Die Baumfrau

Die Wege hier herauf in das abseits der Hauptstraßen der Grafschaft liegende Nordtal waren schlecht. Zermalener Schotter und kleine Kiesel zeigten, dass hier der Weg für Fuhrwerke war, allerdings schmerzten schnell die Sohlen der Füße, denn stetig stachen spitze kleine Kiesel gegen den Schuh.

Man musste zuweilen kleine Rinnsale durchqueren, die über den Fuhrweg liefen. An manchen Stellen waren die Wegeausgewaschener und dadurch angenehmer zu laufen, aber es ging stets bergan, was Kraft kostete.

Das Nordtal.

Hier lagen die Orte Wodra, dann Führstetten und zuletzt Befohr- alte Ansiedlungen an kleinen Quellen. Wodra war bekannt für einen großen Steinbruch und Führstetten für Holz. Einige Bauern lebten hier im Tal, trieben Vieh und Schafe zumeist im Frühjahr auf höher liegende sattere Bergwiesen. Daher war auch der Käse aus dem Nordtal recht gut und bekannt.

Jetzt wirkten all diese Orte fast ausgestorben.

Gasthäuser gab es nach Wodra nicht mehr für die Leute, es lohnte sich hier oben nicht. In Fürstetten erbat man Obdach bei einer Bäuerin, welche die Drei Reisenden zwar ungläubig begutachtete- jedoch keine Fragen stellen wollte.

Als die Drei der Bäuerin beiläufig erzählten, dass man in die Wälder nördlich von Fürstetten wollte, um dort nach guten Plätzen für Beeren zu suchen, bekamen sie nur einen Ratschlag: „Dann geht ihr besser der 'Baum- Trude' aus dem Weg."

„Baum- Trude?"

„Ja."

„Wer ist denn die 'Baum- Trude?", fragte Simon interessiert, der sich nichts darunter vorstellen wollte.

„Die alte Agatha? Noch nicht von ihr gehört?", fragte die Bäuerin mit großen Augen.

Die Drei schüttelten die Köpfe.

„Man soll ja nicht schlecht reden über Andere, das gehört sich ja nicht. Aber die Agatha ist eine wirklich seltsame Frau. Lebt allein bei der großen Eiche- schon seit ihrer Jugend, heißt es. Ihr Liebster soll sie betrogen haben, da hat sie sich wohl damals bitterlich erzürnt und an ihm gerächt. Zu Tode soll er gekommen sein. Und von Schuld beladen hat sich die Agatha in den Wald zurückgezogen, um für das Elend, was sie verursacht hat, Buße zu leisten. Männer soll sie hassen! Hierher ins Dorf kommt sie nur zweimal im Jahr. Sie verkauft ihren Käse beim Krämer, ersteht dort ein paar Dinge für sich und dann- von einem Moment zum nächsten- puff! Ist sie wieder weg. So beschreiben es die Leute jedenfalls. Ich habe sie ewig nicht gesehen. Sie sieht bestimmt gruselig aus mittlerweile!"

So, wie es die Bauersfrau ausgeschmückt beschrieb, war die Trude ein Weib, vor dem es einem gruseln musste. Hoffentlich konnte man dem Weib aus dem Weg gehen.

Doch wenn man- wie Sina, Walla und Simon- sich ein Ziel gesetzt hat und schon davor ist, es zu erreichen, so musste man zuweilen auch einmal über seinen Schatten springen und sich auch seinen Ängsten und Vorurteilen stellen. Denn schon am nächsten Morgen musste man eben jenen Abschnitt des Waldes betreten, in welchem diese Baumfrau zurückgezogen lebte.

Und wie sich herausstellen sollte, waren manche Dinge nicht immer so, wie man es auf Grundlage von fremden Schilderungen erwartet hätte.

Im gleißenden morgendlichen Licht wirkte Fürstetten sehr malerisch. Eingebettet in die Berge und umgeben von recht saftigen ortsnahen Wiesen und Weiden, gab das Dorf vom letzten Hügel vor dem Wald ein Bild, welches viel Ruhe und Zufriedenheit ausstrahlte.

Blickte man von hier jedoch nach Norden, so sah man nach einer Senke einen großen und sehr dichten und dunklen Wald, wie man ihn bei dieser Höhenlage an den Berghängen nur selten zu sehen bekam. Der Wald wirkte sehr alt und auch der Baumbestand war viel durchmischter, als in tieferen Lagen der Moorfelder Grafschaft.

