Operation 16: Holy Sh...awarma

Die Verbindung wurde immer schlechter, aber aus den Bruchstücken konnte Roxy entnehmen, dass Clara mitten in der Pampa gelandet war, dringend einen Arzt brauchte und Clint versuchte, im Hintergrund jemanden abzuschlachten.
So schnell ihre Kugel es zu ließ, rollte Roxy in die Hauptzentrale, der einzige Ort, an dem man ersehen konnte, dass es sich bei diesem Haus um einen Geheimstützpunkt handelte.
Der Raum befand sich hinter einem Wandschrank und war mit den modernsten Computern und Überwachungsanlagen ausgestattet.
Die Avengers hatten hier Zutrittverbot. Es hing dafür sogar ein Schild am Eingang.

Schwer atmend ließ sich Roxy auf dem Bürostuhl nieder und stöpselte ihr Handy an.
"Rede weiter!", gab sie weiter, aber Clara war damit beschäftigt, im Hintergrund ihre Verbündeten auszuschimpfen.
Roxy hatte ehrlich gesagt keine Ahnung, wie das Orten eines Handys funktionierte. Damian hatte es ihr ein paar mal erklärt gehabt, aber das war schon viel zu lange her gewesen. Wichtig war jetzt nur, dass es überhaupt funktionierte.
Auf dem Bildschirm flammte eine Karte dea Planeten auf und zoomte rasend schnell näher. Roxy atmete erleichtert auf.
"Glück gehabt!", redete sie in den Hörer. "Wenigstens hast du den richtigen Kontinent erwischt!"

Als der blinkende Punkt schließlich in einem völlig grünen Feld stehen blieb,  rieb sich Roxy müde den Kopf. Das hatte ihnen gerade noch gefehlt!
"Ich suche mal nach Helfern in eurer Nähe!"
"Warte!" Plötzlich war Claras Stimme wieder deutlich zu hören. "Wo sind wir?"
Roxy überlegte, ob sie es ihr schonend beibringen sollte, aber dann ließ sie es.
"Texas!", sagte sie kurz und sah die Liste durch, die ihr Bekannte der Orcas anzeigte. Die meisten konnte sie vergessen.
"Texas?", rief Clara schrill. "Bitte hol uns hier weg! Und Robb und Talisa müssen dringend in ein Krankenhaus gebracht werden!"

"Wer zur Hölle ist das? Sollte das nicht ein Erkundungsausflug werden?" In ihrem Kopf liefen hundert Szenarien gleichzeitig ab, in einer hoffte sie inständig, dass Robb und Talisa irgendwelche Straßenköter waren.
"Die Starks wurden verraten!", Claras Stimme war wieder schwerer zu verstehen und Roxy wusste diesmal nicht, ob es an der Verbindung oder an ihr lag. "Das war so ein Gemetzel, Roxy!"
Selbst bei dieser grottenschlechten Verbindung hörte Roxy die Panik in der Stimme ihrer Freundin.
"Alles Gut, Liebes!", redete sie ihr zu. Claras Stimmung erklärte, warum sie es nicht bis nach Hause geschafft hatten. "Ich habe jemanden gefunden, der euch hilft! Halte noch ein bisschen durch!"

~¤~

Fest die Arme um die Knie geschlungen saß Clara, wegen der kühlen Luft leicht zitternd, neben dem jungen Ehepaar. Sie hatte beider Wunden so weit wie möglich verbunden und Clint hatte ihnen ein Zeug gespritzt, dass ihren gesamten Kreislauf schlagartig verlangsamt hatte und so die Gefahr des Verblutens verhinderte. Er meinte, es wäre dasgleiche Zeug gewesen, das auch Nick Fury gerettet hatte und gehörte mit zu der Grundausrüstung eines S.H.I.E.L.D Agenten.
Trotzdem wollte Clara sie so schnell wie möglich unter ärztlicher Betreuung wissen.

Das größere Übel war Lady Catelyn, die sich ziemlich schnell von ihrem Schock erholt hatte und genauso temperamentvoll zeigte, wie ihr Mann. Clara wollte nicht wissen, wie viel Geschirr bei einem Ehekrach zu Bruch ging.
"Wer seid ihr?", rief sie aufgeregt und versuchte sich an Loki vorbeizudrängen, der sie etwas unsanft an den Armen festhielt. "Was habt ihr ihnen angetan?"
"Noch sind sie am Leben!" Loki drängte die Frau zurück, die sich heftig wehrte.
"Lass sie zu ihrem Kind, Blaubeerchen!" Clint hatte die Hand an seinem Bogen gelegt. Der Jotune sah ihn gründlich an, dann lachte er auf. "Denkst du, das hält mich auf?"

