Ein ehrenvoller Sieger

In Salfurth war die Kunde schon durch schnelle berittene Boten angekommen.

Nun erschien – kaum einen halben Tag nach der großen Neuigkeit- auch der neue Held des Königreiches und der Retter vieler königlicher Leben persönlich am Salfurther Heerlager zurück. Und dies nicht nur mit seinen Begleitern um den Hauptmann Torgyff herum- nein, mehr noch war zu bestaunen.

Neben einem Verhandlungsschluss, der jedenfalls der südlichen Grenze einen Frieden bescherte und die alte Grenzlinie am Pass zum Gegenstand hatte, war es nur durch gute und sehr geschickte Verhandlungen dem Schwarzen Grafen Boran mit dem südländischen Gegenkönig zudem gelungen, bereits gefallen oder verloren geglaubte Adlige des nördlichen Königreiches aus der Gefangenschaft und Demütigung durch die Südländer zu entringen.

Graf Boran wußte diesen Sieg sehr geschickt vor all den anderen Adligen und Hochgestellten in Szene zu setzen.

Ein ehrenvoller Sieger, der sich bescheiden und unterwürfig dem König gab.

Graf Boran stoppte sein Ross vor dem großen Zelt des Königs. Wenngleich der König nicht selbst erschien, was Graf Boran jedoch in dem Jubel fast entging, so richtete Graf Boran eine gute Rede an die im Lager um ihn Stehenden.

„Ein Tag der Freude! Ein Tag des Triumpfes! Seht: Das Banner des Königs ist zurück in unseren Landen! Unbefleckt und Stolz weht des Königs Banner in diesen Tagen. Und mehr noch- es gelang, einen sofortigen Frieden zu bewirken mit Bestandskraft von drei Sommern ab diesem Jahr. Uns droht damit keine Sorge um Verfolgung durch den Feind in unsere Lande in diesem Jahr. Doch eines kann ich Euch allen auch sagen: Man fürchtet Uns im Süden. Und man fürchtet, dass diese drei Jahre sehr schnell vergehen könnten im Süden."

Immer wieder johlte die angeheizte Masse aus wehrfähigen Einfachen, aus Waffenknechten, aus Rittern- ja sogar zwei Bischöfe konnten sich nicht mehr zurückhalten, mit den weltlichen Leuten um die Wette zu feiern. Es klang, wie ein Sieg in der Luft.

Graf Boran stieg vom Pferd- das Königsbanner fest umklammernd, dass es sich in seinen Händen auch wohlbehütet fühle.

„So lasst mich denn zu unserem Herrn und König vor, auf das ich ihm von unserem Erfolg berichten kann.", sprach Graf Boran bei Betreten des großen Zeltes.

Sein guter Hofmagister Ryth kam ihm entgegen und tuschelte dem siegreichen Helden einige Dinge ins Ohr.

„Nun gut, mein Magister. Wenn der König noch genesen muss, so ist dies nur zu seinem und unser aller Wohlergehen. Wir werden uns in Geduld fassen. Guter Ryth, unterrichtet mich bitte sofort nachher, wie es unserem geliebten Herrscher geht.", lies Graf Boran doch recht lautstark im Zelt des Königs vernehmen.

Graf Boran stellte sicher, dass auch genug des köstlichen kühlen Moorfelder Weines in die Kehlen der Ehrenwerten floss, bevor er sich späterhin mit seinem Hauptmann Torgyff und seinem Magister beraten konnte.

Ryth nickte seinem Herren, dem Schwarzen Grafen Boran, zu.

„Herr? Soweit sind die Pläne also bislang von Erfolgen getragen? Ich beglückwünsche Euch dazu.", sagte Ryth fast demütig. „Doch nicht alle Kunde ist in diesen Tagen gut. Auch schlechte Nachrichten verbreiten sich in der Grafschaft."

Torgyff schien sich vorzudrängeln, hin zu Ryth jedenfalls- wohl in der festen Absicht, den Grafen zu schützen. „Was meint ihr damit: Schlechte Nachrichten? Was verbreitet sich als Nachricht?"

Ryth sah an Torgyffs Gestalt vorbei zum Grafen hin. „Widerständler zeigen sich im Land. Und sie sind wohl entschlossen, gegen Eure Hoheit vorzugehen. Und noch etwas: Magier sind unter ihnen zu finden. Ich selbst wurde auf offener Straße in Bleckenbeck vor einigen Tagen erst durch die Tochter des Bleckenbecker Gelehrten Chisto mit dem Namen Marietta zum Kampf gefordert."

„Wie meint ihr das, Ryth? Gefordert? Gab es einen Kampf?", wollte Graf Boran wissen.

„Gab es, mein Herr. Der magische Kampf wurde zu meinen Gunsten ausgetragen. Ich gewann, die Herausforderin sank tödlich nieder." Ryth fühlte sich stark, Marietta besiegt zu haben.

„Wie meint ihr das?", hinterfragte der Graf. „Sie sank tödlich nieder... . Habt ihr bekommen, wonach ihr schon so lange gedürstet habt, guter Ryth?"

„Dies habe ich.", log Ryth seinen Grafen frech und selbstsicher an. „Und mehr noch: Wir haben auch den Bibliothekar Chisto in Gewahrsam genommen, dem wohl eine gewisse Beteiligung an der Verschwörung gegen mich zu unterstellen ist."

„Ryth? Zu unterstellen, sagt ihr?", hinterfragte der Graf erneut mit zusammengekniffenen, abschätzenden Augen. „Dann ist es nicht gewiss?"

Hauptmann Torgyff schlich einmal mehr zwischen Ryth und seinem Grafen in der Mitte durch und musterte Ryth abschätzig mit einem bösen Blick.

„Doch, Doch. Vor ihrem Tod gestand die Metze, dass ihr Vater von ihren Plänen wusste.", log Ryth erneut, um wohl seine Position und seine schlechten Entscheidungen vor dem Grafen zu retten. Doch wollte Ryth auch Hauptmann Torgyff vor dem Grafen fordern. „Und wenn ihr erlaubt, mein Graf Boran, so werden Herr Torgyff und ich den Angriff auf diese lose Schar der Rebellen schon bald gemeinsam anführen, um euch erneut zur Ehre zu gereichen. Schon bald wissen wir deren Standort, so viel ist sicher."

Torgyff wurde vom Grafen gemaßregelt, sich zurück zu halten.

„Torgyff? Mäßigt Euch. Und ihr, Ryth? Bringt in Erfahrung, wo sich das Lager befindet."

Zudem stellte nun Graf Boran seine klaren Ziele für dies Unterfangen vor.

„Und dann schlagt gemeinsam zu- mit fester Faust! Ich habe hier viel Fürsprache in diesen Tagen unter all den anderen Herren? Da kann ich mir nicht erlauben, im eigenen Land, meiner Grafschaft, zuweilen eine Schwäche zeigen zu müssen. Ihr versteht, was ich damit ausdrücken möchte? Ich will einen Erfolg sehen. Auf ganzer Linie. Einen großen Erfolg- mit anderem braucht keiner von Euch vor mich treten. Ist das klar?"

Torgyff nickte nur.

„Ja Herr.", sprach Ryth unterwürfig.

Graf Boran ging sodann wortlos in das große Zelt zu den Edlen zurück. Noch konnte man- am Tag des ehrenvollen Wiederkehrens- hier und dort Verbündete suchen und finden, oder zumindest Edelleute oder Geistliche, die für Boran Fürsprecher sein konnten, wenn es darauf ankam. Es galt, den Tag zu nutzen und all die gute Laune der Herren, die Sympathien mit sich bringen konnte.

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