Und wenn es im Umland einen magischen Kraftsort gab- hier würde man ihn mit Gewissheit finden.

Simon nahm sich kurz nach Betreten des Waldes einen großen dicken Knüppel zur Hand.

„Mein Gehstock! Zum Stützen!", hatte Simon gesagt.

Walla jedoch konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Simon – wohl auf Grund der haarsträubenden Schilderungen um diese Baum- Trude- sich einfach nur für überraschende Begegnungen wappnen wollte. Simon war zwar mutig, jedoch auch ein Mensch, der Vorsicht und kluges Abschätzen einer Lage zu schätzen schien.

Es war schon seltsam, wie sich alles so zu fügen schien- ihr Kennenlernen von Simon, die gemeinsamen Erlebnisse, die gemeinsam erhaltenen Unterweisungen durch den Bibliothekar Chisto und dessen Tochter, die überhastete Flucht und das Wiedersehen. Und nun? Wieder gemeinsam unterwegs.

Walla betrachtete Simon, der sich durch Dickicht seinen Weg bahnte und Äste zurückhielt, damit sie nicht den Mädchen ins Gesicht schlugen. Dabei machte er ab und zu einen lustigen Spruch- wohl auch, um nicht zu viele Gedanken zu haben und sich vor möglichen Gefahren abzulenken. Und dies gelang ihm nicht nur für sich gut- er half so auch Sina und Walla, mögliche Bedenken zu zerstreuen. Und seine lockere und aufgeschlossene Art kam auch bei anderen Leuten gut an. Er war wirklich zu einem guten Freund geworden.

Simon blieb vorn unvermittelt zwischen mehreren starken und hochgewachsenen Bäumen stehen. Er drehte sich um sich selbst, sah hinauf zu den Baumkronen.

Auch Walla blieb stehen. Nach dem Anstieg musste sie ihren Atem beruhigen. Doch dann verspürte auch Walla eine Art von großer Magie in der Nähe.

Auch Sina hielt nun inne. Alle drei sahen sich kurz an. Man war sich einig- hier in der Nähe musste wohl der Kraftort zu finden sein.

Jeder für sich schloss kurz die Augen, um vielleicht einen Runen- Hinweis zu erhalten.

Walla entsann sich auf die Schriftrolle mit verschiedenen bekannten Runen, welche Chisto in seinem Haus den Dreien mehrfach zum Studieren und Erlernen vorgelegt hatte. Chisto wollte, dass diese Kernrunen zu den Kraftorten bei Jedem von den Dreien sitzen und keine Wissenslücke dazu mehr bestand.

Und die Schulungen des Bibliothekars trugen Früchte: Jeder der Drei kratzte eine Art Symbol auf den Boden des Waldes- sie waren gleich und zeigten eine Art Kreuzmarkierung mit einem Aufstrich im Zentrum. Es war ein einfaches Runen- Symbol- auch seinerzeit einfach zu erlernen.

Doch was wurde damit beschrieben? Wenn es sich so verhielt, wie bei den anderen Runensymbolen, dass musste sich der Kraftort ganz in der Nähe befinden? Und wenn man schon so nahe war, hier bereits magische Schwingungen zu empfangen- wie würde es dann erst an dem unbenannten Kraftort sein? Die Kraftort- Energie muss über die Maße hoch sein- ein echter Zugewinn für die magischen Kräfte eines jeden Einzelnen von ihnen.

„Suchen wir!", riet Walla mit großen erwartungsvollen Augen. „Der magische Kraftort kann nicht sehr weit entfernt sein. Achten wir auf alle Unregelmäßigkeiten oder Auffälligkeiten der Natur."

„Was ist das für eine eigenartige Naturkraft? Spürt ihr das auch?", fragte Sina und sah sich suchend um.

Simon überlegte. „Luftmagie vielleicht? Wassermagie? Etwas dazwischen vielleicht?"

Walla, welche sonst immer ein gutes Gespür hatte, schien auch zu keinem anderen Schluss bekommen zu sein. Sie zog ratlos die Schultern hoch und nickte leicht zweifelnd.

