Die Legende
Melody folgte den anderen mit etwas abstand. Anika konnte mittlerweile sehen wann sie in Gedanken sprach und wann sie Gedanken empfing. Mira stütze Heinrich beim laufen und führte sie so durch das Dorf und in ein altes Bauernhaus. Anika sah sich immer mal wieder nach Melody um, um auch sicher zu gehen, das sie den Anschluss nicht verlor. Gerade schien sie etwas zu sagen, denn ihre Augen waren in die ferne gerichtet, so als würde Melody gar nicht sehen wo sie hin lief. ,,Da wären wir. Bitte tretet ein, es ist nicht groß, aber für uns reicht es." Mira öffnete ihnen die Tür und bat sie in das Haus, Melody blieb vor der Tür stehen. Heinrich setzte sich gleich auf einen der Stühle und bat den Mädchen auch einen an. Dann sah er zu Mira: ,,Liebes, würdest du mir ein Glas Wasser holen?" Sie nickte: ,,Natürlich, möchtet ihr auch etwas zu trinken?" Die Mädchen wollten nicht unhöflich sein, als baten sie ebenfalls um Wasser. Heinrich sah interessiert nach draußen, vor dem kleinen Fenster des Hauses lief Melody hin und her. In manchen Momenten sah man sie nicken oder den Kopf schütteln. ,,Was tut sie da?" Die Mädchen lachten, so hatten sie die ersten Male auch reagiert: ,,Das ist ihre Gabe, sie kann Gedanken hören und durch sie Kommunizieren, selbst über weite strecken hinweg. Alle ihre Geschwister schaffen es sogar untereinander in Gedanken zu sprechen. Die Verbindung zu ihren Schwestern ist so stark, das sie es sogar geschafft hatten, über die Dimensionsgrenzen hinaus miteinander zu sprechen. Aber keiner außer Melody schafft das auch bei anderen." Melody schien in diesen Moment zu seufzen: ,,Ich erinnere mich, mein Sohn, Ephraims Vater, hatte mir berichtet das ihr besondere Gaben habt." Anika setzte sich aufrecht hin: ,,Wo ist er jetzt?" Heinrich sah zu Mira, welche ihnen gerade die Gläser brachte: ,,Benjamin war Mitglied eurer Arme." Nathalie schaltete sich ein: ,,Ihr sprecht in der Vergangenheit von ihm, heißt dass das er gestorben ist?" Heinrich nickte und sah zur Tür als Melody eintrat: ,,Entschuldigt, lasst euch nicht stören." Sie stellte sich neben Lena, sodass Anika Melody gut beobachten konnte. Anika konnte genau sehen, das ihr eine Sache ganz und gar nicht passte. Heinrich sah wieder Nathalie an: ,,Ja, er fiel in der Schlacht um den Thron. Vor der Schlacht kam Benjamin regelmäßig zu uns. Er stellte sicher das es allen im Dorf und besonders seinem Sohn gut ging. Er war der glücklichste Mann der Welt, als Ephraim ihm verkündete das er eine Tochter bekommt. Nur wenige Monate nach Luisas Geburt fand die Schlacht statt. Deshalb müsst ihr Ephraims Verhalten euch gegenüber bitte entschuldigen, er hat den Verlust seines Vaters noch nicht überstanden." Die Mädchen sahen ihn traurig an: ,,Das tut uns wirklich leid, wir wünschten wir hätten all diese sinnlosen Tode verhindern können." Die Tür wurde hinter ihnen zu geschlagen: ,,Das hättet ihr! Wärt ihr nicht so feige gewesen und Olaf gleich alleine gegenüber getreten, dann hätte niemand sterben müssen! Weder auf der einen, noch auf der anderen Seite!" Melody drehte sich ganz zu Ephraim um: ,,Du hättest also vorgeschlagen das wir vier uns ganz allein seiner Armee hätten stellen sollen. Ist dir bewusst wie viele Männer er auf seiner Seite hatte? Es war uns nicht möglich Olaf alleine gegenüberzutreten. Denkst du nicht, das wir das gemacht hätten, wenn wir die Chance dazu gehabt hätten. Glaubst du wirklich das wir all diese Leben riskiert haben, weil wir selbst zu feige waren?" Ephraim hatte wohl mit einem solchen Ausbruch von Melody nicht gerechnet, denn er stand wie erstarrt da. Nathalie stand auf und legte Melody eine Hand auf die Schulter: ,,Wisst ihr wie wir die Schlacht gewonnen haben?" Mira und Ephraim blieben still, Heinrich war der einzige der sich traute etwas zu sagen: ,,Nein, aber es gab Gerüchte über einen eins zu eins Kampf." Nathalie nickte und beobachtete Ephraims Reaktion: ,,Genau. Melody war diejenige, die gegen Olaf in den eins gegen eins Kampf gegangen ist, um weitere Tote zu verhindern. Wir hatten gehofft das wir die Prophezeiung so erfüllen würden, doch offenbar hat das nicht funktioniert." Lena stand nun auch von ihrem Stuhl auf: ,,Uns tut der Verlust wirklich leid, aber damals hatten wir keine anderen Möglichkeiten. Heute sieht die Lage jedoch anders aus, Olaf hat keine Armee mehr und nur seinen ersten Offizier bei sich. Wir hatten gehofft das ihr uns vielleicht helfen könntet. Leider