"Was auch immer zwischen euch abgeht, kriegt euch mal wieder ein!" Scott sah ziemlich erschöpft aus. Die brutale Gewalt auf der Hochzeit hatte ihn wohl ebenfalls ordentlich mitgenommen, anders als Rhodey, dem Soldat oder Clint, dem Agenten. Von Loki schwieg Clara lieber.
Die beiden Streithähne drehten sich zu ihm, aber Rhodey unterbrach sie.
"Er hat Recht!", stimmte er dem Ant-Man zu. Der Sprung durch den hîth hatte über die Hälfte der Energie aus seinem Anzug gesogen und damit war er zumindest teilweise auf Hilfe angewiesen.
"Erst einmal sollten wir auf die Verstärkung warten! Clara, weißt du, wann sie ungefähr eintreffen sollte?"

Clara hob den Kopf und blinzelte ein paar Mal. Die Bilder hefteten immer noch in ihrem Gedächtnis und sie würden ihr noch einige Albträume bescheren. Wahrscheinlich würde sie die nächsten Nächte bei Loki verbringen.
"In anderthalb Stunden, laut Roxy.", antwortete sie. Seufzend öffnete Rhodey seine Rüstung und stieg aus. Catelyn starrte ihn zu Tode erschrocken an, dann schlüpfte sie zwischen Clint und Loki hindurch zu ihrem Sohn, stellte sich zwischen sie und hielt mit zitternden Händen einen Stein hoch.
"Bleibt uns fern!", rief sie warnend.

"Nichts lieber als das!"
Loki drehte der Fremden den Rücken zu und ließ sich in einiger Entfernung von der Gruppe nieder. Ganz offensichtlich war er eingeschnappt.
Clint hob beschwichtigend den Bogen und streckte ihr seine Handflächen entgegen als Zeichen der Friedfertigkeit. Scott hielt sich in sicherer Entfernung auf.
"Ihr regelt das!", sagte er überzeugt.
"Wo sind wir?", rief Lady Catelyn weiter. "Was war das für eine Magie?"
"Lange, komplizierte Geschichte. ", murmelte Clara und fragte sich, seit wann sie sich wie Damian anhörte. Sie starrte in die Dämmerung und überlegte, wer von ihren Freunden in der Nähe war.
Der Yellowstone lag weit im Norden, Bob war in Kalifornien, also westlich und wo Luna zur Zeit war, war ihr ebenfalls ein Rätsel. Sollte sie in ihrer Schule sein, war die jedenfalls auch weit weg.

Clara spürte, wie ihr Kopf wieder zu drücken begann, ein klares Anzeichen dafür, dass sie bald wieder wegtreten würde. Das hatte ihr gerade noch gefehlt!
Rhodey versuchte währenddessen die Frau zu beruhigen und hatte offenbar Erfolg damit, denn Catelyn verstummte auf einmal. Vielleicht war sie auch ohnmächtig geworden, als der Iron Patriot plötzlich einen dunkelhäutigen Mann ausspuckte oder weil Clint ihr eine dieser Spritzen verpasst hatte.
"Auto!", rief Scott plötzlich und sprang auf.
Am Horizont tauchte ein winziges Licht auf, das sich in Rekordgeschwindigkeit vergrößerte und nach wenigen Minuten zu hören war.

Catelyn schrie auf, als es näherkam und warf sich schützend über ihren Sohn. Mit bangen Blicken sah sie dem Wagen entgegen.
"Was ist das für ein Monster?", keuchte sie entsetzt. Als die Scheinwerfer sie das erste Mal streiften, duckte sie sich so weit wie möglich,  während Clara nur geblendet die Augen schloss.
"Der fähr wie ein Wahnsinniger!" Clint schirmte das grelle Licht mit der Hand etwas ab und sah dem Auto entgegen, das sich mit aufheulendem Motor näherte.
"Keine Sorge!", versuchte Rhodey Lady Catelyn zu beruhigen. "Das sind Freunde von uns." Dann sah aber selber ziemlich skeptisch zu dem Auto hinüber. "Und ich bin mir ziemlich sicher, dass sie sehr seltsam sind.", fügte er unheilvoll hinzu. Rockmusik dröhnte in ihre Richtung.

Als der Wagen nicht langsamer wurde, wurde auch Clint misstrauisch und zog langsam einen Pfeil aus dem Köcher.
Clara spürte, wie der Boden durch die Geschwindigkeit des Hammers erschüttert wurde. Ihr Blickfeld schwankte und fuhr Achterbahn, bis sie plötzlich so klar sah, dass sie die einzelnen aufgewirbelten Staubkörner unterscheiden konnte.
Das Auto raste knapp an ihnen vorbei und sie sah deutlichst, wie Rhodey sich schützend vor die Flüchtlinge gestellt hatte.
Dann trat der Fahrer heftig auf die Bremse und riss das Lenkrad herum, sodass der Wagen sich fast im Stand um die eigene Achse drehte und genügend Staub und Dreck aufwirbelte, um ein neues Maisfeld zu bestellen.

