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Da kam auch schon die Schwester mit einem großen Servierwagen, ...wow... fast so wie im Flugzeug ... herein und lächelte sie wieder so überfreundlich an.
„Dr. Ramírez sagte sie hätten nun sicher gerne etwas zu trinken, Frau Singer?", fragte sie Theresa lieblich. Und die hob nun lediglich verblüfft die Brauen, bevor sie dann aber doch hastig nickte.
Weil etwas zu trinken, konnte sie jetzt tatsächlich gut gebrauchen.
Jetzt, wo sie es erwähnte, hatte sie doch ziemlichen Durst.
„Was darf ich ihnen anbieten? Wir haben frisch gepresste Säfte, Limonaden edler Marken und auch gefiltertes ionisiertes Gletscherwasser aus Norwegen...", zählte die Schwester auf und Theresa blieb da doch mal wieder ganz kurz der Mund offen stehen.
Ionisiertes Gletscherwasser aus Norwegen?
- Ihr Ernst???
War da wirklich jemand so dumm und hackte an den Gletschern rum, nur damit die VIP's das geschmolzene Wasser davon ganz edel tuend süffeln konnten... ???
„Die spinnen doch alle, die reichen VIP!", murmelte sie also nur wieder kopfschüttelnd und seufzte laut auf.
„Ich hätte gerne normales Wasser ohne Kohlensäure und ein bisschen Apfelsaft zum zusammenmischen. - Danke!", erklärte sie schließlich, und die Schwester stellte ihr zwei edel aussehende Flaschen und ein hohes Glas auf den Beistelltisch.
„Mögen sie vielleicht auch noch ein paar Illustrierte? Oder soll ich den Fernseher für sie einschalten? Wir haben alle streamingunternehmen, DAX und auch Kunst- Klassische Musik- und Wirtschaftsskanäle. Wenn sie sich vielleicht ein Konzert ansehen wollen? Oder auch nur etwas Musik? Diese Suite verfügt auch über eine gut ausgestattete Musikanlage der neuesten Generation mit hervorragendem Soundsysthem. Über diese könnten sie sowohl moderne als auch rein klassische Musik hören, Frau Singer.
Für Puristen steht außerdem noch eine umfangreiche LP-Sammlung zur Verfügung.
Außerdem... Musik soll ja auch besonders gut für Schwangere sein. Die Babys entwickeln sich dadurch besser...", plauderte die Schwester noch weiter, aber Theresa atmete nur noch einzig Ruhe suchend ein und wieder aus und mischte sich unterdessen ihr Getränk zusammen.
Zwei Teile Wasser, ein Teil Saft. Das reichte völlig.
„Vielleicht können sie mir einen großen Gefallen tun und die Zeiten im Auge behalten, wenn Don Ramírez hier bei mir ist, Schwester. Ich glaube nämlich nicht dass ich irgendwie krank bin und an zu hohen Blutdruck leide, sondern er macht das! Er treibt den bei mir so hoch!", nickte sie noch mal der erstaunten Schwester zu, doch die zückte lediglich lächelnd einen Block und schrieb etwas darauf.
„Ist notiert! Ich werde es dem Arzt vor der Auswertung des EKG noch einmal zu bedenken geben.
Und ja, ich kann sie da wirklich gut verstehen. Das ihr Blutdruck schon allein bei seinem Anblick steigt.", lächelte sie nun echt verschmitzt.
- Nee, oder?
„Er hat fast allen ledigen Schwestern auf der Station allein durch seinen Anblick bereits den Kopf verdreht. Und wie er sich geweigert hat, sie trotz seiner eigenen Blessuren und obschon er doch selbst noch klatschnass war, als sie beide hier ankamen, auch nur schnell zum umziehen allein zu lassen, nachdem sie im Krankenwagen ohnmächtig wurden.
Ihr Sturz von der Brücke soll ja ziemlich dramatisch gewesen sein, wie man hörte.
Nur gut das er ihnen sofort hinterher gesprungen ist. Ich glaube diese Geschichte wird hier noch monatelang rauf und runter erzählt werden.