kennen wir uns in diesen Land immer noch sehr schlecht aus." Ephraim sah seinen Großvater eine ganze Weile an: ,,Sprecht mit ihm, in einen jungen Jahren war er Händler, er kennt das Land wie seine Westentasche. Wenn euch jemand helfen kann, dann mein Großvater." Dann sah er Mira an: ,,Ich gehe und hohle unsere Tochter bei deiner Schwester ab, sie hat bestimmt schon Hunger." Damit wandte er sich um und verließ das Haus wieder. Lena und Nathalie setzten sich wieder hin, Melody stellte sich danach wieder neben Lena. Neugierig sahen sie Heinrich an: ,,Wenn ihr ein Händler wart, dann werdet ihr doch sicherlich wissen wie mein Onkel aussieht, richtig?" Heinrich nickte: ,,Ich würde ihn wahrscheinlich wiedererkennen, aber ich muss euch enttäuschen, in letzter Zeit ist niemand durch unser Dorf gereist. Vor ein paar Wochen fanden wir Pferdespuren in einem von unseren Feldern, doch es war nirgends jemand zu sehen." Melody sah aus dem Fenster: ,,Schade, aber dennoch danke." Nathalie rutschte auf dem Stuhl weiter vor. Anika kannte diesen Blick, sie war kurz davor ein Rätsel zu lösen. ,,Ich habe noch eine Frage Heinrich." Er wandte sich Nathalie zu, jetzt war auch Anika gespannt, an was Nathalie schon wieder dachte: ,,Ich bin ganz Ohr meine Liebe." Nathalie zeigte nach draußen: ,,Im Wald bin ich einem Reh begegnet, dessen Mutter von einem unnatürlich großen Wolf gerissen wurde. Es hat mir erzählt das dieser Wolf einige Generationen lang nicht aufgetaucht ist und sich immer mit seiner Beute in die Berge zurück zieht. Wisst ihr etwas darüber, es scheint mir so bekannt vor zu kommen." Heinrich sah Mira an: ,,Möchtest du Mira, ich liebe es wenn du die Geschichten erzählst?" Mira lächelte und setzte sich zu ihnen:
,,Vor einigen Jahren erzählte man sich von einem Monster, welches der Seelenfresser genannt wurde. Ein Tier das kaum einer je gesehen, aber jeder gefürchtet hat. Es soll die Fähigkeit haben von den Seelen besitz ergreifen zu können, besonders von denen die eine dunkle Seele besitzen. Man sagt das, wenn diesem Geschöpf, Menschen mit einer reinen Seele begegnen, diese nie wieder die selben sein werden. Es wird behauptet das der Seelenfresser ihre Seelen umkehrt und sie zu bösen, niederträchtigen Menschen macht. Danach lässt er die Menschen wieder gehen. Begegnen ihn aber Menschen die schon eine dunkle Seele besitzen, dann saugt er ihre Seelen auf und schöpft aus ihnen neue Kraft. Laut der Legende kann der Seelenfresser sich in alle verwandeln, dessen Seelen er schon gefressen hat. Seine Urform soll jedoch ein großer schwarzer Wolf sein, der an der Schnauze die Hörner eines Wildschweines hat."
Besorgt sahen die Mädchen einander an: ,,Ich denke ich kenne die Legende." Anika konnte sich ziemlich genau an die Legende erinnern: ,,Sie war in dem Buch über die Legenden dieses Landes, das wir beide gelesen haben Nathalie. Erinnerst du dich, wir hatten dann doch noch über dieses Wesen gesprochen." Nathalie schien erst nicht zu wissen was Anika meinte, doch dann fiel es ihr wie schuppen von den Augen: ,,Aber natürlich, deswegen kam es mir so bekannt vor." Dankbar sahen die Mädchen Mira und Heinrich an: ,,Vielen Dank ihr habt uns sehr geholfen." Heinrich zog eine Augenbraue hoch: ,,Inwiefern?" Lena stand auf und ging zum Fenster: ,,Weil wir jetzt wissen, was Olaf in den Bergen zu suchen scheint."
Seid Stunden war sie den beiden nun schon gefolgt und hatte noch nichts brauchbares rausgefunden. Erst war Oktavian mit Felizitas durch den Schlossgarten spaziert und dann hatten die beiden beschlossen das die Prinzessin ihm die Stadt zeigen könnte. Endlich waren die beiden wieder zwischen den Schlossmauern, hier gab es zu dieser Abendlichen Stunde, wesentlich bessere stellen um unerkannt zu bleiben. Sie wagte sich immer nur so weit heran, das sie hören konnte worüber die beiden sprachen. ,,Ich werde euch schon noch zeigen was Liebe ist." Die Königlichen Wachen hatten gestern ihren Mann wegen den Verdacht auf Hochverrat festgenommen und in die Kerker geworfen. Wenn sie nur wüssten das sie den falschen des Paares festgenommen hatten. ,,Ich denke ich sollte euch zurück in eure Gemächer begleiten, es wird bereits dunkel." Felizitas sah zu Oktavian auf: ,,Das währe lieb von euch, danke. Ich muss mich noch bei meiner Schwester melden und sie fragen wie es bei der Königin aussieht." "Mach nur" dachte sie sich, "Ich werde da sein".
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