"Ach du Scheiße!", rief Scott perplex aus, als der Motor abgestellt wurde und Father Simon aus dem Wagen sprang. Der Sand biss in Claras Augen und brachte sie zum Tränen und sie bereute, nicht aufgestanden zu sein.
"Wie schnell sind Sie gefahren, Mann?", fragte Clint ungläubig. "Sollten Sie nicht dreihundert Meilen östlich von hier sein?"
"Mrs. Rogers hat mich vor ungefähr einer Stunde angerufen." Father Simon grinste und schüttelte ihm die Hand. "Damit erübrigt sich wohl die Frage." Er begrüßte erst Scott, dann Rhodey, dann kniete er sich vor Catelyn hin, die immer noch dicht am Boden lag, Robb mit beiden Armen umklammernd.

"Mein Name ist Father Simon.", sagte er leise. "Ich bin römisch-katholischer Priester und bin hier um Ihnen zu helfen."
Clara spürte, wie Loki sich hinter ihr bückte und sie aufhob.
"Das trifft sich ja!", sagte ihr Freund gelassen. "Wir brauchen einen Arzt!"
Gefühlte Armeen von Ameisen krabbelten über ihren Körper, während sie sich innerlich aufregte, dass Loki sie nicht wie sonst in Ruhe ließ.
Father Simon stand auf und drückte Clint ohne Umschweife die Schlüssel in die Hand.
"Setzt sie auf die Rückbank!", sagte er, während er Lady Stark eine Hand anbot.
Als Loki sie zum Auto trug, konnte Clara im Vorbeilaufen im Rückspiegel sehen, wie eine rote Flüssigkeit aus ihren Augen tropfte, dann breitete sie ihre Flügel aus und schwang sich hoch in den Nachthimmel.

~¤~

Die Scharniere quietschten, als sich die Schaukel aufdrehte, während Lucia sich mit geschlossenen Augen um ihre eigene Achse drehte.
Diesmal war sie alleine, soweit der Vogel, der über ihr kreiste, das erkennen konnte.
Clara war noch nie dort gewesen, aber der Spielplatz kam ihr definitiv wie ein Ort vor, an dem ihre Freundin gerne war. Vor allem um die Abendzeit, wenn sich außer ihr niemand dort aufhielt, so wie jetzt.

Die Schaukel kam zum Stillstand als Lucia ihre Sandalen in den Sand stemmte und die Augen öffnete. Sie schien sich zu etwas Unangenehmen durchringen zu wollen, denn ihr Blick war alles andere als glücklich.
Clara versuchte ihren viel zu gewandten Körper zu einer eleganten Wendung zu bringen, um näher zu kommen und knallte mit aller Kraft durch das Blätterdach unter ihr.
Ihre vor Schreck gespreizten Schwingen fegten einige kleine Ästchen beiseite, dann hielt sie sie abrupt in der Luft und mit einem instinktiven, kräftigem Flügelschlag schoss Clara wieder in die Lüfte.

Lucia unten auf der Schaukel starrte verwirrt in den Himmel und grinste, als sie den verdutzt herumflatternden Vogel erblickte. Eine Menge Schatten wichen dabei aus ihrem Gesicht, aber nicht alle.
Sie beobachtete Clara jetzt mindestens genauso interessiert wie umgekehrt.
Währenddessen glückte Claras zweiter Versuch einer Landung und sie versuchte, das Image des Falken noch zu retten, indem sie möglichst hoheitsvoll von dem Ast herunterblickte.
Die junge Frau und der Greifvogel lieferten sich ein unbeschreiblich langes Blickduell und mit jeder Sekunde wurde Clara unbehaglicher und ihre Paranoia, dass Lucia sie erkannt hatte, wuchs.

Schließlich senkte die Italienerin den Blick und schloss die Augen. Einige Tränen flossen ihr aus den Augenwinkeln und sie schluckte krampfhaft.
Mit fest zusammengepressten Augen wühlte sie blind in ihrer alten Eulentasche herum, bis sie schließlich ihren MP3-Player an den Kopfhörern herauszog und ihn einschaltete.
Sofort riss sie die Augen auf und drückte eilig auf einen Knopf.  Wahrscheinlich hatte sie die Lautstärke zu hoch eingestellt.
Clara beobachtete von oben, wie sich ihre Brust hob und senkte, bis sie schließlich mechanisch aufstand und den Spielplatz verließ. Der Falke erhob sich von seinem Platz, indem er einen Schritt nach vorne machte und mit Müh und Not einem Sturzflug entging.