Die Drei getrauten sich jedoch nicht, sich aufzuteilen. In der Gruppe schlängelten sie sich zwischen den eng stehenden dicken Baumstämmen hindurch- am Boden suchend, das Umfeld abschätzend.

Simon gebot Sina und Walla zum kurzen Halt mit einer Handbewegung.

„Wartet!", flüsterte er und belauschte dann das Umfeld.

„Was ist? Hast Du was gehört?", flüsterte Sina, die sich auf den Boden des Waldes gehockte hatte.

Simon antwortete nicht. Er legte seinen Zeigefinger auf den Mund, um zu zeigen, dass er Ruhe wolle.

Angespannt lauschten alle.

„Möööh." – hörte man in der Nähe.

„Eine Ziege?"

Und da- nochmal, allerdings etwas höher und weniger Kraftvoll klingend.

Simon zeigte mit zwei Fingern in eine Richtung. „Ich denke- von dort kam es!"

Geduckt schlichen die Drei nun weiter- in der Richtung, wo es wohl die Ziegen gab. Wo Ziegen sind, da sind vielleicht auch Menschen, die für die Tiere zu sorgen haben.

Die Bäume waren stark bemoost. Selbst im unteren Teil der Bäume entsprießen kleine neue Triebe- fast aus jedem Baum hier. Der Wind ließ die Blätter tanzen- für einen Moment war das Rascheln der Blätter in den Baumkronen der einzige Ton in diesem Wald. Hinzu gesellte sich hier und dort die Stimme eines Vogels.

„Määäh." – der Ruf einer jungen Ziege schien recht nahe zu sein.

Simon, der vornweg ging, deutete nach links. Ein niedriges Zaungestellt zwischen den Bäumen war zu erkennen.

„Riecht ihr das? Da ist irgendwo sicherlich ein Feuer. Das ist Rauchgeruch.", warf Sina flüsternd ein.

Sina hatte Recht. Auch Walla konnte es nun riechen.

Eine Hütte?

Ja- dort hinten.

Jemand hatte sich eine Hütte zwischen mehreren Bäumen errichtet. Bretter waren an den Bäumen fest angeschlagen worden- recht hoch sogar. Oben schirmte ein Dach den labil wirkenden Bau ab, welcher zu einem großen- fast steinern wirkenden Baum in der Mitte zuliefen. Die Waldhütte sah sehr eigenwillig aus, schien auch keine wirklichen Fenster zu haben.

Und was es nicht einfacher machte: Die Magie des Kraftortes schien sich dort irgendwo zu befinden, wo nun diese Hütte hier im dichten Wald stand. Das war schon sehr seltsam.

Simon richtete sich aus seiner gebückten Schleich- Haltung auf. Er drehte sich zu Walla um, die hinter ihm nachgeschlichen war.

„Na klar! So musste es ja auch kommen. Es hätte ja wenigstens einmal leicht sein können!"

Walla lachte kurz, dann machte auch sie sich wieder gerade. Auch Sina tat es ihnen gleich.

„Irgendwo dort muss es sein, nicht wahr?", fragte Sina.

Walla nickte. Dann blickte sie Simon bittend an.

„Genau! Ich soll natürlich vorgehen. Walla? Sieh dir doch nur einmal dieses Haus dort an. Das schreit ja förmlich: Hallo Simon! Komm zu mir! Ich bin eine Männerhassende Hexe! Tritt bitte ein!"

Walla und Sina konnten sich eines Lachens nicht erwehren- Simon war da wohl nicht so sehr mutig, nachdem, was man Ihnen von der Baumfrau gesagt hatte.

So nahm Walla ihren Mut zusammen und ging in Richtung der Hütte voran. „Ach komm schon! Dann gemeinsam. So schlimm wird es hoffentlich nicht werden, oder?"

Zu Dritt gingen sie auf die Hütte zu. Ein Eingang war auf ihrer Seite nicht zu erkennen, darum mussten sie um die Hütte herum.

„Hallo? Ist jemand zu Hause?", fragte Walla deutlich, auch wenn der Wind und das Rauschen der Blätter die Worte etwas verschluckten. „Ist hier Jemand?"