Er hat schon in der Notaufnahme sofort alles an sich gerissen, ihre Untersuchungen selbst durchgeführt, sogar ein Sonographie auf innere Verletzungen hin gemacht, wie auch alle herumkommandiert, damit sie auch ja schnellstens und bestmöglich versorgt wurden.
Aber er ist ja auch Spanier, nicht wahr?
Und wie man hört eine wahre Koryphäe auf seinem eigentlichen Fach-Gebiet.
Das verspricht ja schon vom reinen Hörensagen her ein höllisches Temperament und er würdigt auch keine einzige Frau in seiner Umgebung nur eines Blickes. Aber ihnen gegenüber ist er wohl zuckersüß, wie die Frühschicht mir versichert hat.
Keinen Millimeter ist er ihnen von der Seite gewichen und hat die ganze Zeit über ihre Hand gehalten, als sie unruhig geschlafen und wohl schwer geträumt haben.
Umso erstaunlicher, dass sie es nun tatsächlich geschafft haben ihn wegzuschicken...", berichtete sie ihr weiter und Theresa war nun ehrlich verwirrt. Sie hatte schlecht geschlafen? Und Schlecht geträumt?
Egal...
Fürs erste.
„Ich ... hab mein Handy zu Hause liegen und hier wird es mir vermutlich irgendwann langweilig werden.
Fernsehen und Musik sind nämlich nicht ganz so mein Ding. Ich hab ihn also darum gebeten es mir zu holen und sich bei der Gelegenheit auch gleich noch mal umzuziehen, bevor er noch krank wird. Der Fluss ist gerade doch sehr schlammig ...", seufzte sie nur wieder verwirrt von den Worten der Krankenschwester vor sich hin.
Diese lächelte auch sofort wieder verschmitzt.
„Und er erfüllt ihnen sofort all ihre Wünsche!?
- Haach ... was für ein Mann!
So jung, attraktiv, intelligent, fürsorglich und auch noch wohlhabend? Danach würde sich unsereins doch glatt alle zehn Finger abschlecken.
Und sie sind nun auch noch mit ihm verlobt. Meinen herzlichsten Glückwunsch, Frau Singer", lächelte sie nun noch viel breiter.
Jaja, geschenkt, dachte Theresa nur seltsam gereizt und verkniff es sich eisern mit den Augen zu rollen und der Schwester dann mal eben zu stecken, dass dieser ... Hach, was für ein Mann... leider vom anderen Ufer war.
Doch das war nicht ihr Bier und sie war auch keine Klatschtante. Also nippte darum nur an ihrem Getränk ... oh du ... himmeldonnerwetter!
- War das gut!
Sie betrachtete überrascht ihr Glas und überlegte wann zum Geier sie schon mal so einen Apfelsaft getrunken hatte ... noch nie, oder?
Aber vermutlich waren das hier ja auch tibetische Himmalaya-Äpfel die in viertausend Metern Höhe wuchsen und von buddistischen Jungfrauen bei Vollmond gepflückt worden waren, ... oder so ähnlich.
Jaja, die Reichen.
Doch für einen lächerlich schwachen Moment grinste die nun doch ein bisschen vor sich hin, und trank dann in durstigen Zügen das ganze Glas wobei sie sich echt total zufrieden damit fühlte.
*
Don Miguel Ramírez verließ das Krankenhaus mit eiligen Schritten, nachdem er seinen Assistenten wie auch die beiden Bodyguards genau instruiert hatte, die nun ab sofort, wenn auch für Theresa verborgen, gut auf seine junge Verlobte aufpassen würden.
Nur noch das beste Essen, schöne neue Kleider in ihrer Größe zum Wechseln und ihr Handy aus ihrem Haus.
Sie würde all das bekommen, was sie sich ab sofort wünschte und noch mehr.
Denn das hatte sich diese junge Frau, nach all dem Mist den sein Bruder da mit ihr abgezogen hatte, nun redlich verdient.
Oh ja, dachte er immer noch besorgt wie auch unterschwellig grollend, derweil er in den Maybach einstieg, den sein Assistent ihm mit Chauffeur für seinen Aufenthalt hier in Deutschland besorgt hatte. Dann schrieb er aber doch erst einmal eine Notiz an Abuela, dass er Theresa gefunden hatte, sie tatsächlich in Umständen war und Donna Isadora nun Urgroßmutter werden würde, da er seine Braut nun so schnell wie möglich nach Hause bringen würde.
