Operation 1: Vogonen
Der Leipziger Flughafen stand wie leergeweht in der Sonne.
Die letzten Passagiere und Besucher hatten das Gelände vor knapp zehn Minuten verlassen.
Was auch gut so war, denn kurz zuvor hatten sich an gerade diesem Ort inkognito eine Gruppe außergewöhnlicher Menschen versammelt. Zwei Gruppen, um ehrlich zu sein. Zwei Gruppen, die sich zudem nicht sonderlich mochten, weiß Gott warum, und die ihre Freunde und indirekt den halben Erdball aufgefordert hatten, sich für eine Seite zu entscheiden.
Jetzt standen beide Teams auf dem inzwischen glücklicherweise geleerten Rollfeld und starrten sich feindselig an. Der Einzige, der offenbar am Wenigsten wusste, was vor sich lief, war das menschliche Wesen im roten Spinnwebanzug, das dem Captain gerade seinen Schild geklaut und damit auf einem Dach gelandet war.
Damian kannte ihn nicht, aber er hörte sich sehr jung an. Nicht älter als David und der war noch nicht einmal achtzehn!
Der Pole warf einen vorsichtigen Blick auf seinen Pflegesohn, der ihn aufmerksam beobachtete.
"Jetzt?", fragte der blonde Junge.
Damian nickte:
"Lasset die Spiele beginnen!", nickte er und legte den Schalter um.
Es hatte nur ein paar Sätze gedauert, bis die Stewardess ihm den Gebrauch des Gerätes erklärt hatte und Damian wusste jetzt schon, was er damit alles anstellen würde.
~¤~
Die Stimmung auf dem Rollfeld war geradezu eisig.
Clint Barton hätte es lieber gesehen, wenn sich beide Parteien irgendwie geeinigt hätten, aber es sah nicht danach aus.
Er hatte Angst um seine Jungs. Darum, dass sie gleich eine Grenze überschreiten würden, die das Ende der Avengers sein würde.
Für einen Moment war die ganze Situation so angespannt, dass der Bogenschütze glaubte, sein Trommelfell müsse platzen.
Dann realisierte er, dass der Druck durch ein lautes, kreischendes Geräusch entstanden war, das aus sämtlichen Lautsprechern heraustönte.
Die Avengers zuckten kurz zusammen und durchsuchten mit ihren Blicken die Umgebungen. Tony hob den rechten Repulsator und feuerte ihn auf den nächsten Lautsprecher ab. Der Pfahl explodierte und zur gleichen Zeit stoppte das Geräusch.
Ein Räuspern war zu hören, dann tönte eine Stim blechern auf sie ein.
"Ähm ... Bewohner der Erde! Hier spricht Protestnik Vogon Jeltz vom galaktischen Hyperraum-Planungsrat. Wie Ihnen zweifellos bekannt sein wird, sehen die Pläne zur Entwicklung der Außenregion der Galaxis den Bau einer Hyperraum-Expressroute durch Ihr Sternensystem..."
"Damian, halt die Klappe!", rief Barton laut, während er laut los lachte. Vor Belustigung oder vor Erleichterung, wusste er nicht genau. Aber die Orcas waren die einzigen bisher gewesen, die sich aus diesem Streit völlig herausgehalten hatten.
Sogar Roxana, und die sah Dank dem werten Captain inzwischen so aus, als hätte sie einen Medizinball unter den Pullover gestopft.
"Ich bin nicht Damian!" Die Stimme klang beleidigt:
"Hier spricht Gott!" Er entfernte sich kurz von dem Mikrofon und man hörte ihn gedämpft sagen:
"David! Schieb den Hebel da etwas höher! Ich möchte, dass meine Stimme mehr hallt!"
Dann war er wieder da und fuhr fort:
"Und ich sage, ihr seid dumm wie... Hält mal jemand Cap die Ohren zu?"
"Was willst du hier?", fragte Stark unwirsch. "Dich für eine Seite entscheiden?"
