gut zu gehen schien, trotz Schwindel und leichten Schmerzen.
Es war dennoch nur mein Fehlverhalten als Arzt, dass es dann letztlich zu diesen für dich so überaus unglücklichen Ereignissen kommen konnte.
Dadurch bist du nun in einer emotionalen wie auch finanziellen Zwangslage.
Also beruhige dich nun über meine Absichten dir gegenüber und denke zumindest darüber nach, was eine Ehe mit mir dir an Vorteilen bringen könnte.
Ich würde dir ein treusorgender Ehemann sein, der aber nur sehr wenig Zeit zu Hause verbringt. Wir haben natürlich getrennte Zimmer und du kannst zunächst vielleicht in einem Fernstudium deine Ausbildung beginnen, wenn du willst.
Ich bezahle dir selbstverständlich alle Auslagen für Unterricht und Materialien, Kurse und was du sonst noch alles haben willst, wenn du nun mit mir nach Spanien kommst ... um des Kindes Willen.
Nicht wegen mir oder dir selbst.
Denn mit Hypertonie in einer Schwangerschaft ist schließlich nicht zu spaßen.
Und bei mir würdest du auch sofort jedweden Arzttermin bei jedem Facharzt erhalten den du haben willst und nicht erst dann behandelt, wenn du vielleicht schon an einem Schlaganfall oder Herzinfarkt gestorben bist oder das Kind längst verloren hast."
„Das sagt sich nun so einfach. Aber ich kenne sie überhaupt gar nicht, Don Miguel. Warum soll ich sie also nun so plötzlich heiraten? - Wozu?
Das Baby in meinem Bauch ist doch noch nicht mal von ihnen!", ereiferte sie sich erneut aufbrausend.

Er stürzte sich nun mit nachdenklicher Miene auf dem Bett ab und nickte langsam.
„Da hast du natürlich recht und das ist auch ein gutes Argument.
Doch dieses Kind... Es wurde von meinem Bruder gezeugt, der mir die Welt bedeutet hat. Du hast selbst gesagt, dass du nicht in der Lage bist, es in deiner jetzigen Situation zu bekommen und aufzuziehen. Also biete ich dir nun diese Alternative an, um es doch so zu tun.
Du sagtest selbst, du würdest es wohl für immer bereuen, wenn du dich dagegen entscheiden würdest. Denn es ist ein lebendiges Wesen. Es hat bereits einen Herzschlag, es wächst in dir und ist zudem ein Teil meiner Familie, welche ich
nur Pflichtschuldigst und als dessen Oberhaupt beschützen möchte. Selbst wenn das bedeutet, meinen eigenen Eid zu brechen, und doch noch jemanden zu heiraten, obschon ich keiner Frau der Welt so etwas wie wahre Liebe oder eine glückliche Ehe bieten kann.
Ganz zu schweigen von genügend Zeit und Aufmerksamkeit für eine Echte Liebesbeziehung.
Doch ich kann und will nicht zulassen, das dieses Kind, mein Neffe oder Nichte ohne seine Familie, unseren Schutz und auch Wohlstand, ausgezeichnete Bildungsmöglichkeiten und mit dieser Heirat auch einen möglichst ordentlichen Hintergrund, zur Welt kommt und sicher aufwächst."

Sie sah ihn nur wieder groß an, derweil er nun erneut zu seinem Stuhl neben dem Bett hinging und sich ernsthaft stirnrunzelnd darauf setzte.

„Ich weiß dass dies nun für dich wohl schon wieder eine überfordernde Situation ist, nun so gedrängt von einem dir unbekannten Mann darüber nachzudenken, dich für dieses Kind und ein Leben in Spanien zu entscheiden. Letzteres Zumindest vorerst, bis das Baby gesund auf der Welt ist und wir weiteres planen können. Wenn du es in Spanien wirklich nicht aushältst, würde ich dich nicht dazu zwingen für immer dort zu bleiben und zu leben, Theresa. Doch ich bitte dich hiermit dieses Kind zu bekommen.
- Für Marco!
Denn auf diese Weise wärt ihr beide abgesichert und ich müsste mir keine Sorgen mehr machen, ob du hier nun ganz alleine zurecht kommst, ... oder vielleicht doch noch einmal von der Brücke springst."

