Zittern eingeschaltet
Mein ganzer Körper zittert. Ich habe mir diesen Moment vorgestellt. Jede einzelne Reaktion habe ich wieder und wieder in meinem Kopf abgespielt. Schlafen fiel mir schwer, Lernen viel mir schwer.
Wie wird er reagieren?
Wird er vorhersehbar sein, wird er mich völlig überraschen?
Die Frage zerbricht mir nicht nur den Kopf, sondern auch mein Herz wird langsam aber schmerzhaft in kleine Stückchen aufgeteilt.
Mein ganzer Körper zittert.
Vor einem Jahr habe ich Jake nicht einmal gekannt. Vor einem Jahr wurde ich von meinen zwei besten Freunden betrogen. Vor einem Jahr war ich noch ein anderer Mensch.
Und jetzt? Jetzt stehe ich kurz davor, alles was ich mir hier aufgebaut habe, das im Moment Wichtigste in meinem Leben, zu zerstören.
Jake Andrews.
Ich kann mich noch an unseren ersten Kuss erinnern, an diesen doofen Kuss. Als er meinem Bruder die Kamera in die Hand gedrückt hat und mich einfach so geküsst hat.
Und ich aus Schock weggerannt bin.
Ich kann mich noch an die Flaschendrehen & Co Party erinnern und an sein Lächeln, als wir damals im Kasten gelandet sind.
Alles spielt sich immer und immer wieder ab. Jake, als er die Zigarette beim Schulball raucht. Jake, als er Nicki küsst. Jake, als er mir sagt, dass er mit mir zusammen sein will. Jake, als er mit den Lichtern im Turnsaal steht und mich mit diesen großen blauen Augen anschaut.
Jake, Jake, Jake, Jake.
Vor einem Jahr habe ich noch gedacht, dass ich auf diese typischen Badboys in den Geschichten nie reinfallen würde. Dass ich immun wäre.
Doch wer ist schon immun gegen Jake Andrews?
Herzensbrecher, Macho, Hottie.
Und jetzt steht er vor mir, lächelt mich an und sieht so richtig glücklich aus.
In den Fernsehserien könnte man eine Serie mit diesem Moment starten und bevor sie aufdecken, was passieren wird, kommen die bekannten Worte“1 JAHR VORHER“ und man sieht mich, wie ich im Bett liege und nicht aufstehen will, weil ich als ‚die Neue‘ in die Schule gehen muss.
Doch das ist keine Fernsehserie.
Es ist mein Leben, mein Problem und ich bekomme kein Geld dafür.
Nicht mal das.
„Jake.“, begrüße ich ihn und erzwinge ein Lächeln.
„June, bist du bereit für das beste Abendessen der Welt?“ Er kommt auf mich zu und küsst mich.
Ich versuche den Kuss zu inhalieren und fahre mit meinen Händen über seine Muskeln.
Seine Badboy-Klischee-Muskeln.
„Wo warst du gestern beim Schulfest? Ich habe dich vermisst.“, sagt er, als er seine Stirn auf meine lehnt.
„Mir ging es nicht so gut.“
„Ist etwas passiert?“
Ich schüttle meinen Kopf, den Tränen nahe.
Sollte die Hauptperson einer dieser Serien nicht stark sein? Ich habe mich schon damit abgefunden, ich habe schon beschlossen Scott einfach zu hassen, doch dann habe ich bemerkt, dass Scott ein Mensch ist, der von Zeit zu Zeit auch ziemlich emotional werden kann. Und sentimental.
Und dass mich die Schuld aufessen würde.
Keine Ahnung, wie ich das sagen soll, ohne wie die eingebildetste und selbstzentrierteste Bitch zu klingen, doch das ist die einzige Möglichkeit wieder Klarheit in die Situation zu bringen.
Scott wird realisieren, dass er keine Gefühle für mich hat.
Ich werde realisieren, dass Jake alles ist, was ich will.
Das einzige Problem ist, dass ich keine Ahnung habe, wie Jake reagieren wird.
„Hey, ist alles ok?“, fragt mich Jake jetzt und nimmt mich in den Arm.
Ich habe ihn nicht verdient.
Ich habe auch Scott nicht verdient.
Wie bin ich nur in dieses Schlamassel gekommen?
„Alles bestens. Ich bin hungrig.“
Er riecht nach Lavendel. Er riecht gut.
Wir setzen uns an den Tisch und Jake stellt einen Teller aufgewärmter Tiefkühlpizza auf den Tisch.
„Du hast nicht gelogen. Eindeutig das beste Essen auf der Welt.“
Jake lacht und setzt sich hin, seine Augen auf mir. Sofort bekomme ich Gänsehaut.