"Nope!" Barton konnte sich den Polen lebhaft vorstellen, wie er sich in der Schaltzentrale auf einem Drehstuhl flegelte, die Füße auf dem Tisch, eine Cola von McDonalds neben sich und das Mikrofon lässig in der Hand.
"Das wird sowas von nicht passieren!"
"Dann hast du hier nichts zu suchen!" Die Stimme des Milliardärs klang kalt.
"Und ob!", konterte Damian trotzig. "Ich habe mindestens genauso viel Recht darauf, hier zu sein, wie jeder von euch! Denn rein zufällig befindet sich hier an diesem Ort ein Mann, der meiner Familie, die ich über alles liebe, unsägliche Schmerzen bereitet hat!"
Langsam hatten sich alle Blicke dem Winter Soldier zugewendet, der stumm auf den Boden starrte.
Nur Starks neuster Rekrut wusste wieder nicht, worum es ging.
"Wen?", fragte er mit seiner einfach viel zu kindlichen Stimme und wendete seinen Kopf unsicher zwischen den beiden Gruppen hin und her.
Damians Stimme troff geradezu vor Bitterheit und Hass, während er mühsam zwischen den Zähnen herauspresste:
"Roland Kaiser!"
Verwirrte Blicke wurden im Team Cap gewechselt. Niemand hatte eine Ahnung, von wem er da sprach.
"Damian...!" Tasha hatte alles bisher ruhig mit angesehen und auch hin und wieder geschmunzelt. Sie war sich mit Clint darüber einig, dass ein Krieg zwischen den Superhelden sinnlos und gefährlich war, aber sie war für den umstrittenen Vertrag, von dem Clint zugegebenermaßen nur das Deckblatt gelesen hatte.
"Hier geht es um etwas anderes Wichtigeres als deine Abneigung gegen Schlagersänger! Du hast hier wirklich nichts verloren!"
"Ach nein?" Damian schlug einen herzlich spöttischen Ton an. "Also wenn sich hier gerade die Helden unseres Zeitalters, die Idole dieser Generation, die Köpfe einschlagen, geht das die restlichen Bevölkerung natürlich nichts an. Und mich ganz klar auch nicht, obwohl ich jeden.., gut, fast jeden von euch kenne und euch immer, egal was für einen Müll ihr abgezogen habt, unterstützt habe, egal, wie hoch der Verlust war!"
"Stark hat Recht, Damian!" Der Captain hatte sich von dem widerlichen weißen Zeug befreit, dass Starks' Zirkusclown ihm um die Hände gewickelt hatte. "Das hier ist eine Sache, aus der du dich raushalten solltest! Nichts für ungut!"
"Wow! Cap stimmt mir zu!", rief Stark aus. "Vielleicht nimmt der Tag doch noch ein gutes Ende!"
Bevor Steve etwas erwidern konnte, schnitt Damian ihm das Wort ab:
"Steve! Solange deine Frau in meinem Haus lebt und dein Kind mit sich herumträgt, habe ich die Verantwortung, dafür zu sorgen, dass du heil nach Hause kommst! Weißt du, was ein wütendes Mammut anrichten kann? Rox wird eine rasende Mammutherde sein, wenn sie erfährt, was hier passiert!"
"Hey, Kleiner!", rief Wilson jetzt gegen Himmel. "Wie wärs, wenn du runterkommen würdest, die Lautsprecher sind ziemlich lästig und man hört uns auf Meilen Entfernung!"
Damian lachte:
"Als ob ich so blöd wäre!"
Ein feines Summen drang an ihre Ohren und eine kleine Drohne kam zu ihnen hinübergeschossen, hielt etwa einen Meter über ihren Köpfen an und verharrte dort.
"Besser?", klang Damians Stimme jetzt deutlich leiser und klarer von der Drohne. "Sagt Hallo zu Bumblebee!"