Sie wollte schon kopfschüttelnd auffahren, doch er hob einfach nur gebieterisch die Hand.
„Du stehst gerade erst am Anfang der Schwangerschaft, Theresa und stehst bereits jetzt unter großem emotionalen Druck. Selbst wenn du dich ganz allein bleibend für dieses Kind entscheiden würdest und es dann Probleme gäbe, wäre niemand für dich da, um dir zu helfen.
Du hast gerade erst deine Abuela verloren, die letzte Familie, die du noch hattest. Marco ist auch tot. Es wäre also gut vorstellbar, dass du darüber Depressionen bekommst. Also möchte ich da lieber nichts riskieren, wenn du erlaubst.
Und schließlich ... würde ich dich gar nicht aufhalten, dein eigenes Leben zu leben, wie du es gerne möchtest. Dein Kind so zu erziehen, wie du es willst. Ich könnte auch eine Kinderfrau dafür einstellen, während du studierst und dich selbst verwirklichst.
Diese Ehe zwischen uns wäre eine reine Vernunftehe... nur auf dem Papier und für die Öffentlichkeit, um unserem Ansehen nicht zu schaden.
Denn ich kann keine echte Frau in meinem Leben gebrauchen, die ständig meine Anwesenheit und auch fortwährende Zuneigungsgesten einfordert.
Ich arbeite über 400 Stunden im Monat, bin auch oft auf Konferenzen im Ausland oder schließe mich spontan einem international arbeitendem Transplantationsteam an.
Vor einiger Zeit war ich bei Ärzte ohne Grenzen für ein Jahr lang im Einsatz bei Menschen die sich solch eine Versorgung gar nicht leisten konnten.
Denn ich bin Kardiologe und auch Herzchirurg.

Ich werde mir natürlich für deine Schwangerschaft, die Geburt, wie auch die Phase danach etwas mehr Zeit einräumen und deinen Zustand aktiv überwachen um dir, wenn nötig, helfen zu können. Aber du kannst dein Leben immer noch genau so planen wie du es gerne willst, solange es gesundheitlich für dich unbedenklich ist.
Ich besitze ein großes Haus am Meer und meine Haushälterin kocht auch deutsche Gerichte.
Sie lernte es von unserer Mutter, die auch eine Deutsche war. Deshalb spreche ich auch deine Sprache.
Ich stelle zudem keinerlei Erwartungen an dich, außer vielleicht eine kleine öffentliche Hochzeit und das bitte auch kirchlich, weil es so bei uns Brauch ist.
Zudem sollte meine Abuela besser nichts von diesem Arrangement erfahren. Sie hat ein schwaches Herz und wünscht sich nun verzweifelt Enkelkinder ... die ich ihr aber leider nicht geben kann.
Weder jetzt noch in der Zukunft.

Was deine Schwangerschaft betrifft, könnten wir also zumindest bei der halben Wahrheit bleiben, bei einer mit Alkohol versetzten Nacht auf deiner Pilgerreise im Orangenhain von Gijõn, wo du zufällig einem jungen Mann begegnet bist, der dich aufgefordert hat ein Glas Traubensaft mit ihm zu trinken und dich damit aber leider sturzbetrunken machte.
Denn der freundliche Spanier bettelte dich in seinem seelisch labilen Zustand, an ihm Gesellschaft zu leisten, weil er totunglücklich war ... was du in deiner Güte nicht ausschlagen konntest, da du dich um ihn sorgtest. Doch du wusstest nichts von dem Alkohol. Zudem suchte er dann letztlich doch noch weit mehr bei dir als nur Gesellschaft und Trost. So führte eins zum Anderen. Oder um es kurz zu machen.
Ich habe dich in dieser Nacht im Orangenhain vorsätzlich betrunken gemacht und ausgenutzt!"

Theresa lief mal wieder krebsrot an vor Verlegenheit und senkte beschämt den Blick.

Das war ... jetzt nicht sein Ernst, oder?

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Hey ihr.
Ich dachte mir gerade, ich habe schon so viele Kapitel fertig, da kann ich jetzt auch noch mal ein weiteres diese Woche veröffentlichen.
😁🍀✌🏻
Viel Spaß damit.
LG
Bea

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