Und tatsächlich war jemand da. Eine Frau- allerdings nicht von dem Alter und Aussehen, wie man es hätte vermutet. Die Frau hockte bei einer Ziege, die sich wohl mit einem Bein in einer Schlinge verfangen hatte und verletzt schien. Die Frau war mittleren Alters- vielleicht dreißig oder fünfunddreißig Jahre alt, hatte langes dunkles Haar- verwirbelt zu einer Art groben Seitenzopf- und sah eigentlich, nun ja, freundlich und sanftmütig aus. Große braune Augen blickten die unerwarteten Besucher an.

Simon – und wohl auch Sina und Walla- waren beim Anblick der Frau deutlich erleichtert. Man hatte eine alte runzlige und mürrisch- faltige Gestalt erwartet- einen Besen schwingend, lange Nagelkrallen an den Händen, gefährliche Gestalt.

Diese Frau jedoch machte den Eindruck einer freundlichen Frau aus der Nachbarschaft, die durchaus auch eine gute Freundin sein konnte. Und wäre Vater Gunther mitgekommen, so würde diese nette und hübsche Person vielleicht sogar Vater Gunther dazu gebracht, sich balzend und stattlich zu präsentieren, wäre er nicht mit Gisela so eng verbunden. Die Frau schien nett.

Aber sie schien auch besorgt- wegen ihrer kleinen Ziegenfreundin.

So sprang Simon schnell nach vorn zum Ort des Geschehens.

„Oh mein Gott! Das arme Tier. Wartet- ich kann ihr vielleicht helfen.", sprach Simon und warf seinen Beutel vor den Körper, als er sich zu seiner tierischen Patientin beugte.

Simon ignorierte die Frau- kümmerte sich sofort um die junge Ziege.

„Eine Dornenschlinge. Ich schätze von einer Brombeer- Hecke oder ähnlichem. Das ist nicht weiter schlimm.", schätzte Simon sofort ein, kramte in seinem Beuten, entnahm eine Art Zange- knappste die Dicke Heckenschlinge an mehreren Stellen durch, warf den Schlingenrest behände bei Seite und sah sich die Wunde am Hinterlauf an. Dann kramte er wieder nach einer Art Salbe, die er schnell aufbrachte. Zuletzt griff er sich mehrere Kräuter aus einem kleinen Leinenbeuten, tat diese auf die Wunde und war schon dabei, einen Umschlag aus rissigem Leinentuch festzubinden. Zudem legte er noch seine Hände auf den Verband auf und schloss die Augen, um- in sich ruhend- wohl eine Art magischen Heilzauber wortlos und nur mit der Kraft seiner Hände anzuwenden.

Die drei Frauen standen wortlos daneben.

Simon wirkte in seinem Element. Für ihn waren alle Personen verschwunden- er selbst nur auf die Heilung und Versorgung des kranken Tieres fixiert. Zuletzt entdeckte Simon nach all dem Prozedere noch einen Dorn im Huf des kranken Tieres, den er mit einem Hufkratzer aus seinem Fundus im Beutel schnell entfernte.

Erst dann ließ Simon das Tier, welches all die Abläufe ruhig ertragen hatte, wieder aufstehen und davonhumpeln. Mit einem „Määh!" dankte die Ziege.

„Gern geschehen!", schloss Simon noch den Dialog mit der kleinen Ziege ab.

Erst nun bemerkte Simon, dass alle drei Frauen um ihn herum standen- wortlos und auch irgendwie bewundernd, wie souverän Simon der Ziege weiteren Schmerz erspart hatte. Die Blicke der drei Frauen verrieten es ihm. Und Simon? Er fühlte sich ertappt, was er mit großen aufgerissenen Augen fragend auch zeigte. Daher lenkte er von der Sache mit der Ziege ab.

„... Und Guten Morgen!", sprach Simon zu der 'Baum- Trude', die ihm wohl nun auch nicht mehr viel Angst zu machen schien.

„Guten Morgen!", antwortete die Frau mit netter und warmer Stimme. „... und Danke! So schnell hätte ich das wohl nicht hinbekommen. Mich verwundert auch, dass Milli- so ist der Name der Ziege- so still und ruhig liegen geblieben ist. Ich habe jetzt doch schon einige Zeit mit ihr gerungen, um das zu schaffen. ... Also Danke. Was hast du für Kräuter benommen?"

„Nur wenig zerriebenen Salbei und etwas Beinwell- festgeklebt mit meiner Spucke!", erklärte sich Simon kurz. „Verstehst du Dich auf Kräuter?"