Weit brauchte er ihr nicht zu folgen, Lucia lief etwa nur hundert Meter weiter, bis sie ein gusseisernes Tor durchquerte, das in hohe, steinerne Mauern eingesetzt war.
Claras Herz wurde schwer, als sie darüber hinweg flog und Lucia über den Friedhof verfolgte.
Lucias Schritte wurden immer krampfhafter, bis sie vor einem Grab im hinteren Drittel stehen blieb und ruckartig die Kopfhörer entfernte und sie zu dem Player in ihre Hosentasche steckte.
Clara krallte sich mit einiger Mühe auf einem Grabkreuz etwa zwanzig Meter hinter ihrer Freundin fest und sah schweren Herzens zu, wie Lucia langsam auf die Knie ging.

Die Schultern ihrer Freundin zuckten vom Weinen und Clara wünschte sich momentan nur zwei Arme, mit denen sie sie ganz fest umarmen konnte.
Das zu ihr Hinhüpfen ließ sie ganz schnell, als sie sich wieder fast auf den Schnabel gelegt hätte und beschloss, einen kurzen Flugsprint einzulegen, der sie zwei Meter neben Lucia auf den Boden brachte.
Lucis schluchzte in ihre Hände und wiegte sich selbst hin und her. Dann schlang sie ihre Arme fest um sich, wie eine Umarmung. Stille legte sich um sie, aber eine Laute Stille mit raschelnden Blättern im Wind und zirpenden Grillen im Gras.

Thomas Merlyn

"May we meet again!"

"Komm zurück!", flüsterte sie leise. "Du hattest mir etwas versprochen!"
Ihr Blick rutschte zur Seite und traf den Falken.
Früher hätte Clara es als Paranoia oder als einen von Lucias Eigenheiten abgetan, aber jetzt fühlte sie sich wie ein Eindringling, als Lucia sich hastig die Tränen abwischte und sie misstrauisch beäugte.
Plötzlich kamen die tierischen Instinkte des Falken durch und er legte den Kopf schief.

Die Italienerin lächelte.
"Du bist ein Stalker, weißt du das?", fragte sie sanft. "Bestimmt siehst du eine Menge Leute vor einem aufgehäuften Stück Erde und einem Stein heulen. Da fragt man sich doch, was mit der Menschheit nicht stimmt."
Sie verstummte, setzte sich hin, zog die Knie bis ans Kinn und schlang die Arme darum, dann starrte sie den Grabstein an. Minuten vergingen, vielleicht auch eine halbe Ewigkeit.

"Ziemlich viel, denke ich!", murmelte Lucia schließlich, mehr zu sich. Clara flatterte kurz etwas näher. Ihre Freundin beachtete sie gar nicht.
"Versuche niemals einen Menschen zu verstehen. Am Ende sticht er dir in den Rücken und lässt dich in einem Loch purer Verzweiflung zurück." Lucias Stimme hatte den typischen trockenen Klang eines eingefleischten Pessimisten und Clara konnte sie sich in dem Moment gut als Marvin vorstellen.

Gleichzeitig wurde ihr bewusst, wie ihre Freundin zu dem Ende getrieben wurde, dass sie letztendlich ereilt hatte und der Anblick, der sich ihr bot, brach ihr ein wenig das Herz.

Lucia starrte finster auf den hellen Grabstein vor ihr, dann  wurde ihre Miene weicher und ihre Augen wieder feucht.
" Wir sehen uns, du Freak!", sagte sie leise und wischte sich über das Gesicht, behutsam, um ihr Mascara nicht zu verschmieren.
Schwankend erhob sie sich und blieb noch kurz stehen.
"Ich liebe dich!", flüsterte sie kaum hörbar. "Bis morgen!"
Und zu Clara gewandt fügte sie hinzu:
"Wenn du das jemals jemanden verrätst, werde ich dich jagen, finden und aufessen!"
Dann machte sie kehrt und verließ das Grab.

Clara breitete ihre Schwingen und schoss hoch in den Himmel, die Bewegungen im Augenwinkel ignorierend. Die Luft brauste um sie herum, während sie die Erde weit unter sich ließ und die dichte Wolkendecke durchbrach.
Plötzlich machte sich ihr menschliches Gehirn bemerkbar und eine brennende Frage begann ihren Kopf kurz zu schließen, bis ihr eine Millisekunde lang strahlend hell wurde und sie abstürzte.

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