Ja... seine Braut.
Die erst neunzehn Jahre alt war, aber immerhin demnächst Geburtstag hatte.
Das Mädchen war weit jünger und unschuldiger als er es gedacht hatte, dabei aber doch recht störrisch wie auch einnehmend selbstbewusst.
Sie ließ sich auf den ersten Blick weder von seinem Aussehen noch von Reichtum blenden.
Keine Sekunde lang hatte sie nach ihrem Erwachen so schmachtend anhimmelnd zu ihm aufgeblickt, wie es sonst ja immer der Fall war, bei Frauen, denen er gerade zum ersten Mal begegnete.
Auch bei Marco war es wohl so gewesen.
Die Mädchen waren ihm scharenweise hinterher gelaufen.
Nur dieses hier nicht. Also hatte er ausgerechnet sie gewählt.
Ein von ihrer eigenen Abuela den Umständen entsprechend gut erzogenes, deutsches und auch wirklich streng religiöses Mädchen.
Sie war den Pilgerpfad wirklich nicht nur just for Fun gelaufen. Sie hatte den Geist ihrer soeben verstorbenen Großmutter geehrt.
„Verdammt, Marco!", stieß er leise aus und schloss kurz ausatmend die Augen.
Ein dumpfes Pochen begann sich da mal wieder hinter seiner Schläfe zu entwickeln. Er hatte letzt Nacht aus lauter Sorge um die junge Frau kein Auge zugetan.
Doch es war wohl der Schock gewesen der sie letztlich hatte ohnmächtig werden lassen. Und die Beruhigungsmittel gegen den zu hohen Blutdruck waren etwas zu hochdosiert gewesen. Es hatte sie letztlich komplett ausgeknockt.
Das und eine erhebliche Unzerzuckerung.
Sie war auch viel zu dünn.
Doch nun würde man ihr bald schon ein Festmahl, gekocht von einem echten Gourmet-Chef, servieren, dafür hatte er noch selbst gesorgt.
Er konnte immer noch nicht nachvollziehen, warum sein Bruder ausgerechnet dieses Mädchen für sein letztes Abenteuer im Leben ausgewählt hatte.
Eine Jungfrau, erst 19 Jahre alt, komplett alleinstehend auf der Welt, zerbrechlich, zart und ... zugegeben ... ziemlich hübsch.
Es macht ihn gerade so unfassbar zornig, dass er am liebsten auf etwas eingeschlagen hätte.
Oder auf jemanden.
Vorzugsweise seinen jüngeren Bruder.
Doch der war ja nun nicht mehr da.
Hart schluckend sah er dem fließenden Verkehr zu, sie glitten ruhig dahin und der Chauffeur kannte sich anscheinend auch sehr gut aus, denn sie erreichen in kürzester Zeit sein Hotel, ... das Steigenberger Icon.
Vorgestern hatte er dort in der Präsidentensuite eingecheckt, um von hier aus so schnell wie möglich, Marcos Mädchen ausfindig zu machen, bevor sie sich nach dieser vielleicht etwas zu brutal offen mitgeteilten Neuigkeit noch etwas antun würde ... oder dem Kind.
Er hätte wirklich nicht einfach so damit heraus platzen sollen. Nein, ... das war wohl sehr dumm von ihm gewesen.
Aber es hatte ihn frustriert nun doch noch von ihr zu hören und dann auch noch ein so zartes, schwaches, verängstigtes Stimmchen.
Eine so Furchtbar verzweifelte junge Frau.
... Dios!
Er betrat die Eingangshalle des Hotels und sogleich kam der Concierge hinzu und rief aufmerksam den Aufzug für den VIP.
„Hatten sie einen Unfall, Conde? Benötigen sie einen Arzt?", fragte er ihn von seinem Aufzug sichtlich erschrocken und deshalb auch hörbar besorgt - zudem in fließendem Spanisch.