Wilson hob grinsend die Hand zum Gruß und starrte Natasha über die Entfernung hinweg triumphierend an, die genervt mit den Augen rollte.
"Roxy ist nicht hier?", fragte Steve mit einer Mischung aus Verwunderung und Erleichterung. Clint konnte ihn verstehen. Niemand hatte es gerne, wenn seine hochschwangere Frau mitten in einem Krisengebiet erschien, sei es auch nur, um ihrem Mann und seinen Freunden den Kopf zu waschen.
"Als ob meine Großmutter das erlaubt hätte!", brummte Damian gekränkt.
Sam lachte:
"Sag nicht, du bist alleine hier!", rief er aus. "Oder versteckt Clara sich hier irgendwo?"
Anscheinend hatte er damit ein Lieblingsthema von Damian getroffen.
"Hier hättet euch jeden verdammten Ort und jedes verdammte Datum aussuchen können...", regte der Pole sich energisch auf. "...aber nein! Es musste ja gerade Leipzig sein! Und es musste ja gerade das Wochenende von der Buchmesse sein! Clara steckt bis zu den Ohren in neuer Bettlektüre und das Letzte, was ich am Telefon von ihr gehört habe, war ein "Loki! Nein!"!"
Damian machte eine Pause:
"Ich glaube nicht, dass sie noch kommt.", sagte er schließlich.
"Also sind David und ich alleine hier, um euch vor euren gigantischen Egos zu retten!"
Als T'Challa plötzlich sprach, waren alle überrascht:
"Es geht hier nicht um Größenwahn!", sagte er in seinem afrikanischen Akzent. Seine Stimme klang seltsam hinter der schwarzen Maske. "Du solltest dich von Angelegenheiten fernhalten, in die du keinen Einblick hattest!"
Man hörte ein tiefes Luftholen und Clint wusste, dass Damian jetzt wieder einen seiner gefürchteten Sätze loslassen würde, als man wie von weit weg ein lautes Rufen aus dem Lautsprecher in der Drohne hörte:
"DAD! UNTERSTEH DICH!"
Überraschenderweise folgte Damian dem Aufruf mit einem Seufzer.
"Es geht, soviel ich weiß, um zwei Dinge, Euer Hoheit!", begann er und sein Ton war ungewöhnlich höflich.
"Zum Einen gibt es diesen Vertrag, den rund zweihundert Leute in den Himmel loben und der dem Rest der sieben Milliarden Menschen, für die es am Ende wichtig ist, unbekannt ist. Zum Zweiten geht es um den Anschlag in Wien, für den alle dem armen Trottel dahinten die Schuld geben. Ernsthaft, Leute! Hört auf, Bucky zu mobben! Ist gar nicht cool! Sam ist der Einzige, der sich von mir die Genehmigung geholt hat! Und Drittens, David, wenn du mich noch einmal Dad nennst, verprügel ich dich eigenhändig mit dem Rolator meiner Oma! Und jetzt will ich, das ihr mir mal alle ganz genau zuhört!"
Es raschelte kurz am Mikrofon und Barton wusste, dass Damian aufgestand und an das Fenster gegangen war, damit er sie sehen konnte. Ein Blick zu Natasha verriet, dass sie dasselbe dachte, und ihr Blick glitt prüfend über die gläserne Fensterfront.
Sollte es zu einer handgreiflichen Auseinandersetzung kommen, mussten die beiden Zivilisten aus der Schusslinie gebracht werden.
Währenddessen fuhr Damian fort:
"Zu Erstens: ich habe diesen Vertrag nicht gelesen! Einfach, weil er so dick ist, dass ich die Vermutung habe, jemand hat einfach die Tolkienwerke verschlüsselt und da reingepackt und außerdem weiß ich, dass nicht einmal Tony sich an die genauen Vertragsfloskeln halten wird, weil es einfach unmöglich ist. Einfachheit ist das Prinzip! Deswegen hat Gott uns die zehn Gebote gegeben! Die sind idiotensicher: du sollst nicht töten, du sollst nicht stehlen, du sollst Damian dein täglich Schokoriegel geben."