Plötzlich höre ich die Haustür klicken und die Gänsehaut verschwindet. Stattdessen fängt mein Herz an zu schlagen.
„Jake I’m home.“, höre ich ihn rufen.
„In the kitchen!“, schreit Jake.
Ich höre sie nicht oft englisch reden, meistens unterlassen sie es, wenn ich hier bin.
Als Scott mich sieht, sehe ich den plötzlichen Wechseln in seinen Augen. Von Gelassenheit auf Unwohlbefinden.
„Hi Junia.“, sagt er nur und versucht mich nicht anzusehen.
„Entschuldige meinen Bruder, er ist schon seit einer Woche so komisch.“, flüstert mir Jake ins Ohr.
Und ich bin Schuld.
Scott nimmt ein Pizzastück und setzt sich mir gegenüber. Ich könnte die Spannung im Raum dazu benutzen, um ein Hochspannwerk für einen Monat zu versorgen.
„Was ist los?“, fragt Jake, als er meinen Blick sieht.
Scott schaut in meine Richtung.
Jetzt?
„Wir müssen dir etwas erzählen.“, sage ich, meine Stimme zittrig.
Der Brite bemerkt wie ernst es ist und hört auf zu lächeln.
„Was hat Scott angestellt?“
„Scott hat gar nichts gemacht, ich…Jake hör mir zu, ok? Renn nicht weg.“
Sein ganzer Körper spannt sich an, man kann es deutlich erkennen. Er nickt nur, seine Augen weichen keine Sekunde von meinen.
„Als wir gemeinsam bei der Hochzeit waren, haben wir beide etwas zu viel getrunken.“
Er weiß was ich sagen werde, doch er will es von mir hören.
„Wir mussten uns ein Zimmer teilen und…“
Tränen, here we go again.
„…und wir haben uns geküsst. Doch wir haben es sofort abgebrochen, wir konnten nicht einmal klar denken.“
Er schaut mich nur an, noch immer keine richtige Reaktion. So sitzt er hier für gefühlte Stunden.
„Magst du sie?“, fragt er Scott irgendwann, seine Augen noch immer auf mir.
Nichts könnte seinen Blick von mir abwenden, nicht einmal ein Auto, das plötzlich in die Küche kracht.
„Jake es ist wirklich nicht…“
„I asked if you like her.“, sagt der Brite jetzt. Jedes seiner Worte laut und deutlich.
„I do, but she is into you and nothing could change that…“, doch es ist zu spät.
Der Blick von Jake, den nichts unterbrechen könnte? Der meine Augen nach Emotionen untersucht, die ihm irgendwie helfen könnten?
Abgebrochen.
Seine Hand trifft Scotts Wange und seine Füße machen sich auf den Weg zu seinem Auto und sein Pizzastück bleibt angebissen auf seinem Teller.
Was für eine Pizzaverschwendung.
Mein ganzer Körper zittert.
„Wir müssen ihm nach.“, meint Scott, der sich das Blut vom Gesicht wischt.
Gemeinsam steigen wir ins Auto, mein Herz noch immer rasend.
Das kann nicht passieren. Das darf nicht passieren. Es muss eine Lösung geben.
Scott gibt Gas und fährt in die Richtung, in die Jake gefahren ist.
„Ich habe eine Idee, wo er sein könnte.“
„Bitte sag mir, er ist nicht zu einem dieser Kämpfe gefahren, ich würde vor Angst sterben.“
„Jake macht sowas wie Kämpfe nicht, doch er tut etwas anderes um Aggressionen abzubauen.“
„Und das wäre?“
„So betrunken zu werden, dass man nach einer Woche am anderen Ende der Welt in einer Gefängniszelle aufwacht.“
„Das ist einmal passiert?“
„Er hat dir doch von Nadine erzählt oder? Nicks Freundin, die mit ihm geschlafen hat?“
„Ja. Die, die ihn verändert hat.“
„Es gibt mehr zu der Geschichte, als du denkst.“
„Was? Wovon redest du? Scott, wohin fahren wir?“
„Zu Nadine.“
„Wieso zu Hölle sollten wir Jake dort finden?“
„Weil sie diejenige war, die damals mit ihm im Gefängnis gelandet ist.“
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Drama Mama, ich weiß. Meine Finger zittern gerade selber.
Um mich zu beruhigen wäre es nett, mich ein paar Sachen zu Fragen. Also tut das. Fragt mich was immer ihr wollt.
Außerdem folgt mir auf Twitter à @Wunschdroge .
Gedanken, Anmerkungen, Beschwerden?
Liebeliebeliebe
-Wunschdroge
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