„Nein, danke. Ich werde mich nur umziehen und dann wieder ausgehen. Ich habe gestern noch meine Verlobte gefunden und musste sie dann aber zunächst einmal ins Krankenhaus bringen, nachdem sie einen Unfall hatte.
Der Butler soll frische Kleidung für mich herauslegen und mir eine Mahlzeit richten, solange ich dusche.
- Filet-Steak vom Kalb, englisch gebraten, grüner Salat und Salzkartoffeln. - Ich habe wenig Zeit!", wies er den Bediensteten an, der sich auch sofort halb verneigte und ihm dann die Karte für die Präsidentensuite aushändigte, kaum dass die Aufzugtüre aufglitt.
Einige Frauen in der Lobby sahen gerade sichtlich fasziniert zu ihm hin und erröteten, als er sie nun seinerseits entnervt und unwillig musterte.
Solches Verhalten war er gewöhnt.
Solche Reaktionen von Frauen auf sein Aussehen.
Jedoch ganz sicher nicht diese Abwehrende gelassen tuende Art von Theresa Singer.
Er hatte sich ihr extra nicht als Conde Fernando Miguel Alfonso de Ramírez-Valdez vorgestellt. Um sie nicht auch noch damit zu überwältigen.
Eine gute Entscheidung.
Sonst hätte sie ihn nun sicher auf der Stelle in die Wüste geschickt.
Sie mochte keine Männer! Und reiche schon gar nicht. Denn sie wollte auch kein Geld von ihm... und würde ohne alle Ansprüche verschwinden, gleich, wenn er es so von ihr verlangte.
- Dios!
Er fuhr gereizt über diese Art und Weise nachdenkend nach oben.
Die Türen des Aufzuges glitten nach dem leisen - Pling - auf und der Butler stand schon bereit, um mit einer halben Verneigung die Karte von ihm in Empfang zu nehmen und dann die Türe für ihn zu öffnen.
„Die angewiesenen Mahlzeit wird in 15 Minuten bereit sein. Welche Kleidung wünschen Sie, dass ich für Sie herauslege, ... formell oder leger, Conde?", erkundigte sich der junge Mann formvollendet und er nickte ihm nur kurz anerkennend zu.
„Leger ... und bitte das einfachste, was ich dabei habe. Denn meine Reichtum wird meine Verlobte wohl eher in die Flucht schlagen, denn beeindrucken.
Hat es in meiner Abwesenheit Nachrichten für mich gegeben?", ging er in die Suite hinein und knöpfte sich auch sogleich sein verschmutztes Hemd auf.
Der Butler folgte ihm Dienstbeflissen und nahm seine Kleidung anstandslos entgegen.
„Conde, es gab 18 Nachrichten in ihrer Abwesenheit. Zehn von der Privatklinik und acht von ihrer verehrten Großmutter. Sie wurden alle notiert und es wurde um dringenden Rückruf gebeten", erklärte der Butler ruhig, während Miguel erneut nickte, sich dann komplett auszog und ins Bad hinüber ging.
Es war etwas kleiner als seines zu Hause, doch immerhin gut ausgestattet.
Er war von Kindheit an mit all diesem Luxus aufgewachsen und ihn deshalb auch gewohnt.
Butler, Bedienstete, Haushälter, Gärtner, Chauffeure und alle erdenklichen Bequemlichkeiten ...
Seine Abuela unterhielt sogar immer noch eine eigene Zofe, die sich jeden Tag mehrere Stunden lang ausschließlich um das erhabene und elegante Aussehen der Condessa Valdez bemühte.
Eine vollkommen andere Welt, als jene, in der Theresa gerade noch lebte.
Er hatte sich das kleine baufällige Gebäude gestern gleich nach seiner Ankunft näher angesehen, dass sie ihr Eigen nannte. Oder besser gesagt: Das Haus ihrer Abuela.
Die Risse im Fundament, das schadhafte Dach, die schiefe Regenrinne ... wirklich furchtbar.
Und dort also sollte der Erbe des Conde de Ramírez-Valdez geboren werden und auch aufwachsen?
Nie. im. Leben!
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Hu... ein adeliger...
Ein Conde... 😁✌🏻
Was wohl Theresa davon hält?
LG
Bea
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