Damians Stimme war schneller und lauter geworden. Es schwang eine leise Wut dabei, wie eigentlich immer bei ihm, wenn es um Bürokratie ging.
"Ehrlich! Es gibt drei Dinge, von denen ich nicht wissen will, wie sie entstanden sind: das Dritte Reich, der Minotaurus und dieser Vertrag! Ich..."
Eine Frage, die niemand durch das Mikrofon verstand, ließ Damian sich unterbrechen. Man hörte ihn nur leise sagen:
"Seine Mutter war ein Mensch, sein Vater war ein Stier. Stell es dir bildlich vor!"
Starks Junge, der immer noch auf dem Transporter saß, gab ein angewidertes Geräusch von sich und beide Teams stimmten ihm zu.
"Wo war ich?" Damian war wieder am Mikrofon.
"Achso! Die Zusammenfassung lautet: der Vertrag gehört überarbeitet und auf maximal zehn Seiten in Times New Roman Schriftgröße 10 gekürzt.
Jetzt zu Wien: während ihr damit beschäftigt wart, euch gegenseitig die Köpfe einzuschlagen und zu bedrohen, hat ein armer, einsamer Polacke Überstunden gemacht, um rauszufinden, was da passiert ist!"
"Wir wissen, was passiert ist!", rief Stark aus.
"Ich war das nicht!" Barnes' erster Satz. Er hatte den Kopf nach der Roland Kaiser Sache wieder gehoben und mit oft verwirrtem Ausdruck Damians Rede verfolgt. Clint konnte es nachvollziehen, dass der Soldier nicht verstehen konnte, warum die mächtigsten Helden der Erde einträchtig einem jungen Mann zuhörten, wie eine Horde mürrischer Schüler, die die Strafpredigt des Lehrers erträgt.
"Nichts für ungut!", hielt Tony dagegen. "Aber wie oft haben die dir das Gehirn gewaschen?"
"Bitte, Tony!", rief Damian flehend aus dem Nirgends. "Bitte!" Er fügte mit leiserer, fast verzweifelter Stimme hinzu:
"Er wollte doch nur Pflaumen!"
Wieder wanderten alle Blicke zu der unschuldigen gelb-schwarzen Drohne über ihren Köpfen.
"Ganz recht!" Damian war befriedigt, dass ihm wieder die Aufmerksamkeit zuteil wurde. "Die Überwachungskameras zeigen einen Mann, der so aussieht wie Barney! Und das heißt nicht viel!"
"Was meinen Sie damit?" T'Challa trat näher an die Drohne heran, während er Barnes einen kurzen Blick zuwarf.
"Soll heißen, wenn man Neues von Wixxer gesehen hat, weiß man, dass heutzutage Masken hergestellt werden, die anderen lebenden Personen perfekt gleichen.", führte Damian aus. "Oder Lunas blaue Gestaltenwandlertfreundin war hier am Werk, was ich aber nicht glaube. Nicht ihr Stil!"
Schweigen folgte auf seine Antwort hin.
Dann nahm T'Challa plötzlich seine Maske ab, trat zu Barnes hinüber und hielt ihm die Hand hin.
"Ich bitte um Entschuldigung!", sagte er, laut genug, dass alle ihn hören konnten. "Ich lag falsch!"
Barnes sah zuerst in sein Gesicht, dann auf die ausgestreckte Hand und dann wieder in das Gesicht des jungen Königs, bevor er zögernd zugriff.
"Da wir das geklärt haben!", unterbrach Damian sie. "Sehe ich meine Mission hiermit als beendet! Niemand wurde gewalttätig, wir haben ein paar neue Gesichter kennengelernt, das Gebäude ist noch ganz und Clara ist immer noch nicht da.
Nur noch eine Frage:
Kann ich jemandem von euch Geld geben, damit er Roland Kaiser zur Seite schafft?"
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