Die Lager bereiten sich vor

Bei launischem Wetter gesellten sich weitere Leute zu dem Haufen, der bereits in den Huppiner Wäldern hauste.

Der Zustrom war überraschend groß geworden.

Es waren vor allem auch viele Leute mit einer magischen Blutlinie, welche es in das Lager zog. Ob es erlebte oder befürchtete Ungerechtigkeiten waren oder nur die Sorgen um die eigene Familie- jeder hatte seine Geschichte zu erzählen.

Die Neuzugänge sahen vorrangig in Simon zu allererst den Anführer im Lager. Daher waren sie um so überraschter, dass Simon diese Verantwortung von sich wies und- nur der Ehrlichkeit halber- eingestand, dass Walla- eine Frau- die eigentliche Anführerin darstellte.

Doch Walla gab sich nicht in dieser Rolle, auch wenn sie ihr zustand. Sie war sehr viel in Gedanken und suchte zuweilen fast krampfhaft nach einer Lösung für all die Dinge, die hier vielleicht entschieden werden mussten. Hatte man sich übernommen? Konnte man alle versorgen, die es hierher zog? Und wann waren alle hier und man selbst bereit?

Sogar Vater Gunther war dem Ruf in die Wälder von Huppin gefolgt, nachdem er vielerlei Geschichten gehört hatte. Für ihn bestand kein Zweifel daran, dass es seine Töchter Sina und Walla sein mussten, die den Hofmagister und auch den Hauptmann der Wachen herausforderten. So wollte er nicht tatenlos bleiben und aus den Wäldern zwischen Mittenberg und Roda abwarten, was die Leute über das weitere Geschehen zu berichten hatten. Wenn es seine Töchter betraf, so wollte er sich in der ersten Reihe sehen und ihnen Beistand und Schutz geben. Und seinen Schutz gab er- mit der Holzfälleraxt folgte er Walla zu jeder Zeit.

Überall im Lager gab es Bewegung.

Da waren nunmehr Bowien und Urien, welche die einfachen Leute mit ihren ebenso einfachen Waffen und Gerätschaften im Kriegshandwerk einwiesen.

Der Jäger Densell schulte die Leute, die es sich zutrauten oder mit einem Bogen schon angekommen waren, im Bogenschießen und anfertigen von Pfeilen.

Ranka und Shawn lehrten die magisch Begabten auf einer Lichtung in Schutzzaubern.

Sina und Simon unterwiesen wiederum andere magisch Begabte aus allen Blutlinien im Donatus- Angriffszauber, der wohl letztendlich die einzige echte Magierwaffe werden würde in einem wohl ungleichen Kampf.

Leute wuschen ihre Wäsche im Gebirgsbach, andere brachten sich beim Bau von provisorischen Hütten ein oder stellten einfach einen Kessel auf ein Feuer, um den Leuten eine Mahlzeit zu kochen.

Doch gibt es nicht nur die Redlichen im Land, sondern auch die böswillig Redseligen. So gelangte die Nachricht von den Leuten im Huppiner Wald dann doch auch nach Moorfeld an die Burg und auch in das Salfurther Heerlager.

In Salfurth indessen sah man sich als überlegenen Gegner der Leute in Huppin- daran bestand kein Zweifel. Man hatte mehr erfahrene Männer, war besser ausgerüstet und konnte letztlich sogar Reiter in den eigenen Reihen sehen. Derlei Berittene waren durch das Heer der Einfachen in Huppin nicht aufzustellen. Allein deswegen würde man nicht scheitern.

Torgyff stellte die Truppen zusammen.

Unter ihnen waren auch diejenigen Kämpfer, die bereits in südlichen Landen gekämpft hatten und sich nicht durch bessere Plünderungen bereits die Taschen vollgestopft hatten. Aber es fanden sich auch einige, die in all dem Zauberwerk, dass in dieser Grafschaft wider jedwede kirchliche Maßgabe lebte, durch eigenes Schwert ein Stück Einhalt zu gebieten dachten. Da war es auch ein kleineres Übel, einem Hofmagister gegen die magisch begabten Teufel in die Schlacht zu folgen.

Torgyff war es egal, wer sich anschloss oder wer durch seinen Herren bestimmt wurde, diesem kleinen Feldzug beizuwohnen. Er sorgte schon dafür, dass jeder seinen Platz hatte- im Zentrum und auch an den seitlichen Flanken der Schlachtordnung.

Und dann erhielt man die Nachricht aus Moorfeld, wo sich die Rebellen sammelten.

„Huppin?", zeigte sich Hauptmann Torgyff verwundert. „Das Tal ist eine Mausefalle für diese Narren. Wir werden sie bis in die oberen Täler treiben und jeden von ihnen erwischen. Wer sich nicht ergibt, den erwartet ein schnelles Urteil- der Tod. Wir sind in Überzahl, besser vorbereitet und stellen uns geordnet auf. Wir werden sie vernichten."

Der feiste Glatzkopf hatte sich bereits festgelegt, wie die Schlachtordnung auszusehen habe. Man hatte talaufwärts zu kämpfen, rechts einen Bachlauf zu beachten. Ab dem Bach wollte man sich linksseitig aufstellen, die linke Flanke gestärkt. Sie würden sich sicher in den Wäldern verstecken und die offene Schlacht vermeiden- noch dazu, da sie unterlegen waren. Wald bot Schutz, die Ebene und das Tal jedoch nicht. Die Reiterei sollte jedoch die Verfolgung übernehmen- hoch ins Tal hinein oder gegen Verlierer, die den verzweifelten Durchbruch ins Tal versuchen würden.

Morgen konnte man aufbrechen, die Moorfelder Garnison würde noch hinzukommen. Und übermorgen würde der letzte Tag der Rebellen sein.

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