„Ein wenig. Und auch aufs Heilen, wenn ich das sagen darf. Jedoch hätte es bei mir nicht so gut und schnell geklappt, Milli auf die Beine zu bekommen. Ich bin beeindruckt.", gab die Frau bekannt und lächelte.

Nun nahmen auch Sina und Walla am Gespräch teil.

„Hallo. So ist er halt, unser Simon. Simon ist Heilkundiger- und ja- für Tiere. Darauf versteht er sich wirklich gut. Ich bin Walla. Dies ist meine Schwester Sina."

„Guten Morgen. Ich heiße Agatha."

„Ein interessantes Haus hast Du hier- mitten im Wald zwischen den Bäumen? Etwas eigenwillig vielleicht- aber sehr interessant.", warf Sina ein.

Die Baumfrau nickte.

„Warum lebst Du nicht im Dorf? Bei den Anderen?", hakte Sina viel zu direkt für eine Begrüßung nach.

„Das ist eine lange Geschichte. Aber kommt besser erst einmal herein in meine Behausung. Hier im Wald ist es doch recht frisch so früh am Morgen."

Die Baumfrau Agatha ging voran ins Haus. Eine richtige Tür gab es nicht- nur einen schweren, dicken Vorhang, den Agatha mühselig mit Kraft wegschob.

Viel Platz bot sich in der Hütte nicht. Es roch fruchtig am Kessel über der Feuerstelle. Einige Regale, ein recht gut gezimmertes Bett, eine Art von Holzdielen als Boden um die Kälte fernzuhalten.

Walla zeigte sich interessiert an dem Fruchtsud in dem kleinen Topf über dem Feuer.

„Was ist das?"

„Eine Art Grütze. Getreideflocken, Beeren, Wasser. Magst du mal probieren? Aber vorsicht- es ist heiß."

Agatha reichte Walla einen Holzlöffel.

„Ist wirklich gut! Hier- Sina, koste mal."

Auf einem Hocker mit Fell setzte sich Agatha. Sie beobachtete die Drei, konnte sich aber keinen richtigen Reim daraus machen, warum es die jungen Leute in 'ihren' Wald verschlagen hatte.

„Woher stammt ihr? Ihr seid nicht aus dem Dorf, oder?"

„Nein.", sprach Simon. „Ich bin aus Spornklamm. Sina und Walla stammen aus der Nähe von Mittenberg."

„Ich bin einfach mal direkt: Was hat Euch hierher in meinen Wald verschlagen? Normalerweise machen die Leute aus dem Dorf einen großen Bogen um meine Hütte. Aber ihr? Es scheint, ihr habt nach mir gesucht? Hat Euch meine Mutter hergeschickt, um mich zu überzeugen, nach Fürstetten zurückzukehren?", fragte die Baumfrau.

Irritiert sahen sich Walla und Simon an, während Sina noch einen Nachschlag von der fruchtigen Grütze kostete. Irgendwie waren sich Simon und Walla nicht so ganz sicher, wie offen man reden sollte.

Dies fiel auch Agatha auf. „Oder verbergt ihr etwas?"

Walla entschloss sich, ebenfalls so offen zu sprechen. „Sagen wir mal so: Aus dem Dorf hat uns niemand geschickt. Wir suchen einen speziellen Ort hier im Wald."

„Dann seid ihr auch mit einer magischen Kraft gesegnet? Hat Euch das hierhergezogen?"

Wieder hielten Walla und Simon inne, wollten nicht zu viel erklären. Und wieder war es Sina, die wenig Sorgen damit hatte, darüber zu sprechen.

„Ja. So ist es. Und wir haben das Gefühl, dass dein Haus wohl der Kraftort in diesem Wald ist. Ist das richtig?", plauzte es aus Sina heraus, während sie den Löffel genussvoll ableckte.

Simon hüstelte kurz. Die Art von Sina, immer direkt mit der Tür ins Haus zu fallen, missfiel ihm.

„Wir haben allesamt das Gefühl, dass die Magie hier sehr stark ist. Wir denken, es könnte ein alter Kraftort für Menschen mit magischer Blutlinie sein. Und wenn auch Du solcher Linie entstammst, dann müsstest Du es sicherlich auch so empfinden. Kann das sein?"

Agatha nickte zustimmend.

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