Die Nacht, die alles veränderte


Godrics Hollow, 21.September 1981:

Es regnete. Er fixierte einen Wassertropfen, der langsam das Fenster hinunterrann und schließlich am unteren Fensterrahmen zersprang.

Gedankenversunken strich er über das Buch, das unaufgeschlagen auf seinem Schoß lag.

Sirius hatte es bei seinem letzten Besuch mitgebracht, es war eine Autographie des Zauberministers, der während des zweiten Weltkriegs an der Macht gewesen war.

Er zuckte leicht zusammen, als die Wohnzimmertür aufging, doch dann stahl sich ein Lächeln auf sein Gesicht.

Sie war so wunderschön. Ihr Anblick verzauberte ihn noch genauso wie am ersten Tag, auch wenn er es ihr gegenüber niemals zugeben würde.

Wäre sie nicht, da war er sich sicher, hätte er längst die Hoffnung verloren.

Sie musterte ihn kurz und grinste dann. „Was glotzt du denn so?"

„Ich glotze kein bisschen!", erwiderte er empört.

„Harry schläft endlich. Heute hat es besonders lange gedauert." sie seufzte und sah nach draußen „Seit der Orden uns sogar verbietet in den Garten zu gehen ist er so unglücklich. Er ist ein Kind, er muss neue Dinge sehen und lernen und wir können ihm nichts bieten als ein kleines Häuschen, das er nicht verlassen darf."

„ Wir werden hier sicher bald rauskommen, versprochen."

Das war eine Lüge, das wusste sie genauso gut wie er. Sie würden hier nicht rauskommen, so lange Du- weißt schon-wer noch lebte, und momentan sah es gar nicht danach aus, als könnte ihm jemand auch nur annährend die Stirn bieten.

Sie hatten aufgehört sie Nachrichten zu lesen, sowohl die Godrics-Hollow- Rundschau als auch den Tagespropheten. Er ertrug es nicht, all die schrecklichen Dinge zu lesen und nicht dagegen unternehmen zu können und er wollte nicht, dass sie unglücklich war, obwohl er wusste, dass sie mindestens dreimal so intelligent war wie er.

Ihre roten Haare glänzten, während sie den Raum durchquerte und sich zu ihm setzte. Er legte den Arm um sie und so saßen sie eine ganze Weile da und gingen ihren eigenen Gedanken nach.

Und genau das war das Schlimmste. Das Warten, die Ungewissheit, die Angst, die sie beide so krampfhaft versuchten zu verdrängen und die doch so präsent war.

Plötzlich setzte sie sich auf und sah ihm in die Augen.

„Ich möchte mindestens zwei Geschwister für Harry, wenn das hier vorbei ist."

Er starrte sie kurz entgeistert an, dann lachte er.

„Und ich will drei. Aber nur wenn sie alle so süß sind wie Harry. Und männlich."

Jetzt lachte sie auch und zum ersten Mal seit langem sah er wieder dieses Leuchten in ihren Augen.

„Damit wir vier kleine James Potters haben, die ihre Mitschüler an Bäume hängen und ihren Eltern gewaltige Probleme bereiten? Naja, wie du meinst, am Ende entscheidet sowieso das Schicksal."

„Harry ist nicht so wie ich. Er ist vernünftig, klug und ein Musterjunge."

Sie lachte wieder, diesmal noch lauter. „Woher willst du das denn wissen? Er ist gerade mal ein Jahr alt!" Dann fügte sie ernster hinzu: „ Aber selbst wenn er in deine Fußstapfen tritt, er ist mein Sohn. Und außerdem habe ich mich ja in dich verliebt, und vielleicht auch ein bisschen in den kleinen Rebellen in dir."

„ Harry ist wirklich etwas Besonderes, glaub mir."

„Ich weiß.", sagte sie jetzt völlig ernst.

Er beugte sich zu ihr hinunter und küsste sie.

Dann hörten sie etwas, dass ihr Herz für einen kleinen Moment aussetzten ließ.

Der Knall eines apparierenden Zauberers.

„ Sie haben uns gefunden." , flüsterte sie.

Dann küsste sie ihn, das letzte Mal, das wusste sie.

Eine Sekunde, zwei dann lösten sie sich voneinander.

Beide zogen ihre Zauberstäbe. Sie wussten nicht, wie er es geschafft hatte, all die Vorkehrungen die sie getroffen hatten zu umschiffen, aber das war jetzt nicht wichtig.

Die Panik, die sie beide völlig zu überwältigen drohte wurde von Entschlossenheit erstickt.

Er eilte in den Flur, während sie ins Schlafzimmer rannte.

Die Tür wurde eingeschlagen. Eine unbeschreibliche Kälte breitet sich augenblicklich im ganzen Haus aus. Dann explodierten mehrere Dinge auf einmal.

Die Stille, die in den letzten Wochen über diesem Haus gelegen hatte wurde von einem Schrei durchbrochen. Sie wusste, es war sein Schrei gewesen.

Grüne, rote und blaue Lichtblitze drangen aus dem Flur zu ihr hervor und Harry wachte auf. Sie presste ihn an sich und begann zu weinen.
Doch gleichzeitig wurde ihr eins klar. Sie konnte sterben, das war egal, aber Harry musste leben. Sie hatte keine Angst vor dem Tod, außer ihr einziger Sohn müsste diesen Weg mit ihr gemeinsam gehen.

Das Blitzlichtgewitter hörte aprubt auf. Sie setzte Harry vorsichtig zurück in sein Bettchen und stellte sich dann vor ihn. Sie würde sterben, das wusste sie.

Eine Welle von Hass überrollte sie, als Lord Voldemort in der Tür stand und sie ansah.

„ Gib mir den Jungen. Du kannst leben, gib mir nur den Jungen." , zischte seine schlangenartige Stimme.

„ Niemals!" , schrie sie.

Er kam langsam auf sie zu, den Zauberstab erhoben.

Ihr Atem ging schwer, doch sie war bereit. Sie wusste nicht, wie er sie gefunden hatte, es war ihr jetzt auch egal, das einzige was zählte war, dass er Harry nicht bekam.

Er durchbohrte sie mit einem eisigen Blick. Heiße Tränen liefen ihr Wange hinab, der Schmerz, der Zorn und die Angst drohten sie zu verbrennen, doch sie hielt seinem Blick stand.

Sie war bereit.

Dann zuckte sein Mundwinkel

„ Gut, du hattest die Wahl."

Etwas traf ihr Herz und alles wurde schwarz.

Doch sie wusste; Harry würde leben.




James und Lily Potter starben in dieser Nacht , doch sie starben nicht umsonst. Die Liebe, die sie beide für ihren Sohn empfanden und die Lily in dem Moment, als der Todesfluch um Harry legte, rettete ihn und machte ihn gegenüber dem Mann, der nicht wusste, was Liebe bedeutet unbesiegbar.

Harry Potter, der Junge der lebt.

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